Balhorn

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Balhorn
Gemeinde Bad Emstal
Koordinaten: 51° 16′ N, 9° 14′ OKoordinaten: 51° 16′ 22″ N, 9° 14′ 10″ O
Höhe: 323 m ü. NHN
Fläche: 10,93 km²[1]
Einwohner: 1713 (31. Dez. 2010)[2]
Bevölkerungsdichte: 157 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 34308
Vorwahl: 05625
Blick vom Hessencourrierradweg auf Balhorn, rechts der Isthaberg
Blick vom Hessencourrierradweg auf Balhorn, rechts der Isthaberg

Balhorn ist der älteste Ortsteil der Gemeinde Bad Emstal im nordhessischen Landkreis Kassel.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Balhorn liegt in der nordhessischen Berglandschaft in den Ostwaldecker Randsenken, etwa 16 km westlich von Kassel, 8 km südwestlich von Wolfhagen.

Direkte Nachbarorte (per Straßenverbindung) sind:

Um den Ort, der auf ca. 320 m ü. NN liegt, gibt es folgende größere Erhebungen

Balhorn liegt am Spolebach, unmittelbar südlich der Wasserscheide zwischen Eder und Diemel, die zwischen Balhorn und dem nördlich gelegenen Istha verläuft.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Balhorn erfolgte unter dem Namen villa Balahorna im Breviarium Sancti Lulli des Klosters Hersfeld und wird in die Zeit 775–786 datiert.[1] Vermutlich ist der Ort jedoch wesentlich älter, Fundstücke und Urnengräber aus der Bronzezeit lassen auf eine lange Siedlungsgeschichte schließen. 1340 erhob Landgraf Heinrich II. von Hessen Balhorn zum Gerichtsort; zum Gerichtsbezirk gehörten Balhorn, Merxhausen, Riede, Sand und Offenhausen sowie die später wüst gefallenen Siedlungen Almundeshusen, Emserberg, Fischbach, Mutslar, Reinboldeshusen, Hohenfeld, Wagenhusen, Gelnrod, Swallinghusen, Berningshausen und Ramershusen. Spätestens ab 1357 gehörte der Ort zum hessischen Amt Gudensberg. Das Kirchenpatronat lag bis zur Reformation bei dem Kloster Hasungen, danach bei den hessischen Landgrafen.[1]

Mit der Eröffnung der Kassel-Naumburger Eisenbahn 1904 erhielt Balhorn einen eigenen Bahnhof. In den 1960er Jahren entstanden ein Dorfgemeinschaftshaus und das Freibad am Distelberg.

Die bis dahin selbständige Gemeinde Balhorn und wurden im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis zum 31. Dezember 1971 nach Emstal eingemeindet.[3][4] Für Balhorn wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[5]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag, dem 9. Mai 2011, in Balhorn 1707 Einwohner. Darunter waren keine 48 (2,8 %). Nach dem Lebensalter waren 327 Einwohner unter 18 Jahren, 705 zwischen 18 und 49, 369 zwischen 50 und 64 und 174 Einwohner waren 306 und älter.[6] Die Einwohner lebten in 711 Haushalten. Davon waren 198 Singlehaushalte, 192 Paare ohne Kinder und 261 Paare mit Kindern, sowie 48 Alleinerziehende und 12 Wohngemeinschaften. In 129 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 492 Haushaltungen lebten keine Senioren.[6]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1585: 79 Haushaltungen
• 1747: 107 Haushaltungen
Balhorn: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2011
Jahr  Einwohner
1834
  
