Benutzer:RobNbaby/Liste der Deutschen Einzelmeister im Fechten

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Clifford Hiley Mortimer (* 27. Februar 1911 in Whitchurch (Vereinigtes Königreich); † 11. Mai 2010) war ein britischer Limnologe.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mortimer wurde 1911 im Südwesten Englands als ältestes Kind des Buchdruckers Walter Mortimer und dessen Ehefrau Bessie (geboren Russel) geboren. Da sein Vater früh erblindete, musste die Mutter den Lebensunterhalt der Familie durch den Verkauf von Gemüse, Früchten und Blumen verdienen. Durch die Erfahrungen des Ersten Weltkrieges konvertierten die Eltern zum Quäkertum und Clifford sowie sein Bruder Russell wurden in diesem Glauben erzogen. Beide Eltern waren gebildet, die Mutter war als Sonntagsschullehrerin und Älteste der Quäkergemeinde kirchlich aktiv. Für ihre Söhne konnte sie ein Stipendium für eine Quäkerschule organisieren, sodass diese ihr Elternhaus schon früh verlassen mussten, jedoch Aussichten auf eine gute Karriere hatten.[1]

Während sein Bruder Historiker und Bibliothekar wurde und später an der University of Leeds arbeitete, begann Clifford ein Zoologiestudium an der University of Manchester, wo durch Kurse der eben erst gegründeten Freshwater Biological Association sein Interesse an der Süßwasserbiologie geweckt wurde. 1932 schloss er sein Studium in Manchester ab[2] und begann mit Hilfe eines Alexander-von-Humbold-Stipendiums am Kaiser-Wilhelm-Institut für Biologie in Berlin zu arbeiten. In der Gruppe von Max Hartmann forschte er am Fortpflanzungsverhalten von Wasserflöhen (Cladoceren, hauptsächlich Daphnien) und wurde mit einer Arbeit über zytologische und genetische Untersuchungen an Cladoceren promoviert. Während seines Aufenthalts in Berlin lernte er Hartmanns Nichte Ingeborg Gloss kennen, die er später heiratete und mit der er zwei Töchter großzog.[1]

Nach seiner Rückkehr nach Großbritannien 1935 arbeitete Mortimer ab Oktober als Wissenschaftler im Wray Castle Laboratory der Freshwater Biological Association bei Windermere. Wenig später heiratete er Ingeborg Gloss und das Ehepaar zog in ein Haus auf dem Land in der Nähe von Wray Castle. Sein Stelle verpflichtete ihn, chemische und physikalische Routinemessungen durchzuführen, an denen er ursprünglich kein Interesse hatte. Sein gleichzeitig angestellter Kollege schlosss diese Messungen explizit in seinem Bewerbungsschreiben aus, während Mortimer sich einfach nicht zu diesem Thema äußerte. Während er schnell die Lust an seiner vorigen Arbeit über Cladoceren verlor, widmete er sich, motiviert durch seine chemischen Untersuchungen, neuen Fragestellungen über den Nährstoff- und Kohlenstoffhaushalt der Seen und der Grenzschicht zwischen Wasser und Sediment. Nebenbei führte er in Zusammenarbeit mit dem Hydrographic department der Admiralität Echolotmessungen durch und startete zusammen mit Winifred Pennington paläolimnologische Messungen am Windermere.[1]

Seine Arbeit in Windermere wurde durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen. Als Quäker wollte Mortimer zunächst den Kriegsdienst verweigern oder sich dem Ambulanzdienst der Quäker anschließen, dem auch sein Bruder beitrat. Aufgrund seiner genauen Beobachtung der „Hitler gang“ in Berlin fühlte er sich jedoch dazu verpflichtet, ihre Machtübernahme in Europa und Großbritannien zu verhindern. Der Schriftsteller und Physiker C. P. Snow organisierte eine Liste von Wissenschaftlern, die zum Kriegsdienst zur Verfügung standen und trotz seiner religiösen Bedenken ließ sich Mortimer in dieser Liste registrieren. Auch nach seiner Entscheidung für eine aktive Kriegsteilnahme blieb er weiterhin und bis zu seinem Lebensende Mitglied der Quäkergemeinde. Mortimer wurde wegen seiner deutschen Ehefrau erst nicht berücksichtigt, schließlich aber dennoch im Admiralty Mine department eingesetzt. Später arbeitete er für die Group W, eine von einem Ozeanographen geleitete Arbeitsgruppe, die den Wellengang im Ärmelkanal messen und zur Vorbereitung militärischer Operationen wie den D-Day vorhersagen sollte. Die Mitarbeiter der Group W bildeten nach dem Krieg die Keimzelle des National institute of oceanography.[1][2]

Ostküste des Michigansees, der von Mortimer über mehrere Jahrzente hinweg untersucht wurde.

