Benutzer:Katia Christina/Entwurf des ersten Artikels

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen


Kollektive Identität

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kollektive Identität (collectivus = angesammelt, identitas = Wesen), genauer spezifiziert durch die Begriffe kulturelle Identität, Wir-Identität, beschreibt Individuen innerhalb einer sozialen Lebensgemeinschaft. Sie sind durch bestimmte Merkmale wie spezifische Kultur, Sprache, Geschichte, möglicherweise auch durch Religion und Rasse gekennzeichnet.[1] Kollektive Identität wird von der individuellen oder personalen Identität unterschieden. Sie beruht auf die Identifikation eines Individuums und kann über verschiedene soziale Rollen gekennzeichnet werden. Sowohl kollektive, als auch individuelle Identität gehören zur sozialen Identität.[2]

Die Wir-Identität setzt den Fokus auf die sozialen Normen, Verhaltensweisen, das Wir-Bewusstsein und das Selbstverständnis der kollektiv verbundenen Individuen.[3] Des Weiteren ist die Abgrenzung zu Außenstehenden relevant, so dass die Grenzen einer kollektiven Identität erkenntlich sind. [4]

Bei der kulturellen Identität wird der Schwerpunkt der Betrachtung insbesondere auf Sprache, weltanschauliche Orientierungen, Werte, Symbole, Lebensstile und kulturelle Objektivationen gelegt. Hierzu gehört auch die nationale Identität.[5]

In traditionalen Gesellschaften ist die Relevanz des Kollektivs meist wesentlicher als des Individuums selbst, so dass es sich weniger als Individuum, sondern als Teil des Kollektivs identifiziert. Dabei grenzen sich die Personen innerhalb dieses Kollektivs nicht dadurch voneinander ab, sondern es entsteht eine engere Verbindung im Hinblick auf Zusammengehörigkeit, Gemeinsamkeit und Vertrautheit. Bei der nationalen Identität wird zusätzlich ein Fokus auf Heimatgefühl gelegt. [6]

Entstehung und Wandel kollektiver Identität[7]

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Entstehen kollektiver Identität geschieht besonders durch Sozialisation und Enkulturation, bei der ein Individuum in einer Gemeinschaft mit einer bereits bestehenden kulturellen Identität in Kontakt kommt.

Durch die Entstehung kollektiver Selbstbilder hat die nationale Identität an Bedeutung gewonnen. Hierbei sind die Vorurteile zu anderen Völkern, Nationen und auch Minderheiten im eigenen Land relevant. Wenn diese stark ausgeprägt sind, kann es aufgrund von Ethnozentrismus und Feindbildern zu Konflikten und Problemen mit anderen Völkern und Nationen kommen. Durch die koexistierenden kollektiven Identitäten in Vielvölkerstaaten treten vermehrt Probleme auf, so dass die Annäherung der jeweiligen kollektiven Identitäten der Völker ein Ziel ist. Das Überleben einer kollektiven Identität hängt davon ab, wie ausgeprägt die kulturelle Vererbung eintritt, so dass die nächsten Generationen diese auch weiterführen. Dieser Aspekt ist vor allem bei Auswanderern relevant, die ihre Heimat verlassen. Eine schnellere Assimilierung zur kollektiven Identität wird von den Auswanderern in der neuen Region wird nicht angenommen und sie präferieren ihre eigene kollektive Identität in kulturellen Enklaven aufrechterhalten. Diese Situation kann zu Spannungen in der Gesellschaft führen, da diese das Gefühl bekommen ihre national-kulturelle Identität sei gefährdet. Die Bedingung besteht darin, dass Minderheiten ihre eigene Identität erhalten. Durch erhöhte Mobilität und interkulturelle Migration wird die Pluralisierung der Gesellschaft beschleunigt. Dies führt zu einer zunehmend konturlosen, komplizierteren und konfliktgeladenen kollektiven Identität.

Aufgrund von gesellschaftlichen Differenzierungen und internationalen Verflechtungen entwickeln sich die kollektiven Identitäten der Individuen heutzutage immer weiter zu multiplen Identitäten. Diese setzen sich aus den Primärgruppen, wie Familie und Freundschaften, aber auch aus Mitgliedschaften in Organisationen, Zugehörigkeit zu einer bestimmten Schicht oder Klasse, einer Region, als auch Nation und Volk zusammen.

