Benutzerin:Ktiv/Artikelentwurf1

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Eine Seite des Codex Ephraemi Rescriptus, Blaufärbung durch Giobertsche Tinktur
(BnF, Grec 9, fol. 96 v.)

Die Giobertsche Tinktur, in der Literatur auch bezeichnet als Giobertische Tinktur oder Blausaures Eisenkali, ist eine salzsaure wässrige Lösung von Kaliumhexacyanidoferrat(II). Sie wurde im 19. Jahrhundert vielfach verwendet, um verblasste Schriftzüge, beispielsweise die unterliegende Schrift eines Palimpsests, besser lesbar zu machen.

Der Turiner Chemiker und Mineraloge Giovanni Antonio Giobert entwickelte diese Tinktur, die Amedeo Peyron 1824 erstmals mit Erfolg bei einem Palimpsest anwandte. Das Originalrezept Gioberts lautete nach Friedrich Adolf Ebert: „6 Teile Wasser, 1 Teil acidum muriaticum, 1/8 prussiat de potasse (kali zooticum),“ doch könne das Verhältnis verändert werden, um die beste Wirkung zu erzielen. Wenn der Text verblasst ist, weil das Eisen(II) aus der Eisengallustinte zu Eisen(III) oxidiert ist, so bildet sich durch Reaktion von Kaliumhexacyanidoferrat(II) mit den Eisen(III)-Ionen ein tiefblauer Niederschlag (Berliner Blau). Ebert mahnte zum behutsamen Gebrauch des Reagens: „Die Hauptregel bleibt, alles Reiben zu vermeiden. Peyron hat ganze Blätter in die Tinctur getaucht, und sie gleich darauf in Wasser gelegt; ich habe mit einem Pinsel aufgetunkt, und die Stelle nach wenigen Stunden durch Aufdrücken eines Tuches getrocknet. Dieses Trocknen ist sehr rathsam, damit die Tinctur nicht Zeit erhalte, das Pergament zu färben, nachdem sie die alte Schrift gesättiget hat.“[1]

Georg Heinrich Pertz beschrieb 1848 sein Vorgehen bei einem Pergamentblatt, dessen unterliegende Schrift Text aus dem Geschichtswerk des Livius enthielt, und das mit einem Bibelkommentar des Hieronymus überschrieben war. Er mischte Salzsäure und Kaliumhexacyanidoferrat(II) zu gleichen Teilen, reinigte das Pergament mit kaltem Wasser und bestrich das noch feuchte Pergament mit der Tinktur. Dann ließ er es zwischen weißen Löschpapierblättern 48 Stunden trocknen. Als er das Löschpapier abnahm, „zeigte sich die alte Schrift im Ganzen sehr deutlich und schön himmelblau,“ so dass er eine Abschrift anfertigen konnte.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Felix Albrecht: Between Boon and Bane. The Use of Chemical Reagents in Palimpsest Research in the Nineteenth Century. In: M. J. Driscoll (Hrsg.): Care and Conservation of Manuscripts 13. Proceedings of the Thirteenth International Seminar Held at the University of Copenhagen 13th–15th April 2011. Museum Tusculanum Press, Kopenhagen 2012, S. 147–165. (Online)


Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Friedrich Adolf Ebert: Zur Handschriftenkunde. Band 1. Steinacker & Hartknoch, Leipzig 1825, S. 230 f. (Digitalisat)
  2. Georg Heinrich Pertz: Über ein Bruchstück des 98sten Buchs des Livius. Reimer, Berlin 1848. S. 2 f.