Motorsportjahr 1896

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Weitere Sportereignisse

Höhepunkt des Motorsportjahrs 1896 war das Rennen Paris–Marseille–Paris, das erstmals vom soeben gegründeten Automobile Club de France organisiert wurde.

Rennkalender[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum Rennen Sieger
1 24.–25.05. Dritte Französische Republik BordeauxAgen–Bordeaux Dritte Französische Republik Gaston Bousquet (Peugeot)
2 30.05. Vereinigte Staaten 44 Cosmopolitan Road Race Vereinigte Staaten 44 James Frank Duryea (Duryea)
3 07., 08., 11.09. Vereinigte Staaten 44 Providence Horseless Carriage Race Vereinigte Staaten 45 Andrew L. Riker / Vereinigte Staaten 45 C. H. Whiting (Riker Electric)
4 24.09.–03.10. Dritte Französische Republik ParisMarseille–Paris Dritte Französische Republik Émile Mayade (Panhard & Levassor)
5 14.11. Vereinigtes Konigreich The Emanicipation Run Dritte Französische Republik Léon Bollée (Léon Bollée Tricycle)

Rennergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Cosmopolitan Road Race[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Fahrer Team Zeit
1 Vereinigte Staaten 44 James Frank Duryea Duryea 7:13,00 h
2 Vereinigte Staaten 44 Charles E. Duryea Duryea
keine weiteren Fahrer klassifiziert

Dieses Rennen fand am 30. Mai in New York City statt und ging über 100 km. Die im Jahr 1896 noch übliche Durchführung auf öffentlichen Straßen führte sogar in der Fachzeitschrift Horseless Age zu kritischen Kommentaren.[1]

Vor dem Start zum Providence Horseless Carriage Race

Providence Horseless Carriage Race[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Fahrer Team Zeit
1 Vereinigte Staaten 45 Andrew L. Riker /
Vereinigte Staaten 45 C. H. Whiting
Riker Electric
2 Vereinigte Staaten 45 Henry G. Morris /
Vereinigte Staaten 45 Adams
Electric Carriage
3 Vereinigte Staaten 45 James Frank Duryea Duryea

Dieses Rennen war ursprünglich auf fünf Läufe angelegt. Infolge eines heftigen Sturms wurde es auf drei Durchgänge reduziert die am 7., 8. resp. 11. September auf der neuen Trabrennbahn Narragansett Trotting Park in Pawtucket nahe Providence (Rhode Island) durchgeführt wurden. Zehn Teams nahmen teil; gewertet wurde die kürzeste Zeit aus allen addierten Läufen. Die beiden ersten Plätze dieses wahrscheinlich ersten Rundstreckenrennens in den USA belegten Elektrofahrzeuge.[2]

Der Sieger Émile Mayade

Paris–Marseille–Paris[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Fahrer Team Zeit
1 Dritte Französische Republik Émile Mayade Panhard & Levassor 67:42,58 h
2 Dritte Französische Republik Merkel Panhard & Levassor + 28,07 min
3 Dritte Französische Republik Paul Viet De Dion-Bouton Tricycle + 2:18,07 h

32 Fahrzeuge starteten zum Rennen Paris–Marseille–Paris vom 24. September bis zum 3. Oktober 1896. Es waren nur mehr zwei Dampfbetriebene darunter, die Benzinfahrzeuge hatten sich durchgesetzt.

Erstmals wurden die teilnehmenden Fahrzeuge aus Gründen der Chancengleichheit in mehrere Klassen eingeteilt, für die es fortan bei Veranstaltungen jeweils auch eine separate Wertung gab:

Die Strecke führte in zehn Tagesetappen von Paris über Dijon und Lyon nach Marseille und zurück, insgesamt waren 1711 km zurückzulegen. Trotz der noch recht niedrigen Geschwindigkeiten kam es dabei bereits zu ersten Unglücksfällen. Am zweiten Tag ging ein schweres Gewitter nieder, einige Fahrzeuge schieden aus und ein Fahrer wurde von einem wilden Stier verfolgt. Am schlimmsten traf es jedoch Émile Levassor. Der Sieger von Paris–Bordeaux–Paris 1895 – und der Etappen 2 (Auxerre–Dijon; 151 km) und 3 (Dijon–Lyon; 198 km) dieses Rennens – wurde nahe Orange aus dem Auto geschleudert und schwer verletzt, als er einem Hund ausweichen wollte. Er fuhr die Etappe zu Ende, erholte sich aber nie mehr von diesem Unfall und starb im Frühling 1897. Die letzte Etappe fuhr d'Hostingue für ihn und brachte den Wagen auf Platz 4 ins Ziel.

