Gisela Uhlen

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Gisela Uhlen mit Robert Ley und Heinrich George bei einem Gastspiel des Schillertheaters im besetzten Frankreich 1941

Gisela Uhlen (* 16. Mai 1919 in Leipzig; † 16. Januar 2007 in Köln; eigentlich Gisela Friedlinde Schreck) war eine deutsche Schauspielerin, die sich auch als Tänzerin, Drehbuchautorin, Synchron- und Hörspielsprecherin betätigte. Von 1936 an spielte sie in mehr als 60 Filmen, 80 Fernsehspielen und über 100 Bühnenstücken.[1]

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gisela Friedlinde Schreck, so der Geburtsname von Gisela Uhlen, wurde 1919 in Leipzig als viertes Kind des gelernten Opernsängers Augustin Schreck und seiner Ehefrau Luise Frieda (geb. Richter, 1883–1964) geboren. Die Großeltern väterlicherseits waren der Oberlehrer Matthias Schreck und Wilhelmine geb. Hammer. (Einige Quellen, darunter die Künstlerin selbst, behaupteten später, der Schauspieler Max Schreck sei ein Bruder ihres Vaters gewesen; Belege dafür wurden nicht gefunden.[2][3]) Luise Frieda Schreck hatte von ihren Eltern eine Spirituosenfabrik geerbt, deren Leitung ihr Ehemann übernahm. Unterdessen litt das Familienleben unter den Gewaltausbrüchen Augustin Schrecks, während Luise Frieda Schreck, eigene künstlerische Ambitionen begrabend, das musische Talent der Tochter förderte.[4]

So besuchte Gisela Schreck bereits als Fünfjährige die Mary-Wigman-Schule für modernen Ausdruckstanz am Leipziger Konservatorium. Mit elf Jahren riss sie einmal von zu Hause aus und fuhr auf eigene Faust nach Hamburg. Später erlernte sie klassisches Ballett und Akrobatik. Im Alter vom 14 Jahren hatte sie ihren ersten öffentlichen Auftritt als Page Motte in Shakespeares Stück Verlorene Liebesmüh, einer Inszenierung des Leipziger Schauspielhauses. Mit etwa 15 Jahren trat sie in Leipziger Kabaretts auf und verließ schließlich das Elternhaus, um nach Berlin zu ziehen. In dieser Zeit entschied sie sich für den Beruf der Schauspielerin und wählte den Künstlernamen „Gisela Uhlen“.

Nachdem Uhlen in Berlin eine Schauspielausbildung bei Lilly Ackermann absolviert hatte, debütierte sie 1936 in dem UFA-Spielfilm Annemarie in der Hauptrolle als Organistin. Bereits mit ihren ersten Filmen fand sie großen Anklang beim Kinopublikum. 1936 debütierte sie auch am Schauspielhaus Bochum und erhielt dort ein Engagement unter dem Intendanten Saladin Schmitt. Zwei Jahre später holte Heinrich George sie an das Schillertheater in Berlin. Im selben Jahr verkörperte sie in dem Film Tanz auf dem Vulkan eine Kollegin des berühmten französischen Schauspielers Jean-Gaspard Debureau (1796–1846, gespielt von Gustaf Gründgens). In weiteren UFA-Produktionen spielte Uhlen Soldentenbräute, naive junge Frauen und übernahm auch erste Charakterrollen. Sie trat in mehreren NS-Propagandafilmen auf, etwa in Ohm Krüger und Die Rothschilds. Ihre Haupttätigkeit war jedoch seit 1938 am Schillertheater. Von 1944 an wurde Uhlen in der sogenannten Gottbegnadeten-Liste des Reichspropagandaministeriums geführt.[5]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Uhlen als politisch nicht vorbelastet eingestuft und konnte rasch in ihren Beruf zurückkehren. Sie begann auch Drehbücher zu schreiben. 1949 inszenierte sie mit ihrem dritten Ehemann, Hans Bertram, das Filmdrama Eine große Liebe; darin übernahm sie nicht nur die weibliche Hauptrolle, sondern schrieb auch am Drehbuch mit. Der Film fiel beim Publikum und der Kritik gleichermaßen durch. Ähnlich erging es dem Film Ein Leben lang, dessen Drehbuch sie ebenfalls verfasst hatte.[6] Zugleich blieb sie dem Theater treu und spielte auf Bühnen in Berlin, Bochum, Frankfurt am Main, Hamburg, München und Stuttgart in Stücken von Jean Anouilh, Thornton Wilder, Bernhard Shaw und Bertolt Brecht.[4]

Bedingt durch einen Rechtsstreit mit Bertram um das elterliche Sorgerecht für die gemeinsame Tochter setzte sich Uhlen, von Interpol verfolgt, nach Gastspielen am Stadttheater Basel und dem Schauspielhaus Zürich am 22. April 1954 nach Ost-Berlin ab.[4] Hier spielte sie am Deutschen Theater, dem Maxim-Gorki-Theater und der Berliner Volksbühne und drehte Filme bei der DEFA. Sie heiratete den Regisseur Herbert Ballmann und wirkte in mehreren seiner Filme mit.

