Münzprägung von Akragas

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Didrachme, Akragas 510-483/482 v. Chr., Vorderseite: AKRACA-NTOΣ [NTOΣ retrograd]. Adler mit angelegten Flügeln nach l. Rückseite: EXΑ [retrograd]. Krabbe in Aufsicht, darunter die Aufschrift.

Die antike Münzprägung der griechischen Stadt Akragas auf Sizilien setzte ca. 425–410 v. Chr. ein und hielt bis zur Eroberung der Stadt durch Karthago im Jahr 406 v. Chr. an. Neben der Prägung silberner Didrachmen und Tetradrachmen galt Akragas als prominenter Herstellungsort von diversen Bronzewährungen im Sizilien des 5. Jahrhunderts v. Chr. Dabei galten ein Adler auf der Vorderseite (Avers) und eine Krabbe auf der Rückseite (Revers) als Leitmotive für die Stadt, welche stellvertretend für die in der Stadt praktizierten Götterkulte standen. Eine genaue Untersuchung der griechischen Münzen aus Akragas erfolgte durch die Numismatikerin Ulla Westermark, die 2018 ein zweibändiges Werk zu diesem Thema veröffentlichte.

Geschichte der Münzprägung in Akragas[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptartikel: Archäologische Stätten von Agrigent

Der Beginn der Münzprägung in Akragas wird zwischen den Jahren 520–510 v. Chr. beziehungsweise 525–515 v. Chr. datiert.[1] Zahlen wie 550 v. Chr. gelten als veraltet, können jedoch trotzdem in einigen Verkaufskatalogen unter frühen akragantinischen Münzen entdeckt werden. Die Stadt Akragas selbst entstand schon um 580 v. Chr. und gilt als Gründung von Siedlern aus dem etwa 100 Jahre älteren Gela sowie von der Insel Rhodos in der Ägäis.[2] Nach der Einführung der Tyrannis durch Phalaris um 470 v. Chr. dauerte es etwa ein halbes Jahrhundert, bis die Polis mit der eigenen Münzprägung begann. Zu dieser Zeit war die Produktion in anderen Städten wie Himera, Selinunt und Segesta bereits seit einigen Jahrzehnten aktiv, weshalb der Einfluss durch Selinunt in der frühen Münzprägung von Akragas nicht überrascht.[3]

Die Tyrannis endete nur knapp zehn Jahre nach dem bedeutenden Sieg von Theron, dem Tyrannen von Akragas, und seinem Verbündeten Gelon von Syrakus über Karthago in der Schlacht von Himera im Jahr 483/482 v. Chr.[4] Die Herrschaft über die Stadt ging zwar nach Therons Tod 472 v. Chr. an seinen Sohn Thrasydaios über, dieser starb allerdings bereits ein Jahr später, und Akragas galt ab 471 v. Chr. als eine Aristokratie, die für den Kontrast zur Tyrannis häufig fälschlicherweise ‚Demokratie‘ genannt wird.[5]

Die folgenden Jahrzehnte galten für die Münzprägung der Stadt als jene des Wachstums. Akragas geriet mit den auf Sizilien heimischen Sikelern in Konflikt und unterlag dabei in einer Auseinandersetzung mit dem östlichen Nachbar Syrakus. Die Neutralität, welche die Stadt jedoch bei beiden Sizilienexpeditionen beibehielt, sorgte für einen großen Anstieg an Reichtum im letzten Viertel des 5. Jahrhunderts v. Chr. Erst die Belagerung durch Karthago und die folgende Eroberung von Akragas 406 v. Chr. brachten diesem Wohlstand ein Ende. Die Stadt musste ihre Mauern schleifen, stellte ihre Münzprägung ein und sank für die nahe Zukunft in die Unbedeutsamkeit herab.[6]

