Hans von Geisau

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Hans von Geisau (eigentlich Johannes Franz August von Geisau; * 16. Juni 1889 in Lüneburg; † 13. März 1972 in Warburg) war ein deutscher Altphilologe und Gymnasiallehrer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geisau legte sein Abitur am Matthias-Claudius-Gymnasium in Wandsbek im Jahre 1908 ab. Er studierte von 1908 bis 1912 Klassische Philologie und Geschichte an der Universität Münster mit einem einjährigen Studienaufenthalt im Wintersemester 1909 und Sommersemester 1910 in Berlin. Er wurde 1912 in Klassischer Philologie mit der Dissertation De Apulei syntaxi poetica et Graecanica commentatio philologica promoviert.

Danach trat er in den Schuldienst, zunächst als Lehramtsanwärter am Gymnasium Paderborn (1912/13) und am Realgymnasium Hattingen (1914/15). Anschließend war er Hilfslehrer in Hattingen (1915) und am Gymnasium Paulinum in Münster (1916). 1918 legte er zusätzlich die Lehramtsprüfung für Französisch ab. 1919 wurde er Oberlehrer am Gymnasium Gelsenkirchen.

1921 heiratete er Berta Maria Kress, * 1889 in Dortmund. Sie hatten drei Kinder: Mechtild, * 1922 , Hans Otfried, * 1924 und Klaus, * 1926. Der ältere Sohn starb 1945 als Soldat.

Am 1. Oktober 1927 wurde Geisau Direktor am Warburger Humanistischen Gymnasium. Er war Mitglied der Zentrumspartei, bis zu ihrer Auflösung durch die NS 1933 und galt als aktiver und bekennender Katholik.[1]

Widerstand gegen das NS-System[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits 1932 gab es Beschuldigungen gegen ihn durch ein NS-Mitglied in Warburg und weitere, v. a. durch den von der NS eingesetzten Bürgermeister Otto Schlötel. Neben von Geisau wurden aus seinem Kollegium ebenfalls die Studienräte Dr. Potthast, Prof. Köhler und Teupe angezeigt. Ein staatlicher Untersuchungsausschuss, Abt. für höheres Schulwesen in Münster bestätigte 1933 die Vorwürfe: „Gymnasium als Hochburg des Zentrumsgeistes“, v. Geisau und Kollegium mit „negativer Einstellung gegenüber der Staatsregierung“, „politische Unzuverlässigkeit“, „Judenfreundlichkeit als Charaktermerkmal“ v. Geisaus, da jüdische Schüler (Fam. Cohn und Stamm) beschützt und Kinder national gesinnter Eltern benachteiligt. So wurden Heinz Cohn kommunistische Texte in die Schultasche gesteckt, diese von der SA kontrolliert, die ihn misshandelte und im Keller des alten Rathauses in Haft nahm.[2]

Von Geisau wurde am 5. September 1933 von seinem Direktorenamt zunächst beurlaubt und nach Rückstufung als Studienrat, zwangsversetzt an das Gymnasium Laurentianum in Arnsberg, unter einen Direktor mit NS-Mitgliedschaft und -Parteiämtern. Für die Schüler war er einer von drei am Gymnasium tätigen „Abgebauten“, „Geschassten“. Man mutmaßte, seine „religiöse Einstellung“ sei ein wesentlicher Grund für seine „Degradierung“ und er sei ein „Gegner des Systems“. Auch hier schloss er sich den Zielen der Schule, die Nationalismus, Rassisnus, Antisemitismus, Volksgemeinschaft und Kriegsvorbereitung verfolgten, gegen die Mehrheit des Kollegiums nicht an. Seinen Überzeugungen und Wertvorstellungen blieb er treu, woraus u. a. seine Zuwendung gegenüber Notleidenden und die Weigerung der NS-Partei beizutreten resultierten.[3]

1945 wurde ihm erneut die Direktorenstelle des Gymnasiums in Warburg übertragen, die er bis zu seiner Pensionierung 1955 behielt. In seine Amtszeit fällt die Erneuerung der neuhumanistischenSchulkonzeption als christlich-humanistisches Gymnasium, die Umbenennung in Gymnasium Marianum und die Planung und der Beginn der grundlegenden Sanierung des historischen Klostergebäudes für Schulzwecke. Zu Beginn seiner neuen Amtszeit in Warburg konnten zunächst nur sechs Lehrer, die nicht NS-Mitglied waren, eingesetzt werden für die Wiedereinrichtung des Schulbetriebs. Die Schulgebäude wurden noch für ehem. Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter genutzt.

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hans von Geisau war Autor altphilologischer Kommentare insbesondere lateinischer Autoren und Texte sowie Beiträgen zur griechischen Mythologie. Während seiner Zwangsbeurlaubung als Direktor hat er mehrere Bücher für den altsprachlichen Schulunterricht verfasst. Zudem schrieb er Beiträge für Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft insbesondere über die griechische Mythologie. Nach seiner Pensionierung beschäftigte er sich mit der Geschichte der Stadt Warburg, daraus entstanden mehrere Beiträge zum Beispiel zur Schlacht bei Warburg, Peter Hille usw.

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • De Apulei syntaxi poetica et Graecanica commentatio philologica. Dissertation eingereicht an der Universität Münster 1912.
  • Präparationen auf sprachwissenschaftlicher Grundlage. [I.] Lateinische Autoren. Heft 18. Cicero, De re publica I. II. R. Oldenbourg, München und Berlin 1933.
  • Vergil, Aeneis, zweites Buch. Oldenbourg-Verlag, München 1935.
  • Zeugnisse Altroms; Inschriften, Redner, Historiker. Quelle & Meyer, Leipzig 1940.
  • Ab urbe condita. Auswahl aus der 1. Dekade. (Lernmaterialien) von Livius. 3. Aufl. F. Schöningh-Verlag, Paderborn 1957
  • Caesar: Bellum civile. Aschendorff, Münster. Textband: 3. Auflage 1963; Kommentar: 4. Auflage 1971.
  • Minucius Felix: Octavius. Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster 1967.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Heiko Bewermeyer: Hans von Geisau und das Gymnasium Marianum in Warburg. 1. Auflage. Selbstverlag Heiko Bewermeyer, Köln/ Warburg 2012, ISBN 978-3-00-038033-4.
  2. Heiko Bewermeyer: Das Schicksal der Familie Cohn und die Vernichtung der Jüdischen Gemeinde Warburg. 1. Auflage. Selbstverlag, Warburg 2022, ISBN 978-3-00-072373-5.
  3. Heiko Bewermeyer: Hans von Geisau und das Gymnasium Marianum in Warburg. 1. Auflage. Warburg 2012.