Renate Blume

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Renate Blume beim Filmfestival Karlovy Vary 1964

Renate Blume, verheiratete Renate Blume-Reed, (* 3. Mai 1944 in Bad Wildungen, Hessen) ist eine deutsche Schauspielerin. Ihren Durchbruch hatte sie 1964 als junge Versicherungsbüroangstellte Rita Seidel an der Seite von Eberhard Esche in der DEFA-Produktion Der geteilte Himmel. Sie spielte in über 70 Film- und Fernsehproduktionen.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Renate Blume wurde 1944 im hessischen Bad Wildungen als Tochter eines Ingenieurs geboren. 1956 zog die Familie nach Dresden.[1] Bereits in jungen Jahren nahm sie Ballettunterricht an der Palucca Hochschule für Tanz Dresden.[1] Mit dem Regisseur Frank Beyer (1932–2006) war sie von 1969 bis 1974 verheiratet.[2] Von 1974 bis 1976 war sie mit dem Schauspieler Gojko Mitić (* 1940), den sie während der Dreharbeiten von Ulzana kennenlernte, liiert.

1981 heiratete Blume den in die DDR übergesiedelten US-amerikanischen Schauspieler und Sänger Dean Reed, der den späteren Produzenten und Schauspieler Alexander Reed (* 1969) adoptierte, der aus Blumes erster Ehe mit Regisseur Beyer stammte. Nach einem heftigen Eifersuchtsstreit mit ihr, fand man Reed am 13. Juni 1986 tot im knietiefen Wasser des Zeuthener Sees mit aufgeschnittenen Pulsadern und einer Überdosis Schlaftabletten.[3] Er hinterließ einen 15 Seiten langen Abschiedsbrief an den Abteilungsleiter im SED-Zentralkomitee Eberhard Fensch, der von der DDR-Regierung bis 1990 unter Verschluss gehalten wurde. Darin hieß es unter anderem, seine Frau quäle ihn seit Jahren durch Eifersucht. Dem Sozialismus schwor er nicht ab und schrieb dazu: „Es ist die einzigste Lösung für die Hauptprobleme für die Menschheit der Welt.“[4]

Blume lebt in Berlin.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausbildung und Theater[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blume wollte ursprünglich Balletttänzerin werden, sollte allerdings auf Anraten der Eltern Medizin studieren, woraufhin sie die Ballettschule aufgab.[5]

Sie besuchte die Erweiterte Oberschule und beobachte während dieser Zeit Proben an verschiedenen Bühnen, so am Theater der Jungen Generation, wo sie Glasers Inszenierung des Märchenballetts Aschenbrödel von Johann Strauss (Sohn) mit Rosemarie Schelenz in der Titelrolle sah und zu der Ansicht kam, sie könne dies auch.[5] Nach einem erfolgreichen Vorsprechen mit der Giftszene aus Romeo und Julia, sollte sie nach ihrem Abitur zurückkehren, was ich auch so umsetzte.[5] Ab 1962 studierte sie an der Staatlichen Schauspielschule in Berlin-Schöneweide. Nach ihrem Abschluss 1965 stand sie als Mitglied des Dresdner Staatstheaters bis 1970 fast ausschließlich auf der Bühne.

Ab 1990 arbeitete Blume als Schauspiellehrerin und war wieder zunehmend auf der Theaterbühne präsent, u. a. war sie auf Tournee mit den Stücken Die Glasmenagerie von Tennessee Williams und Tod eines Handlungsreisenden von Arthur Miller, gastierte an den Landesbühnen Sachsen in Der Tod und das Mädchen und beim Theaterkahn Dresden, spielte am Theater am Dom in Köln, in der Kleinen Komödie am Max II in München, am Theater am Kurfürstendamm, am Winterhuder Fährhaus in Hamburg und im Theater an der Kö in Düsseldorf. 2001 stand sie gemeinsam mit Alexander Reed, ihrem Sohn, auf der Bühne der Störtebeker-Festspiele in Ralswiek auf Rügen. Ab 2003 war sie in mehreren Rollen am Berliner Kriminal Theater zu sehen, so etwa unter der Regie von Kaspar Eichel im Kriminalstück Mord um Mord von Wolfgang Binder und in Mörderspiele sowie in dem Thriller Zwei Fremde im Zug von Patricia Highsmith (Regie: Wolfgang Rumpf). In Joseph Kesselrings Kriminalkomödie Arsen und Spitzenhäubchen war sie 2009 an der Seite von Vera Müller in einer der beiden Hauptrollen zu sehen. 2011 spielte sie zusammen mit Wolfgang Winkler als Alfred Ill „Die Dame“ in Dürrenmatts Der Besuch der alten Dame beim Schauspielensemble Klassik am Meer.