Nach dem Krieg kehrte Mortimer zur Freshwater Biological Association zurück, obwohl im eine Stelle beim Admiralty research Service angeboten wurde. Motiviert durch seine Erfahrungen in der Ozeanographie wendete er sich der physikalischen Limnologie zu und untersuchte die Hydrodynamik von Seen, in erster Linie Interne Wellen, aber auch Strömungen im Hypolimnion eisbedeckter Seen. Hierbei arbeite er mit Feldmessungen und benutze anfangs überschüssige Kabel und Ausrüstung, die ihm die Marine nach dem Krieg zur Verfügung stellte. Gleichzeitig führte er auch Simulationen mit einem Wellenbad im Labor durch. Aufgrund seines Wechsels in die physikalische Limnologie wurde bei der Freshwater Biological Association eine Chemikerstelle frei. Unter Mortimers Vermittlung wurde die Stelle mit dem begabten jungen Chemiker John Mackereth besetzt, dem Sohn eines Mortimer bekannten Ladenbesitzers. Eville Gorham führte als physikalischer Chemiker Mortimers arbeiten an der Sediment-Wasser-Grenzschicht fort. 1953 wurde er zur Jahrestagung der American Society of Limnology and Oceanography in der University of Michigan, Wisconsin, eingeladen und hielt anschließend eine dreimonatige Vorlesungsreise in Nordamerika. Hierbei sammelte er möglichst viele Daten der Großen Seen und begann Untersuchungen der Strömungen des Michigansees, ein Thema das ihn sein Leben lang beschäftigen wird.[1][2]

1956 wurde Mortimer Direktor des Millport Laboratory des Scottish Marine Biological Association auf der schottischen Insel Great Cumbrae. In dieser Position konnte er Forschungen zu Ozeanographie und Süßwassergewässern miteinander verbinden, was in vielen Fällen aufgrund administrativer Schwierigkeiten nicht möglich ist. Er führte auch die Arbeiten an den amerikanischen großen Seen weiter, vor allem während eines Sabbaticals an der University of Michigan 1962/63. Während seines Aufenthaltes in Wisconsin wurde das erste staatliche Monitoringprogramm im Michigansee gestartet, wodurch Daten von Strömungsmessgeräten und Thermistorketten an mehreren Messtationen verfügbar wurden. Die Forschungsmöglichkeiten am Michigansee veranlassten Mortimer schließlich 1966 eine Stelle als distinguished Professor an der University of Wisconsin–Milwaukee und Direktor eines neugegründeten Center for Great Lake studies anzunehmen. Er korrespondierte vorher mit mehreren Kollegen uber diese Entscheidung, die ihm anscheinend nicht leicht fiel. Während er Personal und Ausrüstung für das neue Forschungszentrum organisierte, fand er auch Anschluss in den limnoligischen und ozeanographischen Wissenschaftsorganisationen Nordamerikas. 1966 wurde er zum Fellow der American Association for the Advancement of Science gewählt, 1970 zum Präsidenten der American Society of Limnology and Oceanography. 1973 war er Präsident der International Association of Great Lakes Research. Wichtigstes Forshungsprojekt während seiner Zeit als Professor in Wisconsin war die Organisation des International Field Year on the Great Lakes und die anschließende Auswertung der gesammelten Daten. In dieser Feldstudie waren die kanadische und US-amerikanische Regierungsorganisationen sowie mehrere Universitäten beteiligt. Zahlreiche Doktoranden und Postdoktoranden beteiligten sich an den Feldmessungen, der Datenanalyse und der Modellierung physikalischer Prozesse. Die Ergebnisse wurden in mehreren Publikationen veröffentlicht.[1]