816
1840
  
861
1846
  
876
1852
  
915
1858
  
861
1864
  
942
1871
  
953
1875
  
953
1885
  
942
1895
  
879
1905
  
921
1910
  
928
1925
  
911
1939
  
950
1946
  
1.636
1950
  
1.508
1956
  
1.268
1961
  
1.263
1967
  
1.276
1970
  
1.332
1980
  
?
1990
  
1.571
2000
  
1.787
2011
  
1.707
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Gemeinde Bad Emstal;[2]; Zensus 2011[6]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Evangelische Pfarrkirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine erste Kirche wird bereits 1342 erwähnt. Der Turm der Wehrkirche stammt aus dem Jahr 1488 und ist im gotischen Stil errichtet, die heutige barocke Turmhaube erhielt er 1724. Aus der Entstehungszeit stammen der gotische Unterbau des Torhauses und der Gerichtstisch mit der Dorflinde. Das alte Kirchenschiff wurde 1742 abgerissen, es entstand bis 1748 nach Plänen des landgräflichen Baumeister Giovanni Ghezzi ein barocker Saalbau mit westlich ausgerichteter Apsis. In den Jahren 1893 bis 1895 wurde die Kirche durch den Kasseler Konsistorialbaumeister Gustav Schönermark durch den Anbau zweier Seitenflügel kreuzförmig erweitert.[7] Die Anbauten, deren Decke von den Statuen von zwei der Theologischen Tugenden Spes und Caritas getragen wird, dienen als Emporenräume. Dazu wurde die neue Verglasung von der Marburger Werkstatt K.J. Schultz Söhne geschaffen.[8]

Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) wurde 1921 erbaut und am 3. Advent 1921 eingeweiht. Schon um 1874 befand sich an diesem Standort ein Gebäude, welches die Gemeinde nutzte.[9] Balhorn ist einer der Hauptorte der evangelischen Althessischen Kirche.

Aufgrund der Kontakte von Gemeindemitgliedern zur altlutherischen Gemeinde von Reinswalde (Niederlausitz) zog es nach dem Zweiten Weltkrieg Reinswalder Vertriebene nach Balhorn, die dort eine neue Heimat fanden und sich in der Gemeinde integrierten.[10]

Historische Religionszugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1885: 940 evangelische (= 99,79 %), zwei katholische (= 0,21 %) Einwohner
• 1961: 1134 evangelische (= 89,79 %), 112 katholische (= 8,87 %) Einwohner

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ortsbeirat für den Ortsbezirk Balhorn besteht aus fünf Mitgliedern. Die Wahlbeteiligung zur Wahl des Ortsbeirats bei der Kommunalwahl 2021 betrug 58,53 %. Alle Kandidaten gehörten „Bajhorner Liste“ an.[11] Der Ortsbeirat wählte Roger Mansfeld zum Ortsvorsteher.[12]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Balhorn, Landkreis Kassel. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 1. April 2023). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Entwicklung der Einwohnerzahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Emstal, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20170116; abgerufen im Juni 2012.
  3. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 01, S. 5, Punkt 8; Abs. 65. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9 MB]).
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 411.
  5. Hauptsatzung. (PDF; 1,5 MB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Emstal, abgerufen im August 2023.
  6. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 24 und 80, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  7. Doris Böker: Neugotik auf dem Lande. Das Werk des Kasseler Konsistorialbaumeisters Gustav Schönermark (1854 - 1910). (= Schriften des Instituts für Bau- und Kunstgeschichte der Universität Hannover, 6). Hannover 1986, S. 87–93.
  8. Götz J. Pfeiffer: „an die letzten Ausläufer der alten Tradition angeknüpft“. Die Marburger Glasmalerei-Werkstatt K.J. Schultz seit 1850. In: Hessische Heimat. 68. Jg., Heft 1, S. 10–16.
  9. Selbständige Ev.-Lutherische Kirche Balhorn
  10. Homepage von Hr. Steinke zur Geschichte von Reinswalde
  11. Ortsbeiratswahl Balhorn. In: Votemanager. Gemeinde Emstal, abgerufen im August 2023.
  12. Ortsvorsteher Naumburg. In: Webauftritt. Gemeinde Emstal, abgerufen im August 2023.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Balhorn – Sammlung von Bildern