Benutzer:Zerohund/Bavaria

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Assembly of Bavaria statue 1950


Auer Mühlbach, Lage in München

Der Auer Mühlbach ist ein etwa sieben Kilometer langer, aus Isarwasser gespeister und heute großteils künstlicher Stadtbach im Süden von München. Er verläuft östlich des Hauptarmes der Isar entlang der Hangkante des Steilufers und ist klassifiziert als Gewässer dritter Ordnung mit einem konstanten Zu- und Abfluss von 10 Kubikmetern pro Sekunde.

Ursprünglicher Verlauf

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Die Isar im heutigen Stadtgebiet von München als Gebirgsfluss hatte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ein relativ breites, seinen Weg immer wieder variierendes Bett mit vielen Kiesinseln und Nebenarmen. Der Auer Mühlbach ist solch ein alter Teil der Isar, der im Lauf der Jahrhunderte immer stärker reguliert und kanalisiert wurde. Seit 1330 auf Höhe der heutigen Marienklause ein erstes großes Stauwehr errichtet wurde, um das Wasser der Isar für den Bedarf der wachsenden Stadt nach Westen zu zwingen, zweigte der Bach am Auer Senkbaum gegenüber der heutigen Zentrallände durch eine Schleuse vom östlichen Ufer der Isar ab.

Austritt des Auer Mühlbachs aus dem Düker im Bild rechts, im Hintergrund die trockene Isarschleuse

Um 1900: Bau des Isar-Werkkanals

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Ableitung des Auer Mühlbachs an einer Schleuse im Isar-Werkkanal

Um den steigenden Bedarf der Stadt an elektrischem Strom zu decken, wurde von 1905 bis 1907 westlich parallel zur Isar der Isarkanal (Werkkanal) angelegt, durch den es möglich wurde, das Potential der Isar für größere Wasserkraftwerke nutzen zu können. Seit Errichtung des Isarwerks 1 (Südwerk) im Jahr 1906 wird der Mühlbach an der Floßlände südlich von Maria Einsiedel bei Flusskilometer 153,30 an der Schleuse (48° 5′ 31″ N, 11° 32′ 55″ OKoordinaten: 48° 5′ 31″ N, 11° 32′ 55″ O) gegenüber der Marienklause aus diesem Kanal ausgeleitet, fließt in einem rund 160 Meter langem Düker (Tunnel), dessen Verlauf an der Kante der Staustufe an der Marienklausenbrücke ablesbar ist, in nordöstlicher Richtung unter der Isar hindurch und tritt unterhalb der Klause knapp vor der Grenze des Tierparks Hellabrunn auf der östlichen Flussseite in den früheren Auen wieder ans Tageslicht.

Die Kante des Wasserfalls unterhalb des Steges an der Marienklause zeigt den Verlauf des Dükers an
Aussichtspunkt auf dem Wehr am Isar-Werkkanal, der Auer Mühlbach wird zur linken Bildseite abgeleitet.
Mündung des Auer Mühlbachs in die Isar, Maximiliansbrücke, Praterinsel

Zusätzlich besteht knapp oberhalb des Dükerendes eine Schleuse aus der Isar selbst, diese liegt jedoch die meiste Zeit über trocken und wird nur bei Isar-Hochwasser genutzt, um den Fluss über den Auer Mühlbach zu entlasten.

Diese aufwändigen Baumaßnahmen sollten mit dem wasserbautechnischen Wissen der jeweiligen Zeit einen möglichst konstanten Wasserzustrom für die Mühlen und Wasserkraftwerke am Mühlbach auch bei Niedrigwasser der Isar garantieren.

Im Tierpark, der seinen Wasserbedarf über eine große Zahl an Grundwasser- und Hangquellen weitgehend selbstständig decken kann, bietet der gestaltete Auer Mühlbach in vielen vernetzten Biotopen einer großen Zahl von Tier- und Pflanzenarten eine Heimat.

Auer-Mühlbach-Düker und Marienklausensteg

Nach dem Verlassen Hellabrunns und des Tierparks fließt der Bach vorbei an Siebenbrunn zwischen unterer Hangkante und Schrebergärten weiter Richtung Norden. Der weitere Weg des Auer Mühlbach führt durch die Stadtteile Untergiesing und die Au, seit einer Verlängerung 1893 mündet der Mühlbach auf halber Strecke zwischen Maximilians- und Prinzregentenbrücke bei Flusskilometer 146,60 (48° 8′ 21″ N, 11° 35′ 39″ O) knapp unterhalb der Nordspitze der Praterinsel wieder in die Isar. Im Tierpark zweigt aus dem Auer Mühlbach das Freibadbächl ab, unterhalb der Harlachinger Straße bekommt der Bach Zulauf vom Siebenbrunner Bächl; andere früher bestehende Abzweige wie der Entenbach oder der Auerfehlbach wurden inzwischen aufgelassen.

Nutzungsgeschichte

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Auer Mühlbach unterhalb Giesings um etwa 1850
Mühlbach an der Kraemermühle

Bereits vor der Stadtgründung Münchens wurde das Wasser der Isar für den Betrieb von Mühlen genutzt. Da der früher wilde Gebirgsfluss ständig seinen Lauf änderte und starke Pegelschwankungen aufwies, verwendete man dazu jedoch nicht den unberechenbaren Hauptarm, sondern einen künstlich abgeleiteten Nebenarm mit konstanter Wasserführung, den Mühlbach. Die älteste schriftlich belegte Mühle war die Bäckermühle, die 957 erstmalig in einer Urkunde erwähnt wurde, in welcher der Edle Wolftregil die Mühle zu Kiesingenum (Giesing) samt dazugehörigen Grundbesitz dem Bischof von Freising übertrug.

