Chloralose

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Strukturformel
Strukturformel von Chloralose
Allgemeines
Freiname Chloralose[1]
Andere Namen
  • (R)-1,2-O-(2,2,2-Trichlorethan-1,1-diyl)-α-D-glucofuranose
  • D-Glucochloralose
  • α-Monotrichlorethyliden-D-glucose
  • NSC-758888
Summenformel C8H11Cl3O6
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 15879-93-3
EG-Nummer 240-016-7
ECHA-InfoCard 100.036.363
PubChem 7057995
ChemSpider 5414376
Wikidata Q594365
Eigenschaften
Molare Masse 309,53 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

187 °C[2]

Löslichkeit

4,44 g·l−1 bei 15 °C in Wasser[2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[3] ggf. erweitert[2]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 301​‐​332​‐​336​‐​410
P: 261​‐​264​‐​301+310​‐​304+340[2]
Toxikologische Daten

400 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)[4]
300 mg·kg−1 (LD50Mausoral)[4]
100 mg·kg−1 (LD50Huhnoral)[4]
100 mg·kg−1 (LDLoKatzeoral)[4]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Chloralose (auch: α-Chloralose) ist eine chemische Verbindung, die als Schädlingsbekämpfungsmittel gegenüber Vögeln (Avizid) und Nagetieren (Rodentizid) eingesetzt wird.

Darstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chloralose kann durch eine Kondensationsreaktion von Glucose und Chloral unter Anwesenheit von Schwefelsäure hergestellt werden. Dabei entsteht neben weiteren Mono- und Dichloralosen auch α-Chloralose.[5]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chloralose ist ein bitteres Kristallpulver.[6]

Neben der α-Form der Chloralose existiert das Stereoisomer β-Chloralose.[S 1]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gegen Mäuse und Ratten wird es bei Temperaturen von unter 15 °C verwendet. Deren Tod erfolgt durch Unterkühlung.[7] In den 1950er und 1960er Jahren wurde der Wirkstoff auch als Mittel gegen Krähen und Elstern eingesetzt.[8][9] In Schweden wurde der Gebrauch durch Laien 2019 verboten.[10]

In den Neurowissenschaften und in der Veterinärmedizin wurde Chloralose wegen ihrer betäubenden und sedierenden Eigenschaften verwendet,[11] etwa zur Anästhesie von Versuchstieren.[6] Die Verwendung von α-Chloralose in der Humanmedizin als Schlafmittel ist seit längerem obsolet.[6] Es sind in der EU und in der Schweiz keine Arznei- oder Tierarzneimittel auf der Basis dieses Wirkstoffs verkehrsfähig.[12][13][14]

Chloralose-Vergiftung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chloralose ist auch für Kleintiere wie Hunde und Katzen gefährlich. Deshalb soll es nur in geschlossenen Räumen angewandt werden. Trotzdem kann es zu Vergiftungen kommen, wenn Tiere Mäuse fressen, die bereits den Köder aufgenommen haben. So kann im ungünstigen Fall bereits eine vergiftete Maus tödlich für Katzen sein.[15]

Handelsnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Celaflor,[16] Whip Alpha 4,[17] Raider Mäuseköder Alpha,[18] Neudorff Sugan MäuseKöder.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Chloralose – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. INN Recommended List 40. In: who.int. Abgerufen am 8. Mai 2024 (englisch).
  2. a b c d Eintrag zu Chloralose in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 9. Mai 2024. (JavaScript erforderlich)
  3. Eintrag zu Chloralose (INN) im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 13. Mai 2024. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  4. a b c d Clinitox Giftsubstanzen: Vergiftungen Kleintier - alpha-Chloralose. Universität Zürich – Institut für Veterinärpharma und -toxiklogie, abgerufen am 9. Mai 2024.
  5. George U. Balis, Russell R. Monroe: The pharmacology of chloralose. In: Psychopharmacologia. Band 6, 1964, S. 2, doi:10.1007/BF00710911.
  6. a b c Heinz Walter, Günter Thiele (Hrsg.): Reallexikon der Medizin und ihrer Grenzgebiete, Loseblattsammlung, Band 2 (Carg–Ez), Verlag Urban & Schwarzenberg, München / Berlin / Wien 1967, ISBN 3-541-84000-5, S. C 95.
  7. Alpha-Chloralose-Vergiftung bei Hund und Katze. Abgerufen am 8. Mai 2024.
  8. Gerhard Weigand: Orientierende Versuche zur Krähenbekämpfung mit Alpha-Chloralose. 1965, S. 108–110.
  9. K. Borg: Über die Anwendung von Chloralose zur Vernichtung schädlicher Vögel. In: Zeitschrift für Jagdwissenschaft 2, 180–182 (1956), doi:10.1007/BF01916169
  10. Cecilia Tegner, Sandra Lundgren, Kristoffer Dreimanis, Annica Tevell Åberg, Ulrika Windahl: Alpha-chloralose poisoning in cats: clinical findings in 25 confirmed and 78 suspected cases. In: Journal of Feline Medicine and Surgery. Band 24, Nr. 10, 27. Juni 2022, S. e324–e329, doi:10.1177/1098612X221107787.
  11. J. Silverman, W. W. Muir: A review of laboratory animal anesthesia with chloral hydrate and chloralose. In: Laboratory Animal Science. Band 43, Nr. 3, Juni 1993, S. 210–216, PMID 8355479.
  12. vetidata.de, Zugang nur für Fachkreise (Stand Mai 2024)
  13. Union Register of medicinal products - Public health - European Commission. In: ec.europa.eu. 16. Mai 2024, abgerufen am 16. Mai 2024 (englisch).
  14. SAI – Einzelabfrage. Stiftung Refdata, abgerufen am 13. Mai 2024.
  15. Tierärzte warnen vor Vergiftungsgefahr: Chemisches Bekämpfungsmittel gegen Nager und Vögel gefährdet Katzen und Hunde. Bundesverband praktizierender Tierärzte, 11. April 2022, abgerufen am 9. Mai 2024.
  16. Produktetikett Celaflor Mäuse-Portionsköder. (PDF) Abgerufen am 9. Mai 2024.
  17. Rodentizid WHIP ALFA 4 Frische Paste (Alphachloralose 4%), 12 Köder x. Abgerufen am 13. Mai 2024.,
  18. Raider Mäuseköder Alpha Set. Abgerufen am 13. Mai 2024.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu β-Chloralose: CAS-Nummer: 16376-36-6, EG-Nummer: 240-429-2, ECHA-InfoCard: 100.036.738, PubChem: 5284343, ChemSpider: 4447425, Wikidata: Q27268085.