Die Numismatikerin Ulla Westermark teilte die Münzprägung von Akragas in drei grundsätzliche Perioden ein und brachte diese mit dem damaligen Zeitgeschehen in Verbindung. So war die Periode I die früheste Phase der Münzprägung, welche um ca. 470 v. Chr. endete, also in etwa zeitgleich mit dem Fall der Tyrannis der Emmeniden.[7] Die Periode II setzte in der neuen ‚Demokratie‘ ein und stieg von der bis dahin betriebenen Didrachmenprägung auf eine Tetradrachmenprägung um. Sie klang mit einer Unterbrechung aus, welche womöglich durch die Konflikte von Akragas und Syrakus in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts entstand. Die dritte und letzte Periode gilt als Höhepunkt der griechischen Münzprägung Siziliens und beeindruckt durch handwerkliches Können. Ihr jähes Ende lässt sich durch die Eroberung der Stadt durch Karthago 406 v. Chr. erklären.[8]

Die Hauptmotive Adler und Krabbe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tetradrachme, Akragas ca. 464–450 v. Chr., Vorderseite: AKRAC-ANTOΣ [ANTOΣ retrograd]. Adler mit angelegten Flügeln nach l., Der Adler und die Krabbe bleiben die beiden typischen Motive für Münzen aus Akragas.

Adler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf Münzen Akragas erscheint fast immer ein Adler auf der Vorderseite (Avers) und eine Krabbe auf der Rückseite (Revers). Diese Paarung wurde im Verlauf des 5. Jahrhunderts zwar durch einige Symbole ergänzt und teilweise abgeändert, galt jedoch trotzdem als kontinuierliches Erkennungszeichen der Polis seit dem Beginn ihrer Münzprägung ca. 525–510 v. Chr. bis zu ihrer Einstellung um das Jahr 406 v. Chr.[9] Der Einstieg mit zwei Motiven auf beiden Seiten der Münzen wird auf schon zuvor verbreitete korinthische Währung auf Sizilien zurückgeführt, da jene Methodik auf diesen schon üblich war. Verschiedene Hortfunde und korinthische Münzen, die nachträglich in Akragas umgeprägt wurden, belegen solch einen Einfluss, welcher von dem griechischen Festland ausging.[10]

Die Forschungsfrage, um welche Adlerspezies es sich bei dem meist stehenden Adler mit angelegten Flügeln handelt ist bis heute nicht geklärt. Zwar gilt der Seeadler (Haliaeetus albicilla) aufgrund der Größe seines Schnabels, seiner oben befiederten und unten kahlen Beine sowie seinem Beuteschema als wahrscheinlich. Immerhin war diese Spezies schon in der Antike für ihre große Gruppe an Beutetieren bekannt, die jeweils auf Land oder im Wasser lebten. Eine Beobachtung, die mit der Darstellung auf späteren Münzen übereinstimmt. Doch Darstellungen mit gefangenen Schlangen sprechen hingegen für den Schlangenadler (Circaetus gallicus).[11] Die Zuteilung der Spezies anhand der dargestellten Merkmale auf den Münzen muss außerdem kritisch betrachtet werden, da künstlerische Freiheit und dekorative Entscheidungen hier als Fehlerquelle agieren.

Klarer scheint die Interpretation des Adlermotivs mit der Verehrung des Zeus, welche in Akragas durch eine Reihe von späteren Bauwerken und literarischen Überlieferungen belegt ist. Die Erkennung des genauen Zeus-Kults ist zur Zeit der Münzprägung von Akragas, also im 5. Jahrhundert v. Chr., nicht anhand der Adlerdarstellung möglich. Die Verehrung des Zeus Atabyrion, war schon auf Rhodos üblich und wurde möglicherweise mit den Siedlern nach Akragas mitgebracht, wo der Name Zeus Polieus als weiterer Name für diesen verwendet wurde.[12] Konkret lässt sich das Adlermotiv jedoch nur auf eine generelle Zeus Verehrung zurückführen und keinen spezifischen Kult.

