Gerhard Brugmann

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Gerhard Brugmann (* 13. August 1930 in Hengelo, Niederlande; † 29. März 2023[1]) war ein Generalmajor des Heeres der Bundeswehr und Autor. In seiner letzten Verwendung war er Befehlshaber des Territorialkommandos Süd.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herkunft und Studium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Brugmann war ein Enkel des Indogermanisten und Sprachwissenschaftlers Karl Brugmann, über dessen Jugenderinnerungen er das Verfügungsrecht besaß.[2] Er wurde 1930 in Holland geboren, wuchs in Italien und Berlin auf[3] und besuchte u. a. die Fürsten- und Landesschule St. Afra im sächsischen Meißen.[4]

Von 1947 bis 1950 war er dann im Carl-Hunnius-Internat in Wyk auf Föhr, wo er sein Abitur ablegte.[5] Danach studierte er Rechtswissenschaften an den Universitäten in Mainz und Freiburg im Breisgau.[6]

Brugmann lebte in Westermoor.[2]

Militärischer Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er trat am 1. Mai 1956 in die Bundeswehr (Pionier-Lehrbataillon in München[6]) ein und wurde zum Heeresoffizier ausgebildet. 1958/59 war er Zugführer und 1959 S1/S2 im Pionierbataillon 4 in Ingolstadt. 1959/60 war er Kompaniechef im Pionierbataillon 10 und 1960/61 der Panzerpionierkompanie 350 in Ingolstadt. Von 1961 bis 1963 wurde er als Adjutant des Kommandierenden Generals des III. Korps, Generalleutnant Heinz Gaedcke, in Koblenz verwendet. Von 1963 bis 1965 durchlief er den 6. Generalstabslehrgang (H) an der Führungsakademie der Bundeswehr (FüAkBw) in Hamburg.

1965/66 besuchte er das U.S. Army Command and General Staff College (CGSC) in Fort Leavenworth, Kansas; der nachmalige US-amerikanische General John R. Galvin (Ret.) war im selben Jahrgang und erwähnte Brugmann in seinen Memoiren.[7] 1966/67 war er G2 der 12. Panzerdivision in Tauberbischofsheim und Veitshöchheim. 1967 wurde er G3 der Panzergrenadierbrigade 35 in Hammelburg. 1969/70 war er Kommandeur des Pionierbataillons 12 in Speyer. Von 1970 bis 1973 folgte die Verwendung als Referent im Referat für Operationsführung im Führungsstab des Heeres (Fü H) in Bonn. Von 1973 bis 1977 war er Adjutant des Generalinspekteurs der Bundeswehr (in den Amtszeiten von Admiral Armin Zimmermann und General der Luftwaffe Harald Wust). 1976/77 besuchte er das Royal College of Defence Studies (RCDS) in London. Von 1977 bis 1979 war er Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 16 in Wentorf.

Von 1979 bis 1983 war er Chef des Stabes des I. Korps in Münster. Danach diente er im HQ der Central Army Group (CENTAG) in Heidelberg. Von 1985 bis 1990 war er Befehlshaber des Territorialkommandos Süd (TerrKdo Süd) in Mannheim und damit nationaler Befehlshaber[3] in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland. 1988 verantwortete er die Heeresübung „Landesverteidigung 1988“, die u. a. von Bundeskanzler Helmut Kohl besucht worden war.[8] 1990 wurde er in den Ruhestand versetzt.

Publizistik und Ehrenamt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er war Autor und Herausgeber mehrerer Veröffentlichungen[3] u. a. einer teilw. Autobiographie von Heinz Gaedcke (BoD)[9] und eines Sammelbandes über die Geschichte der Reservisten der Bundeswehr (Mittler).[10] Weitere Beiträge verfasste er u. a. in den Zeitschriften Mars. Jahrbuch für Wehrpolitik und Militärwesen und Europäische Wehrkunde.

Nach 1990 beriet er Landespolitik und Kommunen in den Neuen Ländern bezüglich der Umwandlung sowjetisch genutzter Liegenschaften.[3] Er setzte sich ferner für den militärischen und zivilen Kulturgutschutz ein;[3] so nahm er Funktionen in der Deutschen Gesellschaft für Kulturgüterschutz wahr.[11] Außerdem wurde er ehrenamtlich für die katholische Caritas aktiv; er war deutscher Caritas-Delegierter[11] und reiste nach seiner Pensionierung 1999 für Humanitäre Hilfe in den Kosovo.[12]

In der Clausewitz-Gesellschaft regte er 2008 den Arbeitskreis „Soldat im Einsatz und deutsches Recht“ an.[13]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monografien

  • Durchlebte Wende. Fragmentarisches aus jener Zeit (= Edition Fischer). R. G. Fischer, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-89501-339-0.
  • Durchlebte Wende im Osten. Erlebnisse, Beobachtungen und Einschätzungen eines Westdeutschen in der ehemaligen DDR. pkp Verlag, Pierre Kynast, Merseburg 2018, ISBN 978-3-943519-39-6

Herausgeberschaften

  • (Hrsg.): Die Reservisten der Bundeswehr. Ihre Geschichte bis 1990. Mit einem Vorwort von Hans Frank, Mittler, Hamburg u. a. 1998, ISBN 3-8132-0578-9.
  • (Hrsg.): Misdroy, Wyk, Hemmelmark. Drei christlich-konservative Internate. Im Auftrag der Verbindung der Wyker, Hemmelmarker, Misdroyer e. V., Chronos, Berlin 2001, ISBN 3-931054-07-1.
  • (Hrsg.): Heeresmanöver der Bundeswehr. In Zusammenarbeit mit der Führungsakademie der Bundeswehr, Gesellschaft für Militärökonomie, Dachau 2004, ISBN 3-925042-20-2.
  • mit Rüdiger Schmitt (Hrsg.): Aus Karl Brugmanns Jugenderinnerungen (= Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Klasse [der Österreichischen Akademie der Wissenschaften]. Bd. 786 / Veröffentlichungen zur Iranistik. Nr. 49). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2009, ISBN 978-3-7001-6542-2.