In der am 8. März 2013 an der Comödie Dresden uraufgeführten Komödie Kalendergirls von Tim Firth, die auf Nigel Coles Kalender Girls basiert, spielte Blume als Annie eine der Hauptrollen an der Seite von Walfriede Schmitt, Uta Schorn, Angelika Mann, Ursula Karusseit und Heidi Weigelt.[6]

Film und Fernsehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1964, während ihrer Studienzeit, debütierte Blume in dem international erfolgreichen DEFA-Film Der geteilte Himmel nach dem gleichnamigen Buch von Christa Wolf an der Seite von Eberhard Esche in der Hauptrolle der jungen Versicherungsbüroangstellte Rita Seidel, was ihr zum Durchbruch als Schauspielerin verhalf.[7]

Von 1970 bis zur Wende und friedlichen Revolution in der DDR war Blume Mitglied des Schauspielerensembles des Fernsehens der DDR und wirkte in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen der DEFA und des Deutschen Fernsehfunks (DFF). Frank Beyer besetzte sie 1973 in der Hauptrolle der 31-jährigen Architektin Anita in seinem Vierteiler Die sieben Affären der Doña Juanita. Gottfried Kolditz besetzte sie 1974 an der Seite von Gojko Mitić in der Hauptrolle der Leona im DEFA-Indianerfilm Ulzana. Mit Mitić war sie u. a. auch 1977 in der Hauptrolle der Gitte Papenbold in Hubert Hoelzkes Zweite Liebe – ehrenamtlich zu sehen. Unter Konrad Petzold spielte sie 1974 die weibliche Hauptrolle der Joy Gastell neben Dean Reed und Rolf Hoppe im Abenteuerfilm Kit & Co. Zwischen 1978 und 1998 übernahm sie mehrfach Gastrollen in der Fernsehreihe Polizeiruf 110.

In der 13-teiligen Fernsehserie Archiv des Todes spielte sie 1980 die toughe Funkerin bzw. Unterführerin Renate Wiesner. 1984, in der Nachfolgeserie Front ohne Gnade übernahm sie die Rolle der Wiederstandskämpferin Lydia Messmer. Ihre schauspielerische Leistung in der 7-teiligen deutsch-sowjetischen Koproduktion Karl Marx – die jungen Jahre als Jenny, der Ehefrau des Protagonisten der Arbeiterbewegung Karl Marx, brachte ihr 1982 den Leninpreis ein. Im Zweiteiler Benno macht Geschichten war sie ebenfalls 1982 neben Carl-Hermann Risse als Renate Pfeffer in der Rolle einer gestresste Mutter zu sehen, die mit der Erziehung ihres Sohnes Hors überfordert ist. 1983 war sie in dem Fünfteiler Martin Luther als Barbara Cranach, der Ehefrau des von Otto Mellies dargestellten Malers und Grafikers Lucas Cranach der Ältere. Blume wirkte daneben in zahlreichen Kinder- und Jugendproduktionen, so in den DEFA-Märchenfilmen Die zertanzten Schuhe (1977), Der Prinz hinter den sieben Meeren (1982) und Rapunzel oder Der Zauber der Tränen (1988).

