Darwin Award

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Darwin Award, deutsch Darwinpreis, ist ein sarkastischer Negativpreis, der von Biologiestudenten der Stanford University initiiert wurde. Er wird seit 1994 dazu verwendet, um über Menschen zu berichten, die sich selbstverschuldet töten, tödlich verunfallen oder selbst unfruchtbar machen und dabei ein besonderes Maß an Dummheit zeigen. Eine gewisse Schadenfreude bei der Darstellung ist Teil des Konzepts, sowohl beim Original als auch bei der deutschen Seite, die unter dem Namen „Darwinpreis, Verlierer im Roulette des Lebens“ online ist und sich auf das amerikanische Vorbild beruft.[1]

Idee, Ablauf, Kriterien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Namensgeber Charles Darwin

Der Name bezieht sich auf Charles Darwin, den Entdecker der natürlichen Auslese. Dahinter steht der Gedanke, dass ein durch eigene Dummheit vermehrungsunfähiges Individuum seiner Art einen Gefallen tut, wenn es die weitere Verbreitung des eigenen Erbguts verhindert.[2] Die Mitinitiatorin und mittlerweile Hauptverantwortliche Wendy Northcutt bezeichnet den Darwin Award als einen Preis für alle, die dazu beitragen, dass sich unser Genpool verbessert, indem sie sich daraus entfernen.[3]

Ein möglicher Kandidat für den Award muss auf Grund einer bemerkenswerten Fehleinschätzung oder eines besonders unüberlegten Missgeschicks gestorben sein oder unfruchtbar geworden sein. Er muss dies selbst herbeigeführt haben, wobei es keine weiteren Todesopfer gab. Er muss urteilsfähig gewesen sein (keine Kinder oder Menschen mit geistigen Störungen) und das Ereignis muss bestätigt oder zumindest plausibel sein. In der ersten Buchausgabe der Darwin Awards waren auch Geschichten aus dem Bereich moderne Sagen enthalten.

Die Einzelfälle werden auf einer Website vorgestellt, wo online über den oder die jeweiligen Gewinner des Jahres abgestimmt wird.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Darwinpreis ist eine Idee von Biologiestudenten der Stanford University in Kalifornien. Sie sammelten skurrile Fälle und Anekdoten und präsentierten sie auf einer Website der Universität. Nachdem die Seite sehr populär geworden war, wurde sie ausgelagert. Heute werden täglich neue Fälle eingestellt und von einer weltweiten Fan-Gemeinde diskutiert und beurteilt. Auch einen Newsletter gibt es.

Die studierte Molekularbiologin und Neurowissenschaftlerin Wendy Northcutt, die auch die Autorin der Darwin-Awards-Bücher ist, rief die Website darwinawards.com ins Leben und ist inzwischen Hauptverantwortliche des Projekts.[5] Der erste von ihr dokumentierte Fall ereignete sich bereits 1985, als ein Mann einen Verkaufsautomaten so lange schüttelte, bis dieser umkippte und ihn dabei erschlug. Northcutt gab ihren regulären Beruf schließlich auf und widmet sich bis heute den Darwin Awards, die mittlerweile einen festen Platz in der Popkultur Nordamerikas einnehmen. Über 1.000 Personen wurde der Preis verliehen.[5] Eine Auswertung der Geschlechterverteilung der Preisträger bis 2014 ergab, dass deutlich mehr Männer (89%) als Frauen mit dem Darwin-Preis ausgezeichnet wurden.[6]

In Deutschland erlangte der Darwinpreis eine größere Bekanntheit, als ihm das Nachrichtenmagazin Der Spiegel am 5. Januar 1998 einen Artikel widmete.[7] Zuvor wurde über den Preis in der Zeitschrift Spiegel Special 9/1997 berichtet.[8]

