Reichstagswahlkreis Oberbayern 2

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Die Wahlkreisaufteilung des Deutschen Reichs.

Der Reichstagswahlkreis Reichstagswahlkreis Oberbayern 2 (Wahlkreis 238; Wahlkreis München II) war ein Wahlkreis für die Reichstagswahlen im Deutschen Reich und im Norddeutschen Bund von 1867 bis 1918.

Wahlkreiszuschnitt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Wahlkreis umfasste die Stadt München ohne das Zentrum und den nördlichen Teil, das Bezirksamt München ohne die Gemeinde Peiß und die Ortschaft Faistenhaar, das Bezirksamt Starnberg und das Bezirksamt Wolfratshausen. Es war einer der einwohnerstärksten Reichstagswahlkreise. Der Wahlkreis war zunächst eine Parteihochburg des Zentrums. Von 1890 bis 1918 wurde der Wahlkreis vom Sozialdemokraten Georg von Vollmar gehalten. Die Wahlen wurden meist bereits im ersten Wahlgang entschieden.

Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner
1890 273.258
1895 327.713
1900 421.102
1905 468.719
1910 535.802
Berufszugehörige Männer
Landwirtschaft Industrie und Gewerbe Handel und Dienstleistungen
1895 16,3 45,6 38,0
1907 11,7 41,3 47,0
Konfession
Evangelisch Katholisch
1890 10,0 88,6
1905 11,4 87,0
1910 12,0 85,4

Abgeordnete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wahl Abgeordneter Partei Bild
Zollparlamentswahl 1868 bis 1871 Franz Kester Fraktionslos 0
Reichstagswahl 1871 bis 1874 Wilhelm Kastner Liberale Reichspartei
Reichstagswahl 1874 bis 1884 Anton Westermayer Deutsche Zentrumspartei 0
Reichstagswahl 1884 bis 1887 Georg von Vollmar Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands
Reichstagswahl 1887 bis 1890 Johann Landes Deutsche Zentrumspartei 0
Reichstagswahl 1890 bis 1918 Georg von Vollmar Sozialdemokratische Partei Deutschlands

Wahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zollparlament[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug 11.517.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Franz Kester Fraktionslos 6832 0 0

Reichstagswahl 1871[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fand ein Wahlgang statt. 27.252 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 14.922, 32 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 54,9 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Wilhelm Kastner LRP 8873 0 0
Prinz Ludwig von Bayern Bayerische Patriotenpartei 5783 0 0
0 Sonstige 266 0 0

Reichstagswahl 1874[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fand ein Wahlgang statt. 33.593 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 20.451, 79 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 61,1 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Anton Westermayer Zentrum 11.669 0 0
Ritter von Maffey Lib 6749 0 0
Bruno Geiser S (Eis) 1709 0 0
Puschmann V 257 0 Dr. med., praktischer Arzt
0 Sonstige 67 0 0

Reichstagswahl 1877[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fanden zwei Wahlgänge statt. 39.084 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 22.233, 49 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 57 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Anton Westermayer Zentrum 10.492 0 0
Ritter von Maffey Lib 9092 0 0
Kiefer S 2568 0 Schriftsetzer
S 43 0 0
0 Sonstige 38 0 0

In der Stichwahl betrug die Zahl der abgegebenen Stimmen 25.201, 64 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 64,6 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Anton Westermayer Zentrum 14.018 0 0
Ritter von Maffey Lib 11.183 0 0

Reichstagswahl 1878[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fand ein Wahlgang statt. 31.065 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 23.595, 29 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 79,3 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Anton Westermayer Zentrum 13.404 0 0
Gustav von Schlör Lib 7557 0 0
Kiefer S 3252 0 Schriftsetzer
Dr. Bauer Kons 306 0 0
0 Sonstige 76 0 0

Reichstagswahl 1881[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fand ein Wahlgang statt. 41.567 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 19.282, 39 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 46,5 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Anton Westermayer Zentrum 11.310 0 0
Kustermann NLP 4640 0 Eisenhändler
August Bebel S 2972 0 0
Dr. Härlin V 330 0 0
0 Sonstige 30 0 0

Reichstagswahl 1884[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fanden zwei Wahlgänge statt. Bei der Stichwahl traten Anton Westermayer für das Zentrum und der bisherige sächsische Reichstagsabgeordnete Georg von Vollmar gegeneinander an, von Vollmar gewann schließlich das einzige Mandat für die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands in ganz Bayern.

Reichstagswahl 1887[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die Stichwahl bei der Reichstagswahl 1887 wurde ein formelles Wahlkreisabkommen zwischen NLP und SPD geschlossen. Danach unterstütze die SPD im Wahlkreis München 1 den NLP-Kandidaten und umgekehrt die NLP im Wahlkreis München 2 den Kandidaten der SPD. Trotz dieser Unterstützung wurde der Wahlkreis durch das Zentrum gewonnen.