Neben der Antriebskraft für Mühlen und andere Maschinen wie Sägewerke lieferte der Auer Mühlbach auch Wasser für Färbereien und Gerbereien. Bereits um das Jahr 1330 wurde auf Höhe der Marienklause am östlichen Isarsteilufer das erste große Isarwehr erbaut, um die Isar nach Westen zu zwingen, da die aufstrebende Stadt München Wasser für die Flößerei, für Mühlen und die Wassergräben der Stadtbefestigung benötigte. Schon damals regulierte eine im Wehr angebrachte Schleuse den Zufluss zum Auer Mühlbach. 1347 kam zu drei bestehenden Mahlmühlen die erste Papiermühle im Münchner Raum hinzu. Sie stand „Auf der Insel“ beim heutigen Kegelhof und erhielt von Kaiser Ludwig dem Baiern das Privileg, als einzige Mühle im Umkreis von sieben Meilen Papier herstellen zu dürfen. Unter dem Schutz des Privilegs, das die Sammlung der zur Papierherstellung notwendigen Lumpen, Hadern und Fetzen einschloss, gründete sich die Gilde der „Altbayerischen Lumpensammler“. Fischfang und Jagd in den umgebenden Wäldern ließen am Bach die Siedlung Au entstehen, später wurde der Ort zu einer beliebten Sommerresidenz von Münchner Patrizierfamilien. Unter der Herrschaft Herzog Wilhelms V. fand im frühen 17. Jahrhundert ein weiterer Ausbau des Baches statt. Um seine Gartenanlagen und Fischzucht in Neudeck besser mit Wasser versorgen zu können, ließ Wilhelm dem Mühlbach ein weiteres und tieferes Bett graben.

Relativ früh entstand entlang des Baches Münchens erstes Industriegebiet. Im Jahr 1816 gab es alleine in der Au 60 Wasserräder, die den Betrieb einer Hammerschmiede, eines Bräuhauses, je zweier Papiermühlen, Schleifmühlen, Walken und Fabriken, von sechs Getreidemühlen und sieben Sägemühlen ermöglichten. Bis zur Einrichtung einer Kanalisation wurden Abfälle und Abwässer aller Art und Herkunft in den Mühlbach entsorgt. Durch eine städtische Verordnung wurde geregelt, dass dies nur während der Nacht gestattet war, da die Frauen tagsüber ihre Wäsche im Mühlbach wuschen. Die Industrialisierung brachte die zunehmende Ansiedlung proletarischer Bevölkerungsschichten mit sich und die Au, die kurzfristig sogar eine eigenständige Stadt gewesen war, wurde zu einer Vorstadt, in der sich eine eigene Wohnform, das Herbergswesen mit Stockwerkseigentum bildete. 1854 wurde der Stadtteil nach München eingemeindet, er hatte lange den Ruf eines übel beleumundeten „Krattler- und Scherbenviertels“, in dem neben ehrbaren Handwerkern und Arbeitern auch allerlei „fragwürdige Existenzen“ des Lumpenproletariats hausten.


„... mit dene fünf Kinder, mit meim Mo, meim oidn Vatern und der Schwiegermutter, Hund, Katz und Kanari ham mir oa Zimmer...Ja, ja, mir san furchtbar beschränkt – nicht mir selber, sondern mit unserer jetzigen Wohnung. Wohnung ko ma da eigentlich nimma sagn, mir sagn halt so, weil mir bis jetzt no koann passenden Ausdruck dafür gfunden ham, wie mir unser Heim nennen könnten. Loschie mögn ma net sagn, weil des ein Fremdwort is, und Dreckloch, des is uns zu ordinär. Mir wohnen halt jetzt sechs Jahr in da Vorstadt in da Quellengasse, neben der oidn Papierfabrik am Mühlbach. Hausnummer ham ma koane, aber es is leicht zum finden – wenns uns bsuacha woin, brauchn's nur in d`Quellenstrass geh – wo de Kunstmaler allweil umananderhocka – und speziell des Häusl, wo de allweil abmaln – in dem wohna mir.“
(Karl Valentin, Der Umzug, Prolog)
In Untergiesing verschwindet der Bach erstmals unter der Oberfläche

Im Zuge der städtebaulichen Erschließung des Gebietes wurde der Bach teilweise bereits im 19. und zunehmend dann im 20. Jahrhundert immer mehr überbaut, bis er über große Strecken nicht mehr sichtbar war. 1960 ließ sich die Stadtverwaltung die Auflassung vieler Stadtbäche 15 Millionen DM kosten, da sie den Bau weiterer Straßen, Häuser und der geplanten U-Bahn behinderten. Heutzutage besinnt man sich jedoch wieder mehr auf die Wohn- und Lebensqualität, die die Stadtbäche mit sich bringen. So wurde beispielsweise am Gebsattelberg ein Weg unter der Straße hindurch gebaut und der Auer Mühlbach wieder freigelegt.

Auer Mühlbach Am Neudeck, ehem. Paulanerkloster, heute Frauen- und Jugendarrestanstalt