Vergebene Darwin Awards (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Ort Vorfall Quelle
1990 Washington, USA Bei einem bewaffneten Raubüberfall auf einen Waffenladen schoss der Täter um sich, jedoch war unter anderem ein Polizist im Geschäft. Der Räuber wurde getötet, sonst wurde niemand verletzt. Er wurde als erste Person mit dem Darwin Award ausgezeichnet. [9]
1993 Toronto, Kanada Ein Rechtsanwalt warf sich gegen ein Fenster im 24. Stock eines Hochhauses, um die Stabilität der Fensterscheiben zu demonstrieren. Der Fensterrahmen gab jedoch nach und der Anwalt stürzte aus dem Gebäude. Er starb beim Aufprall unmittelbar. [10][11]
1997 Sorocaba, Brasilien Ein 25-jähriger Fahrradfahrer überquerte das Rollfeld eines brasilianischen Flughafens, ohne das landende Flugzeug zu bemerken, weil er Musik auf seinem Walkman hörte. Das Flugzeug erfasste ihn und er starb. [12]
2004 Chiayi, Taiwan Zwei Studenten aus Taiwan wollten ihre Rangordnung ermitteln und um die Gunst einer Frau kämpfen. Um festzustellen, wer mutiger sei, fuhren sie mit ihren Motorrollern aufeinander zu, wobei derjenige, der zuerst ausweichen würde, verlieren sollte. Da keiner nachgab, starben beide an den Folgen des frontalen Zusammenpralls. [13][14]
2008 Sauze d’Oulx, Italien Drei möglicherweise alkoholisierte Freunde montierten einen Teil der Sicherheitsabsperrung am unteren Rand einer Skipiste ab und rodelten auf dieser den Berg hinunter. Als sie auf die jetzt nicht mehr gepolsterten Sicherheitsabsperrung auftrafen, starb einer der drei. [15][16]
2008 Florida, USA Ein Autofahrer, der sich während eines Staus erleichtern wollte, sprang über eine Leitplanke. Er übersah, dass sich direkt dahinter eine Schlucht befand. Er stürzte in diese und starb. [17]
2009 North Carolina, USA Eine 50-jährige Frau fuhr bei starkem Regenfall in eine aus diesem Grund polizeilich gesperrte Straße und stürzte mit ihrem Mofa in einen kleinen Fluss. Kurz nachdem sie von einem Polizisten gerettet worden war sprang sie erneut in den Fluss und ertrank. Ihre Mutter vermutete, dass sie ihr Mofa bergen wollte. [18]
2009 Dinant, Belgien Zwei Einbrecher wollten einen Geldautomaten aufsprengen und benutzten dazu so viel Sprengstoff, dass das gesamte Gebäude über ihnen einstürzte. Sie starben. Da sich außer ihnen niemand im Gebäude befand, gab es keine weiteren Todesopfer. [19]
2010 Daejeon, Südkorea Ein 40-jähriger Rollstuhlfahrer war erbost, weil die Aufzugtüren sich direkt vor ihm geschlossen hatten. Mit seinem Elektrorollstuhl fuhr er wütend mehrfach gegen die Aufzugtür. Diese gab nach und der Mann stürzte mit dem Rollstuhl vornüber in den Schacht. [3][20]
2014 London, England Ein junges Pärchen hatte intensiven Sex auf einem Balkon. Die Frau saß dabei auf dem Geländer. Beide stürzten aus dem 6. Stock in die Tiefe und starben. [21][22]
2018 Andamanen, Indien John Allen Chau ließ sich illegal von Fischern auf die North Sentinel Island bringen. Er wollte die dort lebenden Sentinelesen trotz Kontaktverbot der indischen Regierung christlich missionieren. Chau versuchte mehrfach die Insel zu betreten und wurde, nachdem er Warnschüsse der Einheimischen ignoriert hatte, von diesen mit Pfeilen erschossen. [23][24]
2019 Fuji, Japan Der 47-jährige Tetsu Shiohara bestieg den höchsten Berg Japans außerhalb der offiziellen Wandersaison, unpassend ausgerüstet und bekleidet. Er übertrug seinen Aufstieg im Schnee in einem Livestream. Er erklärte seinen Zuschauern unter anderem, wie gefährlich die Gegend sei. Kurz darauf verlor er den Halt und stürzte in den Tod. [25][26][27]
Darwin-Preis (Deutschland)
  • Edremit, Provinz Balıkesir, Türkei, 2012: Um ihr Feriendomizil vor Einbrechern zu sichern, hatten eine deutsche Rentnerin und ihr türkischer Mann, ein Maschinenbauingenieur in Rente, eine Selbstschussanlage gebaut. Die Fußmatte vor der Haustür aktivierte beim Betreten ein oberhalb der Tür installiertes Gewehr. Als das Paar einmal vergaß, die Anlage vor dem Betreten des Hauses abzuschalten, wurde der Mann von fünf Kugeln getroffen worden, seine Frau von drei Geschossen. Beide starben.[28][29]

Hörbuch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2002 erschien ein Hörbuch, in dem Hella von Sinnen und Dirk Bach sich die skurrilsten Todesfälle auf heitere Weise vorlesen.[30]

