Alte Hahnenburg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Das Restaurant an der Bemeroder Straße 63

Die Alte Hahnenburg[1] in Hannover-Kirchrode[2] ist ein gegen Ende des 19. Jahrhunderts errichtetes,[3] heute denkmalgeschütztes[2] Ausflugslokal und Restaurant.[4] Das auch schlicht „Hahnenburg“ genannte, villenartige Gebäude an der Bemeroder Straße 63 markiert zugleich den Beginn der Besiedlung im Gebiet zwischen dem Bünteweg[2] und der alten Landstraße von Hannover nach Bemerode.[2]

Geschichte und Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab etwa 1895 entwarf der Architekt August Suffrian, ein Schüler von Conrad Wilhelm Hase, Pläne für eine Villa[3] „inmitten von Feldern und Ödland etwa auf halben Wege zwischen Bischofshol [...] und Bemerode“.[2]

Das Gebäude errichtete er im Stil der Villenarchitektur der damaligen Zeit, in seiner Größenordnung jedoch erheblich bescheidener. Dabei gestaltete er „die zur Straße orientierte Hauptfassade durch Türmchen, Erker, Balkone und eine hölzerne Zierkonstruktion im Giebel des Risalits“.[2]

Außenanlagen der „Fruchtweinschänke ‚Hahnenburg‘ Bier- und Kaffeegarten“;
Ansichtskarte von 1919, Verlag Max Vandrey
„Obstweinschänke“ von Walter Buschhold, davor eine Tankstelle mit frühen Zapfsäulen der Firma Esso;
um 1930, Verlag F. Astholz jun.

Bald nach der Fertigstellung verpachtete Suffrian seine Immobilie an Gustav Klingebiel, der dort dann eine Restauration eröffnete. Sie bildet ein typisches Ausflugslokal jener Zeit, „Anlaufpunkt für Reisende nach Hannover und Ausflügler, die dem Stadtlärm entgehen wollten.“ Doch erst einige Jahre später, nachdem Heinrich Hahn die Wirtschaft erworben hatte, erhielt die Einrichtung ihren noch heute gebräuchlichen Namen „Hahnenburg“, die Hahn erfolgreich als Fruchtweinschänke betrieb.[4]

Zu den bekanntesten Gästen des Hauses zählte Hermann Löns, der im Turmzimmer einige seiner „Betrachtungen“ für hannoversche Zeitungen entwickelte.[4]

1930 erwarb Gastwirt Walter Buschhold die Wirtschaft, die er im Zuge der „heranwachsenden“ Großstadt Hannover zur ersten „Erlebnisgastronomie“ umfunktionierte. Unter Buschholds Leitung entwickelte sich die Hahnenburg zu einer beliebten Tanzgaststätte mit großem Bier- und Kaffeegarten. Die Außenanlagen besetzte er mit einem kleinen „Zoo“ mit Zwerghühnern, Fasanen und Pfauen – Hauptattraktion bildeten die beiden Affen „Eva“ und „Jonny“.[4]

Im Zweiten Weltkrieg musste Buschhold 1940 „an die Front, der Gaststättenbetrieb wurde eingestellt.“[4] Dennoch warb das Adressbuch der Stadt Hannover von 1942 für die damals noch unter der Anschrift Bemeroder Straße 51 gelegene Vergnügungsstätte: „Täglich ab 20 Uhr Konzert u. Tanz.“[5]

In der frühen Nachkriegszeit beschlagnahmten die Britischen Militärbehörden 1945 die Villa, die sie bis 1949 als „Sergeants-Messe“ unterhielten. Erst 1950 konnte Walter Buschhold das Lokal wieder eröffnen, der die Hahnenburg in den 1970er Jahren aus Altersgründen verpachtete.

Etwa aus jener Zeit stammen die beiden veränderten beziehungsweise hinzugefügten Anbauten an den Seiten des Hauses.[2]

Nach einem Intermezzo als russisches Restaurant, bald auch als „Pfefferhäuschen“, übernahm zum Jahreswechsel 1987 die Urenkelin Buschholds, Anne Maria Gahbler, gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Klaus Neudahm die seitdem „Alte Hahnenburg“ genannte Einrichtung in Anknüpfung an die zuvor gepflegte Tradition des Familienbetriebs.[4]

Im Frühjahr 1999 erhielt das historische Gebäude einen großzügigen Glaspavillon als Veranstaltungsraum, dessen Glasfronten sich zu einer offenen Gartenterrasse öffnen lassen.[4]

Etwa Ende der 2010er Jahre übergab die Besitzerin Gabhler die Leitung des Restaurants an ihre Angestellte Tanja Machledt und deren Lebensgefährten David Stoppel, die die „Alte Hahnenburg“ renovierten und umgestalteten.[6]

An der Hahnenburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nördlich der Bemeroder Straße wurde im Jahr der Weltausstellung Expo 2000 ein alter Gartenweg zur Straße ausgebaut und „nach dem Flurnamen benannt, den auch die seit 1909 hier betriebene Gaststätte führt.“[7]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Alte Hahnenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Tanja Machledt: Impressum / Firmenname: Restaurant Alte Hahnenburg Inh. Tanja Machledt auf der Seite alte-hahnenburg.com [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 7. Juni 2023
  2. a b c d e f g Wolfgang Neß: Bünteweg In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 2, Bd. 10.2, hrsg. von Hans-Herbert Möller, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1985, ISBN 3-528-06208-8, S. 95f.; hier S. 96; sowie Kirchrode im Addendum: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand: 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege, S. 19; Digitalisat
  3. a b Reinhard Glaß: Suffrain, August Heinrich Christian in der Datenbank Architekten und Künstler mit direktem Bezug zu Conrad Wilhelm Hase (1818–1902), Forschungsprojekt von Günther Kokkelink, Monika Lemke-Kokkelink und Reinhard Glaß [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 8. Juni 2023
  4. a b c d e f g Willkommen im Restaurant Alte Hahnenburg, Speisekarte mit geschichtlichem Abriss der Restauration o.D., S. 11
  5. Adressbuch der Stadt Hannover 1942, 140. Ausgabe unter Benutzung amtlicher Quellen, Teil 1: Haushaltungsvorstände, handelsgerichtlich eingetragene Firmen und Gewerbebetriebe nach Namen geordnet, S. 193; Digitalisat der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek über den DFG-Viewer der Deutschen Forschungsgemeinschaft
  6. Anne Maria Gahbler: Über uns auf der Seite des Restaurants [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 8. Juni 2023
  7. Helmut Zimmermann: Hannovers Straßennamen - Veränderungen seit 1997, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 54 (2000), S. 177ff.; hier: S. 178; Vorschau über Google-Bücher

Koordinaten: 52° 21′ 1,8″ N, 9° 48′ 21,5″ O