Am Neudeck und Paulaner

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Herzog Wilhelm IV., der von 1511 bis 1550 regierte, ließ an diesem Ort ein erstes Jagdschlösschen Neudegg mit Lustgarten errichten, um dort im Sommer mit seinem Hofstaat Landaufenthalt zu nehmen. Unter Einbeziehung des Berghangs legte sein Sohn Albrecht V. weitere Gartenanlagen an und ließ in der Nähe des Neudecker Hofgartens ein kleines Kloster erbauen, in das zunächst Basilianer-Mönche einzogen. Diese machten sich nach zeitgenössischen Quellen aber „der Hurerei, des unziemlichen Saufens, gotteslästerlichen Fluchens und dergleichen Übel mehr“ schuldig, worauf der Herzog meinte, dass sie „...zur Seelsorge nicht taugten und ein zu burschikoses Leben führten...“ und „...mit ihren lockeren Sitten besser nach Rom [passen]...“ und sie bereits nach einem Jahr wieder entließ. Als Nachfolger wurden die Brüder des Heiligen Franz von Paul aus dem Burgund bestellt, denen nur Brot, Öl und Fische als Nahrungsmittel erlaubt waren. Allerdings stand ihnen nach der Klosterregel: „Was flüssig ist, bricht keine Fasten.“ die Art und Menge des täglichen Trunkes frei und die Mönche freundeten sich schnell mit dem bayerischen Bier an. Wilhelm V. erweiterte die Gärten nochmals und verschönerte sie im Stil seiner Zeit. Er ließ dabei auch den Verlauf des Auer Mühlbachs verändern, so dass dieser am Neudeck vorbei floss. Der Lustgarten wurde zur Hofmark erhoben. Hinzu kam auch eine Falknerei und es wurden Teiche für eine Hoffischerei angelegt. Im Umkreis entstanden Wohnungen für Edelknaben und Hofdamen, vornehme Herrschaften ließen sich Villen bauen und mit diesem Aufschwung entstanden florierende Geschäfte und Wirtschaften in der Gegend. Nach seinem Regierungsende 1598 verbrachte Wilhelm V. seine restlichen 28 Lebensjahre die Sommer meist im Jagdschlösschen. Nach seinem Tod 1626 verödete das Anwesen, da es nicht mehr dem Zeitgeschmack entsprach. Dafür blühte das Kloster, durch das Erbe der „Lärchlbrauerei“ an der Neuhauser Straße konnten die Paulaner seit dem Jahr 1634 Bier für den Eigenbedarf selbst brauen. Für die Öffentlichkeit bestand ein Schankverbot, das allerdings an den Festtagen des Ordensgründers ab dem 2. April für einige Zeit ausgesetzt wurde. Das Heilig-Vater-Fest besaß nicht zuletzt wegen des beliebten Paulaner-Spezial-Biers große Anziehungskraft und wurde zu einem gern besuchten Volksfest. Für das Fest wurde ein besonderes Bockbier gebraut und ausgeschenkt, das Herrenbier oder Heilig-Vater-Bier genannt wurde. Damit wurden die Paulaner-Ordensmänner Namensgeber der erfolgreichsten Münchner Brauerei. Das Paulanerbier in der heutigen Form wurde ab 1774 von Valentin Stephan Still, besser bekannt als Frater (Bruder) Barnabas, einen Mönch aus einer Brauer-Dynastie, gebraut. Die klingende Bezeichnung Herrenbier behielt man bei. Eine Wiederbelebung der Schlossgebäude brachte 1747 die Unterbringung der durch Kurfürst Max III. Joseph gegründeten Porzellain-Fabrique, der ersten bayerischen Porzellan-Manufaktur, in Neudeck mit sich. Doch bereits 1761 führten Streitigkeiten mit den Paulanern zur Verlagerung der erfolgreichen Fabrik nach Nymphenburg, wo noch heute das renommierte Nymphenburger Porzellan produziert wird. Nach der Aufhebung des Klosters 1799 wurden die Gebäude zunächst in ein Lazarett, dann in ein Strafarbeits- und Zuchthaus umgewandelt, diese Nutzung wurde bis heute beibehalten (JVA Neudeck, Frauen- und Jugend-Strafvollzug). Franz Xaver Zacherl erwarb 1813 die ehemalige Klosterbrauerei und führte die Starkbiertradition unter neuen Namen fort. Der Name Salvator bot sich fast von selbst an. Der Salvatorausschank erfolgte in der 1822 auf dem Gelände des Paulanergartens neu errichteten Wirtschaft Zacherlgarten, seit dem Frühjahr 1861 dann im Salvatorkeller auf dem Nockherberg.

Am Neudeck, wiedergeöffneter Bereich von der Gebsattelbrücke aus gesehen
Fassung einer Hangquelle Am Neudeck

Die wegen des schlechten Bauzustands der 1907 gebauten Bachdecken Am Neudeck anstehende Erneuerung des Bachbetts in diesem Bereich war Anlass, auch diese Teilstrecke wieder zu öffnen und als stadträumliches Element nutzbar zu machen. Im Zuge der von dem Büro Tomás Valena & Thomas Will Architekten , München unter Bauherrschaft der Landeshauptstadt München, Baureferat durchgeführten Maßnahmen wurde die marode Straßenbrücke an der Ohlmüllerstraße/Am Nockherberg abgerissen und durch einen Neubau mit Fußwegunterführung und Treppenanlage ersetzt. Die Uferbereiche wurden für Fußgänger und Radfahrer erschlossen, unterschiedlich gestaltete Freiflächen, eine Quellfassung für das Hangwasser und eine Flachwasserzone laden zu Aufenthalt und Spiel ein. Dabei folgt die Gestaltung dem Kontrast zwischen der strengen Gefängnisfassade am westlichen und der gestuften Hangvegetation am östlichen Ufer: stadtseitig wurde das Ufer massiv gefasst, gegenüber öffnet sich der Bachlauf zum Grünraum. Das Kontinuum der Wege wird an Stellen unterbrochen, wo schon Ansätze zur Ortsbildung bestehen, wie bei der Brücke an der Brauerei, der Grüninsel gegenüber dem Gefängnis, dem Steg beim „einsamen Haus“, dem Aufgang am alten Brunnen oder dem Brückenplatz an der Quellfassung. Im August 2003 konnte der sanierte Bereich der Öffentlichkeit übergeben werden.

