VBZ Ce 4/4 (Kurbeli)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von VBZ Xe 4/4)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ce 4/4 «Kurbeli»
Nummerierung: Ce 4/4 1351–1370
(bis 1947 Ce 4/4 351–370)
Ce 4/4 1371–1375
Ce 4/4 1376–1415
Anzahl: 65 Triebwagen
Hersteller: mechanischer Teil:
SWS
elektrischer Teil:
MFO, BBC
Baujahr(e): 1351–1370: 1940–1945
1371–1375: 1947
1376–1415: 1947–1954
Ausmusterung: 1986–1999
Achsformel: Bo’Bo’
Spurweite: 1000 mm (Meterspur)
Länge über Kupplung: 13'950 mm
Höhe: 3970 mm mit gesenktem Stromabnehmer
Breite: 2200 mm
Drehzapfenabstand: 6400 mm
Drehgestellachsstand: 1351–1375: 1700 mm
1376–1415: 1850 mm
Leermasse: 1351–1370: 17,5 t
1371–1415: 18 t
Höchstgeschwindigkeit: 55 km/h
Stundenleistung: 211 kW
Stundenzugkraft: 30 kN bei 25 km/h
Raddurchmesser: 720 mm
Motorentyp: 1351–1370: EM 24g
1371–1375: GLMO301s
1376–1415: 3EMJ 26
Stromsystem: 600 V =
Stromübertragung: Oberleitung
Anzahl der Fahrmotoren: 4
Bremse: Elektrische Bremse, Druckluftbremse, Magnetschienenbremse, Handbremse
Betriebsart: Einrichtungsfahrzeug
Kupplungstyp: +GF+
Sitzplätze: 27
Stehplätze: 73

Die VBZ Ce 4/4 «Kurbeli» mit den Betriebsnummern 1351–1415 waren Triebwagen der Strassenbahn Zürich. Die Städtische Strassenbahn Zürich (StStZ) beschaffte von 1940 bis 1954 in drei Lieferlosen 65 mittelschwere Grossraumwagen dieser Bauart, die von der Schweizerischen Wagonsfabrik Schlieren (SWS) zusammen mit der Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) gebaut wurden, wobei MFO die elektrische Ausrüstung lieferte, bis auf die fünf 1947 gelieferten Wagen mit elektrischer Ausrüstung von Brown, Boveri & Cie. (BBC).[1] Der Spitzname «Kurbeli» bezieht sich auf die Bedienung der Fahrzeuge mit einer Handkurbel, womit sie sich von den Ce 4/4 «Pedaler» unterschieden, deren Schützensteuerung mit den Füssen bedient wurde.

Typenskizze Ce 4/4 1351–1370

Die ersten 20 Wagen wurden mit den Nummern 351 bis 370 in den Jahren 1940 bis 1947 abgeliefert. Sie bildeten zusammen mit den «Pedalern» die Grundlage für die Schweizer Standardwagen, die vom Verband schweizerischer Transportanstalten (VST) entwickelt wurden. Im Bezeichnungssystem der landesweit einsetzbaren Einheitsbauarten erhielten die «Kurbeli» als mittelschwere Grossraumwagen die Typenbezeichnung Ib.

Mit der Umnummerierung im Jahre 1947 erhielten alle Motorwagen zur Unterscheidung von den Anhängern sowie Auto- und Trolleybussen eine vierstellige Nummer, die mit einer 1 begann. Somit erhielt die erste Serie die Nummern 1351 bis 1370,[2] der im selben Jahr fünf weitere Wagen mit den Nummern 1371 bis 1375 folgten. Die nachfolgenden 40 Wagen mit den Nummern 1376 bis 1415 unterschieden sich von der ersten Serie durch Drehgestelle mit Innenrahmen. Nach Abschaffung der 1. Wagenklasse im Jahre 1956 änderte sich die Bauartbezeichnung der «Kurbeli» in Be 4/4.

Die Wagen standen bis Ende der 1990er Jahre im Einsatz, zuletzt auf den Linien 4, 6, 10 und 15.

Wagen 1392 wird vom Tram-Museum Zürich (TMZ) betriebsfähig erhalten und gelegentlich auf der Museumslinie 21 eingesetzt, Wagen 1379 war zuerst für das von AMTUIR betriebene Musée des transports urbains de France in Paris bestimmt, ist aber seit 2013 wieder zurück in der Schweiz und für das TMZ remisiert.[3]

Die mittelschweren Grossraumwagen hatten einen selbsttragenden Wagenkasten aus Stahlblech, der mit Profilträgern ausgesteift war. Als Einrichtungswagen hatten sie auf der rechten Seite drei Falttüren angeordnet. Erstmals wurde ein Fahrgastfluss-System angewandt, bei welchem die Fahrgäste von hinten am Kondukteur vorbei zu den Sitzplätzen in 2+1-Anordnung und den vorderen beiden als Ausstieg dienenden Türen zirkulierten. Aus diesem Grund war im Heck des Fahrzeugs ein grosser Stehraum angeordnet, der über eine besonders breite Einstiegstüre erreicht werden konnte. Der Kondukteur hatte seinen Platz neben dem Heckeinstieg und verrichtete seine Arbeit im Sitzen. Aufgrund ihrer Länge war der Kasten an den Wagenenden eingezogen. Trotzdem waren einige Streckenanpassungen notwendig, bis die Wagen ohne Einschränkung im ganzen Netz verkehren konnten.

