Benutzer:Magadan/Faber

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Fabers Belagerungsplan

Conrad Fabers Belagerungsplan ist eine der ältesten bekannten vollständigen und naturgetreuen Stadtansichten von Frankfurt am Main. Der Plan entstand 1553 im Auftrag des Rats unmittelbar nach der dreiwöchigen Belagerung von Frankfurt am Main (Sommer 1552) durch die protestantischen Fürsten im Fürstenkrieg in Erinnerung an die erfolgreiche Verteidigung der Stadt.

Geschichtlicher Hintergrund

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(Die Belagerung bekommt einen eigenen Artikel, hier nur eine Kurzfassung)

Der Fürstenkrieg von 1552 war ein Aufstand der protestantischen deutschen Fürsten unter der Führung von Moritz von Sachsen gegen Kaiser Karl V. und die Beschlüsse des Reichstags von 1548 (Augsburger Interim).

Die Freie Reichsstadt Frankfurt war 1533 der Reformation beigetreten und ab 1536 Alliierte der Fürsten im Schmalkaldischen Bund. Nach dessen Zerschlagung unterwarf sich die Stadt am 29. Dezember 1546 dem Kaiser und wurde durch kaiserliche Truppen besetzt. Durch den Treueschwur rettete Frankfurt seine lebenswichtigen Privilegien wie die Unabhängigkeit als Reichsstadt, die Messen, für deren Übernahme sich bereits die benachbarten Großstädte Mainz und Worms bereit machten[1] und den Status Frankfurts als Wahlort der Könige. Die protestantische Stadt gab den Kaiserdom St. Bartholomäus und einige weitere Kloster- und Stiftskirchen an die wenigen verbliebenen Katholiken zurück, eine kluge Entscheidung für die Stellung Frankfurts im Reich: 1562 fand hier nach vollzogener Wahl auch erstmals die Kaiserkrönung statt, womit sich Frankfurt als Ort der Kaiserkrönungen etablierte.

Nach Ausbruch des Fürstenaufstands lehnte Frankfurt unter Hinweis auf seinen Treueschwur eine Beteiligung ab und wurde daraufhin von seinen vormaligen Verbündeten und protestantischen Glaubensbrüdern als Feind behandelt. Die Stadt rüstete sich zur Verteidigung gegen den angekündigten Angriff der Fürsten. Zu diesen gehörten Kurfürst Moritz von Sachsen, Landgraf Wilhelm von Hessen und Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach, Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg, Pfalzgraf Ottheinrich und Graf Christoph von Oldenburg. Die Verteidigung der Stadt leiteten Bürgermeister Justinian von Holzhausen und der kaiserliche Oberst Konrad von Hanstein.

Die Frankfurter Stadtbefestigung war erst rund 100 Jahre zuvor vollendet worden, aber durch die inzwischen üblichen Feuerwaffen militärisch völlig veraltet. Hanstein ließ eilig provisorische Bastionen aufwerfen und Geschütze darauf aufstellen. Die schwächere Sachsenhäuser Befestigung auf dem linken Mainufer erhielt sogar eine zusätzliche Befestigung vor der mittelalterlichen Mauer, die mit Artillerie besetzt wurde.

Das Vorfeld der Stadt wurde für den Angreifer unbrauchbar gemacht, befestigte Höfer und Landhäuser wurden niedergebrannt. An der Mainbrücke wurden Schiffe versenkt, um den Fluß für Schiffe unpassierbar zu machen. Die Brücke selbst wurde mit Tüchern verhängt, um Truppenbewegungen vor den Belagerern zu verbergen. Lebensmittel und Munition wurden in die Stadt gebracht, im Hirschgraben lebendes Schlachtvieh zusammengetrieben.[1]

Am 17. Juli 1552, einem Sonntag, schloss sich der Belagerungsring um Frankfurt. Sächsische und hessische Truppen schlugen ihre Lager nördlich der Stadt auf. Vor Sachsenhausen lagerten Brandenburg-Kulmbacher, mecklenburgische, pfälzische und oldenburgische Truppen. Albrecht Alcibiades errichtete auf dem Mühlberg vor Sachsenhausen eine starke Geschützstellung. Die Belagerer verfügten über 30.000 Mann, 14 Mörser und 55 Geschütze. Die Verteidiger bestanden aus fünf Fähnlein der Frankfurter Bürgerwehr, etwa 3000 Mann, und 15 Fähnlein kaiserlicher Landsknechte, etwa 7000 Mann, unter Hansteins Befehl.[2] Die Belagerer waren den Verteidigern also dreifach überlegen, nur die Zahl der verfügbaren Geschütze entsprach in der Stadt etwa denen in der Hand der Angreifer.

