Horst Muys

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Grab-Plakette

Horst Alfred Muys (* 13. Juli 1925 in Mülheim an der Ruhr; † 20. Juli 1970 in Köln)[1] war ein deutscher Karnevalist, Sänger von Kölner Karnevalsschlagern, Büttenredner und Krätzchensänger. Er arbeitete mit zahlreichen Künstlern zusammen, etwa mit Willy Millowitsch in dessen Millowitsch-Theater und mit Günter Eilemann in dessen Eilemann-Trio; mit Lotti Krekel sang er 1969 den Karnevalshit Ene Besuch im Zoo. Aufgrund seines ausschweifenden Lebensstils war er auch im Kölner Milieu bekannt und wurde mehrfach angeklagt und verhaftet.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühe Jahre und Karrierestart in Köln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grab auf dem Melaten-Friedhof (Oktober 2018)

Horst Muys wurde 1925 in Duisburg geboren und wuchs dort auf, danach ließ er sich in Berlin nach eigenen Worten unter anderem bei Gustaf Gründgens zum Schauspieler ausbilden. Seine ersten Engagements hatte er in Straßburg und Münster, nach dem Krieg kam er dann nach Köln und gehörte ab 1945 zu dem Ensemble mit dem Willy Millowitsch sein Millowitsch-Theater neu aufbaute.[2] Er hatte einige weitere Engagements und spielte ab 1951 im Eilemann-Trio, wo er als „Komiker am Bass“ erfolgreich war. Zugleich hatte er allerdings auch Kontakte in der Kölner Milieu-Szene und wurde mehrfach verhaftet wegen Schulden, Prügeleien, Trunkenheit und Unterhaltsentzug; Eilemann musste ihn mehrfach in „Spelunken des Milieus auslösen“, da Muys zu viel Geld verspielt hatte.[3]

Erfolge im Kölner Karneval[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 1950er und 1960er Jahren wurde Muys durch Lieder und Reden im Kölner Karneval bekannt, und ab 1961 trat er als Einzelredner und als Sänger auf. Er hatte mehrere kleine Rollen in Filmen und auf Kölner Bühnen und trat regelmäßig zur Karnevalssession als „Gilb des Kölner Karnevals“ auf, wobei seine Auftritte in der Regel in Form von Dialogen mit dem Publikum als Extemporés stattfanden.[3] Seine frivolen Witze überanstrengten gelegentlich die Moralvorstellungen seiner Zeit. 1968 verließ der Kölner Oberbürgermeister Theo Burauen empört den Sitzungssaal, worauf Muys wenig später vom Festkomitee mit einem Auftrittsverbot bestraft wurde. In der Folge kam es zu Protesten der Anhänger Muys, und er wurde von dem damaligen Landtagspräsidenten Nordrhein-Westfalens, dem SPD-Politiker John van Nes Ziegler, demonstrativ zur Weiberfastnacht in den Düsseldorfer Landtag geholt. Bereits im November 1969 durfte Muys wieder im Kölner Karneval auftreten.[4]

Muys sang populäre Evergreens wie Heidewitzka, Herr Kapitän, Heimweh nach Köln oder Ich bin ene kölsche Jung. Ebenfalls in den 1960ern gründete er mit Harry Fey das Duo Die Wildsäue, das durch besonders frivole Lieder bekannt wurde, und arbeitete mit Wolfgang Reich gemeinsam im Senftöpfchen-Theater, wo Fred Kassen sich durch das erotische Theater neue Besucher erhoffte.[5] Mit dem vom Kölner Liedermacher Hans Knipp komponierten Lied Ne Besuch em Zoo, das er im Duett mit Lotti Krekel sang, gelang ihm 1969 der Einzug in die Hitparaden. Muys wurde vom ZDF für die Sendungen Schlagerkonfetti und Narren nach Noten engagiert, zudem sollte er ab September 1970 neben Trude Herr in dem Stück Die Perle Anna von Otto Hofner im Millowitsch-Theater auftreten, er verstarb jedoch bereits im Juli des Jahres.[5]

Muys’ kurzes, turbulentes Leben war allerdings auch von Schicksalsschlägen geprägt, deren schwerster der Unfalltod seines zehnjährigen Sohns war.[5] Seine 1959 geschlossene Ehe wurde später geschieden. Es folgten Spielschulden, Schlägereien und Alkoholmissbrauch.[6]

Tod und Nachleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Muys starb im Juli 1970 eine Woche nach seinem 45. Geburtstag in einem Kölner Krankenhaus an einem Magendurchbruch. Bei seiner Beisetzung auf dem Kölner Melaten-Friedhof (Lit. L Nr. 154–5) erwiesen ihm fünf- bis siebentausend Trauergäste die letzte Ehre. Die Kosten für die Beerdigung übernahm das Tonstudio Cornett. Unter den Gästen befanden sich entsprechend seinem Lebensstil neben Kollegen und Kolleginnen wie Lotti Krekel, Gerhard Jussenhoven und Wolfgang Reich auch Freunde und Freundinnen aus dem Kölner Milieu und neben den Schleifen von Willy Millowitsch und anderen Karnevalsgrößen gab es im Grabschmuck auch eine der Prostituierten der Friesenstraße sowie eine der „Lesben vom Café Wüsten an der Hohen Pforte“. Die Grabrede wurde von Thomas Liessem gesprochen und die Kapelle Hardy van den Driesch spielte das Lied Besuch im Zoo.[7]

Ein geplantes Denkmal in Form eines Horst-Muys-Gedenkbrunnens wurde geplant, jedoch nicht umgesetzt.[7] Sein Weggefährte Knipp schrieb 1989 für die kölsche Musikgruppe Bläck Fööss das Lied D’r leeve Jung, das dem Karnevals-Original ein Denkmal setzte.

Im Dezember 2015 wurde bekannt, dass die Stadt Köln das Grab von Horst Muys nach 45 Jahren entfernen lassen wollte, da die Nutzungsfrist abgelaufen und es in dieser Zeitspanne auch kein Ehrengrab geworden war. Durch eine Spendenaktion konnte das verhindert werden. Die restaurierte Grabstätte wurde im Februar 2018 der Öffentlichkeit vorgestellt.[8]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sterbeurkunde Nr. 1361 vom 23. Juli 1970, Standesamt Köln Altstadt. In: LAV NRW R Personenstandsregister. Abgerufen am 19. Juli 2021.
  2. „Horst Muys.“ In: Gerhard Schmidt: Kölsche Starts. Wienand Verlag, Köln 1992. ISBN 3-87909-286-9. S. 156–163; hier S. 157.
  3. a b „Horst Muys.“ In: Gerhard Schmidt: Kölsche Starts. Wienand Verlag, Köln 1992. ISBN 3-87909-286-9. S. 156–163; hier S. 158.
  4. „Horst Muys.“ In: Gerhard Schmidt: Kölsche Starts. Wienand Verlag, Köln 1992. ISBN 3-87909-286-9. S. 156–163; hier S. 160–161.
  5. a b c „Horst Muys.“ In: Gérard Schmidt: Kölsche Stars. Wienand Verlag, Köln 1992. ISBN 3-87909-286-9. S. 156–163; hier S. 162.
  6. Björn Thomann: Horst Muys (1925–1970), Humorist. „Portal Rheinische Geschichte“ des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte, Stand 11. Februar 2014, abgerufen am 29. Dezember 2015.
  7. a b „Horst Muys.“ In: Gérard Schmidt: Kölsche Stars. Wienand Verlag, Köln 1992. ISBN 3-87909-286-9. S. 156–163; hier S. 162–163.
  8. „Kölsche Jung“: Grabstätte von Karnevalssänger Horst Muys wurde neu gestaltet. In: Kölnische Rundschau. (rundschau-online.de [abgerufen am 8. Februar 2018]).