Krabbe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Krabbe auf dem Revers der Münzen aus Akragas ist anhand der Darstellung selbst nur schwierig einer bestimmten Spezies zuschreibbar. Viel zu stark trügen die künstlerische Gestaltung und Stilisierung die Münzbilder, um greifbare Aussagen treffen zu können. Diese wären für die schwierige Interpretation des Motivs allerdings durchaus von Bedeutung.[13] Dabei steht die Frage, ob es sich um eine Süßwasser- oder Salzwasserkrabbe handelt im Zentrum. Ersteres würde für eine Verehrung der mit der Stadt namensgleichen Flussgottheit Akragas sprechen. Dies entsprach allerdings nicht der auf Sizilien sonst verbreiteten Darstellungsform von Flussgottheiten durch einen Bullen mit menschlichem Gesicht. Eine Erklärung hierfür ist, dass die Darstellung der Gottheit als Krabbe schon üblich war, bevor sich der übliche Typus in der Region durchsetzen konnte. In diesem Fall setzte sich das ältere lokale Motiv also gegenüber einem möglichem neuen durch. Eine ähnliche Diskussion herrscht um das Blatt auf Münzen aus dem nahen Selinunt, welches ebenfalls als Motiv für die dortige Flussgottheit gedeutet werden kann. Sollte es sich hingegen um eine Salzwasserkrabbe handeln, stände dies für die Verehrung einer großen Meeresgottheit, was durch die Küstenlage der Polis nachvollzogen werden kann. Unüblich war dies nicht, so wurde Poseidon nur selten in menschlicher Form dargestellt.[14]

Vorderseitengestaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der archaisch-griechischen Münzprägung dominierten drei Typen von Adlerdarstellungen: Stehend, fliegend oder der reine Adlerkopf. Akragas gilt als prominentestes Beispiel für ersteres, also die Darstellung eines stehenden Adlers mit eng angelegten Flügeln.[15] Der Vogel erscheint dabei als wachsam und ist je nach Prägegrupp entweder nach links oder rechts gedreht, wobei auf den frühesten Münzen die Adler nach links blicken. Ähnlich wie die Blickrichtung ändert sich auch die Gestaltung des Greifvogels im Verlauf der Jahrzehnte, ohne dabei das Gesamtmotiv fundamental zu verändern. So wirkt der Körper gegen Ende der ersten Periode (ca. 470 v. Chr.) weiterhin elegant und schlank. Details wie Proportionen der Körperteile variieren stetig, beispielsweise die Länge des Nackens oder die Gestaltung der Flügel.[16]

Tetradrachme, Akragas ca. 410–406 v. Chr., Vorderseite: AKRAΓ/ANTIN-ON [ANTIN-ON retrograd]. Nike in einem Viergespann (quadriga) nach l. hält in der r. Hand eine Peitsche (kentron) und der Linken die Zügel, darüber eine Tafel mit der Aufschrift, wobei die beiden letzten Buchstaben sich l. neben der Tafel befinden. Rückseite: ΣΙΛΑ-NOΣ. Adlerpaar nach r., einen Hasen kröpfend. Hierbei handelt es sich um ein spätes Beispiel als der Adler von der Quadriga auf das Revers verdrängt wurde.

Neben dem Adler als Hauptmotiv befindet sich auf der Vorderseite der Münzen die für die Stadt stehende Legende AKRACANTOS oder dessen Kurzformen AKRACAS, AKRAC und AKRA.[17] Diese letzte Form, also das kurze AKRA diente für den Großteil der Periode I als übliche Legende und wurde manchmal auf dem Revers mit CAΣ abgeschlossen. Dabei wurden die ersten beiden Buchstaben häufig über dem Rücken des Tieres und die letzten beiden unter seinem Bauch platziert.[18] Dies sollte sich ab der Periode II und dem Beginn der Tetradrachmenprägung ändern (ca. 461 v. Chr.). Die ausgeschriebene Version AKRACANTOS setzte sich wieder auf dem Avers durch.

Die Adler der Periode II folgten der herrschenden Tradition und so blieb der stehende Adler mit angelegten Flügeln weiterhin das Hauptmotiv auf dem Avers. Eine Neuerung war jedoch das hinzufügen einer gepunkteten Standlinie, die zunächst mit den Klauen des Vogels verbunden war, indem diese unnatürlich in die Länge gezogen wurden. Eine Weiterentwicklung hiervon war eine von den Klauen losgelöste Linie unter dem Adler, aus welchem sich schließlich ein angedeutetes ionisches Kapitell entwickelte. Dieses war meist nur an den beiden seitlichen Voluten erkennbar, da nur der oberste Teil der Säule auf den Münzen gezeigt wurde. Eine spätere Weiterentwicklung auf einigen Bronzemünzen war das Zeigen des oberen Schafts der Säule. Die Verwendung eines ionischen Kapitells scheint zunächst ungewöhnlich, da sämtliche erhaltenen Großbauten der Stadt anhand der dorischen Ordnung errichtet wurden. Solch ein fehlender lokaler Zusammenhang war jedoch im griechischen Raum üblich, wobei das Motiv eines Adlers auf einer Ionischen Säule in Akragas möglicherweise erstmals auf Münzen dargestellt wurde. Städte wie Kroton und Elis übernahmen dieses anschließend.[19]

