Diskussion:Schihabismus

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Aushöhlung der Verfassung[Quelltext bearbeiten]

Habe ich es überlesen oder fehlt hier noch ein wichtiger Aspekt des C. - nämlich der Trick mit Hilfe des Strohmanns Helou das in der Verfassung verankerte Verbot zweiter unmittelbar aufeinanderfolgender Amtszeiten zu umgehen? Chehab hatte ja zumindest noch 1964 geplant, 1970 wiederzukommen. --Roxanna (Diskussion) 23:25, 5. Aug. 2012 (CEST)Beantworten

Hallo Roxanna, nach Hanf schwankte Chehab ein wenig. Ich gebe zu bedenken-bitte nicht als kleinkariert missverstehen-wäre er 1970 wieder angetreten, hätte er das Verbot ja nicht umgangen, sondern respektiert ;-) Aber letztlich trat ja Sarkis 1970 an und unterlag. Hanf schreibt zum Vorfeld der Wahl 1964 auf S. 160: "Am Ende der Amtszeit Chéhabs kam es zum ersten Mal zu einer friedlichen Wachablösung im Präsidentenamt. Zwar wurde Chéhab vielerseits gedrängt, aufgrund einer Verfassungsänderung im Amt zu bleiben - die dafür erforderliche parlamentarische Mehrheit war durchaus vorhanden. Wie seine Vorgänger, so scheint auch er mit diesem Gedanken gespielt zu haben; im Gegensatz zu ihnen war er jedoch dazu nur bereit, falls dies vom Parlament nahezu einstimmig gewünscht würde. Da es diese Einstimmigkeit nicht gab, zog er es vor, auf eine neue Kandidatur zu verzichten." Mit dem Beharren auf "nahezu" Einstimmigkeit machte er die Verfassungsänderung (eigentlich nicht Umgehung) letztendlich unmöglich. Und zum Vorfeld der Präsidentschaftswahl 1970 schreibt er noch S. 164: "Chéhab lehnt es schließlich ab zu kandidieren. Er wollte nicht mit einer knappen Mehrheit gewählt werden und erst recht keine Niederlage riskieren. Seine Anhänger einigten sich auf Elias Sarkis, ..." Den Harris und den Salibi hab ich nicht zu Hause, glaube aber, dass bei Harris (???) ähnlich stand, dass seine Anhänger von seinem geringen "Machtwillen" enttäuscht waren, seine Gegner aber umso mehr Ängste vor einer Diktatur nährten oder hatten. Ich glaube, das ist eher tagespolitisch interessant, in dem Artikel höchstens zu Ängsten seiner Gegner. Wird ja in 3. angedeutet. Beste Grüße--WajWohu (Diskussion) 01:11, 6. Aug. 2012 (CEST)Beantworten

Es geht ja eher darum, dass er offenbar 1963/64 vorhatte, 1970 wiederzukommen und in der Zwischenzeit eben einen willfähigen Platzhalter wählen ließ. Dass er dann schließlich 1970 seine Chancen inzwischen doch anders einschätzte, ist hierbei ja nicht wichtig. Entscheidend ist, dass Helou ein Vertreter des Chehabismus war und eben als solcher 1964 mit Chehabs Unterstützung gewählt wurde - ja quasi ein Präsident von Chehabs Gnaden war, vgl. mit der Putin-Medwedjew-Ämtertausch-Nummer. --Roxanna (Diskussion) 15:51, 17. Apr. 2019 (CEST)Beantworten

