Claude Étienne Le Bauld de Nans

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Claude Étienne Le Bauld de Nans (um 1790)

Claude Étienne Le Bauld de Nans, auch Lebauld oder Lebeau (* 12. Mai 1735 in Besançon; † 3. April 1792 in Berlin),[1] war ein Schauspieler, Regisseur und Französischlehrer.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Claude Étienne wurde am 12. Mai 1735 in Besançon als Sohn des Ehepaars Claude Joseph Lebeau und Jeanne Huguette Rolet geboren.[2] Anfang der 1760er Jahre heiratete er Suzanne de la Haye (* etwa 1734; † 17. Dezember 1818 in Rheinsberg). Aus der Ehe gingen vier Söhne hervor:

  • Claudius Franz Josef (* 12. Februar 1767 in Mannheim; † 12. Februar 1844 in Breslau), Generalmajor im preußischen Ingenieurkorps.

Beruflicher Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Logenhaus mit Wohnung der Familie Le Bauld

Le Bauld studierte vermutlich unter anderem in Parma, wo er 1755 in eine Freimaurerloge aufgenommen wurde. Später fand er Kontakt zum dortigen französischen Hoftheater Philipps von Spanien, Herzog von Parma, sowie dessen Tochter Isabella von Bourbon-Parma.

Anfang der 1760er Jahre erhielt er ein Engagement als Mitglied der Comédie-Française am Hof des pfälzischen Kurfürsten Karl Theodor in Mannheim bzw. in dessen Sommerresidenz in Schwetzingen. 1770 wurde dort die französische Komödie zugunsten des deutschen Schauspiels aufgegeben.[9]

Le Bauld konnte direkt anschließend auf Vermittlung seines Bruders Claude Pierre Le Bauld (1745–1775) seine Arbeit am Hof des Fürsten Alexander Ferdinand von Thurn und Taxis in Regensburg als Theaterdirektor fortsetzen. Da Alexander Ferdinands Nachfolger, Karl Anselm von Thurn und Taxis, kein Interesse am französischen Schauspiel fand, erhielt das Ensemble in Frühjahr 1774 seinen Abschied.[10]

1774/75 war er nach Berlin verzogen, legte sich dort den Künstlernamen Le Bauld de Nans zu und nahm am 22. April 1776 als Schauspieler an der Eröffnung des neuen französischen Komödienhauses teil, dessen Regisseur er wenig später wurde.[11] Anfang 1778 war Friedrich der Große dem französischen Theater überdrüssig, zudem begann wenig später der Bayerische Erbfolgekrieg, sodass in Berlin, auch wegen der erwarteten zusätzlichen Kosten, das französische Schauspiel aufgegeben wurde.[12]

Le Bauld war fortan vor allem als französischer Sprachlehrer am Hof der preußischen Prinzessin und späteren Königin Friederike Luise tätig, daneben unterrichtete er die Brüder von Humboldt.[13] Zeitzeugen beschrieben ihn als „... zu seiner Zeit unstreitig der bester und gründlichste Lehrer der französischen Sprache“[14] zu sein. Darüber hinaus leitete er zeitweise Friederikes Hoftheater in Potsdam, die ihm für seine Tätigkeit eine Pension gewährte.[15]

Seit 1781 bis zu seinem Tod war er in der Nachfolge von Joseph Du Fresne de Francheville Herausgeber der in Berlin erscheinenden Wochenzeitschrift Gazette littéraire de Berlin.[16]

Zeitzeugen beschrieben Le Bauld: „Er war ein talentvoller Mann [er hatte gründliche humanistische, litterarische und Kunstkenntnisse], dabey aber halsstarrig, eigensinnig, rechthaberisch, auffahrend, und handelte, hierdurch geleitet, oft sehr inconsequent“.[17]