Sächsische Truppen nahmen die Landwehr, die Galluswarte und die befestigten Höfe wurde niedergebrannt. Das innerhalb der Landwehr gehaltene Vieh, angeblich 3000 Kühe und Schafe, fielen dem Angreifer in die Hände.[1] Am 19. Juli errichteten die Belagerer zwischen Oberrad und Mainkur eine Schiffsbrücke über den Main.[2]

Trotz des schweren Bombardements vor allem auf Sachsenhausen verweigerten die Frankfurter jede Verhandlung um eine Kapitulation, sondern fügten durch Ausfälle den Belagerern sogar eigene Schäden zu.[3]

Am 2. August besiegelte der Passauer Vertrag das Ende des Fürstenkrieges. Moritz von Sachsen und Wilhelm von Hessen unterschrieben, beendeten die Belagerung und zogen in Richtung Hanau ab. Albrecht sah sich um die bereits erhoffte Plünderung Frankfurts gebracht und setzte sie, verstärkt um ebenfalls enttäuschte sächsische Landsknechte, fort. Erst am 8. August brach er die Belagerung ab, als bekannt wurde, daß sich ein starkes kaiserliches Heer zum Entsatz Frankfurts der Stadt näherte.

Frankfurt verlor während der erfolgreichen Verteidigung der Stadt 40 Soldaten. Außerdem wurden sämtliche Frankfurter Dörfer und die vor der Stadt liegenden Gutshöfe zerstört.

Der Ablauf und die Geschehnisse während der Belagerung sind durch mehrere Berichte überliefert, unter anderem dem des damaligen Bürgermeisters Johann von Glauburg.

Der Auftrag an Conrad Faber

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Conrad Faber (* um 1490) war Maler, Zeichner und Illustrator. 1517-23 arbeitete er in Mainz für den Verleger Peter Schöffer, ab 1523 in Frankfurt für den Maler Hans Fyoll. Bis etwa 1527 lebte und arbeitete Faber in Fyolls Werkstatt an der Ecke von Fahrgasse und Nonnengasse. Seit Anfang 1547 bewarb sich Faber aufgrund der dürftigen Auftragslage beim Frankfurter Rat um die Stelle des städtischen Eisenwägers. Am 24. März 1547 wurde ihm dieses Amt zugesprochen, er durfte mit seiner Familie die Dienstwohnung der Eisenwaage in der Fahrgasse beziehen, in der er bis zu seinem Tod lebte. Seine Aufgabe war es, das über die Mainbrücke durch das Brückentor nach Frankfurt hereinkommende Eisen zu wiegen und zu verzollen. Faber richtete im Arnsburger Hof seine Werkstatt ein. Dort entstanden demnach auch die Zeichnungen für den Belagerungsplan.

Faber hatte für Schöffer bereits Zeichnungen belagerter Burgen und Städte während der Sickinger Fehde erstellt, verfügte also über einschlägige Erfahrung. 1545 hatte Faber für Sebastian Münsters Cosmographia bereits eine Ansicht Frankfurts aus der Vogelschau (p. 674 f.) gezeichnet. 1536 hatte Faber das Hochzeitsbild des Ratsherrn und Bürgermeisters Justinian von Holzhausen gemalt. Holzhausen leitete nun gemeinsam mit dem kaiserlichen Oberst Konrad von Hanstein die Verteidigung der Stadt, der Auftrag an Faber dürfte also auf Holzhausen zurückgehen.[4]

Faber verblieben für die Arbeiten an den Zeichnungen nur wenig Zeit. Die Belagerung wurde am 9. August 1552 aufgehoben, bereits im Frühjahr 1553 starb Faber. In einer Rechnung vom 15. Mai wird seine Frau Katharina bereits als Witwe genannt.[4]

Die Vorarbeiten waren äußerst umfangreich, es mußten unzähliche Skizzen und Aufmaße von Stadtvierteln und Straßensituationen angefertigt werden und diese Skizzen in der Werkstatt zu einem Ganzen zusammengesetzt werden. Die verwendete Vogelperspektive konnte ohne Fluggerät nicht in der Realität überprüft werden und stellt eine große künstlerische und geistige Leistung dar.