Die ersten 20 Triebwagen hatten Drehgestelle mit Aussenrahmen, der gekröpfte Längsträger aufwies. Der Wagenkasten stützte sich über eine Wiege auf die über dem Längsträger des Rahmens angeordneten Blattfederpakete auf das Drehgestell. Der Rahmen stützte sich wiederum über Wickelfedern auf die Achslagerträger, die mit Pendelrollenlagern der in Oerlikon ansässigen Kugellagerwerke J. Schmid – Roost AG (SRO) ausgestattet waren. Im Drehgestell waren zwei Tatzlagerantriebe angeordnet, die über Stirnradgetriebe mit der Übersetzung 1:5,69 auf die Radsätze arbeiteten. Die Räder hatten gummigefederte Radscheiben nach dem System SAB.[4]

Die letzten 40 Wagen hatten Drehgestelle mit innen gelagerten Radsätzen. Anstelle des Wiegenbalkens waren die Wiegenfedern quer zur Fahrrichtung angeordnet und übernahmen die Funktion des Balkens. Die Motoren waren voll abgefedert im Drehgestell gelagert und trieben über einen MFO-Federantrieb die Radsätze an.[5]

Die elektrische Ausrüstung bestand aus einem Scherenstromabnehmer auf dem Dach und einer Hüpfersteuerung mit 34 elektropneumatischen Schützen, die in einem Kasten in der linken Seitenwand untergebracht waren. Auf den Dachautomaten wurde verzichtet, ebenso fehlten Wendeschalter und Gruppierschalter. Alle diese Aufgaben wurden von Hüpfern übernommen, die Ströme bis 1800 A abschalten konnten.[6]

Die Bedienung erfolgte über einen kleinen Steuerkontroller, der mit einer Kurbel auf der linken Seite im Führerstand angeordnet war, rechts befand sich das Führerbremsventil der Druckluftbremse. Der Steuerkontroller besass 13 Fahrstufen in Reihenschaltung, 10 Fahrstufen in Reihen-Parallelschaltung, eine Feldschwächstufe, 15 Bremsstufen und eine Notbremsstufe. Beim Anfahren sind alle vier Motoren in Reihe geschaltet, bei höheren Geschwindigkeiten sind zwei Gruppen zu zwei parallelgeschalteten Fahrmotoren in Reihe geschaltet. Im Fehlerfall können jeweils zwei Motoren zusammen abgetrennt werden. Eine Fahrzeugbatterie versorgt die Magnetschienenbremse und die Steuerstromkreise. Sie wird ständig geladen durch eine Reihenschaltung mit der Wagenbeleuchtung, der Heizung und dem Kompressor.[6]

Schneepflüge Xe 4/4 1921–1929

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Schneepflug Xe 4/4 1924
Cargotram Xe 4/4 1922

In den Jahren 1979 und 1981 wurden die Wagen 1351 bis 1359 in Schneepflüge umgebaut. Für den Umbau wurde der Wagenkasten hinter der vorderen Türe abgeschnitten und mit einer geraden Stirnfront verschlossen. Davor wurde ein Schneepflug angebracht, der vertikal und horizontal hydraulisch verschoben werden konnte. Im Führerstand wurden zwei Arbeitsplätze eingerichtet: links für den Wagenführer, rechts für den Beifahrer, der den Schneepflug bedient.[7] Auf dem Dach wurde ein Einholmstromabnehmer platziert. Die Wagen erhielten die Bezeichnung Xe 4/4 1921–1929, wobei die neuen Nummern keinen Bezug zu den alten Wagennummern hatten. Von den neun Schneepflügen wurden zwei im Jahre 1999 an die Städtischen Verkehrsbetriebe Bern (SVB) verkauft und drei 1999 abgebrochen.[1] Wagen 1922 wurde zum Cargotram umgebaut, das in der Sperrmüllabfuhr eingesetzt ist. Manchmal sind die Schneepflüge auch mit Kameraausrüstungen für Vermessungsarbeiten unterwegs.[8]

Xe 4/4 ex Be 4/4 Status
1921 1353 1999 abgebrochen
1922 1351 Cargotram
1923 1354
1924
1925
1926 1357 1999 abgebrochen
1927 1355 1999 an SVB als Xe 4/4 504[7]
1928 1356 1999 abgebrochen
1929 1359 1999 an SVB verkauft
  • R. Liechty: Die Triebwagen der Reihe 351 der Städtischen Strassenbahn Zürich. In: Schweizerische Bauzeitung. Band 119, Nr. 23, 1942, S. 265–266, doi:10.5169/SEALS-52374.
  • H. Streiff: Vom Rollmaterial der Städtischen Straßenbahn Zürich. In: SEAK (Hrsg.): Eisenbahn Amateur. Nr. 10, 1949, Mittelschwere Motorwagen, S. 295–299.
Commons: VBZ Be 4/4 Kurbeli – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Das Tram in Zürich: 1928 bis 1962. Sutton Verlag GmbH, 2011, ISBN 978-3-86680-929-1, S. 34.
  2. Umnummerierung des Rollmaterials der Städtischen Straßenbahn Zürich. In: SEAK (Hrsg.): Eisenbahn Amateur. Nr. 1/2, 1947, S. 17–18.
  3. VBZ Be 4/4 1379. Tram-Museum Zürich (TMZ), abgerufen am 26. Dezember 2022.
  4. Streiff: Vom Rollmaterial der Städtischen Straßenbahn Zürich. 1949, S. 297
  5. Streiff: Vom Rollmaterial der Städtischen Straßenbahn Zürich. 1949, S. 297–298
  6. a b Streiff: Vom Rollmaterial der Städtischen Straßenbahn Zürich. 1949, S. 299
  7. a b Hans-Rudolf Stoll: Dienstmotorwagen. Abgerufen am 26. Dezember 2022.
  8. markrijs18: VBZ Dienstmotorwagen Xe 4/4 1923 ex VBZ Be 4/4 1354) Neumühlequai – Central, Zürich (CH). 21. August 2020, abgerufen am 26. Dezember 2022.