Im wiedervereinigten Deutschland konnte Blume nahtlos an ihre Laufbahn in der DDR anknüpfen. In der siebenteiligen Fernsehserie Mit Herz und Robe übernahm sie 1991 als Margot Wilhelm die durchgehende Rolle der Ehefrau des von Peter Reusse gespielten Dr. Klaus Wilhelm. Ebenfalls 1991 spielte sie in der Serie Vorsicht! Falke! in unterschiedlichen Nebenrollen an der Seite von Manfred Möck. Von 2005 bis 2008 gehörte Blume neben Ralf Bauer und Reiner Schöne in der Rolle der Ingrid Lindbergh in 24 Folgen zur Stammbesetzung der ZDF-Fernsehserie Fünf Sterne. Von 2008 bis 2009 übernahm sie als Betreuerin Dr. Gabriele Blume die Rolle des Vormunds der Halbgeschwister Aaron Zuckmayer (Benjamin Martins) und Julia Schnabel (Sina Radtke) in der Kinder- und Jugendserie Schloss Einstein.

Neben festen Serienrollen hatte sie wiederholt Gastauftritte in verschiedenen Fernsehserien- und reihen, u. a. in Tatort, Praxis Bülowbogen, Großstadtrevier, Unser Lehrer Doktor Specht Für alle Fälle Stefanie, Edel & Starck, In aller Freundschaft und in der ARD-Krimiserie Ein Fall für Nadja an der Seite von Marion Kracht. Ihre letzte Rolle vor der Kamera hatte sie 2011 an der Seite von Fritz Wepper als aufmerksame Nachbarin Frau Kampmann in Franziska Meyer Prices Krimikomödie Lindburgs Fall.

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kino[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fernsehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fernsehfilme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fernsehserien und -reihen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hörspiel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1982: Leninpreis für Literatur, Kunst und Architektur für den Fernsehfilm „Karl Marx – die jungen Jahre“

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • F.-B. Habel, Volker Wachter: Lexikon der DDR-Stars. Schauspieler aus Film und Fernsehen. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 1999, ISBN 3-89602-304-7.
  • F.-B. Habel, Volker Wachter: Das große Lexikon der DDR-Stars. Die Schauspieler aus Film und Fernsehen. Erweiterte Neuausgabe. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2002, ISBN 3-89602-391-8.
  • F.-B. Habel: Lexikon. Schauspieler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin 2009, ISBN 978-3-355-01760-2.
  • Der ungeteilte Himmel. Schauspieler aus der DDR erzählen. Verlag Neues Leben Berlin, 2009, ISBN 978-3-355-01764-0
  • Jan Wielgohs: Blume, Renate. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Dietmar Dath: Zeugin der Anmut. Arbeiterin, Wissenschaftlerin, Lehrerin, Kriegerfrau – jede Rolle bringt schon ihr Blick zum Sprechen: Der Schauspielerin Renate Blume zum Achtzigsten. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 3. Mai 2024, Nr. 103, S. 13.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Renate Blume – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Ch. Links Verlag: Blume, Renate | Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. In: bundesstiftung-aufarbeitung.de. 13. Oktober 2009, abgerufen am 13. Oktober 2009.
  2. Marco Mach: „Darf ich Sie mal drücken?“ In: saechsische.de. 23. Oktober 2013, abgerufen am 23. Oktober 2013.
  3. US-Rocker Dean Reed: Der Elvis des Ostblocks. einestages, 11. Februar 2008
  4. Vorwürfe an die Ehefrau: Dean Reed brachte sich um auf n-tv vom 20. Juli 2004
  5. a b c Die Herausforderung Brecht (1962 – 1975): 9.4 Renate Blume und Walter Plathe bewerben sich. In: berliner-schauspielschule.de. 6. November 2018, abgerufen am 6. November 2018.
  6. Kalender Girls. In: comoedie-dresden.de. 24. Februar 2023, abgerufen am 24. Februar 2023.
  7. Frank-Burkhard Habel, Volker Wachter: Das große Lexikon der DDR-Stars. Die Schauspieler aus Film und Fernsehen. Erweiterte Neuausgabe. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2002, ISBN 3-89602-391-8.