16 Fahrzeuge erreichten Marseille, von diesen kamen allerdings 14 auch wieder in Paris an. Gesamtschnellster wurde Émile Mayade, zum ersten Mal auf einem Vierzylinder von Panhard & Levassor, der dominierenden Marke in der Frühzeit des Automobilsports, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 25 km/h. Die beiden siegreichen Panhard starteten in der großen Klasse A Serie 1. Den dritten und fünften Platz belegten De Dion-Bouton Motordreiräder, wobei Viet mit gut 70 Stunden nur knapp 2:20 h mehr Zeit benötigte als Mayade mit seinem Rennwagen.

Teilnehmer Herbert Osbaldeston Duncan legt am Emancipation Run eine Rast ein

London–Brighton (Emancipation Run)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Fahrer Team Zeit
1 Dritte Französische Republik Léon Bollée Léon Bollée Tricycle
2 Dritte Französische Republik Camille Bollée Léon Bollée Tricycle
3 Vereinigtes Konigreich 1801 Earl of Winchilsea Panhard & Levassor Wagonette

Anlass des Rennens London–Brighton war die Aufhebung des sog. Red Flag Acts von 1865, mit dem im Vereinigten Königreich vorgeschrieben wurde, dass ein Gefährt ohne Pferde innerhalb von Ortschaften höchstens 2 mph (ca. 3,2 km/h) und außerhalb höchstens 4 mph (ca. 6,5 km/h) schnell sein durfte. Zudem musste vor jedem Fahrzeug eine Person mit einer roten Flagge vorausgehen. Mit dem Gesetz sollte ursprünglich die Zahl der Unfälle zwischen Fußgängern und Dampfwagen und Straßenlokomotiven oder infolge durchgehender Pferde vermindert werden. Es erwies sich aber auch zunehmend als Hemmnis für die britische Automobilindustrie. Organisator des Emancipation Run war der Radrennfahrer und Promoter Henry John Lawson (1852–1925). Der Anlass wird seit 1927 regelmäßig wiederholt.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Beverly Rae Kimes (Hrsg.) und Henry Austin Clark, jr.: The Standard Catalogue of American Cars 1805–1942, 2. Auflage, Krause Publications, Iola WI 54990, USA (1985), ISBN 0-87341-111-0 (englisch)
  • G. N. Georgano (Hrsg.): Complete Encyclopedia of Motorcars, 1885 to the Present; Dutton Press, New York, 2. Auflage (Hardcover) 1973, ISBN 0-525-08351-0 (englisch)
  • David A. Kirsch: The Electric Vehicle and the Burden of History; Rutgers University Press, New Brunswick NJ und London, 2000. ISBN 0-8135-2809-7 (Paperback) (englisch)
  • Jonathan Wood: The British Motor Industry Shire Publications Ltd (2010); ISBN 0-7478-0768-X, ISBN 978-0-7478-0768-1; soft cover (englisch)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Automobilsport 1896 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Hans Etzrodt: GRAND PRIX WINNERS 1895–1949. Part 1 (1895–1916). www.goldenera.fi, abgerufen am 11. April 2023 (englisch).
  • 1896 Grand Prix and Paris Races. www.teamdan.com, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Juli 2018; abgerufen am 19. Mai 2020 (englisch).
  • driverdb.com: Cosmopolitan Road Race (englisch) (abgerufen am 24. Januar 2013)
  • machine-history: Providence Horseless Carriage Race (1896) (englisch) (abgerufen am 24. Januar 2013)
  • Early American Automobiles: Duryea, The First American Automobile, and the 1895 Chicago Herald-Times Automobile Race. (englisch) (abgerufen am 26. Mai 2017)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kirsch: Electric Vehicle, S. 219
  2. machine-history: Providence Horseless Carriage Race (1896)
  3. Wood: The British Motor Industry, S. 7–8