Energiegewinnung

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Pionierzeit der Stromerzeugung

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Seine Rolle als Energielieferant erfüllte der Mühlbach bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts ausschließlich durch das direkte Abfassen mechanischer Kraft beispielsweise für Mühlenwerke. Mit der Entdeckung und Nutzbarmachung elektrischer Energie kamen neue Formen der Energieausnutzung hinzu, die den Auer Mühlbach für die Stadt zeitweise sehr bedeutsam werden ließen. Einerseits bekam er die Funktion eines Wasserlieferanten für Dampfmaschinen, die über Kohlefeuerung Dynamomaschinen zur Stromerzeugung antrieben, andererseits nutzte man die Wasserkraft, wenn auch in deutlich geringerem Ausmaß, zur Erzeugung elektrischer Energie mittels Turbinen. Ehe die elektrische Energie nach dem ersten Weltkrieg in breitem Umfang nutzbar gemacht wurde, verwendeten die wenigsten privaten Haushalte Strom als Energiequelle. Größere Firmen hatten zur Energiegewinnung häufig Dampfmaschinen, deren Kraft über lange Wellen mit angeschlossenen ledernen Laufriemen auf die einzelnen Fertigungsmaschinen und Werkzeuge verteilt wurde. Zur Beleuchtung diente, wenn überhaupt, das Stadtgas. Auch öffentliche Einrichtungen waren bezüglich der Gebäudeinnen- und Straßenbeleuchtung zunächst auf Gas angewiesen. Der öffentliche Personennahverkehr beschränkte sich zunächst auf durch Pferdekraft betriebene Straßenbahnwagen. Während die Verkehrsbetriebe sehr interessiert daran waren, die technischen Voraussetzungen für eine Motorisierung der Verkehrsmittel zu schaffen, stand der öffentlichen Beleuchtung in München zunächst ein Hindernis entgegen: Ein Gaslieferungsvertrag begründete ein Monopol im Hinblick auf die Straßenbeleuchtung und schloss damit die Verwendung elektrischer Energie aus. Auch war die Gasbeleuchtungsgesellschaft laut Vertrag allein berechtigt, öffentliche Straßen für „Beleuchtungsleitungen“ zu nutzen. Erst durch einen 1891 geschlossenen Ablösevertrag wurde das Monopol vorsichtig geöffnet, indem zunächst eine Kraftanlage mit 300 PS zur elektrischen Beleuchtung genehmigt wurde, die 1896 auf 600 PS erweitert wurde. Die 1891 in Betrieb genommene Anlage im Katzenbachbrunnhaus auf der westlichen Isarseite am Viktualienmarkt war der erste Standort eines städtischen Elektrizitätswerkes, sie war aber als eigenständige Anlage nicht in ein Gesamtkonzept zur Nutzbarmachung elektrischer Energie für die Stadt eingebunden.

Das Muffatwerk

Die Aufgabe eines zentralen Erzeugers übernahm das 1883 zwischen Isar und Auer Mühlbach erbaute Werk im Muffatbrunnhaus beim Müllerschen Volksbad, das zunächst als Dampfkraftanlage mit zwei Maschinen zu 350 PS und zwei zu 700 PS konzipiert wurde und 1897 um eine Turbine mit 180 PS zur Nutzung der Wasserkraft erweitert wurde. Mit der Errichtung weiterer Wasserkraftwerke wie dem 1895 begonnenen Maximilianswerk und dem Elektrizitätswerk Staubstraße erwuchs dem Muffatwerk als weitere Aufgabe die Energieverteilung und es wurde zur Schaltzentrale für das Elektrizitätsnetz der Stadt ausgebaut. Bald schon dehnte sich die Nutzung der Elektrizität von der Straßenbeleuchtung und der Beleuchtung öffentlicher Gebäude auf die Elektrifizierung der Pferdebahn und später auf Angebote an nichtöffentliche Abnehmer aus, diese blieben allerdings lange hinter der Nachfrage zurück. Damit private Abnehmer überhaupt mit Strom versorgt werden konnten, waren aufgrund der Monopolstellung der Gasanstalt auch hierfür erst die vertraglichen Voraussetzungen zu schaffen. Erst im Juni 1898 wurde der erste nichtöffentliche Abnehmer an das Leitungsnetz angeschlossen, in den folgenden Monaten und Jahren stieg der Energiebedarf dann rapide an.

Bedeutungsverlust der Mühlbach-Kraftwerke

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Isarwerk 1 am Isar-Werkkanal

Der rasant wachsende Energiebedarf machte bald wesentlich leistungsfähigere Kraftwerke erforderlich. In den Jahren 1906 bis 1908 wurde das Isarwerk 1 am Isar-Werkkanal oberhalb der Marienklause errichtet, 1921 bis 1923 die beiden weiteren Isarwerke 2 und 3 kanalabwärts.

Walchenseekraftwerk

Die größte Bedeutung für die Energieversorgung Bayerns jedoch hatte das von Oskar von Miller geplante und 1918 durch den bayerischen Landtag genehmigte Projekt des Walchenseekraftwerks, das 1924 in Betrieb ging. Durch den Aufbau eines landesweiten Hochspannungsnetzes war es nicht weiter erforderlich, den Strom in räumlicher Nähe zu den Verbrauchern zu erzeugen. Daher nahm die Bedeutung des Mühlbaches als Energieträger immer mehr ab, sowohl im Hinblick auf die Abfassung mechanischer Energie, die Dank moderner Elektromotoren an jeder gewünschten Stelle verfügbar wurde, als auch in Bezug auf die Stromerzeugung. Zwischen 1960 und 1979 stieg der Verbrauch an elektrischer Energie in der Stadt pro Einwohner von 1.000 kWh auf 3.200 kWh, was in Verbindung mit der wachsenden Einwohnerzahl zu einem Energiebedarf führte, der selbst mit den drei Isarwerken und den insgesamt sechs nach 1955 gebauten Wärmekraftwerken nicht mehr zu decken war. Überregionale Versorgungskonzepte wie die 25 %ige Beteiligung der städtischen Elektrizitätswerke am Kernkraftwerk Isar 2 in Ohu sollten nun den ständig ansteigenden Energiehunger Münchens befriedigen. In der Annahme, dass mit der Kernenergie Strom in nahezu beliebiger Menge und kostengünstig erzeugt werden könne, wurden regionale Anlagen zur Stromgewinnung als unrentabel angesehen und vernachlässigt. Erst die Energiekrise in den 1970er Jahren und die überproportionale Verteuerung des Stroms in der Folgezeit ließen lokale Energiekonzepte wieder interessant werden.

