Hans Hillger

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Hans Hillger (auch Johannes Hilger, Hilliger; * 7. Februar 1567 in Freiberg; † 24. April 1640 in Dresden) war ein kurfürstlich-sächsischer Büchsen- und Glockengießer, Dresdner Ratsherr und Bürgermeister.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kruzifix von Hans Hillger auf der Karlsbrücke in Prag

Hans Hillger stammte aus der weitverzweigten Glocken- und Geschützgießerfamilie Hilliger aus Freiberg. Die Familie, die sich anfangs auch Kannegießer bzw. Kanngiesser nannte, ist seit dem frühen 15. Jahrhundert in Sachsen nachweisbar.

1567 übernahm Hans Hillgers Großvater, der Freiberger Bürgermeister Wolfgang Hill(i)ger (1511–1576), die kurfürstliche Gießhütte in Dresden. Hillgers Vater Martin (1538–1601), zuvor als Geschützgießer für Erzherzog Karl II. von Innerösterreich in Graz tätig, kam daraufhin nach Dresden und arbeitete hier als kurfürstlicher Büchsengießer. Die Gießerei blieb über mehrere Generationen in Familienbesitz und wurde von Hans Hillger, später auch von dessen Sohn Hans Wilhelm Hilliger (1605–1649), weitergeführt. Die Räumlichkeiten in den Kasematten unter der Brühlschen Terrasse sind noch heute erhalten.

Hilliger heiratete am 10. Oktober 1592 Margarethe Crackau (* 1562, † 1600 in Dresden), Tochter des Georg Cracow. Ihre Tochter Christiana, zweite Ehefrau des Dresdner Ratsherrn und Apothekers Joachim Müller (* 19. März 1569 in Torgau, † 7. September 1634 in Dresden), starb am 6. Oktober 1633 in Dresden.[1] In zweiter Ehe heiratete Hillger im Jahre 1603 Sabina Vollhardt. Deren Vater, Hans Volhart (Vollhardt) (* 29. Juli 1546 in Prag, † 12. Dezember 1605 in Dresden), war kurfürstlich sächsischer Lehn- und Gerichts-Secretarius zu Dresden; ihre Mutter Sabina Hase war die Tochter des Bürgermeisters Hans Hase und seiner Frau Anna, einer Tochter des Bürgermeisters George Rüger. In dritter Ehe verheiratete Hillger sich mit Sophie Blansdorf. Sie überlebte ihren Mann um neun Jahre und starb 1649.

Berufliche und politische Tätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hillger wurde am 8. Februar 1567 in der Stadtkirche St. Petri in Freiberg getauft.[2] Er ging zunächst bei seinem Vater in die Lehre und wurde ebenfalls Glocken- und Stückgießer. Nach dem Tod des Vaters übernahm er 1601 das Familienunternehmen und wurde kurfürstlich-sächsischer Büchsengießer. Aus seiner Werkstatt sind mehrere Glockengüsse für Kirchen im Dresdner Raum, aber auch Kunstgussarbeiten nachweisbar. Zu seinen bedeutendsten Schöpfungen gehört eine Kalvarienberg-Gruppe für die Prager Karlsbrücke, die zum Teil auf Vorarbeiten des Bildhauers Wolf Ernst Brohn basiert.

Hans Hillger erhielt 1599 das Dresdner Bürgerrecht und wurde im gleichen Jahr Mitglied des Rates. 1608 wählte man ihn zu einem der jeweils drei Bürgermeister, die sich jeweils im Wechsel regierender – sitzender – ruhender Bürgermeister abwechselten. 1638 war er letztmals regierender Bürgermeister und wurde im Folgejahr zum letzten Mal im Ratsverzeichnis erwähnt.

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sieglinde Richter-Nickel: Der ehrwürdige Rath zu Dresden, in: Dresdner Geschichtsbuch Nr. 5, Stadtmuseum Dresden (Hrsg.); DZA Verlag für Kultur und Wissenschaft, Altenburg 1999, ISBN 3-9806602-1-4.
  • Otto Richter: Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Stadt Dresden, Band 1, Verlag W. Baensch, Dresden 1885.
  • Horst Pohl: Hilliger. In: Neue Deutsche Biographie, Band 9, Verlag Duncker & Humblot, Berlin 1972, S. 157 f.
  • Otto Hübner: Die Familie Hilliger. In: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins mit Bildern aus der Vergangenheit, Heft 42, Gerlachsche Buchdruckerei, Freiberg 1904

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Johann Gottfried Michaelis: Monumenta Dresdensia, Oder Grab- und Ehren-Mahle der Haupt-Stadt und Vestung Dresden.
  2. Heinrich Constantin Gerlach, Konrad Knebel: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins: mit Bildern aus Freibergs Vergangenheit, Ausgaben 34–39, Gerlachsche Buchdruckerei, Freiberg, 1898.
  3. Martin B. Lindau: Geschichte der Haupt- und Residenzstadt Dresden von der frühesten bis auf die gegenwärtige Zeit, Band 2, Verlag Kuntze, 1859, S. 458
  4. Hugo Rokyta: Die Böhmischen Länder: Handbuch der Denkmäler und Gedenkstätten europäischer Kulturbeziehungen in den Böhmischen Ländern. Verlag Vitalis, Prag, 1997, S. 227. ISBN 978-8085938234
  5. Cornelius Gurlitt: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen., 21. Heft, Verlag C. C. Meinhold & Söhne, 1900.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

VorgängerAmtNachfolger
Georg Bodecker (1607, 1610, 1613, 1616)
Siegmund Otto (1619, 1622, 1625, 1628, 1631, 1634, 1637)
Bürgermeister von Dresden
1608, 1611, 1614, 1617, 1620
1623, 1626, 1629, 1632
1635, 1638
Jakob Lehmann (1609, 1612, 1615, 1618)
Conrad Schäfer (1621)
Hans Jentzsch (1624, 1627, 1630)
Paul Rötting (1633, 1636, 1639)