1978 trat er aus Altersgründen von seiner Tätigkeit als Direktor des Center for Great Lake studies zurück, war jedoch bis 1981 weiterhin Professor in Wisconsin. Anschließend blieb er als distinguished Professor emeritus wissenschaftlich aktiv. In seinem Ruhestand geriet die Zusammenarbeit mit britischen und kontinentaleuropäischen Kollegen wieder stärker in Mortimers Fokus. Er beschäftigte sich mit Schweizer Seen wie dem Zürichsee oder dem Léman. In den 19990er-Jahren verschlechterte sich der Gesundheitszustand Mortimers’ Ehefrau drastisch. Er selbst erblindete auf einem Auge und konnte anschließend nicht mehr selbst Auto fahren. Obwohl er von der Quäkergemeinde unterstützt wurde, zog er mit seiner Frau 1994 in ein Katholisches Altersheim. Im Jahr 2000 verstarb seine Frau Ingeborg, Mortimer selbst erlitt einen Schlaganfall der ihn an den Rollstuhl fesselte. Auch seine Sehfähigkeit wurde zunehmend schlechter. Trotzdem nahm er noch Einladungen zu Vorträgen und Seminaren an, 2004 erschien sein Buch Lake Michigan in Motion, 2005 war er Koautor eines Aufsatzes über Interne Wellen im Genfersee, 2006 erschien sein letztes Paper über den Michigan- und Ontariosee. Noch während er eine weitere Arbeit beenden wollte, starb Mortimer im Alter von 99 Jahren am 11. Mai 2010. Gemäß seinem Testament wurde seine Asche von Bord des Forschungsschiffs Neeskay im Beisein seiner zwei Töchter und einiger Kollegen über den Michigansee verstreut.[1]

Forschung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während seiner Doktorarbeit arbeitete Mortimer am Reproduktionsverhalten von Wasserflöhen. Also bereits an einem in Binnengewässern lebenden Organismus, jedoch mit rein biologischen Methoden und nicht als Limnologe im eigentlichen Sinn, der die biologischen, biochemischen und physikalischen Prozesse das Ökosystem Sees als ganzes im Blick hätte. Mit Beginn seiner Arbeit an der Freshwater Biological Association in Windermere startete seine Forschung am Metabolismus des Sees, also seinem Nährstoffhaushalt und der damit verbundenen Biomasseproduktion. Anhand regelmäßiger Messugen relevanter Daten (Biomassenproduktion, Konzentration von limitierenden Nährstoffen, Fisch- und Zooplanktonmenge) untersuchte er die Entwicklung von Zoo- und Phythoplankton und die saisonale Variabilität der einzelnen Lebewesen in Seen.[3] Auch wenn er selbst seine frühen Forschungen an diesem Thema als „naiv“ bezeichnete und die Methoden zur Messung und Klassifizierung des Planktons unzureichend waren, stellten sie für mehrere Dekaden die einzige Darstellung der Beziehungen zwischen Phyto- und Zooplankton in einem englischen See dar.[1] Im Zuge der großen Probleme mit der Eutrophierung von Seen aufgrund externer Phosphoreinträge durch Landwirtschaft und Privathaushalte (Waschmittel) gewannen diese Fragestellungen ab den 1960er-Jahren zunehmend an Relevanz.[4] Die bessere Datenlage ermöglichte ab den 1970er und 1980er-Jahren empirische Vorhersagen der Reaktion eines Sees auf externe Veränderungen wie Änderungen in Nährstoffeintrag oder Temperatur mit Hilfe von Regressionsanalyse (predictive limnology),[5] während sich Mortimer noch auf teilweise nur qualitative Beobachtungen beschränken musste. Auch weitere Vorkriegsarbeiten Mortimers behandelten Themen, die über lange Zeit relevant für die Limnologie blieben und immer noch aktuell sind. Als einer der ersten schlug er die Nutzung Echoloten zur Untersuchung von Seesedimenten vor, nachdem ihm bei Arbeiten zur Erstellung von bathymetrischen Karten auffiel, dass weichere, sandige oder lehmige Sedimente andere Reflektionseigenschaften aufweisen als harter Fels.[6] Zusammen mit anderen Forschern begannen erste Forschungen zur Paläolimnologie, indem sie die Vergangenheit von Seen anhand von Ablagerungen in den Sedimenten mittels Bohrkernen zu rekonstruieren versuchten.[7][8]

Publikationen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monographien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mortimer, C.H. (1936): Experimentelle und cytologische Untersuchungen über den Generationswechsel der Cladoceren. Fischer, Jena (= Dissertation HU Berlin)
  • Mortimer, C.H. (2004): Lake Michigan in Motion. University of Wisconsin Press., Madinson 310 pp.

