Ludwig August Berglein

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Ludwig August Berglein, vor 1884

Ludwig August Berglein (* 13. Juni 1817 in Braunschweig; † 26. Oktober 1903 ebenda) war ein deutscher Pädagoge, der in Braunschweig wirkte.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch Fürsprache seiner Lehrer durfte Berglein als 13-Jähriger das Progymnasium besuchen. Sein Vater, ein Baubeamter, gab ihn zwei Jahre später nach seiner Konfirmation in eine Handwerkslehre. Danach besuchte er wieder das Gymnasium und bestand 1839 die Reifeprüfung.[1]

Berglein studierte neun Semester an der Universität Göttingen klassische Sprachen und Literaturen und promovierte 1843 über Dithyrambische Poesie.[2][1] Anschließend kehrte er nach Braunschweig zurück, legte die Staatsprüfung ab und unterrichtete bis 1845 teils am Pro- und teils am Obergymnasium. Danach nahm er eine Stelle an der Realschule in Rheydt an. 1847 ging er nach Paris, um sein Französisch zu verbessern.[1] Als Gasthörer besuchte er öffentliche Vorlesungen, u. a. an der Sorbonne.[3]

1848 nahm er eine Lehrerstelle in Lennep an und wechselte 1852 als Oberlehrer an die städtische Realschule nach Elberfeld.[3][1] 1858 kehrte er als Direktor des Realgymnasiums nach Braunschweig zurück. Dieses Amt übte er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1883 aus.[1]

Die Schule in Braunschweig war ein Realgymnasium 2. Ordnung; der Abschluss berechtigte nicht zum Studium. Sie litt unter akuter Raumnot und musste zeitweise 66 % der Neuanmeldungen ablehnen, bis Berglein 1866 einen Schulneubau durchsetzte.[3]

Berglein setzte sich für die Einführung des Lateinunterrichts und die Umgestaltung zum abiturfähigen Realgymnasium 1. Ordnung ein. Dies wurde 1868 von der Schulaufsicht noch kategorisch abgelehnt und auch vom Kollegium nur teilweise unterstützt. Nach der Gründung des Kaiserreichs änderte sich die Lage und Berglein erhielt 1873 den Auftrag, eine Schulreform auszuarbeiten. Zunächst wurde 1876 die Realschule II (die heutige Realschule Sidonienstraße) abgetrennt und 1878 das Herzogliche Realgymnasium als Realschule 1. Ordnung anerkannt. Ein Jahr später wurde an der Schule das erste Abitur abgelegt. Berglein trat nach 25 Jahren als Schuldirektor am 1. Oktober 1883 aus Gesundheitsgründen in den Ruhestand.[4]

Berglein galt als strenger Direktor, der Konflikten nicht aus dem Weg ging. Er setzte sich stark für die Verbesserung der Lehrerbesoldung ein und geriet darüber häufig in Auseinandersetzungen mit der Schulbehörde, setzte sich aber schließlich durch.[4] 1871 versetzte er den gesamten zweiten Jahrgang (Sekunda) nicht, was zu lebhaften Diskussionen in der Lokalpresse führte. Berglein kommentierte dies so:

„… im übrigen ist es ähnlich wie beim Weinbau; es kann einmal einen Jahrgang von durchschnittlich Minderbegabten geben …“[4]

Der Schulverweis des Sohnes von Dichter Friedrich Gerstäcker einige Jahre später erregte sogar überregionales Aufsehen.[4]

Ein zeitgenössischer Schüler beschrieb Berglein folgendermaßen:

„Wir hatten ihn gern und taten ihm den Gefallen, über seine häufigen harmlosen Witze stets in stürmisches Lachen auszubrechen. Er war sonst etwas nüchtern philiströs und trocken pedantisch. Er lehnte es ab, zu einem Ausfluge auch nur einen Nachmittag freizugeben.“[4]

Selmar Solmitz, einer der wenigen jüdischen Mitschüler, berichtet, dass unter Berglein eine große religiöse Toleranz auf der Schule herrschte; so wurden jüdische Schüler am Sabbat vom Unterricht oder zumindest von schriftlichen Aufgaben befreit.[5] Auch er bestätigte Bergleins schroffe Natur:

„Als bei einem öffentlichen Aufzuge, an dem die Schüler teilnehmen sollten, diese in den bunten Klassenmützen erscheinen wollten, erklärte er, er wolle keine Affen zu Markte führen, und als, bei einer patriotischen Schulfeier der Sohn des Theatermeisters das Herleiten einiger Kulissen und Kostüme vom Hoftheater erwirkt hatte, verbat es der Direktor den Gymnasiasten, sich mit Theaterlappen und Theaterlumpen abzugeben. Dies machte böses Blut, und die Aufführung unterblieb ganz.“[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Wilhelm Dahl: Lebensabriss des Direktors Dr. L. A. Berglein: ein Beitrag zur Geschichte des Realgymnasiums zu Braunschweig; nach amtlichen Quellen und den von dem Verstorbenen hinterlassenen Aufzeichnungen zusammengestellt. In: Jahresbericht des Herzoglichen Realgymnasiums zu Braunschweig, Ostern. Braunschweig 1904, S. 33–44, urn:nbn:de:hbz:061:1-240314.
  • Franz Kössler: Personenlexikon von Lehrern des 19. Jahrhunderts, Berufsbiographien aus Schul-Jahresberichten und Schulprogrammen 1825–1918. Band: Baack - Buzello. Giessener Elektronische Bibliothek 2008, urn:nbn:de:hebis:26-opus-61061, S. 216. (Online)
  • Gerhard Linne, Hans Kaufmann, Hans Lindemann (Hrsg.): Bilder und Berichte aus dem Leben einer Braunschweiger Oberschule. Staatliche Neue Oberschule für Jungen 1828–1953. Limbach, Braunschweig 1953.
  • Ludwig August Berglein. In: Horst-Rüdiger Jarck, Günter Scheel (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon, Band 19. und 20. Jahrhundert. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1996, ISBN 3-7752-5838-8, S. 53.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Personenlexikon von Lehrern des 19. Jahrhunderts : Berufsbiographien aus Schul-Jahresberichten und Schulprogrammen 1825–1918 mit Veröffentlichungsverzeichnissen. Abgerufen am 20. August 2017. Band: Baack – Buzello, PDF-Datei, S. 216.
  2. Ludwig August Berglein: De Philoxeno Cytherio dithyramborum poeta. Ex officina Huthiana, 1843. (Dissertation)
  3. a b c Dahl, Johann Wilhelm: Lebensabriss des Direktors Dr. L. A. Berglein: ein Beitrag zur Geschichte des Realgymnasiums zu Braunschweig; nach amtlichen Quellen und den von dem Verstorbenen hinterlassenen Aufzeichnungen zusammengestellt. In: Jahresbericht des Herzoglichen Realgymnasiums zu Braunschweig, Ostern. Braunschweig 1904, S. 33–44.; Digitalisat der ULB Düsseldorf
  4. a b c d e G. Linne, H. Kaufmann, H. Lindemann (Hrsg.): Bilder und Berichte aus dem Leben einer Braunschweiger Oberschule. Staatliche Neue Oberschule für Jungen 1828–1953.Braunschweig 1953, DNB 450460002.
  5. a b Reinhard Bein: Sie lebten in Braunschweig: biographische Notizen zu den in Braunschweig bestatteten Juden (1797 bis 1983) (= Mitteilungen aus dem Stadtarchiv Braunschweig. Band 1). Döring-Dr, Braunschweig 2009, ISBN 978-3-925268-30-4 (dnb.de [abgerufen am 13. Oktober 2017]).