Benutzer:Zietz/Werkstatt 3

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Beispiel-Zeichen der wichtigsten weltweiten Schriftsysteme
Verteilung Schriftsysteme weltweit
Die Verwendung von Elementen unterschiedlicher Schriftsysteme ist in den ostasiatischen Ländern weit verbreitet

Typografie außerhalb des lateinschriftlichen Raums[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hinweis Hauptartikel

Die Typografie in Europa und Nordamerika beschäftigt sich vorrangig mit typografischen Aspekten und Traditionen des Lateinischen Schriftsystems. Im Zug der technologischen Entwicklung sowie den sich auch in Mediengestaltung und Grafikdesign niederschlagenden Globalisierungsprozessen rückten Gestaltungs- und Typografiefragen in anderen Regionen der Erde zwar stärker in den Fokus. Ungeachtet dessen hat die Faustregel Gültigkeit, dass sich die Beschäftigung mit Typografie hauptsächlich auf den jeweiligen Schriftraum konzentiert. Zusätzlich kommen im lateinschriftlichen Raum weitere Ausdifferenzierungen zum Tragen – etwa in eine stärker auf Europa fokussierte Typografie-Tradition (in Frankreich, Italien, den Niederlande, Deutschland und so weiter) und eine stärker die spezifisch US-amerikanische Entwicklung in den Vordergrund stellende Tradition (in den USA). Darüber hinaus machen seit Beginn des neuen Jahrtausends verstärkt mitteleuropäische sowie lateinamerikanische Schriftentwerfer, Schrift-Foundries und so weiter von sich reden und rücken ihre jeweils landeseigenen beziehungsweise Regions-spezifischen Besonderheiten stärker in den Fokus.

Der Geltungsbereich des lateinischen Schriftsystems umfasst zwar rund drei Fünftel der Erdoberfläche: Europa, den amerikanischen Doppelkontinent, Australien sowie das Gros des südlichen Afrika (siehe abgebildete Karte). Die verbleibenden Staaten und globalen Großregionen indess werden typografisch von Schriftsystemen geprägt, deren Grundstruktur sich vom lateinischen Schriftsytem essentiell unterscheidet. Zu den nicht-lateinschriftlichen Regionen zählen Nordafrika sowie der größte Teilen des asiatischen Kontinents. Inklusive des lateinischen existieren weltweit rund ein Dutzend große Schriftsysteme: das kyrillische, das arabische, die im süd- und südostasiatischen Raum verwendeten Systeme sowie das chinesische und japanische. Als mittelgroße hinzuzuzählen sind das hebräische und koreanische sowie das griechische. Ergänzend hinzu treten kleinere Schriftsysteme wie etwa das Georgische, das Mongolische oder das Äthiopische – Systeme, die sich vom lateinschriftlichen Alphabet ebenfalls grundlegend unterscheiden.

Strukturell untergliedern sich diese Systeme in Alphabet-, Silben- und Zeichenschriften. Aus typografischer Warte von Bedeutung ist der Umstand, das jedes Schriftsystem mit einer Reihe ästhetisch-typografischer sowie traditioneller Besonderheiten aufwartet. Die fernöstlichen Schriftsysteme etwa sind nicht nur stark durch die chinesische Zeichenschrift geprägt mit ihrem viele tausend Zeichen umfassenden Symbolbestand. Auch Leserichtung (ein Mix aus vertikal und dem hierzulande geläufigen horizontal) und Blätterrichtung unterscheiden sich vom lateinschriftlichen Alphabet fundamental. Hinzu kommt die zusätzliche Präsenz lateinschriftlicher Elemente – am weitesten fortgeschritten in Japan, wo drei unterschiedliche Schriftsysteme nebeneinander verwendet werden und die jeweilige Mischung von einem teils festgeschriebenen, teils von Erfahrung geprägten Kanon unterworfen ist.

Regionsspezifische Besonderheiten weisen auch die Schriftsysteme auf dem indischen Subkontinent, in Südostasien sowie die Verwendung der arabischen Schrift in Nordafrika sowie im nah- und mittelöstlichen Raum auf. Neben der Handhabung grundlegender Schriftsystem-Besonderheiten sowie die Beachtung kultureller Besonderheiten spielen auch mikrotypografische Besonderheiten bei der Aufbereitung von Text hier eine Rolle (beispielsweise der Umstand, das ostasiatische Schriften auf Mittelachse anstatt Grundlinie ausgerichtet sind und Unterlängen von lateinschriftlichen Elementen oft angepasst – respektive: gekürzt – werden). Makrotypografisch wiederum – also beim Design von Drucksachen oder Webseiten – fallen unterschiedliche Lesegewohnheiten sowie ästhetische Traditionen ins Gewicht. Während in südasiatischen Medienprodukten teilweise stark ornamentale Elemente bebräuchlich sind, wird die hebräischschriftliche Typografie teils von den Idealen der (klassischen) europäischen Moderne geprägt.

Technisch eine Brücke zwischen den unterschiedlichen Schriftsytemen schlägt vor allem der Unicode-Standard. In den 1990ern etabliert, kartiert er alle Zeichen aus allen existierenden Schriftsystemen und fasst sie zu jeweils eigenen Blöcken zusammen. Praktisch bedeutet das, dass eine Schriftfont-Datei mehrere Schriftsysteme abdecken kann. Die genauen „Anwendungsregeln“ bei der praktischen Umsetzung nicht-lateinschriftlicher Typografie sind bislang vor allem ein Thema von konkret damit befassten Experten. Deutlich verändert hat sich in dem Bereich das Angebot von digitaler Schriftfonts: Die großen Softwareherstellern Microsoft, Apple und Adobe liefern zu ihren Betriebssystemen und Anwendersoftware-Paketen zwischenzeitlich eine Schriftfont-Ausstattung, die sämtliche großen Schriftsysteme abdeckt. Ähnliches gilt für Schrift-Foundries oder auch den Webfont-Bereich von Google, wo stetig neue Fonts für unterschiedliche Schriftsysteme erscheinen.