Die Komödie The Darwin Awards beruht teilweise auf den realen preisgekrönten Vorfällen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wendy Northcutt: Die Darwin Awards die skurrilsten Arten, zu Tode zu kommen (= Goldmann, 45375). Goldmann, München 2003, ISBN 3-442-45375-5.
  • Wendy Northcutt: Neue Darwin Awards die skurrilsten Arten, zu Tode zu kommen (= Goldmann, 45376). Goldmann, München 2003, ISBN 3-442-45376-3.
  • Wendy Northcutt: Neueste Darwin Awards die skurrilsten Arten, zu Tode zu kommen (= Goldmann, 45881). Goldmann, München 2005, ISBN 3-442-45881-1.
  • Wendy Northcutt: Die Darwin-Awards: die skurrilsten Arten, zu Tode zu kommen (= Goldmann, 47517). Übersetzt von Almuth Dittmar-Kolb. Neuveröffentlichung, 1. Auflage, Goldmann, München 2011, ISBN 978-3-442-47517-9.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. DarwinPreis.de Verlierer im Roulette des Lebens Darwinpreis, abgerufen am 12. November 2021
  2. Darwin Awards. Auf: darwinawards.com; zuletzt abgerufen am 21. September 2020.
  3. a b Darwin Award für tödliche Dummheit von Frank Preuß Der Westen, abgerufen am 4. November 2021
  4. Darwin Awards. Auf: darwinawards.com; zuletzt abgerufen am 21. September 2020.
  5. a b What a Way to Go: Woman Who Created the Darwin Awards Wants to be a Winner Someday (engl.) Berkley University, abgerufen am 4. November 2021
  6. Lendrem, B.; Lendrem, D.; Gray, A.; Isaacs, J. (2014): The Darwin Awards: sex differences in idiotic behaviour (engl.) BMJ 2014;349:g7094 doi:10.1136/bmj.g7094
  7. Preise: Nackt im Löwengehege in Der Spiegel 2/1998 vom 5. Januar 1998.
  8. Tod, wo ist dein Stachel? Die unglaublichsten Unfälle der Welt in Spiegel Special 9/1997 vom 1. September 1997
  9. Wrong Time, Wrong Place. 1990 Darwin Award Winner (engl.), abgerufen am 4. November 2021
  10. Der Tod hat seinen Preis (Memento vom 8. März 2010 im Internet Archive) (auf: web.de, abgerufen am 18. Dezember 2009)
  11. Lawyer Aloft. 1993 Darwin Award Winner (engl.), abgerufen am 4. November 2021
  12. Darwin Award 1997: No Bike Lane at the Airport (engl.), abgerufen am 4. November 2021
  13. Die Top Ten der Darwin-Award-Gewinner, Big.fmabgerufen am 4. November 2021
  14. Rutting Contest. 2004 Darwin Award Winner (engl.), abgerufen am 4. November 2021
  15. Wenn Dummheit tödliche Folgen hat, Rheinische Post, abgerufen am 4. November 2021
  16. On the Piste. 2008 Darwin Award Winner (engl.), abgerufen am 4. November 2021
  17. Dying To Go. 2009 Darwin Award Winner (engl.), abgerufen am 4. November 2021
  18. Double Dip. 2009 Darwin Award Winner (engl.), abgerufen am 4. November 2021
  19. Crushing Debt. 2009 Darwin Award Winner (engl.), abgerufen am 4. November 2021
  20. Angry Wheelchair Man. 2010 Darwin Award Winner (engl.), abgerufen am 4. November 2021
  21. Beim Feiern in LondonTeenager stürzen beim Sex vom Balkon – und sterben, Focus, abgerufen am 4. November 2021
  22. La Petite Mort. 2014 Darwin Award Winner (engl.), abgerufen am 4. November 2021
  23. Le Monde, AFP: Américain tué par la tribu des Sentinelles: l’Inde appelée à laisser le corps sur l’île. In: LeMonde.fr. 28. November 2018, abgerufen am 5. Februar 2019 (französisch).
  24. The Missionary Position. 2018 Darwin Award Winner (engl.), abgerufen am 4. November 2021
  25. Japanese hiker SLIPPED from top of Mt. Fuji on LIVE STREAM, YouTube, abgerufen am 4. November 2021
  26. Pinnacle Of Stupidity. 2020 Darwin Award Winner (engl.), abgerufen am 4. November 2021
  27. Auf Fuji verstorbener YouTuber gewinnt Darwin Award (engl.) Sumikai. Aktuelle Nachrichten aus Japan, abgerufen am 4. November 2021
  28. Liebling, hast Du die Selbstschussanlage ausgestellt?, Darwinpreis, abgerufen am 12. November 2021
  29. Ferienhaus Eigene Selbstschussanlage tötet deutsch-türkisches Rentnerpaar, Spiegel, abgerufen am 12. November 2021
  30. Wendy Northcutt: Die Darwin Awards. 2 CDs: Für die skurrilsten Arten, zu Tode zu kommen. Hoffmann und Campe, 2002, ISBN 978-3455302677.