Individualismus in Argentinien

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Falle der Argentinier ist es besonders interessant, die voneinander abweichenden Fremd- und die Selbstdefinition zu betrachten, da sie eine besondere Sichtweise auf die kollektive Identität und das Zugehörigkeitsgefühl entwickelt haben. Diese beiden Sichtweisen weichen sehr voneinander ab, was besonders bei den folgenden Beispielen beleuchtet wird.[8]

Die kollektive Identität in Argentinien kann anhand des Interesses an Fußball durch die Argentinier betrachtet werden. Aufgrund der Verbreitung des Fußballinteresses Ende des 20. Jahrhunderts in Argentinien, ist das Zugehörigkeitsgefühl zu diesem Ballsport und die kollektive Identität der Clubs seitdem gewachsen. Zuvor war die Bevölkerung in diesem Zeitraum in einer Identitätskrise durch die große Einwandererzahl im Beginn des 20. Jahrhunderts. Dies führte zur Zugehörigkeit regionaler Fußballclubs bis hin zum Angebot einer nationalen Makroidentität, bei der der Fußball der Ursprung der nationalen Identität schuf. Zu Bedenken ist, dass alle Schichten der Gesellschaft mit eingebunden waren. Zur Abgrenzung der verschiedenen Fußballclubs wurden unter anderem der verschiedenen Spielstile herangezogen. Der nationale Spielstil geriet anschließend unter Kritik, als unter anderem die argentinische Mannschaft in der Weltmeisterschaft in Schweden schlecht abschnitt. Daraufhin wurde die kollektive Identität der Fußballanhänger eher in Richtung der Mittel- und Unterschicht zugeordnet. Diese Aussage ist der Fremddefinition zuordenbar, da dies eine Betrachtung von außen ist.[9]

Heutzutage ist die Identifikation mit einem Fußballverein erschüttert, da große Fluktuationen der Spieler, Sponsoren und Trikotfarben herrschen. Aus Sicht der Fans werden Fußballspieler, die den Verein wechseln, als Verräter angesehen und nur die richtigen Anhänger bleiben dem Verein treu.  Die Anhänger der Clubs sehen ihren Auftrag darin, mit übersteigerter Selbsteinschätzung die Spiele in den Stadien zu besuchen und das Weiterleben des Clubs sicherzustellen, um die Problematik der Identifikation und Identität auszugleichen.[10]

Die stark ausgeprägten kollektiven Identitäten der Fußballclubmitglieder führen zur Radikalisierung dieser Gruppen, so dass die Nationalmannschaft nicht mehr als Einheit angesehen wird. Dadurch entsteht keine kollektive Identität durch die Zugehörigkeit zur argentinischen Mannschaft und die erwartete Fremddefinition des argentinischen Fußballfans wird hier nicht erfüllt. Stattdessen besteht die Nationalmannschaft aus einer Zusammensetzung verschiedener Spieler aus den Fußballclubs der verschiedenen argentinischen Regionen. Der Erfolg eines Spielers wird auf den des spezifischen Vereines übertragen und nicht eines Kollektivs, das kollektiv angefeuert werden würde. Der Fokus liegt hierbei darauf, dass die Anhänger eines Vereines ihre entsandten Spieler unterstützen und sich damit rühmen, wenn ein Spieler ihres Vereines ein Tor schießt. Die Zugehörigkeit zur Nationalmannschaft wird daher in den Hintergrund gebracht. Aus Sicht der Fans ist die kollektive Identität hierbei nicht die argentinische Fußballmannschaft, sondern die einzelnen Vereine.[11]

Einhaltung von Gesetzen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kollektive Identität kann auch mithilfe der argentinischen Gesetzgebung und deren Einhaltung in Augenschein genommen werden. Argentinier sehen Gesetze eher als Orientierung, allerdings nicht als genaue Regeln, die eingehalten werden müssen.[12]

Die Steuerhinterziehung wird von 42% der befragten Argentinier zugegeben, ohne hohe Strafen zu erwarten. Diese Einstellung hat sich seit 1990 trotz härterer Kontrollen nicht stark verändert, da nach wie vor ungefähr die Hälfte der Steuerschulden nicht ausgeglichen werden. Bei der Lebensmittelherstellung und -verkauf werden immer wieder die Hygienevorschriften missachtet, so dass grundlegende Sorgfaltspflichten ignoriert werden. Ein Grund hierfür ist der Abbau an Stellen in der Gesundheitsbehörde. In der Politik finden sich ebenfalls Gesetzesverstöße, da die Regierung Argentiniens immer wieder gewisse Regeln umgeht und die Bevölkerung Toleranz dazu zeigt.[13]

Diese drei Fälle zeugen von einer interessanten kollektiven Identität, da den Bürgern Argentiniens zwar die Verstöße allgemein bekannt sind, jedoch im Kollektiv eine Toleranz dazu haben. Dies kann auch dadurch begründet werden, dass das Kollektiv Argentinierinnen und Argentinier weniger relevant ist, als die regionale Lebensgemeinschaft. Der Staat wird allgemein eher als Störenfried als ein Helfer angesehen, so dass die Gesetze nicht so wichtig erscheinen. Im Vergleich zu staatlichen Gesetzen haben Normen und Regeln innerhalb der sozialen Lebensgemeinschaft einen sehr hohen Stellenwert. Hierbei wird auch darauf geachtet, dass sie eingehalten werden und bei Nichteinhaltung wird gegebenenfalls mit Sanktionen innerhalb der Gruppe geahndet.[14] Für gewöhnlich ist in Deutschland die Polizei die ausführende Gewalt, wenn es um Regelverstöße geht. Diese wird in diesem Land zum Großteil respektiert und geachtet, was in Argentinien nicht der Fall ist. Hier ist die wichtige Gruppe nur die der sozialen Lebensgemeinschaft.