Im Jahr 1960 kehrte Gisela Uhlen in die Bundesrepublik zurück, wo sie von Boleslaw Barlog erneut an das Schillertheater verpflichtet wurde. In den 1960er Jahren spielte sie in drei der damals populären Edgar-Wallace-Verfilmungen mit, darunter Die Tür mit den sieben Schlössern, und wurde so einem breiten Fernsehpublikum bekannt. Von da an erhielt sie Rollen in Krimiserien wie Der Kommissar, Derrick und Der Alte. Anerkennung brachte Uhlen 1979 ihre Besetzung in der Rolle der Mutter in dem Filmdrama Die Ehe der Maria Braun von Rainer Werner Fassbinder: Sie wurde mit dem Bundesfilmpreis in Gold ausgezeichnet.

Uhlens Grab auf dem Melaten-Friedhof in Köln

Zu Beginn der 1980er Jahre gründete Uhlen die „Wanderbühne Gisela Uhlen“, an der sie unter anderem mit ihrer Tochter Susanne in Gespenster von Henrik Ibsen auftrat. Späte Popularität erreichte sie noch einmal in der Fernsehserie Forsthaus Falkenau Anfang der 1990er Jahre. In Zürich sorgte sie 1991 für Aufsehen, als sie in Thomas Hürlimanns Bühnenstück Der letzte Gast den alternden Schauspieler Oskar Werner (1922–1984) verkörperte. Im Jahr darauf spielte sie in Jaco van Dormaels Spielfilm Toto, der Held.

Zunehmend kritisch äußerte sie sich zum zeitgenössischen Regietheater, an dem sie Selbstdarstellung statt künstlerischem Spiel, Sprachverfall und die Dominanz von Gewaltorgien beklagte.[4]

Gisela Uhlen war sechsmal verheiratet. Ihre erste Ehe ging sie mit dem Ballettmeister Herbert Freund (1903–1988) ein. Eine zweite Ehe führte sie mit dem Regisseur Kurt Wessels. Danach heiratete sie den Piloten und Regisseur Hans Bertram (1906–1993). Aus dieser Ehe stammte eine Tochter, Barbara Bertram (1945–2023). Im Jahr 1953 heiratete Uhlen den Schauspieler Wolfgang Kieling (1924–1985). Am 17. Januar 1955 kam eine gemeinsame Tochter, die Schauspielerin Susanne Uhlen, zur Welt. In fünfter Ehe war Gisela Uhlen mit dem Regisseur Herbert Ballmann (1924–2004) verheiratet, mit dem sie an dem Film Das Traumschiff arbeitete. Ihre letzte Ehe führte sie mit dem Tontechniker Beat Hodel; 1985 wurden sie geschieden.

Ihre Lebenserinnerungen hielt Gisela Uhlen in drei Büchern fest: Mein Glashaus (1978), Meine Droge ist das Leben (1993) und Umarmungen und Enthüllungen. Collagen eines Lebens (2002). Ende 2005 übergab Uhlen dem Filmmuseum Potsdam einen Teil ihrer privaten Sammlung mit Fotos, Zeitungsartikeln und Filmaccessoires zur Aufbewahrung und Nutzung.

Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie zurückgezogen in Köln, wo ihre Tochter Susanne lebt. Sie erkrankte an Lungenkrebs und starb am 16. Januar 2007. Sie wurde auf dem Kölner Melaten-Friedhof (Lit. D, zwischen Lit. V+W) bestattet[7] – in unmittelbarer Nähe zum Grab Gunther Philipps, der in der Fernsehserie Forsthaus Falkenau ihren Ehemann gespielt hatte.

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Theaterrollen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hörspiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gisela Uhlen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stephanie D'heil: Gisela Uhlen. In: steffi-line.de. Abgerufen am 2. März 2023.
  2. Obwohl auch Uhlen selbst dies geäußert haben soll, konnten Recherchen (u. a. von dem Max-Schreck-Biografen Stefan Eickhoff) keine Verwandtschaft beider Familien seit Ende des 18. Jahrhunderts belegen. Gisela Schrecks Vorfahren väterlicherseits (in früheren Generationen auch Schröck geschrieben) lebten in Kleinsüßen und Dürnau, die von Max Schreck in Egeln und Wiehe.
  3. Stefan Eickhoff: Max Schreck - Gespenstertheater. belleville, München 2009, ISBN 978-3-936298-54-3, S. 228.
  4. a b c d Uhlen, Gisela (Gisela Friedlinde Schreck) - Leipziger Frauenporträts, auf leipzig.de, abgerufen am 6. Mai 2024.
  5. Uhlen, Gisela. In: Theodor Kellenter: Die Gottbegnadeten : Hitlers Liste unersetzbarer Künstler. Kiel: Arndt, 2020, ISBN 978-3-88741-290-6, S. 414 f.
  6. Biografie über Gisela Uhlen, Kino-Archiv bei: https:www.kino.de/star/gisela-Uhlen/
  7. knerger.de: Das Grab von Gisela Uhlen