Energiegewinnung heute

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Im Jahr 2005 nutzen drei Anlagen den Auer Mühlbach zur Erzeugung elektrischer Energie.

Kraemersche Kunstmühle

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Die Kraemersche Kunstmühle 2005

Die erste Mühle an dieser Stelle auf halbem Weg zwischen Tierpark und Candidplatz ließ der Besitzer des (1796 abgebrannten) Schlosses Harlaching, Baron Max von Mayr, 1701 mit Bewilligung von Kurfürst Max Emanuel als Papiermühle errichten. Nach seinem Tod übernahmen zunächst die Erben den Betrieb, 1764 verpachtete Maria Josepha von Mayr die Mühle an den Papiermachergesellen Anton Weidenauer. Laut Hausbuch der Pfarrei Obergiesing brannte die erste Mühle am 7. Juni 1811 ab, die danach neu aufgebaute Mühle wurde 1828 von Markus von Mayr an den Papierwerkmeister Michael Brandmiller verkauft, der die Mühle bereits seit 1810 betrieben hatte. 1853 übernahm ein Anton Buchner die Mühle durch Heirat der Witwe Brandmiller, dieser verkaufte sie 1863 an Karl Kraemer, den Sohn des Pächters der „Cannstatter Stadtmühle“, der sie in eine Getreidemühle umbauen ließ, die wegen ihrer „modernen“ Ausstattung fortan die Bezeichnung „Kunstmühle“ führen durfte. 1903 trat Max Paintner als Prokurist in die Firma ein, er recherchierte die erste Chronik der Mühle. Die Mühle und ihre Umgebung zu Anfang des 20. Jahrhunderts beschrieb Paintner wie folgt:

„So stand die Kraemermühle damals frei, behäbig und beherrschend im Talgrund der Untergiesinger Flur. Weitflächige Wiesen und Gärten umsäumten sie im Vorfeld und 1903 war auf dem mühleneigenen Grund an der Schönstraße sogar noch Getreide angebaut worden. Das unter Erlenbüschen verträumt fließende Fehlbächerl, über das eine graziös geschwungene Betonbrücke in den Mühlenkomplex führte, der mit Rassegeflügel reich besetzte Hühnerhof, dem man zunächst begegnete, die Obst- Gemüse- und Blumengärten zur Rechten und Linken, eine nicht zu übersehende Dungstätte neben dem Stallgebäude [...] Hätte nicht ein Straßenschild unmissverständlich „Zur Kraemermühle“ verwiesen, man wäre versucht gewesen, sie für einen vornehmen Landsitz zu halten.“

Das Turbinenhaus der Kraemermühle

Zu jener Zeit wurde das Mahlwerk bereits von 3 Turbinen getrieben. Seit der Umwandlung zur Getreidemühle war der Betrieb als „Handelsmühle“ geführt worden, was bedeutet, dass er nicht wie eine „Kundenmühle“ gegen Entgelt im Auftrag mahlte, sondern Getreide im Handel erwarb und die verarbeiteten Produkte wieder im Handel absetzte. Der Ausstoß betrug rund 20 Tonnen Weizen oder Roggen täglich bei einem Beschäftigungsstand von 18 Personen inklusive Führpersonal. Die Getreideanlieferung wurde durch eine Spedition besorgt, die Auslieferung der Endprodukte erledigte der eigene Fuhrpark mit 4 Pferden und 2 Ochsen. Außerdem hielt der Betrieb drei Kühe, sechs Schweine und 60 Hühner, Enten und Gänse. Die Mahlzeiten für das Personal wurden von der Mühle gestellt, wobei Frau Kraemer es sich nicht nehmen ließ, selbst für alle zu kochen, was für die damalige Zeit sehr ungewöhnlich war. Die Mühle ist bis heute im Familienbesitz und in Betrieb als Mahlmühle. Am 22. November 1944 erlitt die Mühle bei einer ersten Bombardierung durch die Alliierten schwere Schäden, bereits fünf Tage darauf wurde sie bei einem zweiten Bombardement restlos zerstört. Am 1. Oktober 1949 konnte nach viereinhalbjähriger Bauzeit die neue Mühle geweiht und in Betrieb genommen werden. Das neue Wasserkraftwerk der Kraemerschen Kunstmühle leistet 130 kW und erbringt damit etwa ein Drittel des Energiebedarfs der Mühle.

Kraftwerk Bäckermühle von Norden

Ungefähr an der Stelle, an der mit der Bäckermühle die älteste Mühle Giesings stand, überquert heute der Mittlere Ring unterhalb des Sechzger-Stadions den Auer Mühlbach. Im Jahr 1837 erwarb der Bankier Arnold von Eichthaldas, Besitzer der Untergiesinger Lederfabrik, das seinerzeit Schrafnagelmühle genannte Anwesen. Sein Bruder Simon von Eichthal erhielt 1853 die Konzession zur Umwandlung in eine Kunstmühle. 1883 baute der neue Besitzer, die Firma Bavaria-Kunstmühle, den Betrieb zur zweitgrößten Mühle Münchens um. Seit dem Jahr 1894 gehörte der Betrieb der Münchner Bäckerinnung und wurde deshalb in Bäcker-Kunstmühle umbenannt. Auf dem Grundstück der Anfang der sechziger Jahre abgerissenen Bäckermühle ließ der Kfz-Meister Günter Tremmel 1987/88 in privater Initiative ein Kleinkraftwerk errichten, das mit zwei Turbinen ca. 138 kW (jährlich rund 1,3 Millionen kWh) Strom liefert, damit können gut 600 durchschnittliche Haushalte versorgt werden. Bis zur Genehmigung hatte Tremmel sieben Jahre lang zäh mit der Stadt München verhandelt, ehe er im Herbst 1986 einen auf 30 Jahre befristeten Pachtvertrag unterschreiben konnte. Die Einwilligung der Stadt erfolgte erst als sich nach der Katastrophe im Kernkraftwerk von Tschernobyl am 26.04.1986 breitere Bevölkerungsschichten mit den Gefahren der Atomenergie auseinandersetzten und man intensiver nach alternativen Techniken Ausschau zu halten begann. Im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit der Anlage machte sich der in Bad Feilnbach ansässige Erbauer keine Illusionen, der 850.000 DM teure Bau benötigte 15 Jahre zur Amortisation. Tremmel sieht das Kraftwerk eher als Verwirklichung eines Traumes und als energiepolitisches Zeichen denn als wirtschaftliche Investition. An der Südfassade des den Bach überspannenden Turbinenhauses ließ der Bauherr ein selbstverfasstes Gedicht mit dem Titel Die vergessene Wasserkraft schreiben:

Bäckermühle von Süden mit Gedicht an der Fassade
Untätig war des Wassers Lauf, und niemand achtete mehr darauf.
Hier war die Wasserkraft vergessen, weil von Atomkraft man besessen.
Was doch der Mensch in stolzem Wahn in der Natur zerstören kann!
Das möge man bedenken - in Zukunft sollte die Vernunft uns lenken.
Vergeßt nicht unsere Wasserkraft, und laßt sie uns erhalten -
Das mahnten schon die Alten.

Maximilianswerk

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Das Maxwerk um 1900

Das 1895 errichtete Maxwerk ist das älteste noch in Betrieb befindliche Kraftwerk am Auer Mühlbach. Durch ein Stauwehr vor der Maximiliansbrücke, das zum Schutz der Brückenpfeiler vor Unterspülung gebaut wurde, ergab sich bei einer Verlängerung des Baches bis zu dieser Stelle ein energiepolitisch nutzbares Gefälle zur Isar, das bei normalem Wasserstand der Isar 4,8 Meter, bei Niedrigwasserstand sogar 5,7 Meter beträgt. Bei Hochwasser allerdings verringert es sich auf 3,3 Meter, was einer optimalen Nutzung der Wasserkraft zur Energiegewinnung zunächst abträglich ist. Die Energiebilanz des Mühlbaches an seiner Mündung in die Isar ist jedoch nicht nur durch das dort herrschende Gefälle begründet, sondern auch durch die zur Verfügung stehende Wassermenge. Diese wies damals (vor der Errichtung des Isarkanals) trotz aller Regulierungsmaßnahmen Schwankungen auf. Bei Niedrigwasserstand der Isar, also in Zeiten hohen Gefälles, standen statt der gewollten 10 Kubikmeter pro Sekunde nur 8,72 Kubikmeter Wasser pro Sekunde für den Bach zur Verfügung. Bei Hochwasser der Isar, das ein geringeres Gefälle bedingt, führte der Bach dagegen bis zu 15 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Bei der Konstruktion der Turbinenanlage des Maxwerkes wurde daher ein gedämpfter Turbinenregulator eingeplant, der stets ein Optimum zwischen Wassermenge und Gefälle ermittelt und die Turbinenhöhe so reguliert, dass eine möglichst gleich bleibende Energieausbeute garantiert wird, dies ist angesichts der Bauzeit eine technische Meisterleistung. Zur Energieerzeugung dienten zwei Dynamomaschinen, die bei 660 Volt Ausgangsspannung je 225 Ampere lieferten, also knapp 300 Kilowatt. Der gewonnene Strom wurde über die Schaltzentrale des Muffatwerkes in das öffentliche Stromnetz eingespeist.

Unterhalb der Maximiliansbrücke verschwindet der in einem Kanal parallel zur Isar geführte Bach in einem Tunnel, um unterirdisch dem Maxwerk zuzufließen
Maxwerk von Nordosten

Neben seiner technischen Raffinesse ist das Maxwerk auch eine architektonische Besonderheit. Es sollte den Parkcharakter der Isarauen unterhalb des Maximilianeums nicht stören und wurde daher im Stil eines barocken Garten- oder Jagdschlösschens ausgeführt. Da die Verlängerung des Auer Mühlbaches als Beeinträchtigung der Umgebung galt, wurde er im letzten Abschnitt über 380 m unterirdisch in einer Betonröhre gefasst. Stadtbäche galten in jener Zeit nicht als landschaftlich wertvolle Gestaltungselemente, sondern als Energielieferanten und Entsorgungsadern und hatten für die damalige Zeit wohl den Charme einer heutigen Starkstromleitung.

Mündung des Auer Mühlbachs in die Isar, zwischen den Bäumen ist ein Stück vom Dach des Maxwerks erkennbar, im Hintergrund die Maximiliansbrücke

Trotz seiner, gemessen an den am Isar-Werkkanal befindlichen Werken, eher geringen Energieausbeute ist das Maxwerk aufgrund des wartungsarmen Betriebes und seiner historischen Bedeutung bis heute in Betrieb. Bei der Sanierung 1953 wurde die Francis-Turbine gegen eine Propeller-Turbine ausgetauscht, 1976 musste der ursprüngliche Gleichstromgenerator einem Drehstrom-Asynchron-Generator weichen. Die Kraftwerksleistung konnte mit dieser Kombination auf rund 410 kW gesteigert werden, was einer jährlichen Strommenge von 2,7 Millionen kWh entspricht.

