Neuronales Fenster

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Neuronale Fenster (auch genannt: „windows of opportunity“: Fenster der Möglichkeiten) sind Zeitfenster/Zeiträume, die für neuronale Entwicklungsprozesse/(Entwicklung des Gehirns) bedeutsam sind. Diese Zeitfenster sind lernsensible Phasen mit besonderen Möglichkeiten. In diesen Phasen können Kinder sehr schnell und effektiv bestimmte Dinge lernen. Diese Zeitfenster treten auf, weil bestimmte Bereiche des Gehirns in nacheinander abfolgenden Phasen durch Prozesse der Reifung und Differenzierung ausgebaut werden. In diesen lernsensiblen Phasen können besonders leicht und schnell neuronale Verknüpfungen entstehen.

Werden die neuronalen Fenster nicht für die Entwicklung genutzt, so verkümmern die entsprechenden Bereiche des Gehirns, weil sie in den sensiblen Zeitfenstern keine Stimulation bekommen.

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beispiele für frühe neuronale Fenster, beziehungsweise Prägungsphasen:

Bereits ab der siebten Schwangerschaftswoche bis etwa zum vierten Lebensjahr liegt die sensible Phase für die Entwicklung der Motorik.

Von der Geburt an bis etwa zum zehnten Lebensjahr liegt die sensible Phase für die Sprachentwicklung und ab dem sechsten Monat vermutlich bis zur Pubertät die Phase für die Ausprägung der Emotionen. Ab drei bis zehn Jahren liegt die sensible Phase für Musik, etwa das Erlernen eines Instruments.

Späteres Lernen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hirnentwicklung zieht sich bis zum Ende der Adoleszenz hin.[1][2] Darüber hinaus gibt es weitere sensible Entwicklungsphasen, die in einem sehr späten Alter liegen. Diese sind verbunden mit der sehr langsamen Ausreifung des sogenannten Präfrontalhirns.

Auch im späteren Alter kann weiterhin gelernt werden, dafür ist jedoch ein höherer Aufwand als in den sensiblen Phasen erforderlich.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wolf Singer: Was kann ein Mensch wann lernen? Frankfurt am Main 12. Juni 2001. Vortrag anlässlich des ersten Werkstattgespräches der Initiative McKinsey bildet in der Deutschen Bibliothek im Rahmen des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung (Volltext als PDF).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Helmut Remschmidt: Adoleszenz – seelische Gesundheit und psychische Krankheit. In: Deutsches Ärzteblatt International. 2013, Band 110, Nr. 25, S. 423–424, doi:10.3238/arztebl.2013.0423, Artikel in Deutsch.
  2. Kerstin Konrad, Christine Firk, Peter J. Uhlhaas: Hirnentwicklung in der Adoleszenz: Neurowissenschaftliche Befunde zum Verständnis dieser Entwicklungsphase. In: Deutsches Ärzteblatt International. 2013, Band 110, Nr. 25, S. 425–431, doi:10.3238/arztebl.2013.0425; Artikel in Deutsch.