Nadschi al-Ali

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Graffiti-Porträt in Ramallah (2012)

Nadschi Salim al-Ali (arabisch ناجي سليم حسين العلي Nadschi Salim Husain al-Ali, DMG Nāǧī Salīm Ḥusain al-ʿAlī; * 1938 in al-Schadschara, Völkerbundsmandat für Palästina; † 29. August 1987 in London) war ein palästinensischer Cartoonist, der vor allem Israels Besatzungspolitik, aber auch die Haltung der arabischen Bruderstaaten sowie die Stellung bestimmter Kreise der palästinensischen Gesellschaft kritisierte. Er wurde gemeinsam mit seiner Familie während des ersten Arabisch-Israelischen Krieges aus al-Schadschara, später Teil der israelischen Siedlung Ilaniya (in Galiläa zwischen Tiberias und Berg Tabor gelegen), in den Libanon vertrieben. Dort wuchs er in dem Flüchtlingslager Ain al-Hilweh nahe Sidon auf.[1] Er zeichnete mehr als 40.000 Cartoons für verschiedene arabische Periodika. Seine bekannteste Figur ist der palästinensische Junge „Handala“.

Ermordung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es ist immer noch nicht geklärt, wer am 22. Juli 1987 das Feuer vor dem Londoner Büro der kuwaitischen Zeitung „Al Qabas“ auf Naji al-Ali eröffnete. Naji al-Ali verblieb bis zu seinem Tode am 29. August 1987 im Koma. Sein letzter Wille sah vor, neben seinem Vater im Flüchtlingslager Ain al-Hilweh bestattet zu werden. Aus organisatorischen Gründen war dies nicht möglich, so dass er auf dem Brookwood Islamic Cemetery vor London seine letzte Ruhestätte fand.

Scotland Yard verhaftete Ismail Sowan, einen aus Jerusalem stammenden 28-jährigen palästinensischen Wissenschaftler an der University of Hull, und fand ein Waffenlager in seiner Wohnung. Das Waffenlager war laut Scotland Yard angelegt worden, um Terroranschläge in Europa durchzuführen. Er wurde allerdings nur wegen Waffenbesitzes angeklagt. Zunächst stellte Scotland Yard fest, dass er ein Mitglied der PLO ist, die eine Beteiligung aber bestritt.[2][3]

Sowan gestand später, dass er zugleich für die PLO wie auch für den israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad gearbeitet habe. Seiner Aussage zufolge habe der Mossad über die Attentatspläne frühzeitig Bescheid gewusst und habe diese Informationen jedoch nicht an den britischen Geheimdienst weitergegeben. Diese Darstellung der Ereignisse führte im Nachhinein zu erheblichen Spannungen zwischen der britischen und der israelischen Regierung, was in der Konsequenz zur Ausweisung von wenigstens einem israelischen Diplomaten aus Großbritannien führte.[4] Die damalige britische Premierministerin Margaret Thatcher ließ daraufhin das Büro des Mossad in Palace Green, Kensington[5] schließen.

Hansala[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hansala auf einer Mauer in Bil'in

Die Figur des Hansala (حنظلة, DMG Ḥanẓala) erschien erstmals 1969.[6] Der palästinensische Junge mit dem großen runden Kopf trat dann meist als stiller Beobachter auf, der nur von hinten zu sehen ist. Er trägt zerschlissene Kleidung und ist barfüßig. Er stellt einen zehn Jahre alten armen Palästinenser dar, der gegen die israelische Besatzung demonstriert. 10 Jahre, weil sein Schöpfer genau mit diesem Alter seine Heimat verlassen musste.[7][6] In der Regel steht er stumm und unbeweglich mit Blick auf das Geschehen da. Nur wenn Kinder involviert sind oder zu Schaden kommen, zeigt der Hansala starke Emotionen. In der Folgezeit wurde er die Signatur von Nadschi al-Ali und kam in jedem Cartoon entweder direkt in der Handlung oder als kleines Logo vor. Heute ist die Figur in den Palästinensischen Autonomiegebieten und der palästinensischen Diaspora häufig abgebildet.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nadine Kreitmeyr: Der Nahostkonflikt durch die Augen Hanzalas. Stereotypische Vorstellungen im Schaffen des Karikaturisten Naji al-'Ali. Klaus Schwarz Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-87997-402-3.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Naji al-Ali – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Barbara Harlow: Writers and Assassinations. In: Sidney J. Lemelle, Robin D. G. Kelley (Hrsg.): Imagining Home: Class, Culture and Nationalism in the African Diaspora, 1994, ISBN 0-86091-585-9, S. 167–184.
  2. David Pallister: Arab on arms find charge. In: The Guardian, August 18, 1987.
  3. Associated Press: Palestinian Journalist Dies of Wounds in London. In: The New York Times. 30. August 1987, abgerufen am 7. Juni 2023.
  4. Francis X. Clines: Britain Orders Israeli Diplomat to Leave. In: The New York Times, 18. Juni 1988.
  5. Duncan Gardham: Dubai Hamas assassination: the sticky relationship. In: The Daily Telegraph, 17 Feb 2010.
  6. a b Martin Schäuble: Die Geschichte der Israelis und Palästinenser – Der Nahost-Konflikt aus der Sicht derer, die ihn erleben. Carl Hanser Verlag, München 2024, ISBN 978-3-446-27933-9, S. 67.
  7. Who is Handala, Handala.org