Beiträge in Sammelbänden

  • Landesverteidigung und öffentliche Moral. In: Gerd Roellecke (Hrsg.): Öffentliche Moral. Gut und Böse in der Beobachtung durch Geschichte, Religion, Wirtschaft, Verteidigung und Recht (= Motive, Texte, Materialien. Bd. 59). Müller, Heidelberg 1991, ISBN 3-8114-3791-7, S. 107 ff.
  • SI VIS PACEM PARA BELLUM oder VIGILIA PRETIUM LIBERTATIS. In: Robert Buck (Hrsg.): Die Kosten des Friedens. Festschrift zum 80. Geburtstag von Prof. Dr. Günter Kirchhoff. Gesellschaft für Militärökonomie, Dachau 2002, ISBN 3-925042-19-9, S. 81 ff.
  • Reservisten in der Bundeswehr – ihre Bedeutung für die Verteidigungsplanung bis heute. In: Klaus-Jürgen Bremm, Hans-Hubertus Mack, Martin Rink (Hrsg.): Entschieden für Frieden. 50 Jahre Bundeswehr. 1955 bis 2005. Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, Rombach, Freiburg im Breisgau 2005, ISBN 3-7930-9438-3, S. 231 ff.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dermot Bradley, Heinz-Peter Würzenthal, Hansgeorg Model: Die Generale und Admirale der Bundeswehr, 1955–1999. Die militärischen Werdegänge (= Deutschlands Generale und Admirale. Teil 6b). Band 1: Adam – Fuhr. Biblio-Verlag, Osnabrück 1998, ISBN 3-7648-2492-1, S. 261–262.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Trauernachricht – Deutsche Gesellschaft für Kulturgutschutz e.V. Abgerufen am 16. Mai 2023 (deutsch).
  2. a b Rüdiger Schmitt, Gerhard Brugmann (Hrsg.): Aus Karl Brugmanns Jugenderinnerungen (= Veröffentlichungen zur Iranistik. Nr. 49). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2009, ISBN 978-3-7001-6542-2, S. 5.
  3. a b c d e Die Autoren. In: Gerhard Brugmann (Hrsg.): Die Reservisten der Bundeswehr. Ihre Geschichte bis 1990. Mittler, Hamburg u. a. 1998, ISBN 3-8132-0578-9, S. 375.
  4. Konrad Murr: Das Schicksal der Klassengemeinschaft A 1941 der ehemaligen Fürsten- und Landesschule St. Afra – Ein Beitrag zur Schulgeschichte. In: sapere aude – Afranischer Bote 5/2008, S. 13–17, hier: S. 14.
  5. Gerhard Brugmann (Hrsg.): Misdroy, Wyk, Hemmelmark. Drei christlich-konservative Internate. Im Auftrag der Verbindung der Wyker, Hemmelmarker, Misdroyer e. V., Chronos, Berlin 2001, ISBN 3-931054-07-1. S. 412.
  6. a b Siehe Autoreninformation: Gerhard Brugmann: Die gefährdete Kunst, eine Truppe zu führen. In: Europäische Wehrkunde 3/1985, S. 164.
  7. John R. Galvin: Fighting the Cold War: A Soldier's Memoir (= American Warrior Series). Mit einem Vorwort von David H. Petraeus. University Press of Kentucky, Lexington 2015, ISBN 978-0-8131-6102-0 (epub), o. S.
  8. Dieter E. Kilian: Politik und Militär in Deutschland. Die Bundespräsidenten und Bundeskanzler und ihre Beziehung zu Soldatentum und Bundeswehr. Hartmann, Miles-Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-937885-36-0, S. 504.
  9. Simon Küchler: Gerhard Brugmann, Herausgeber: Wege eines Soldaten – Heinz Gaedcke. In: Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 12/2005, S. 32.
  10. Heinz Brill: Die Rolle der Reservisten im Kalten Krieg. In: Bonner General-Anzeiger, 28. August 1999, S. 26; Hans-Ulrich Ernst: Gerhard Brugmann: Die Reservisten der Bundeswehr. In: Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 2/1999, S. 48.
  11. a b G.: Symposium 2001 «Kulturgüterschutz». In: Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 3/2001, S. 16.
  12. Frank Nordhausen: Die Spur der Feuer. In: Berliner Zeitung, 19. Juli 1999; Bürokraten im Schlamm. In: Der Spiegel, 16. August 1999, Nr. 33, S. 144 f.
  13. Viktor Toyka, Rüdiger Kracht: Clausewitz-Gesellschaft. Chronik 1961–2011. Hrsg. durch die Clausewitz-Gesellschaft, Hamburg 2011, ISBN 978-3-9810794-6-3, S. 154.
  14. Ausgabe erschienen 1990: Hohe Auszeichnung. In: AKTIV aktuell. Informationen der Landesgruppe. Baden-Württemberg 2/1990, S. XXII; davon abweichend „00.00.1989: Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“ bei: Dermot Bradley, Heinz-Peter Würzenthal, Hansgeorg Model: Die Generale und Admirale der Bundeswehr, 1955–1999. Die militärischen Werdegänge (= Deutschlands Generale und Admirale. Teil 6b). Band 1: Adam – Fuhr. Biblio-Verlag, Osnabrück 1998, ISBN 3-7648-2492-1, S. 262.