Literatur

  1. Karl-Heinz Hillmann: Wörterbuch der Soziologie ISBN: 3-520-41005-2; S. 431 - 433
  2. Veit Michael Bader: Kollektives Handeln ISBN: 3-8100-0917-2; S. 104 - 108
  3. Pablo Alabarces, Juan Pablo Fereiro, Maria Graciela Rodriguez: Fußball - ein Alltagsmythos. Identitäten, Massenmedien und Gewalt in Argentinien in Peter Birkle, Klaus Bodemer, Andrea Pagni: Argentinien heute – Politik, Wirtschaft, Kultur ISBN: 9783893545889; S. 545 - 562
  4. Peter Waldmann: Regelsprengender Individualismus: ein Essay zum Normenverständnis der Argentinier in Peter Birkle, Klaus Bodemer, Andrea Pagni: Argentinien heute – Politik, Wirtschaft, Kultur ISBN: 9783893545889; S. 97 - 116

Einzelnachweise

  1. Hillmann, Karl-Heinz 1938-2007: Wörterbuch der Soziologie mit 19 Grafiken und einer Zeittafel. Nr. 5. Kröner, Stuttgart 2007, ISBN 3-520-41005-2, S. 431 - 433 (worldcat.org).
  2. Veit Michael Bader: Kollektives Handeln. Band 2. Leske + Budrich, Opladen 1991, ISBN 3-8100-0917-2, S. 105 (worldcat.org).
  3. Hillmann, Karl-Heinz 1938-2007: Wörterbuch der Soziologie mit 19 Grafiken und einer Zeittafel. Kröner, Stuttgart 2007, ISBN 3-520-41005-2, S. 431 - 433 (worldcat.org).
  4. Veit Michael Bader: Kollektives Handeln. [s.n.], 1991, ISBN 3-8100-0917-2, S. 106 - 107 (worldcat.org).
  5. Hillmann, Karl-Heinz 1938-2007: Wörterbuch der Soziologie mit 19 Grafiken und einer Zeittafel. Kröner, 2007, ISBN 3-520-41005-2, S. 431 - 433 (worldcat.org).
  6. Hillmann, Karl-Heinz 1938-2007: Wörterbuch der Soziologie mit 19 Grafiken und einer Zeittafel. Kröner, 2007, ISBN 3-520-41005-2, S. 431 - 433 (worldcat.org).
  7. Hillmann, Karl-Heinz 1938-2007: Wörterbuch der Soziologie mit 19 Grafiken und einer Zeittafel. Kröner, 2007, ISBN 3-520-41005-2, S. 431 - 433 (worldcat.org).
  8. Veit Michael Bader: Kollektives Handeln. [s.n.], 1991, ISBN 3-8100-0917-2, S. 107 (worldcat.org).
  9. Pablo Alabarces, Juan Pablo Fereiro, Maria Graciela Rodriguez: Fußball - ein Alltagsmythos. Identitäten, Massenmedien und Gewalt in Argentinien. In: Peter Birle, Klaus Bodemer, Andrea Pagni (Hrsg.): Argentinien heute : Politik, Wirtschaft, Kultur. Vervuert, 2003, ISBN 978-3-89354-588-9, S. 547 - 549 (worldcat.org).
  10. Pablo Alabarces, Juan Pablo Fereiro, Maria Graciela Rodriguez: Fußball - ein Alltagsmythos. Identitäten, Massenmedien und Gewalt in Argentinien. In: Argentinien heute : Politik, Wirtschaft, Kultur. Vervuert, 2003, ISBN 978-3-89354-588-9, S. 550 - 553 (worldcat.org).
  11. Pablo Alabarces, Juan Pablo Fereiro, Maria Graciela Rodriguez: Fußball - ein Alltagsmythos. Identitäten, Massenmedien und Gewalt in Argentinien. In: Argentinien heute : Politik, Wirtschaft, Kultur. Vervuert, 2003, ISBN 978-3-89354-588-9, S. 553 - 555 (worldcat.org).
  12. Peter Waldmann: Regelsprengender Individualismus: ein Essay zum Normenverständnis der Argentinier. In: Peter Birle, Klaus Bodemer, Andrea Pagni (Hrsg.): Argentinien heute : Politik, Wirtschaft, Kultur. Vervuert, 2003, ISBN 978-3-89354-588-9, S. 97 - 98 (worldcat.org).
  13. Peter Waldmann: Regelsprengender Individualismus: ein Essay zum Normenverständnis der Argentinier. In: Argentinien heute : Politik, Wirtschaft, Kultur. Vervuert, 2003, ISBN 978-3-89354-588-9, S. 101 (worldcat.org).
  14. Peter Waldmann: Regelsprengender Individualismus: ein Essay zum Normenverständnis der Argentinier. In: Argentinien heute : Politik, Wirtschaft, Kultur. Vervuert, 2003, ISBN 978-3-89354-588-9, S. 103 - 105 (worldcat.org).