Reichstagswahl 1890[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Reichstagswahl 1890 unterstützte die NLP und der "44er-Ausschusses" (ein Wahlverein, der liberale, nicht-ultramontane Kandidaten unterstützte) den Fabrikanten Metzelder, nachdem die Verhandlungen mit der Deutsch-Freisinnigen Partei über einen gemeinsamen Kandidaten aller Liberalen Parteien gescheitert waren. . Bei der Reichstagswahl 1890 fand ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 64.346, die Zahl der Wähler 39.406. Die Wahlbeteiligung betrug 61,2 %. 37 Stimmen waren ungültig.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Feierabend DF 693 1,8 % 0
Georg von Vollmar SPD 20.594 52,3 % 0
Friedrich Metzeler Unabhängig 6628 16,8  % Fabrikant
Georg Leib Zentrum 11.396 28,9 % Zimmerermeister
0 Sonstige 58 0,2 % 0

Reichstagswahl 1893[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Reichstagswahl 1893 unterstützte die liberalen Parteien den Kandidaten der NLP. Der Zentrumskandidat, der Glockengießer Ulrich Kortler verstand sich als Mitglied der Deutsch-Sozialen Partei, hatte sich aber vor der Wahl bereit erklärt, der Reichstagsfraktion des Zentrums beizutreten. . Bei der Reichstagswahl 1893 fand ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 71.697, die Zahl der Wähler 38.735. Die Wahlbeteiligung betrug 52,6 %. 69 Stimmen waren ungültig.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Johann Sedlmayr NLP 6011 15,5 % 0
Georg von Vollmar SPD 21.876 56,5 % 0
Georg Birk SPD 34 0,1 % 0
Ulrich Kortler Zentrum 10.730 27,7 % 0
Georg Leib Zentrum 31 0,1 % 0
0 Sonstige 49 0,1 % 0

Reichstagswahl 1898[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Reichstagswahl 1898 fand ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 88.641, die Zahl der Wähler 44.913. Die Wahlbeteiligung betrug 50,7 %. 194 Stimmen waren ungültig.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Ludwig Wenng CS 143 0,3 % 0
Fritz Haberstock BB 2132 4,8 % Ziegeleibesitzer
Oswald Scholl DVP 238 0,5 % 0
Ratzinger M 377 0,8 % 0
Johann Altinger NLP 5907 13,2 % 0
Georg von Vollmar SPD 23.116 51,7 % 0
Hermann Sickenberger Zentrum 12.687 28,4 % Reallehrer
Johann Schwarz Unabhängig 31 0,1  % 0
0 Sonstige 88 0,2 % 0

Reichstagswahl 1903[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie im Nachbarwahlkreis München I konnten sich die liberalen Parteien nicht auf einen Kandidaten einigen. Die Freisinnige Volkspartei verzichtete letztlich auf einen Kandidaten und sprach keine Wahlempfehlung aus.

Bei der Reichstagswahl 1903 fand ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 110.212, die Zahl der Wähler 71.580. Die Wahlbeteiligung betrug 64,9 %. 339 Stimmen waren ungültig.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Kögelsberger BB 2132 3,0 % Bäckermeister
Wagner CS 1591 2,3 % 0
0 CS 34 0,0 % 0
Ludwig Quidde DVP 774 1,1 % 0
Georg Wilhelm Schenk NLP 9809 13,7 % Apotheker
Georg von Vollmar SPD 40.046 56,2 % 0
Ludwig Giehrl Zentrum 16.804 23,6 % 0
0 Sonstige 51 0,1 % 0

Reichstagswahl 1907[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

NLP, die Freisinnige Volkspartei und die DVP einigten sich auf den Rechtsanwalt Kohl als "liberalen Blockkandidaten". Kohl erklärte, im Reichstag keiner Fraktion beitreten zu wollen

Bei der Reichstagswahl 1907 fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug im ersten Wahlgang 117.394, die Zahl der Wähler 82.644. Die Wahlbeteiligung betrug 70,4 %. 344 Stimmen waren ungültig.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Kögelsberger BB 1410 1,7 % Bäckermeister
Probst MVg 44 0,1 % Drechslermeister aus Nürnberg
Georg von Vollmar SPD 40.384 49,0 % 0
Ludwig Giehrl Zentrum 19.651 23,9 % 0
Kohl Unabhängiger 20.754 25,2 % 0
0 Sonstige 57 0,1 % 0

Vor der Stichwahl rief das Zentrum zur Wahl des SPD-Kandidaten auf.

Bei der Stichwahl am 5. Februar 1907 betrug die Zahl der Wähler 78.233. Die Wahlbeteiligung betrug 66,6 %. 632 Stimmen waren ungültig.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Georg von Vollmar SPD 49.746 64,1 % 0
Kohl Unabhängiger 27.855 35,9 % 0

Reichstagswahl 1912[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die NLP und die Fortschrittliche Volkspartei einigten sich auf den Buchdruckereibesitzer Meindl als Kandidaten.

Bei der Reichstagswahl 1912 fand ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 128.912, die Zahl der Wähler 102.102. Die Wahlbeteiligung betrug 79,2 %. 437 Stimmen waren ungültig.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Philipp Holly BB 1349 1,3 % Gutsbesitzer, Hölzlhof
Anton Meindl FoVP 23.899 23,5 % 0
Karl von Spieß K 544 0,6 % 0
Georg von Vollmar SPD 56.601 55,7 % 0
Franz Lochbrunner Zentrum 28 0,0 % Dr. med, praktischer Arzt
0 Sonstige 31 0,0 % 0

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Carl-Wilhelm Reibel: Handbuch der Reichstagswahlen 1890–1918, 2. Halbband, 2007, ISBN 978-3-7700-5284-4, S. 971–974.
  • L. Gerschel: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1883, 1883, S. 116, Digitalisat.