Hallo Roxanna, doch ich denke schon, dass es wichtig ist, zur historischen Einschätzung Chehabs auch seine Entscheidung 1970 mit zu betrachten. Insbesondere, wenn man mit der "Putin-Medwedjew-Ämtertausch-Nummer" vergleichen will: wirklich parallel ist das nicht. Zunächst betrieb Chehab keinen Ämtertausch, war nie Ministerpräsident, das geht ja auch nach der libanesischen Verfassung nicht. Wären die politischen Entwicklungen in Russland parallel zu denen im Libanon über 40 Jahre zuvor, wäre folgendes geschehen: Putin hatte seit 2008 keinerlei politisches Amt mehr, blieb aber eine gesellschaftlich-politisch geachtete und umstrittene Persönlichkeit. Zur Präsidentschaftswahl 2012 entschied sich Putin dann doch, nicht mehr zu kandidieren, sein Wunschkandidat verlor 2012 ganz knapp gegen - sagen wir einmal: Boris Nemzow. Putins Politik wird danach revertiert. - Das wäre wirklich parallel und ähnlich ;-). Es ist ja auch die bizarre Geschichte um Chehab, dass ihm seine Gegner (neben ihrer Kritik an wirklichen Aktionen) frühzeitig Pläne unterstellten, die er niemals durchgeführt hatte, teilweise auch nie durchführen wollte (Militärdiktatur). Es bleibt schon dabei, wie es auch Hanf und Salibi einschätzen: die Anhänger des Chehabismus waren von Chehabs geringem Willen zur Macht enttäuscht und die Gegner warfen ihm z.T. Pläne vor, die nie Wirklichkeit wurden. Fast alle Libanesen sind sich aber im Nachhinein einig, dass der Chehabismus eine sehr erfolgreiche Phase der Stabilisierung des Libanon war, wenn auch beendet. Grüße--WajWohu (Diskussion) 00:46, 20. Apr. 2019 (CEST)Beantworten
Du hast natürlich recht damit, an welcher Stelle der Putin-Medwedjew-Vergleich nicht stimmt, aber der Gedanke war eben, dass ein willfähiger Strohmann, kein politischer Rivale den Platz frei bzw. warm hält und in dieser Zwischenzeit auch nichts Entscheidendes ändert. Insofern ist Helou in jedem Falle ein perfekter Chehabist gewesen. Die Enttäuschung von 1970 beruhte sicherlich auch darauf, dass man es seit 1964 fest erwartet hatte. LG --Roxanna (Diskussion) 16:44, 20. Apr. 2019 (CEST)Beantworten
Ja, das war 1964 auch so geplant. Warum genau, ist aber eine interessante Frage: ob aus persönlichen Ambitionen, oder aus Plänen, die chehabistische Reformpolitik fortzuführen. Es bestand ja im Chehabismus so eine Parallelstruktur in der Staatsverwaltung: die Ämter der Militärverwaltung, das Entwicklungsamt, das Verwaltungsinstitut, der Forschungsrat, die Zentralbank, die Entwicklungsbehörde bis hin zum Deuxième Bureau, alle dem Sekretariat des Präsidenten unterstellt und groß an Mitarbeitern und Untergebenen (Soldaten, Lehrern usw.), parallel zu den Ämtern, die den Ministerien und Ministern unterstanden. Die von den Präsidialämtern durchgeführte chehabistische Reformpolitik konnte nur so lange fortgeführt werden, wie der Präsident ein Chehabist war. Als mit Frangieh ein Gegner auf den Posten gewählt wurde, löste er die meisten der Präsidialämter wieder auf. Ob also die Pläne 1964 mit persönlichen Ambitionen oder der Fortführung der Reformpolitik zusammenhingen, müsste ich nach einigen Jahren nachsehen, glaube aber, die drei erwähnten Autoren sahen eher das zweite Motiv, weil er versäumte, sich unter dem riesigen Mitarbeiterpool der chehabistischen Präsidialämter ein ihm persönlich verpflichtetes Klientel zu bilden, das er in Machtkämpfen einsetzen konnte. Auch die im Zitat von Hanf oben angedeutete Weigerung, sich 1970 nur mit knapper Mehrheit wiederwählen zu lassen, zeigt eine gewisse Orientierung am Machbaren, an den Reformaufgaben oder am Wahlmandat. Andere Politikerpersönlichkeiten, von denen es gerade in Nahen Osten einige gibt, hätten dann erst recht "den Kampf aufgenommen" und sich an den Armlehnen der Macht festgeklammert ;-) (Z.B. hat auch Putin nach den Protesten 2012 in Russland erst so richtig "seinen Regierungsstil" gefunden...) Grüße--WajWohu (Diskussion) 22:14, 20. Apr. 2019 (CEST)Beantworten