Die Münzprägung in Akragas des letzten Viertel des 5. Jahrhunderts v. Chr., welche als Periode III gilt, brachte auch für die Darstellung des Adlers eine zuvor nicht gesehene Bandbreite an neuen Motiven und künstlerischer Ausgestaltung. So wurde der Vogel nun auch mit weit ausgebreiteten Flügeln und gefangener Beute zwischen den Klauen beim Landen geprägt, wobei diese Beute unter anderem aus Hasen, Schlangen oder Fischen bestand. Eine Weiterentwicklung hiervon war das jagende Adlerpaar, bei dem zwei Vögel über einem erlegten Hasen gezeigt werden und nach rechts ausgerichtet wurden. Der vordere Vogel hat seinen Kopf zu einem Schrei senkrecht erhoben, während der Hintere seinen zum Hasen nach unten neigt.[20] Gegen Ende der Münzprägung wurde dieses Motiv kurzzeitig auf das Revers verschoben, als auf dem Avers eine Quadriga die Vögel ersetze. Diese Entwicklung gilt als Beleg für den Einfluss von Syrakus im späten 5. Jahrhundert auf der gesamten sizilianischen Insel.[21]

Rückseitengestaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das dominante Motiv des Revers war die Krabbe von oben. Sie wurde im Verlauf der akragantinischen Münzprägung unterschiedlich stilisiert, wobei der große Körper und die beiden Scheren häufig überproportional dargestellt wurden. Besonders der Rückenpanzer des Tieres ermöglichte den Handwerkern ihre kreativen Ideen umzusetzen.[22] So wurden auf einigen Krabbenrücken menschliche, als auch tierische Gesichter angedeutet. Christian Leeck verglich diese teilweise mit einer Art Gorgoneion.[23]

Unter, beziehungsweise zwischen dem unteren Beinpaar der Krabbe, wurden häufig Prägezeichen angebracht, welche als Symbole für die zu dieser Zeit herrschenden Magistrate interpretiert werden. Die Auswahl dieser Zeichen war zunächst überschaubar (Kleiner Vogel, Getreidekorn, korinthischer Helm), wurde allerdings durch neue Motive ergänzt (Menschlicher Kopf, Delfin, Ornamentale Linien, Nike usw.).[24] Ein rein dekorativer Charakter dieser Zeichen kann zwar nicht ausgeschlossen werden, war allerdings für die derzeitige Münzprägung auf Sizilien untypisch. Bei manchen der Symbole, wie etwa den menschlichen Köpfen wurde versucht eine tiefere Interpretation zu finden, wie eine Verbindung dieser mit der lokalen Flussgottheit. So wurde hier die auf dem Revers platzierte Legende CAΣ, welche die des Averses vollendete, mit dem daneben geprägten Kopf in Verbindung gebracht. Dass solch Legenden auf Rückseiten ohne Kopf auch geprägt wurden und die Köpfe durch Haargestaltung und Schmuck teilweise eher weiblich wirken spricht dagegen.[25]

Ein Vorbild für solche Magistratensymbole kann anhand von Münzen gefunden werden, auf welchen Signaturen neben der Krabbe stehen. Da diese sehr groß und klar lesbar präsentiert wurden lässt sich hier keine Verbindung zu den auf Sizilien später berühmten Münzschneidern ziehen, da diese ihre Signaturen meist klein hielten und im Motiv ‚versteckten‘. Die Signaturen auf den frühen Didrachmen von Akragas werden deshalb den zu dieser Zeit aktiven Magistraten zugesprochen, welche schließlich auf die Verwendung von Prägezeichen übergingen.[26]