Zeitschriftenartikel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mortimer, C.H. (1935): Untersuchungen über den Generationswechsel der Cladoceren. In: Die Naturwissenschaften 23, S. 476–480.
  • Mortimer, C.H. (1939): Physical and chemical aspects of organic production in lakes. In: Annals of Applied Biology 26, S. 167–172.
  • Mortimer, C.H. und Worthington, E.B. (1940): A new application of echo-sounding. In: Nature 145, S. 212.
  • Mortimer, C.H. (1939): Echo-lotungen von Seeablagerungen: eine neue Methode in der regionalen Limnologie. In: Verhandlungen der Internationale Vereinigung für Theoretische und Angewandte Limnologie 9, S. 334–340.
  • Mortimer, C.H. (1941): The exchange of dissolved substances beteen mud and water in lakes, Parts I and II. In: Journal of Ecology 29, S. 280–329.
  • Mortimer, C.H. (1942): The exchange of dissolved substances beteen mud and water in lakes, Parts III and IV. In: Journal of Ecology 30, S. 147–201.
  • Mortimer, C.H. (1952): Water movements in stratified lakes during summer stratification: evidence from the distribution of temperature in Windermere. In: Philosophical Transactions of the Royal Society of London B 236, S. 355–404.
  • Mortimer, C.H. (1955): Some effects of the earth’s rotation on water movements in stratified lakes. In: Verhandlungen der Internationale Vereinigung für Theoretische und Angewandte Limnologie 12, S. 66–77.
  • Mortimer, C.H. and Mackereth, F.J.H. (1958): Convection and its consequences in ice-covered lakes. In: Verhandlungen der Internationale Vereinigung für Theoretische und Angewandte Limnologie 13, S. 923–932.
  • Mortimer, C.H. (1965): Spectra of long surface waves and tides in Lake Michigan and at Green Bay, Wisconsin. In: Great Lakes Research Division. University of Michigan Publications 13, S. 304–325.
  • Mortimer, C.H. (1971): Chemical exchanges between sediments and water in the Great Lakes – speculations on probable regulatory mechanisms. In: Limnology and Oceanography 2, 387–404
  • Mortimer, C. H. (1974): Lake hydrodynamics. In: Verhandlungen der Internationale Vereinigung für Theoretische und Angewandte Limnologie 20, S. 124–197.
  • Mortimer, C. H. und Horn, W. (1982): Internal wave dynamics and their implications for plankton biology in the Lake of Zurich. In: Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 127, S. 299–318.
  • Lemmin, U., Mortimer, C. H., und Bäuerle, E. (2005): Internal seiche dynamics in Lake Geneva. Limnology and Oceanography 50, S. 207–216.
  • Mortimer, C. H. (2005): Inertial oscillations and related beat pulsations and surges in Lakes Michigan and Ontario. Limnology and Oceanography 51, S. 1941–1955.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h A. S. Brooks, J. W. G. Lund, und J. F. Talling: Clifford Hiley Mortimer. 27. February – 11. May 2010. In: Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society. 57, 2011, S. 291–314.
  2. a b c Art Brooks, und David Schwab: Clifford Mortimer. 1911 – 2010. In: L&O Bulletin 19(4), 2011, S. 89–91.
  3. Mortimer, C.H.: Physical and chemical aspects of organic production in lakes. In: Annals of Applied Biology 26, 1939, S. 167–172.
  4. Vollenweider, Richard A.: The scientific basis of lake and stream eutrophication, with particular reference to phosphorus and nitrogen as eutrophication factors. OECD Report Nr. DAS/CSI/62.27, Paris 1968.
  5. Peters, R. H.: The role of prediction in limnology. In: Limnology and Oceanography 31(5), 1986, S. 1143-1159.
  6. Mortimer, C.H. und Worthington, E.B.: A new application of echo-sounding. In: Nature 145, 1940, S. 212.
  7. Jenkin, B.M. und Mortimer, C.H.: Sampling Lake Deposits. In: Nature 142, 1938, S. 834–835.
  8. Jenkin, B.M., Mortimer, C.H., und Pennington, W.: The Study of Lake Deposits. In: Nature 147, 1941, S. 496–500.