Heinrich Wille

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Heinrich Wille (* 21. September 1938 in Wien; † 8. August 2018[1]) war ein österreichischer Jurist und Politiker (ÖVP).

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wille besuchte das Schottengymnasium, an dem er die Matura ablegte. Er studierte im Anschluss an der Universität Rechtswissenschaften und promovierte 1960. Ab 1969 war Wille Bezirksrat im 4. Wiener Gemeindebezirk Wieden, zwischen 1978 und 1979 hatte er das Amt des Bezirksvorsteher-Stellvertreters inne. Wille schied in der Folge aus der Politik aus, kehrte jedoch am 26. November 1990 als Nichtamtsführender Stadtrat in die Politik zurück. Wille übte das Amt bis zum 30. September 1992 aus, zwischen dem 1. Jänner 1991 und dem 1. September 1992 war er zudem Obmann der Wiener Volkspartei.

Seit 1956 war er Mitglied der katholischen Studentenverbindung KÖStV Austria Wien im ÖCV.[2]

Rechtsanwalt / symbolträchtige Klagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wille engagierte sich im Komitee „Österreicher gegen Wackersdorf“ und übernahm die Anwaltschaft für den Landwirt Josef Amerstorfer aus Pfarrkirchen im Mühlkreis. Dieser klagte 1986 gegen die atomare Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf (WAA) in Bayern bzw. wegen Grundbesitzstörung gegen die DWK, weil er mit seinen Feldern nur 150 Kilometer entfernt von Wackersdorf durch die geplante WAA bedroht war. Amerstorfer begründete seine Klage damit, dass sein Hof in der Hauptwindrichtung von Wackersdorf liege und von dort über den 200 Meter hohen Schornstein sowie die in die Donau geleiteten Abwässer der WAA Strontium, Cäsium und Plutonium nach Österreich exportiert würden.[3][4][5][6][7]

Wille vertrat auch den Landwirt Georg Maier aus Angern an der March, der 1986 Klage gegen den Bau des tschechoslowakischen Kernkraftwerkes Mochovce einreichte. Das Oberste Gericht in Österreich hatte erstmals in der Geschichte der internationalen Rechtsprechung die Klage gegen den Bau von Atommeilern in einem anderen Staat angenommen.[8][9][10]

Im Auftrag des WWF erreichte Wille beim Verwaltungsgerichtshof eine Aufhebung des Wasserrechtsbescheides für das geplante Donau-Kraftwerk Hainburg.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Blümel: Große Trauer um Heinrich Wille. In: ots.at. Abgerufen am 2. November 2018.
  2. Heinrich H. Wille. In: oecv.at. 17. August 2018, abgerufen am 2. November 2018.
  3. Oberösterreichisches Gericht erklärt sich für Besitzstörungsklage gegen WAA Wackersdorf zuständig / DWK setzt Bauer Amerstorfer mit existenzbedrohendem Streitwert unter Druck - (taz vom 25. September 1986)
  4. Österreicher klagt weiter gegen WAA - In der Bauverbotsklage eines Österreichers weist Gericht Prozeßverhinderungs–Taktik der WAA–Betreiber zurück (taz vom 28. Januar 1987)
  5. WAA–Klage von österreichischem Bezirksgericht zunächst abgewiesen. Rein formale Begründung des oberösterreichischen Gerichts „nach altem römischen Recht“ / Kläger geht jetzt in die nächste Instanz / Wiener Anwalt bereitet weitere Klage vor - (taz vom 30. Januar 1987)
  6. Präventivklage Wackersdorf - (Ö1-Mittagsjournal vom 30. Juli 1986 auf Österreichische Mediathek, 9.–16. Min.)
  7. Wackersdorf - Klage eines österreichischen Bauern in Lembach / Mühlviertel - (Ö1-Mittagsjournal vom 24. September 1986 auf Österreichische Mediathek, 45.–50. Min.)
  8. In Wien Klage gegen CSSR–AKW - Österreichs Oberstes Gericht akzeptiert Zuständigkeit für Prozeß gegen Atommeiler im Nachbarland - (taz vom 8. April 1988)
  9. "Österreicher gegen Wackersdorf" klagen CSSR wegen grenznaher AKW's - (Ö1-Mittagsjournal vom 13. November 1986 auf Österreichische Mediathek, 38.–43. Min.)
  10. “Encircled but Managing – Nuclear Energy in the Austro-Czechoslovak Relations 1948-1989”
    The Czechoslovak Approach to the Draft Convention on Jurisdictional Immunitites of States and Their PropertyJurisdictional Immunitites of States and Their Property