Anglophilie

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Voltaire:
„Lettres philosophiques“, Basel 1734

Anglophilie (von lateinisch Anglus ‚englisch‘ und altgriechisch φιλία philía, deutsch ‚Freundschaft‘, ‚Liebe‘, ‚Zuneigung‘) bezeichnet die Vorliebe für Englisches. Die Übersteigerungsform ist die Anglomanie. Abneigung gegenüber Englischem wird als Anglophobie bezeichnet.

Einer der Väter der kontinentalen Anglophilie war der Franzose Voltaire, der in seinen „Lettres philosophiques“ (auch bekannt als „Lettres anglaises“) 1733/1734 das hohe Lied der englischen Freiheit anstimmte, um damit ein positives Gegenbild zu den Zuständen in Kontinentaleuropa zu entwerfen (vgl. Voltaire in England).

Die Anglophilie in Deutschland ist eine Bewegung, die in der Literatur wurzelte und in die Politik übergegangen ist. Vorreiter waren Gotthold Ephraim Lessing mit seinem Stück Miss Sara Sampson (1755) sowie Christoph Martin Wieland und Johann Wolfgang Goethe mit ihrer Verehrung von Shakespeare. Die deutsche Anglophilie des 19. Jahrhunderts, so bei Gustav Freytag und Theodor Fontane, beruhte besonders auf der Bewunderung für Walter Scott sowie für Queen Victoria und ihren deutschen Prinzgemahl, Albert von Sachsen-Coburg und Gotha. Thomas Mann vertraute seinem Tagebuch von 1948 den Wunsch an: „Wäre ich nur in die angelsächsische Kultur hineingeboren!“[1] Anglophilie und Germanophilie, die Liebe zu allem Deutschen, fungierten teilweise spiegelbildlich. Der deutschen Anglophilie folgte die englische Rezeption deutscher Klassiker und Romantiker und im Anschluss daran wiederum die Rezeption englischer germanophiler Schriftsteller in Deutschland.[2]

Bekannt für ihre Anglophilie sind die Hanseaten (vgl. ausführlich Anglophilie der Hanseaten), die darüber hinaus dem englischen Lebensstil nacheiferten. Unter dem Eindruck seiner Anglophilie wird Hamburg noch heute als „die allerenglischste Stadt des Kontinents“ apostrophiert.[3]

Wiktionary: Anglophilie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Anglomanie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Brief vom 23. November 1948 an Agnes E. Meyer, zitiert nach: Hans Rudolf Vaget: „Wäre ich nur in die angelsächsische Kultur hineingeboren!“ Zur Archäologie von Thomas Manns West-Orientierung. In: Thomas Mann Jahrbuch 8 (1995), S. 185–208.
  2. Lore Knapp, Eike Kronshage (Hrsg.): Britisch-deutscher Literaturtransfer 1756–1832. De Gruyter, Berlin/Boston 2016, ISBN 978-3-11-050004-2. Ferner Guenther Roth: Max Webers deutsch-englische Familiengeschichte 1800–1950. Mohr Siebeck, Tübingen 2001, ISBN 3-16-147557-7, S. 489.
  3. Helmut Böhme: Frankfurt und Hamburg. Des Deutschen Reiches Silber- und Goldloch und die allerenglischste Stadt des Kontinents, Frankfurt am Main 1968.
  4. ein Werk im Rahmen der NS-Kulturpolitik, Romanistischer Teil des Teilprojekts „Auseinandersetzung mit Westeuropa“, geleitet von Fritz Neubert, zuletzt FU Berlin, der vier deutschen Regimes (Weimar, NS, DDR, BRD) problemlos diente. Initiator des Gesamtprojekts war Paul Ritterbusch, Kiel, im Auftrag des REM Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, kurz vor der Westoffensive der Wehrmacht. Näheres: Patricia Oster: Am Wendepunkt. Deutschland und Frankreich um 1945 Transcript, Bielefeld 2008 ISBN 978-3-89942-668-7, online lesbar