Abziehlack

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Abziehlacke (englisch: peel-off coating oder peelable coating) werden als temporärer Oberflächenschutz vor Verschmutzung und Beschädigungen verwendet. Der trockene Lackfilm kann später einfach vom Untergrund abgezogen werden. Es bleiben keine Rückstände. Im Allgemeinen können mit Abziehlack fast alle Untergründe vor Verschmutzung und Beschädigungen geschützt werden. Abziehbare Lacke sind auch ein langanhaltender Schutz für die Wände der Lackierkabinen. Daher werden sie auch als Schutzlacke bezeichnet.

Abziehlack in der Lackierkabine

Chemische Zusammensetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abziehlacke bestehen aus wässrigen oder lösungsmittelhaltigen Bindemitteln, Dispersionen, Emulsionen oder Lösungen.

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Eigenschaften der Abziehlacke richten sich nach den Bedürfnissen und Erfordernissen des jeweiligen Produkts, das geschützt werden soll und kann folgende Eigenschaften aufweisen:

  • Glasklar: für Glasscheiben, Gläser, Leuchten
  • Hitzefest: kurzfristig erhitzbar bis 180 °C für thermisch belastete Bereiche
  • Wasserabwaschbar: für strukturierte Oberflächen
  • Elektrisch leitfähig: für Fußböden im EX-Bereich
  • Chemische und thermische Beständigkeit: zur Maskierung in der Galvanik
  • Schnelltrocknend und wasserfest: für wasserberieselte Lackieranlagen
  • Wasserverdünnbar oder lösemittelbasiert.[1]

Auftragen der Abziehlacke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um ein zufriedenstellendes Auftragen zu ermöglichen, dürfen die Untergründe, auf denen die Abziehlacke appliziert werden, keine Unebenheiten oder saugenden Eigenschaften aufweisen. Abziehlacke können durch Tauchen (anodisch und kathodisch), mit Spritzanalagen (Hochdruck oder Airless), Pinseln oder Rollen dick aufgetragen werden. Anschließend müssen die Lacke bei Raumtemperatur trocknen. Die Trockenzeit ist abhängig von Luftfeuchtigkeit und Raumtemperatur. Je nach Beanspruchung und Verschmutzungsgrad haben die Abziehlacke eine Standzeit von bis zu einem halben Jahr. Nach der Nutzung kann der Abziehlack in großen Stücken, auch über Ecken und Kanten, abgezogen und ohne weitere Vorbereitungen eine neue Schicht aufgetragen werden.

Wirtschaftliche Vorteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abziehlacke bieten zahlreiche Vorteile, die einfache Plastikabdeckungen nicht liefern können:

  • Personalkosteneinsparung durch schnelles Auftragen mittels Airless-Anlage
  • kürzere Stillstandszeiten durch leichtes Entfernen der Lackschicht samt Rückstände
  • Leichteres Arbeiten durch helle und saubere Kabinen
  • Weniger Ausschuss bei Kombination von Abziehlacken und Staubbindelacken für Spritzkabinen, Kombiboxen und Trockenzonen (höhere „First-Run-ok-Rate“)
  • Umweltfreundlich, wenn keine gesundheitsschädlichen oder aggressiven Substanzen im Lack vorhanden
  • Sicherheit durch die Nicht-Brennbarkeit der Abziehlacke.[1]

Einsatzbereiche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abziehlacke kommen in unterschiedlichen Bereichen zur Anwendung, beispielsweise in der Metall-,[2] Keramik-,[3] Dental-,[4] Strahlenschutztechnik.[5] Sie finden zum Beispiel auch im Fensterbau[6] oder als Transportschutz (Kratzschutz)[7] Verwendung. Es sind verschiedene Farbtöne möglich, auch die Varianten lösemittelhaltig und wasserverdünnbar. Des Weiteren kommen Abziehlacke bei Fertigungsanlagen, wie Klebepressen, Druckstraßen, sowie Anstrich- und Instandhaltungsarbeiten in Betracht. Aber auch zum temporären Schutz von Möbeln, mineralischen Gegenständen, Spritzgussformen, Gewinden und Maschinenteilen.[8]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Zuelch Industrial Coatings GmbH: Vorteile durch Abziehlack. Abgerufen am 3. Juli 2018.
  2. Dieter Ollesky: Metallfachkunde 3: Konstruktionsmechanik und Metallbau. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-322-84862-8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Bernhard Neumann: Lehrbuch der Chemischen Technologie und Metallurgie: I Brennstoffe Anorganische Industriezweige. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-92056-1 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Anneliese Bucksch: Wörterbuch der Zahnmedizin und Zahntechnik: Deutsch-Englisch Englisch-Deutsch. Georg Thieme Verlag, 2000, ISBN 978-3-13-155351-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Thomas Jaeger: Grundzüge der Strahlenschutztechnik: für Bauingenieure, Verfahrenstechniker, Gesundheitsingenieure, Physiker. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-662-01152-2, S. 188 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Handwerk und Dorferneuerung. Arbeitsgemeinschaft Landwirtschaftliches Bauwesen (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Metalloberfläche. Carl Hauser Verlag., 1965 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Patentanmeldung DE10011277A1: Abziehlack. Angemeldet am 8. März 2000, veröffentlicht am 13. September 2001, Anmelder: Bayer AG, Erfinder: Hanns-Peter Müller et Al.