Fantastische Zusammenfassung der Literatur[Quelltext bearbeiten]

Danke! --Ischtiraki (Diskussion) 14:47, 28. Jan. 2014 (CET)Beantworten

Schön, das von einem zu lesen, der sich mit dem Libanon sehr gut auskennt :-) Ich hab das damals als IP geschrieben (z.Zt. ist mein Account stillgelegt). Ich hab ein besseres Foto des Qaraʿūn-Stausees gefunden, das füge ich gleich einmal ein. Wird schon jemand sichten. Beste Grüße (Benutzer:WajWohu) als IP--92.231.100.201 19:19, 9. Feb. 2014 (CET)Beantworten

Allerdings wird Syrien später in den Libanon intervenieren[Quelltext bearbeiten]

"Seitdem waren panarabistische Vereinigungsprojekte nicht mehr aktuell. Allerdings wird Syrien später in den Libanon intervenieren." - ich glaube die Zeitform ist so nicht korrekt und habe es etwas angepasst. Aber vor allem: Kann die Aussage im Artikel etwas erklärt werden? --StYxXx 02:53, 17. Apr. 2019 (CEST)Beantworten

Hi. Du kannst die Zeitform natürlich anders formulieren, m.W. ist die Verwendung der Zeitformen im Deutschen aber nicht so stringent, nach einer erlaubten Reihenfolge, wie z.B. im Englischen oder Französischen. Die Aussage bezieht sich darauf, welche Einflüsse/ Interventionen vom östlichen Nachbarland in den Libanon kamen. Der erste Bürgerkrieg 1958 wurde auch um die Frage des Anschlusses des Libanon an Syrien/die Vereinigte Arabische Republik geführt und die panarabistischen Pläne, nach 1959 eher Träume, stellten noch länger die Unabhängigkeit des Libanon in Frage. Ab 1976 bis 2005 intervenierte Syrien unter Hafiz al-Assad noch einmal langanhaltend militärisch-politisch im Libanon, aber nicht mehr mit dem Ziel, ihn anzuschließen, sondern ihn allmählich zu einem politisch-militärisch abhängigen Satellitenstaat zu machen, ohne ihm seine politischen und wirtschaftlichen Besonderheiten zu nehmen. Es geht also darum, welche Einflüssen/Interventionen vor 1959 und danach aus Syrien kamen. Gruß--WajWohu (Diskussion) 00:46, 20. Apr. 2019 (CEST)Beantworten
Zum einen hat das eine mit dem anderen nicht unbedingt viel zu tun... zum anderen gab es auch 1963, 1971/77, 1975/76, 1979 und 1980/81 noch panarabische Vereinigungsprojekte mit syrischer Beteiligung. Gerade der heutige 17. April hat es da in sich. --Roxanna (Diskussion) 15:45, 17. Apr. 2019 (CEST)Beantworten
Ich weiß, dass du die Ereignisse gut kennst, bist ja auch Hauptautorin der verlinkten Artikel, das sind aber schnell wieder gescheiterte Versuche. Aber der Satz behauptet auch nicht, wie oben geantwortet, dass beides dasselbe ist, nur dass es in beiden Fällen zu militärischen (1958 und 1976-2005) und politischen (1958 bis nach 1968 und 1976-2005) Interventionen aus Syrien in den Libanon kam.--WajWohu (Diskussion) 00:46, 20. Apr. 2019 (CEST)Beantworten
Stimmt. Kein Problem. Frohe Ostern! --Roxanna (Diskussion) 16:45, 20. Apr. 2019 (CEST)Beantworten
Danke, dir auch, falls du das feierst und jetzt schon feierst-jedenfalls schöne Feiertage. Ich versuche, den Satz noch etwas eindeutiger in seiner Aussage zu formulieren.--WajWohu (Diskussion) 22:14, 20. Apr. 2019 (CEST)Beantworten