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Im Frühjahr 1931 hielt Tretjakow in Berlin einen allgemein bejubelten Vortrag, in dem er schilderte, wie ein russischer Schriftsteller von Parteifunktionären kritisiert wird, weil er individualpsychologische Literatur geschrieben habe. Gottfried Benn gab in einem Rundfunkvortrag vom 28. August 1931 eine Zusammenfassung und kritisierte diesen Standpunkt.[1]



Die ständigen Angriffe auf seine dichterische Arbeit führten zu der Idee, sich als Sanitätsoffizier reaktivieren zu lassen und so aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Auf Vermittlung seines früheren Studienkollegen Walther Kittel (jetzt: Chef des Stabes der Heeres-Sanitätsinspektion im Reichskriegsministerium) trat er der Reichswehr bei und löste seine Berliner Wohnung/Praxis in der Belle-Alliancestr. 12 auf. Am 1. April 1935 begann er seinen Dienst als Leiter der Abteilung IVb der Wehrersatzinspektion in Hannover und übernahm damit die Aufgabe der Fachaufsicht über die Wehrbezirkskommandos in Bezug auf Musterung und Einstellung von Rekruten, sowie die Aufstellung von Sanitätsabteilungen und die Organisation der Lazarette. Am 1. Oktober 1935 wurde er zum Oberstabsarzt befördert.[2]

Ein zu seinem 50. Geburtstag bei der DVA erschienener Auswahlband alter und neuer Gedichte führte am 7. Mai 1936 zu scharfen Angriffen in der Zeitung der Reichsführung SS Das Schwarze Korps: Unter dem Titel Der Selbsterreger! wurde er als „geiler Mistfink“ beschimpft. Es wurden ihm „warme Luft“ und „widernatürliche Schweinereien“ vorgeworfen.Der Artikel wurde im Völkischen Beobachter nachgedruckt und fand damit hohe Beachtung. Benn fürchtete um seine Stellung in der Reichswehr. Er bat u.a. den ihm gut bekannten Präsidenten der Reichsschrifttumskammer, Hanns Johst, der seit 9. November 1935 selbst SS-Oberführer war und gute Kontakte zu Heinrich Himmler unterhielt, um eine Ehrenerklärung, die er auch erhielt. Ein Vorab-Telegramm lautete: „Ignorieren sie Kritik verbürge mich für Integrität und Makellosigkeit Ihrer dichterischen Persönlichkeit“. Einige der Gedichte mussten aus der Folgeauflage entfernt werden. Seine militärischen Vorgesetzten, denen er den Vorfall meldete, befahlen ihm, als Soldat künftig nichts mehr zu veröffentlichen. In Hannover lernte er seine zweite Ehefrau Herta von Wedemeyer kennen, die bei ihm als Sekretärin tätig war.[3]

Am 30.6.1937 wurde Benn zum Stab des Generalkommandos des III. Armeekorps „Zur Dienstleistung zum Reichskriegsministerium kommandiert“ und bezog kurz danach gemeinsam mit Herta von Wedemeyer eine Vier-Zimmer-Wohnung im Bayerischen Viertel (Erdgeschoß Bozenerstraße 20), die er bis zu seinem Tod beibehielt. Dort richtete er sich in dem zum Hof gelegenen Zimmer wieder eine Privatpraxis ein und übernahm Praxisvertretungen in den Abendstunden, weil er sich nicht sicher war, in der Reichswehr bleiben zu können. In seinem neuen Amt war er für die Beurteilung von Wehrdienstbeschädigungen und die daraus etwa beanspruchten Renten zuständig. Auch in Berlin erreichten ihn noch Angriffe gegen seine Gedichte, die er mit Unterstützung von Hanns Johst (der schließlich auch Himmler einschalten musste) vorerst abwehren konnte. Am 8. März 1938 wurde Benn jedoch durch Joseph Goebbels mit sofortiger Wirkung zum 18. März aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen, was ein Berufsverbot bedeutete.Dagegen ging Benn nicht vor. Im September 1939 wurde Benn noch vor Kriegsbeginn zum Oberfeldarzt (Oberstleutnant) befördert und ihm eine neue Aufgabe im Bendlerblock zugewiesen. [4]


Einzelnachweise

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  1. Gottfried Benn: Die neue literarische Saison. In: Gerhard Schuster (Hrsg.): Sämtliche Werke (Stuttgarter Ausgabe) (= Bd. III – Prosa 1). Klett-Cotta, Stuttgart 1987, ISBN 3-608-95315-9, S. 327 ff. (330 ff.).
  2. Holger Hof: Gottfried Benn – Der Mann ohne Gedächtnis. Klett-Cotta, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-608-93851-7, S. 295 ff., 304.
  3. Holger Hof: Gottfried Benn – Der Mann ohne Gedächtnis. Klett-Cotta, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-608-93851-7, S. 306–312.
  4. Holger Hof: Gottfried Benn – Der Mann ohne Gedächtnis. Klett-Cotta, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-608-93851-7, S. 313–317.