Die Zeichnung war im Frühjahr 1553 fertiggestellt und maß etwa 140 x 70 cm (vier auf zwei Fuß), außerdem entstand ein zweiter, kleinerer Plan, vermutlich als Entwurf.

Der Holzschnitt des Hans Grav

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Den eigentlichen Holzschnitt für den Druck fertigte nach Fabers Zeichnungen der aus Amsterdam stammende Holzschneider Hans Grav. Beide Zeichnungen Fabers und sämtliche von ihm angefertigte Skizzen gingen verloren, Fabers Werk ist also nur durch Gravs Holzschnitt überliefert, über dessen Vorbildtreue nur spekuliert werden kann, ebenso wie über Gravs Motivation, den Plan trotz schlechter Bezahlung und Behandlung durch den Auftraggeber zu vollenden. Letzterer hatte Grav nämlich im Herbst 1553, verärgert darüber, daß das Werk bis zur Herbstmesse nicht druckfertig war, wegen „Unfleißes“ inhaftieren lassen:

„Dienstag, den 19. September. Als Catharina weilant Conrad Fabri Mahlers Wittibe bitt
ihr von wegen ermeltes ihres Haußwirths gehabter Mühe und Arbeit, in Abconterfeigung der Stadt und Belagerung gebührliche Belohnung widerfahren zu lassen
soll man von der Wittwe vernehmen, was ihre Forderung sey
und an die Hrn. Rechenmeister weisen, und nach dene Hanß Grave Formschneider von Amsterdam, durch sein Unfleiß verhindert
daß solch Conterfeit diese Herbst-Meß nit hat mögen gefertiget und zum Druck gebracht werden, doll man denselben in Hafft ziehen.“

Ratsprotokoll der Stadt Frankfurt: zit. nach Lübbecke 1945, Seite 8.

Sowohl Fabers Witwe als auch Grav erhielten letztlich für Zeichnungen und den auf zehn Platten angefertigten Holzschnitt jeweils 50 Gulden, was auch für damalige Verhältnisse eine äußerst dürftige Entlohnung darstellte.[5]

Die Auswirkungen dieser Ereignisse auf die Qualität des Holzschnitts sind heute nicht mehr nachvollziehbar, da Fabers Zeichnungen verloren sind. Faber konnte die Arbeit am Holzschnitt nicht mehr begleiten, der ortsfremde Grav war nach Fabers Tod auf sich allein gestellt. Da die Illustrationen zur 1522 bei Peter Schöffer in Mainz erschienenen Livius-Übersetzung, zu der Faber die Zeichnungen für 153 Holzschnitte anfertigte, eine höhere zeichnerische Qualität aufweisen als der 30 Jahre später entstandene Belagerungsplan, muss jedoch davon ausgegangen werden, dass der Vorwurf des Unfleißes gegen Grav nicht vollkommen zu Unrecht erhoben wurde.[6]

Gravs Druckstöcke blieben im Gegensatz zu Fabers Zeichnungen erhalten und sind trotz Schäden durch Wurmfraß theoretisch bis heute verwendbar.[5]

Hogenbergs abgekupferte Version des Faberplans, 1572

Der erste Druck nach Gravs Holzschnitten wurde 1554 durch den Drucker Christian Egenolff in dessen Werkstatt im Haus Weilburg (Großer Kornmarkt Ecke Sandgasse) angefertigt. Diese Erstauflage ist nur ein einem einzigen Exemplar erhalten, das 1913 dem Stadtarchiv geschenkt wurde.[5]

1586 druckte Anthoni Cortoys eine zweite Auflage. Anlass hierfür könnte Georg Brauns 1572 in Köln erschienene Civitates Orbis Terrarum gewesen sein, in der der Kupferstecher Frans Hogenberg Fabers Frankfurter Stadtansicht schlichtweg abkupferte (plagiierte) und dabei lediglich die militärischen Inhalte der Belagerung wegließ. Die zweite Auflage ist nur in wenigen Drucken erhalten und diente als Vorlage für eine Darstellung der Belagerung, einem Stich Paul Fehrs, in Lersners 1706 erschienener Stadtchronik.