Die Krabbe als Motiv verschwindet auf einigen Silbermünzen des letzten Viertel des 5. Jahrhunderts und wird durch die nun auf dem Revers dargestellten Adler ausgetauscht. Auf kleineren Nominalen hielt sie sich hingegen. Nach dem Ende der griechischen Münzprägung in Akragas wurde die Krabbe anders als der Adler nicht von den Römern wiederaufgenommen.[27]

Bronzemünzen & Goldmünzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hemilitron, Akragas ca. 425–406 v. Chr., Vorderseite: AKPAΓ-ΑNTINON. Ein Adler mit halb ausgebreiteten Flügeln steht nach l. auf einem Hasen und hat den Kopf in die Höhe gestreckt, im l. F. eine Zikade in Aufsicht. Rückseite: Ein Krabbe in Aufsicht, darunter ein Triton nach r. mit einer Hornmuschel in den nach vorne ausgestreckten Händen, darum sechs Wertpunkte (nur vier sind sichtbar).Die Wertpunkte identifizieren die Bronzemünze als ein Hemilitron.

Bronzemünzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um die Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. erscheinen in Akragas die ersten Bronzemünzen, wobei die frühesten Exemplare noch gegossen wurden. Zu dieser Zeit entstanden zahnförmige Münzen, die an ihrer flachen Oberseite Wertmarken hatten, sowie glatte mandelförmige Münzen und bereits flache runde Exemplare, die jedoch noch ohne jegliche Legende oder Wertmarken gegossen wurden. Eine Diskussion, ob diese Formen schon als Münzen bezeichnet werden können, gilt in der Forschung mittlerweile als überholt und ihre ungewöhnliche Ausarbeitung wird auf das Experimentieren mit einem neuen Material für die Münzherstellung erklärt: der Bronze. Unsicher ist, ob die noch unbeschrifteten münzförmigen Güsse vor oder nach den zahnförmigen Exemplaren anzusetzen sind. Zwar würden sie einen guten Übergang zu den später nicht mehr gegossenen und standardmäßig geformten Bronzemünzen bilden, allerdings könnten sie auch die ersten Münzen aus Bronze gewesen sein.[28]

Nach dieser Frühphase wurden die Bronzemünzen in das typische Programm der akragantinischen Münzprägung aufgenommen und spielten eine große Rolle, da sie in großer Stückzahl produziert wurden und das Silber aus den niedrigeren Nominalen beinahe vollständig verdrängten. Dabei waren die Bronzemünzen keineswegs eine rein lokale Währung, sondern wurden in den Regionen um die Stadt gehandelt. Probleme bei der Umrechnung zu den Silbermünzen sprechen für zwei unterschiedliche Märkte, in denen die beiden Materialien genutzt wurden. Möglicherweise spielte die Bronze eher im Alltagsgeschäft und beim Handel mit den auf Sizilien einheimischen Völkern eine Rolle, während das Silber für größere und überregionale Operationen genutzt wurde.[29]

Die Verwendung von Wertmarken auf Bronzemünzen lässt sich mit dem niedrigeren Wert des Materials erklären. Die Münzen waren nur aufgrund ihrer festen Quote wertvoll, welche deshalb mit Wertpunkten auf den verschiedenen Münzen platziert wurden.[30] Andere Städte auf Sizilien übernahmen die Bronzeprägung wenige Jahrzehnte nach Akragas, welches bis dahin der größte Produzent dieser Münzen war.[29]

Akragas ca. 409–406 v. Chr., Vorderseite: AKPA. Adler mit angelegten Flügeln auf einem Felsen nach l. und hält in seinen Fängen eine Schlange. Auf dem Felsen zwei Wertmarken. Rückseite: ΣΙΛA/ΝΟΖ [NOZ retrograd]. Krabbe in Aufsicht. Hierbei handelt es sich um eine der späten Prägungen aus Gold.

Goldmünzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Akragas prägte neben Silber und Bronze auch eine kleine Anzahl an Goldmünzen, die stilistisch den späten silbernen Tetradrachmen ungewöhnlich nahestanden. Eine ungewöhnlich kurze Prägezeit und die Materialwahl führten unter anderem dazu, dass diese Goldmünzen als Notprägungen verstanden werden. Sie wurden kurz vor und während der Belagerung der Stadt durch Karthago 406 v. Chr. geprägt, um Söldner für die Verteidigung anheuern zu können.[31]

Nominale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es folgt eine Auflistung der bekannten in Akragas geprägten Nominale, wobei diese durch die Numismatikerin Ulla Westermark in drei Perioden aufgeteilt wurden:


Periode I:


Periode II:[33]

Silber:

  • Tetradrachme
  • Didrachme
  • Pentalitra (Drachmen)
  • Litra
  • Pentonkion
  • Dionkion / Hexas

Bronze:

  • Trias
  • Tetras
  • Hexas
  • Onkia

Periode III:[34]

Silber:

  • Dekadrachme
  • Tetradrachme
  • Didrachme
  • Drachme
  • Litra
  • Hemilitra

Bronze:

  • Hemilitra
  • Tetras
  • Hexas
  • Onkia

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Universität Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0
  • Christian Leeck: Die Münzen der Tyrannen: Territorium und Einflussmacht der Polis Akragas in der Zeit der Emmenidenherrschaft (490/89–471 v. C.) AKRES Publishing e.K, 2022, ISBN 978-3-910347-00-7
  • Wolfgang Fischer-Bossert: The Coinage of Sicily. In: William E. Metcalf (Hrsg.): The Oxford handbook of Greek and Roman coinage. Oxford University Press, Oxford; New York 2012, ISBN 978-0-19-530574-6

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Christian Leeck: Die Münzen der Tyrannen: Territorium und Einflussmacht der Polis Akragas in der Zeit der Emmenidenherrschaft (490/89-471 v. C.). AKRES Publishing e.K, 2022, ISBN 978-3-910347-00-7, S. 28.
  2. Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d’Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 12.
  3. Wolfgang Fischer-Bossert: The Coinage of Sicily, in: The Oxford handbook of Greek and Roman coinage. Hrsg.: William E. Metcalf. Oxford University Press, Oxford/New York 2012, ISBN 978-0-19-530574-6, S. 146.
  4. Christian Leeck: Die Münzen der Tyrannen: Territorium und Einflussmacht der Polis Akragas in der Zeit der Emmenidenherrschaft (490/89-471 v. C.). AKRES Publishing e.K, 2022, ISBN 978-3-910347-00-7, S. 21.
  5. Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d’Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 15.
  6. Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d’Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 16–18.
  7. Christian Leeck: Die Münzen der Tyrannen: Territorium und Einflussmacht der Polis Akragas in der Zeit der Emmenidenherrschaft (490/89-471 v. C.). AKRES Publishing e.K, 2022, ISBN 978-3-910347-00-7, S. 25.
  8. Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d’Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 16–18.
  9. Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d’Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 19.
  10. Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d’Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 61 f.
  11. Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d’Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 19 f.
  12. Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d’Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 20 f.
  13. Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d’Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 29.
  14. Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d’Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 30–33.
  15. Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d’Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 22.
  16. Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d’Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 53 f.
  17. Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d’Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 43.
  18. Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d’Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 53.
  19. Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d’Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 69–72.
  20. Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d’Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 106 f.
  21. Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d’Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 113 f.
  22. Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d’Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 69.
  23. Christian Leeck: Die Münzen der Tyrannen: Territorium und Einflussmacht der Polis Akragas in der Zeit der Emmenidenherrschaft (490/89-471 v. C.). AKRES Publishing e.K, 2022, ISBN 978-3-910347-00-7, S. 28.
  24. Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d’Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 51 f., 72.
  25. Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d’Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 53 ff.
  26. Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d’Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 48 f.
  27. Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d’Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 36.
  28. Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d’Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 92–94.
  29. a b Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d’Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 176.
  30. Wolfgang Fischer-Bossert: The Coinage of Sicily, in: The Oxford handbook of Greek and Roman coinage. Hrsg.: Metcalf, William E. Oxford University Press, Oxford New York 2012, ISBN 978-0-19-530574-6, S. 148.
  31. Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d’Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 176–179.
  32. Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d’Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 41.
  33. Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d’Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 67–91.
  34. Ulla Westermark: The coinage of Akragas (= Studia Numismatica Upsaliensia). Université d'Uppsala, Uppsala 2018, ISBN 978-91-513-0269-0, S. 99, 126–163.