Benutzer:Reimmichl-212/Wilhelmine Nespiesni

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"Vorerst einmal großteils in Johann Nestroy eingebaut!"

Maria Wilhelmine Philippine (von) Nespiesni (* 1804 in Wien; † 1870 ebenda) war die Gattin von Johann Nestroy. Sie war die illegitime Tochter von Franz de Paula Emmerich Karl Josef Graf Zichy de Zich et Vasonkeö und von Katharina,[1] geb. von Nespiesni,[2] Gattin des Notariatssekretärs Franz Wilhelm Zwettlinger. Katharina war ab 1800 für 13 Monate mit dem Ausschussrat Franz Zacher Edler von Sonnenschein vermählt, danach wurde sie die Geliebte des Grafen Zichy, mit dem sie fünf Kinder hatte, das zweite davon war Wilhelmine. 1813 heiratete sie Franz Zwettlinger, der sich der unehelichen Kinder liebevoll annahm.

Ehe mit Johann Nestroy[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1822 machte Wilhelmine Nespiesni Bekanntschaft mit dem Sänger und Schauspieler Johann Nestroy, den sie bei privaten Theateraufführungen im Hause ihres „Vaters“ kennengelernt hatte. Die Schwiegermutter in spe, Katharina Zwettlinger, verschaffte ihm durch ihre Beziehungen zu Hofkapellmeister Joseph Weigl ein Engagement als Sänger an der Wiener Hofoper.

Am 7. September 1823 heiratete der damals 22-jährige die 19-jährige Wilhelmine in der Augustinerkirche und reiste mit ihr zu seinem ersten Auslandsengagement nach Amsterdam, wo er am 18. Oktober im Hoogduitse Schouwburg Amsterdam (Deutsches Theater) debütierte. Dieses Angebot, das er am 29. August 1823 erhielt, hatte ihm die finanziellen Möglichkeiten zur Hochzeit verschafft, sein Gehalt betrug 1600 Niederländische Gulden. In Amsterdam wurde am 22. April 1824 der Sohn Gustav geboren. Am 24. Mai 1824 musste Wilhelmine mit Gustav Amsterdam wegen einer durch verseuchtes Trinkwasser hervorgerufenen Fieberseuche überstürzt verlassen, Nestroy wurde krank, konnte sich aber bald erholen. Am 30. Juli kehrte Wilhelmine zurück, aber die Familie blieb nur mehr bis zum 13. August und reiste dann sieben Wochen lang gemächlich durch Holland und Deutschland nach Brünn.

Nachdem Nestroy Brünn 1826 auf Befehl der dortigen Polizeidirektion verlassen musste, zog die Familie nach Graz, wo er ein neues Engagement fand. Die sich in der Provinz langweilende Wilhelmine begann dort ein Liebesverhältnisses mit einem Grafen Adalbert Batthyány und verließ 1827 ihren Gatten. Der dreijährige Sohn Gustav blieb beim Vater.

Auf Grund des damaligen österreichischen Eherechtes – Eheschließungen wurden nach katholischem Ritus vollzogen, eine Scheidung war deshalb nicht möglich – konnte Nestroy sich erst am 15. Februar 1845 nach einem langwierigen und unschönen Annullierungsprozess zivilrechtlich von Wilhelmine scheiden lassen. Eine neuerliche Verheiratung blieb allerdings dennoch für immer ausgeschlossen. Da Wilhelmine häufig Schulden auf Nestroys Namen gemacht hatte, betrieb er ihre Entmündigung. Nestroys damals schon langjährige Lebensgefährtin Marie Weiler hielt sich klugerweise aus all den Streitigkeiten um Wilhelmine vollkommen heraus.

Helmut Ahrens nimmt an, dass diese Scheidungs-Unannehmlichkeiten mittelbar auf die eher schwachen Stücke Die beiden Herren Söhne und Das Gewürzkrämerkleeblatt (beide 1845 uraufgeführt) Einfluss gehabt hätten. Die kokette Madame Zichori lasse Nestroy im Gewürzkrämerkleeblatt wohl auch aus diesem Grund in einem Couplet spöttisch über die Schwächen der Männer singen:

„Und die prahl’n sich mit Seelenstärke, dass i nit lach’ –
’s is a starkes Geschlecht, aber schwach, aber schwach!“

Zweiter Akt, achte Szene[3]

Nach einem Polizeibericht vom 21. Oktober 1854 dürfte Wilhelmine Nespiesni in der Folgezeit einen ziemlich fragwürdigen Lebenswandel geführt haben, denn sie wurde darin folgendermaßen beschrieben:

„Nestroy ist seit 29 Jahren von seiner moralisch tief gesunkenen Gattin gerichtlich geschieden […]“

Dieser – für ihn persönlich übrigens sehr positiv ausgefallene – Polizeibericht war notwendig geworden, da sich Nestroy nach Direktor Carl Carls Tod im Auftrag der Erbengemeinschaft erfolgreich um die Direktion des Carltheaters beworben hatte.[4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Helmut Ahrens: Bis zum Lorbeer versteig’ ich mich nicht. Johann Nestroy, sein Leben. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-7973-0389-0.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. in der etwas ungenauen NDB-Biographie wird eine sonst unbekannte Maria Ludovica v. Maliz (Malix) als Mutter Wilhelmines genannt
  2. ob das „von“ berechtigt war, oder von Katharinas Vater, einem Major aus Mähren, lediglich eigenmächtig angenommen wurde, ist nicht sicher feststellbar
  3. Helmut Ahrens: Bis zum Lorbeer versteig' ich mich nicht. S. 265–266.
  4. Otto Rommel: Nestroys Werke, Auswahl in zwei Teilen, Goldene Klassiker-Bibliothek, Deutsches Verlagshaus Bong & Co., Berlin/Leipzig/Wien/Stuttgart 1908, S. XIV, sowie Fußnote 2; S. LXXX.