Gerhard Bonwetsch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Gerhard Walter Traugott Bonwetsch (* 23. April 1885 in Dorpat; † 18. Juni 1956[1] in Detmold) war ein deutscher Historiker, Schulbuchautor und Schulleiter am Stadtgymnasium Detmold.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bonwetsch war der Sohn des Göttinger Theologieprofessors Nathanael Bonwetsch. Nach dem Abitur am Göttinger Gymnasium im Jahre 1904 studierte er an der dortigen Georg-August-Universität und in Berlin Geschichte und Theologie. Nach der Promotion 1907 in Göttingen unterrichtete er an der Gertraudenschule in Berlin-Dahlem[2] und am Lyzeum in Hannover. Am 23. Mai 1912 heiratete er Anna Klara Witzig (* 15. Dezember 1888 in Magdeburg; † 18. Oktober 1946 in Detmold) in Magdeburg, Tochter des Kaufmanns Albert Witzig und seiner Ehefrau Klara Müller. Die gemeinsame Tochter Katharina kam 1913 in Leipzig-Lichtenau zur Welt.[3]

Bonwetsch befasste sich als Historiker mit der osteuropäischen Geschichte, besonders der Wolgadeutschen. Der Grundriß der Geschichte für die Oberstufe (B. G. Teubner Verlag), an dem er seit 1924 mit dem Historiker Franz Schnabel gearbeitet hatte, war das erfolgreichste Geschichtsbuch der Weimarer Republik. 1950 erschien es neu bearbeitet beim Ernst Klett Verlag.

In der Weimarer Republik gehörte Bonwetsch der DNVP an, in der Zeit des Nationalsozialismus trat er nicht in die Partei ein und setzte Auflagen in mehreren Fällen nur halbherzig um. Sein evangelisches Bekenntnis zeigte er als Religionslehrer offen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er 1946/1947 Abgeordneter für die CDU im ernannten Landtag von Lippe. Von 1949 bis 1955 war er der erste Vorsitzende des wieder begründeten Verbandes der Geschichtslehrer Deutschlands und ging als solcher unkritisch mit der Rolle der eigenen Person wie der deutschen Lehrer generell in der Zeit des Nationalsozialismus um.[4]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sammlung geschichtlicher Quellen und Darstellungen (Heft 5), Diesterweg, Frankfurt am Main 1914 (Digitalisat)
  • Geschichte der deutschen Kolonien an der Wolga, Stuttgart 1919
  • Klett’s geschichtliches Unterrichtswerk, viele Auflagen ab 1950
  • Der Verband der Geschichtslehrer Deutschlands, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 4 (1953), S. 522–525.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Elisabeth Günther / Paul Leidinger: Gerhard Bonwetsch (1885–1956). Ein Lebensbild. in: Paul Leidinger (Hrsg.): Geschichtsunterricht und Geschichtsdidaktik vom Kaiserreich bis zur Gegenwart. Festschrift des Verbandes der Geschichtslehrer Deutschlands zum 75jährigen Bestehen. Klett, Stuttgart 1988, S. 286 ff.
  • Wagner, Getrud: Zeitzeugen erinnern sich. Das Detmolder Lyzeum. In: Nationalsozialismus in Detmold. Dokumente eines stadtgeschichtlichen Projekts. Hrsg.: Stadt Detmold in Zusammenarbeit mit dem Naturwissenschaftlichen und Historischen Verein für das Land Lippe. Aisthesis Verlag. Bielefeld: 1998. S. 831–837.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kurt Aland (Hrsg.): Glanz und Niedergang der deutschen Universität, 50 Jahre deutscher Wissenschaftsgeschichte in Briefen an und von Hans Lietzmann (1892–1942), Reprint, De Gruyter Berlin, New York 1979, S. 1227
  2. Paul Hinneberg (Hrsg.): Deutsche Litteraturzeitung, 37. Jahrgang, Berlin 1916, S. III (Inhaltsverzeichnis).
  3. Heiratsurkunde Standesamt Magdeburg Nr. 454/1912
  4. Knut Engeler: Geschichtsunterricht und Reformpädagogik, Lit-Verlag, Berlin 2009, S. 44, mit Bezug auf Bonwetschs GWU-Beitrag von 1953 (siehe Werke).