Nach Erscheinen des Merianplans 1628 verdrängte dieser die Fabersche Stadtdarstellung weitgehend. Auch private Verlage gaben im 17. und 18. Jahrhundert mehrere Auflagen von Merians Kupferstich heraus, keiner jedoch eine Neuauflage von Fabers Belagerungsplan. Dies geschah erst 1776 im Auftrag des Rats in der Druckerei des Ratsherren Johann Benjamin Andrae. Die nun über 200 Jahre alten Druckplatten hatten bereits stark durch Wurmfraß gelitten, so enthielt diese dritte Auflage weiße Flecken aufgrund fehlender Stellen in der Vorlage.

1861 erschien im Verlag der Jägerschen Papier- und Landkartenhandlung am Dom eine vierte Auflage des Belagerungsplans. Der Senat der Freien Stadt, der Nachfolger des Rats der ehemaligen Freien Reichsstadt, stellte die 300 Jahre alten Druckplatten zur Verfügung. Der Drucker Carl Kruthoffer übertrug den Holzschnitt auf Stein und ließ fehlende Stellen durch den Maler Carl Theodor Reiffenstein anhand historischer Vorlagen ergänzen.[7]

Militärische Details

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Städtebauliche Details

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1628 erschien der bis heute bekannte und in großer Auflage reproduzierte Kupferstich Matthäus Merians von Frankfurt am Main. Durch die verwendete Technik erreichte Merian eine ungleich höhere Detailschärfe als in Gravs Holzschnitt. Hinzu kamen die äußeren Begleitumstände: Faber verstarb vor oder während der Anfertigung von Gravs Druckplatten und konnte die Arbeiten nicht überwachen. Grav war ortsfremd, wurde vom Rat während der Arbeiten in Haft genommen, seine Arbeit wurde schlecht bezahlt, es gab keine Aussicht auf ein Würdigung qualitätvoller Arbeit durch den Auftraggeber. Da Fabers Originalzeichnungen nicht erhalten sind, ist heute die Qualität von Gravs Übertragung nicht mehr überprüfbar. Faber war außerdem Maler mit einem Schwerpunkt auf Landschaften, die Darstellung des Gesamtzusammenhangs, also der Stadt, der sie umgebeneden Landschaft und des Schlachtgeschehens, hatte für ihn, auch entsprechend seines Auftrags, einen höheren Stellenwert als für den Zeichner Merian 75 Jahre später, dem eher das Detail am Herzen lag. Während bei Merian die umgebende Landschaft fast völlig fehlt, ist sie bei Faber ein wichtiger Teil des Gesamtkunstwerks. Auch Merians Motivation war eine andere, er schuf sein Werk nicht als Aufrag, sondern als Dank für die Verleihung des Frankfurter Bürgerrechts durch den Rat.[5]

Dennoch nahm Merian ganz offensichtlich Bezug auf Fabers Plan. Alle folgenden Stadtdarstellungen, und eben auch Merians, wählten nach Fabers Vorbild einen imaginären Punkt südwestlich der Stadt als Blickpunkt, um den Main und den kleineren Stadtteil Sachsenhausen in den Vordergrund zu rücken.

  1. a b c Gerteis, Seite 166.
  2. a b Lübbecke 1945, Seite 19.
  3. Lübbecke 1945, Seite 20.
  4. a b Lübbecke 1945, Seite 7.
  5. a b c d Lübbecke 1945, Seite 9.
  6. Lübbecke 1945, Seite 13.
  7. Lübbecke 1945, Seite 10.

Kategorie:1552 Kategorie:Kunstwerk (Grafik) Kategorie:Geschichte von Frankfurt am Main