Die Stromerzeugung am Auer Mühlbach ist mit den drei bestehenden Anlagen nicht unbedingt ausgereizt, wie Planungen der M.A.M.M.U.T. Electric GmbH zeigen. Diese beabsichtigt laut einer Bekanntmachung von 2001 auf Höhe des ehemaligen Muffatwerkes eine neue Turbinenanlage zu errichten. Die Planungen sehen vor, die an dieser Stelle des Baches durch Aufstauung erreichbare Netto-Fallhöhe von 3,78 m zu nutzen, um eine über einen Zuströmtrichter der Firma Escher-Wyss gespeiste Kaplan-Rohrturbine mit einem Laufrad von 1,45 m Durchmesser und einer Wellenleistung von 341 kW bei einer Drehzahl von 273 U/min anzutreiben. Der daran über Riemen gekoppelte Generator soll aufgrund des sehr günstigen Wirkungsgrades der Anlage von über 90 % etwa 300 kW Strom in das Netz der Stadt einspeisen. Wie bereits beim Bau des Maxwerkes vor über 100 Jahren sollen auch beim Bau der neuen Anlage am Muffatwerk landschaftspflegerische Elemente berücksichtigt werden. Der bei Wasserturbinenanlagen zur Abhaltung von Treibgut erforderliche Rechen etwa soll nicht wie sonst üblich unmittelbar vor dem Kraftwerk angebracht werden, sondern bereits vor der Ludwigsbrücke am Rentamtssteg. Damit will man verhindern, dass Zwischenlagerung und Abtransport von angeschwemmtem Treibgut zu Beeinträchtigungen im landschaftlich sensiblen Bereich um die Muffathalle und das Volksbad führen.

Biotop am Auer Mühlbach

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Kegelhof

Die Wasserfläche des Baches und die allgemeine Grünfläche entlang der Quellenstraße bis zum Riggauer Weg in der Au wurden von der Stadt als Münchner Stadtbiotop Nr. 320 (bisher ohne Schutzstatus) erfasst. Das ausgewiesene Gebiet umfasst eine Fläche von etwa dreieinhalb Hektar und wird von der Kreisgruppe München des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern betreut.

Geländebeschreibung und Vegetation

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Das gleichförmig rund acht Meter breite Bett des Auer Mühlbachs verläuft im Biotop auf der Westseite der schmalen, für Kraftfahrzeuge nicht zugelassenen Quellenstraße am Hangfuß des östlichen Isar-Hochufers. Das Bachbett ist in diesem Bereich zur Quellenstraße und auch am Gegenufer zu den angrenzenden Freiflächen und Gebäuden fast vollständig mit senkrechten Stein- und Betonmauern (auf 20 Metern Holzverbau) gefasst und mit einem Metallgeländer gesichert. Aus der hangseitigen Ufermauer ragen etwa ein Dutzend Einleitungsrohre hervor, in deren Umgebung dichte Polster von Laubmoosen (Bryopsida) gedeihen. Die Fließgeschwindigkeit des Auer Mühlbachs erreicht entlang eines gewerblich genutzten Gebäudes am Kegelhof, wo das Bachbett sich auf gut 50 Metern Länge auf rund sechs Meter verengt, über drei Meter pro Sekunde. In diesem Bereich siedelt ein großer Bestand des Sichelblättrigen Gitterzahnmooses, das sonst nur für klare Bergbäche typisch ist - möglicherweise ist dieser Bestand der nördlichste in Oberbayern. Auf dem kurzen oberirdischen Abschnitt im Biotop wird der Bach in teilweise unter hundert Metern Abstand von vier Stegen überbrückt. Zusätzlich liegen in diesem Abschnitt drei Unterwasserwehre, an denen gleichförmige Stromschnellen ausgebildet sind. Das Ostufer an der Quellenstraße ist auf mindestens vier Metern Breite vollständig versiegelt, allerdings ist die Asphaltdecke in Ufernähe stellenweise aufgebrochen, dort hat sich ein Trittrasen gebildet. Während im Südteil des Gebietes mehrere Gebäude unmittelbar ans Westufer gebaut sind, grenzen nördlich der Einmündung des Kegelhofbaches Rasenflächen mit Bäumen an das Ufer, darunter sind auch einige dickstämmige Silberweiden (Salix alba) und Pappeln (Populus).

Blütenstand des Ligusters

Der bis zu 40 Grad steile Talhang oberhalb des Baches ist durch mehrere diagonal verlaufende Wege mit Treppen erschlossen und durchgängig vor allem mit Edellaubhölzern bewaldet. Eschen (Fraxinus) und Spitzahorn (Acer platanoides L.) mit Stammdurchmessern von 30 bis 60 Zentimetern in einem Meter Höhe herrschen vor, einzelne Bäume sind noch dicker. Weitere Gehölze sind Rosskastanien (Aesculus), Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) und Liguster (Ligustrum). Eine mäßig dichte Strauchschicht ist nur partiell ausgebildet, Jungwuchs der genannten Baumarten dagegen reichlich vorhanden. Die Krautschicht aus Nährstoffzeigern ist nur spärlich entwickelt. Im unteren Hangdrittel treten mehrere Sicker- beziehungsweise Fließquellen aus. Die ungefassten Sickerquellen sind nahezu vegetationsfrei mit einer lückenhaften Decke aus Quellmoosen wie Fontinalis antipyretica. Eine mehrere Liter pro Sekunde schüttende Quelle ist gefasst und ummauert, ihr Abfluss erfolgt über mehrere Kaskaden in einem mit Nagelfluh-Blöcken befestigten Bett.