Freimaurerei[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Le Bauld wurde 1755 in eine Freimaurerloge in Parma aufgenommen, etwa 1763 war er der Neubegründer der Loge St. Charles de l’Union in Mannheim und war zwischen 1766 und 1773 deren Meister vom Stuhl. Am 29. März 1776 trat er in die Loge Royal York in Berlin ein und übernahm dort bis 1787 verschiedene Ämter (bspw. Redner, Repräsentant, Bibliothekar). Schließlich war er von 1788 bis 1792 deren Meister vom Stuhl.[18] Er wohnte zeitweise im Logenhaus auf der Neustadt, in der Letzten Straße (Villa Kamecke, spätere Dorotheenstraße Nr. 24).[19]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Recueil de pièces fugitives. Mannheim 1769 (209 S., Gedichtsammlung; Handschrift, Münchner Staatsbibliothek, Signatur Cod. gall. 423).
  • Epithalame Sur Le Marriage de LL. AA. SS. Monseigneur Frederich-Auguste, Electeur de Saxe, & Madame Amelie-Auguste, Princesse Palatine de Deux-Ponts. 1769 (slub-dresden.de).
  • Le Négociant et le Juif de Venise. Berlin 1775 (86 S., Komödie in 5 Akten, angelegt an Shakespeares Kaufmann aus Venedig; Handschrift, Münchner Staatsbibliothek, Signatur Cod. gall. 424).
  • Recueil De Discours prononcés en différentes époques solemnelles, Dans la V[énéra]ble & Très ancienne Loge Française La Royale Yorck De L’Amitié Séante à L’O. de Berlin, affiliée à la G. L. d’Angleterre, le 24e. Juin 1767. Berlin 1781, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10435401-4.
  • La Famille Ridicule. Berlin 1789 (141 S., Komödie in 5 Akten; Universitätsbibliothek Halle, Signatur AB 35703).
  • Le Bouquet de la Famille Royale, au Jour Anniversaire de la Naissance de sa Majesté la Reine de Prusse. Berlin 1789 (Libretto zum Geburtstag der Königin Friederike Luise, Musik von Wilhelm Friedrich Ernst Bach; Lettische Staatsbibliothek, Signatur RW2/1547,I).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wilhelm Schwarz: Geschichte der gerechten und vollkommenen St. Johannis-Loge „Karl zur Eintracht“ in Mannheim. Festschrift zur Feier der fünfzigjährigen Wiedererstehung dieser Loge. Mannheim 1896, S. 17.
  2. Archivgut: Registres paroissiaux (1543–1794). Archives municipales de Besançon. 12. Mai 1735. Link
  3. Archivgut: Deutschland, Baden, Erzbistum Freiburg, katholische Kirchenbücher, 1678–1930. familysearch.org. 2. Juni 1763. Link
  4. Gehaltsentschädigungskommissionen für die östlichen Provinzen. In: Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz. Abgerufen am 1. November 2019.
  5. Archivgut: Deutschland, Baden, Erzbistum Freiburg, katholische Kirchenbücher, 1678–1930. familysearch.org. 12. September 1764. Link
  6. Archivgut: Verfilmungen des Reichssippenamtes. Bestand: Evangelische Pfarrei Rheinsberg, Beerdigungen 1804–1856. Staatsarchiv Leipzig, Zentralstelle für Genealogie. 24.09.1842.
  7. Archivgut: Deutschland, Baden, Erzbistum Freiburg, katholische Kirchenbücher, 1678–1930. familysearch.org. 16. Oktober 1768. Link
  8. Handbuch über den Königlichen Preußischen Hof und Staat. Berlin 1835, S. 198, 641 (bsb-muenchen.de).
  9. Friedrich Walter: Geschichte des Theaters und der Musik am kurpfälzischen Hofe (= Forschungen zur Geschichte Mannheims und der Pfalz). Leipzig 1898, S. 246, 249, 342, 350 (archive.org).
  10. Sigfrid Färber: Das Regensburger Fürstlich Thurn und Taxissche Hoftheater und seine Oper 1760–1781. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg. Band 86. Regensburg 1936, S. 3–60, hier S. 30, 34–35, 37, 40, urn:nbn:de:bvb:355-ubr02227-4.
  11. Carl Martin Plümicke: Entwurf einer Theatergeschichte von Berlin. Berlin 1781, S. 159–160, 382 (google.de).
  12. Ludwig Achim von Arnim: Sammlungen zur Theatergeschichte. In: Beiträge zur Geschichte dramatischer Kunst. Band 2. Berlin 1828, S. 1–42, hier S. 36–40 (bsb-muenchen.de).
  13. Karl Bruhns (Hrsg.): Alexander von Humboldt. Band 1. Leipzig 1872, S. 31 (google.de).
  14. Friedrich Mossdorf (Hrsg.): Fessler’s Rückblicke auf die letzten sechs Jahre seiner Logenthätigkeit. Band 1. Dresden 1804, S. 14 (archive.org).
  15. Carlo Giovanni Maria Denina: La Prusse littéraire sous Fréderic II. Band 2. Berlin 1790, S. 393–395 (google.de).
  16. Vgl. ausführlich: François Labbé: Gazette littéraire de Berlin(1764–1792) (= Les dix-huitièmes siècles. Band 79). Paris 2004.
  17. Friedrich Mossdorf (Hrsg.): Fessler’s Rückblicke auf die letzten sechs Jahre seiner Logenthätigkeit. Band 1. Dresden 1804, S. 13–14 (archive.org).
  18. Wilhelm Schwarz: Geschichte der gerechten und vollkommenen St. Johannis-Loge „Karl zur Eintracht“ in Mannheim. Festschrift zur Feier der fünfzigjährigen Wiedererstehung dieser Loge. Mannheim 1896, S. 16–17. Uta Motschmann (Hrsg.): Handbuch der Berliner Vereine und Gesellschaften 1786–1815. Berlin 2015 (google.de).
  19. Friedrich Nicolai: Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam aller daselbst befindlicher Merkwürdigkeiten, und der umliegenden Gegend. Band 3. Berlin 1786, S. 2 (Anhang) (google.de).