Blüte des Buschwindröschens

Vor allem im Nordteil des Biotops ist am Hangfuß eine ungewöhnlich wuchsstarke, von Brennnesseln (Urtica), Bärenklau (Heracleum) und Knaulgras (Dactylis) dominierte Nitrophytenflur entwickelt, die selbst nach einem Sommerschnitt Anfang Juli innerhalb von acht Wochen nochmals eine Wuchshöhe von 60 bis 90 Zentimetern erreicht. Im Südteil befinden sich am Rand der Quellenstraße zwei kleinflächige Fettwiesen. Am südlichen Ende der Quellenstraße trennt eine Gehölzinsel mit einer an der Stammbasis 1,2 Meter dicken Esche mit Zwieselwuchs das Bachbett auf 60 Meter Länge von der Straße. Der bewaldete Steilhang ist stellenweise mit Nagelfluh- und Ziegelstützmauern gesichert, diese Mauern sind sickerfeucht und beherbergen einen ungewöhnlich reichen Bewuchs mit seltenen Kalk-Tuffmoosen. Einige Moosarten (Bryophyta) kommen in der ganzen Innenstadt einzig hier vor, neben anderen Laubmoosen wurden im Biotop folgende gefährdete Arten klassifiziert: Wirteliges Schönastmoos (Eucladium), Schlankes Spaltzahnmoos (Fissidens) und Veränderliches Starknervmoos (Cratoneuron). Die weitere Flora besteht unter anderem aus Bärlauch (Allium ursinum), Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Hohlem Lerchensporn (Corýdalis cáva), Blutrotem Hartriegel (Cornus sanguinea), Kratzbeere (Rubus caesius), Geißfuß (Aegopodium podagraria), Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata), Mauer-Streifenfarn (Asplenium ruta-muraria), Wald-Segge (Carex sylvatica), Wiesen-Knaulgras (Dactylis glomerata L.), Behaartem Weidenröschen (Epilobium), Nelkenwurzen (Geum), Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium), Kleinblütigem Springkraut (Impatiens parviflora) und Platthalmrispengras (Poa compressa). Als Problempflanzen sind invasive Neophyten wie Schlanke Karde (Dipsacus strigosus), Behaartes Franzosenkraut (Galinsoga ciliata), Zugespitzter oder Japan-Knöterich (Reynoutria japonica, Synonyme: Polygonum cuspidatum, Fallopia japonica) und die wie der Holunder zu den Geißblattgewächsen (Caprifoliaceae) gehörenden Schneebeeren (Symphoricarpos) anzusehen, die derzeit etwa zwei Prozent Deckungsanteil erreichen.

Regenbogenforelle

Trotz seiner extremen Querbauwerke (Marienklausenwehr, Gasteig und andere) beherbergt der Auer Mühlbach eine artenreiche Fischfauna. Laut Fischereiverein „Die Isarfischer e. V.“ und Landesfischereiverband (LFV) kommen die folgenden Fischarten vor: Aal (Anguilla anguilla), Aitel ( Leucisus cephalus), Äsche (Thymallus thymallus), Bachforelle (Salmo trutta fario), Bachsaibling (Salvelinus fontinalis), Barbe (Barbus barbus), Hecht (Esox lucius), Huchen (Hucho hucho), Regenbogenforelle (Oncorhynchus my­kis), Rutte (Lota lota) und Streber (Zingel streber).

Rutte (Quappe)

Allerdings ist die Alterspyramide der Fischfauna gestört, es werden fast nur Jungfische festgestellt. Dies liegt daran, dass der Bach zur „Bachauskehr“ regelmäßig ausgelassen wird und anschließend neu besiedelt werden muss. Dabei ist ein Fischaufstieg über die extrem hohen Wehre nicht möglich, lediglich ein Einschwemmen von Jungfischen durch die Ausleitung aus der Isar ist vorstellbar. Das Vorhandensein einiger extrem gefährdeter Arten selbst im Auer Mühlbach gibt Aufschluss über die noch weit artenreichere Isar, in der auch die Hauptreproduktionsgebiete der Fische liegen. Die hohe Bedeutung der an gefährdeten Arten reichen Fischfauna muss dringend bei der Reservierung der Restwassermenge für die Isar berücksichtigt werden. Auch die Wasserkraftwerke im Stadtbereich stellen einen Gefährdungsfaktor dar. Da es sich überwiegend um Jungfische handelt, ist ein ausreichender Schutz über die Rechen nicht ge­währleistet. Jungfische können die Rechenstäbe mit ihren etwa drei Zentimetern großen Abständen mühelos passieren, daher ist von einem permanenten Turbinentod auszugehen.

Gefährdete Arten der Säugetier- und Vogelfauna im Biotop sind Eichhörnchen (Sciurus vulgaris), Zaunkönig (Troglodytes troglodytes) und Zilpzalp (Phylloscopus collybita).

  • Bauen in München 1960 bis 1970, herausgegeben vom Baureferat der Stadt München: Begründung zur Auflassung der Stadtbäche
  • Helmut Lindner: Alte Dörfer rechts der Isar vor den Toren Münchens. Giesing, Au, Haidhausen. Seit 125 Jahren bei München, 1854 - 1979, München 1979, 207 Seiten, mit Abbildungen. Monacensia-Bibliothek Nr. 16.723
  • Michael Dosch: Projekt zur Isarregulierung und Bebauung der Stadtbezirke Au, München 1897. Monacensia 2° Mon. 59
  • Josef Freudenberger: Aus der Geschichte der Au (München). Die alte Au, München 1927, 256 Seiten, mit Abbildungen. Monacensia 8° Mon. 3.339
  • Josef Freudenberger: Aus der Geschichte der Au. Hauptsächlich die Geschichte der Au von Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Einverleibung in München, München 1913, 220 Seiten, mit Abbildungen. Monacensia 8° Mon. 25
  • Anselm Martin: Topographie und Statistik des K.B. Landgerichts Au bei München, München 1837. Monacensia 8° Mon. 316
  • Martin Reinkowski: Die Au um 1900. Vorstadt zwischen Mittelalter und Moderne, München 1987, 96 Seiten, mit Abbildungen (Ausstellungskatalog). Monacensia Mon. 19.277
  • Hermann Wilhelm: In der Münchner Vorstadt Au, München 2003, 144 Seiten, mit Abbildungen.
  • Thomas Will (Technische Universität München/Lehrstuhl für Entwerfen und Denkmalpflege): Der Auer Mühlbach. Architektonisches Entwerfen als Interpretation des Ortes. Studienprojekte für einen Münchner Stadtbach, München 1984. 127 Seiten, mit Abbildungen
Commons: Auer_Muehlbach – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien