Richard R. Göller

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Richard R. Göller

Richard Rudolf Göller (ehelich: Kiridus-Göller, * 23. Dezember 1946 in Wien) ist ein österreichischer Wissenschaftler, der als Lehrer, Universitätslektor und Didaktiker der Warenwissenschaft / Warenlehre tätig ist.

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einer Ausbildung zur Elementarpädagogik, studierte Richard Göller zunächst Germanistik und Publizistik, anschließend das Lehramt Naturgeschichte, das er mit einer „ungewöhnlich genauen“ ökologischen Arbeit über die Photosynthese 1974 abschloss.[1] Nach seinem Studium war er freier Mitarbeiter am Institut für Umweltwissenschaft der Ludwig Boltzmann-Gesellschaft.[2] 1978 wurde er vom Bundesminister für Unterricht und Kunst zum Professor[3] auf die Planstelle des Naturgeschichtlich-warenkundlichen Unterrichts ernannt. Danach unterrichtete an einer Handelsakademie in Wien er die Fächer Biologie und Warenlehre; Technologie, Ökologie und Warenlehre sowie Angewandte Naturwissenschaften an der Handelsschule. Vom Stadtschulrat wurde er mit der Leitung der Arbeitsgemeinschaft für Biologie und Warenlehre betraut, verfasste ein Skript zur Einführung in die Warenlehre[4] und erlangte in Zusammenarbeit mit Prof. Hölzl die Qualifikation als Betreuungslehrer für das Lehramt.[5] In den Jahren 2005 bis 2008 war er Chefredakteur der Zeitschrift bioskop, herausgegeben von Franz M. Wuketits im Auftrag der Austrian Biologist Association.[6]

Wissenschaftliche Tätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Richard Göller lebte im Wohnhaus Ernst Beutels und nahm das wissenschaftliche Erbe von ihm an. Er arbeitete bereits bei seiner Diplomarbeit (damals als Hausarbeit bezeichnet) interdisziplinär zur Bedeutung der Biosphäre für die Atmosphäre.[7] Horst Werner lud ihn ans Institut für die Didaktik der Naturwissenschaften zur Dissertation ein, die er in Zusammenarbeit mit dem Institut für Wissenschaftstheorie der Universität Wien verfasste.[8] In seiner Arbeit forschte er zu den wissenschaftstheoretischen Grundlagen des Unterrichtsfaches 'Biologie und Warenlehre', das an kaufmännischen Schulen gelehrt wird. Göller bezeichnet den kulturell notwendigen Informationsfluss der Wissenschaft zu den Menschen – negentrope Programmatik auf Grundlage der allgemeinen Systemtheorie[9] – als „Bioware“. Aus biologischer Sicht sei der Mensch nicht in der Lage, die Realität zu erfassen und braucht daher die Wissenschaft, um ein adäquates Bewusstsein für die Nachhaltige Entwicklung zu erlangen.

Richard Göller ist Autor von Fachartikeln[10] zum bioökonomischen Stellenwert der Warenlehre. Mit „hardware – software - bioware“[11] ist Göller in Konvergenz mit dem Ökonomen Eberhard Seidel, der im Versagen der „Orgware“ im Wirtschaftsganzen das Grundproblem der Nicht-Nachhaltigkeit erkannte.[12]

Seine Hauptthese: Die Differenzierung zwischen der Waren- und Realwirtschaft und dem Geld konstituiert biologische und monetäre Parallelwelten, die Trennung von Lebendigem und dem Künstlichen.[13] Im Unterschied zu einer von der Newtonschen Physik abgeschauten Prägung der Wirtschaftstheorie zum Allgemeinen Gleichgewichtszustand sieht Richard Göller lebende Systeme in einem thermodynamischen Ungleichgewicht. Die mechanistisch orientierte Lehrmeinung sei von der Erfassung der biophysikalischen Wirklichkeit weit entfernt. Demgegenüber resultieren Allgemeine Systemtheorie und Kybernetik zur Modellierung der Komplexität aus der theoretischen Biologie und deren Kern, der Evolutionstheorie. Diese bilden insofern die paradigmatischen Grundlagen zum Verständnis für wirtschaftliche Entwicklungsprozesse.

Eine zeit- und zukunftsgemäße Warenlehre gründe demzufolge Wirtschaft und Technik auf den bio-kulturellen Zusammenhang[14] mit dem neuen Bio-Ökonomik-Paradigma.[15] Die Beendigung statt Fortentwicklung der interuniversitären Studienrichtung ´Biologie und Warenlehre‘ ist eine wirtschaftsakademische Kalamität. Eine lebensdienliche Wirtschaft setzt deren Lebensfähigkeit voraus, weshalb die Nachhaltige Entwicklung der biologischen Transformation des Wertschöpfungssystems bedarf.

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Warenwissenschaft in ihrer Tradition und Bedeutung. In: Reinhard Löbbert (Hrsg.), Helmut Lungershausen (Red.): Der Ware Sein und Schein. Zwölf Texte über die Warenwelt in der wir leben. Verlag Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten 2002, ISBN 3-8085-9857-3, S. 179–200.
  • Zur Differenz von Logos und Nomos: Wahr ist, was überlebt. - In: Stephan Haltmayer u. a. (Hrsg.): Homo universalis. Peter Lang, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-631-59177-2, S. 27–51.
  • Bioware – Programmatik zur lebensfähigen Ökonomie. In: Uwe Schubert, D. Pinter (Hrsg.): Wirtschaft - Gesellschaft - Natur. Metropolis Verlag, Marburg 2011. ISBN 978-3-89518-841-1, S. 223–236.
  • mit Eberhard K. Seifert: Evolution – Ware – Ökonomie. Bioökonomische Grundlagen zur Warenlehre. oekom Verlag, München 2012, ISBN 978-3-86581-317-6.
  • Gedanken zum Ethos von Biokratie. Mit einem Grundlagentext von Georg Winter. In: Schriftenreihe “Rechte der Natur / Biokratie”, Bd. 20., Hrsg.: Haus der Zukunft Hamburg. Metropolis Verlag, Marburg 2015, ISBN 978-3-7316-1180-6. S. 59–69.

Herausgeberschriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 3. Preis der UTEC für: Bionomics. Grünes Management in Theorie und Praxis.[16]

Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • ÖGWT – Österreichische Gesellschaft für Warenwissenschaften und Technologie: Vizepräsident 2007–2013, Ehrenmitglied
  • FWU – Forum Wissenschaft & Umwelt
  • E.A.B.S. – European Association for Bioeconomic Studies[17]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Prüfungszeugnis für Richard Göller für das Lehramt an Höheren Schulen in Wien, 23. Juni 1975 / Mag.rer.nat. 22. Oktober 1975 Sponsion.
  2. 1973 begann Bernd Lötsch mit dem Aufbau des Instituts für Umweltwissenschaften und Naturschutz (zuerst Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft, dann ÖAW).
  3. Dekret des Bundesministers Fred Sinowatz vom 28. April 1978
  4. Schriftenreihe zur Lehrerfortbildung im berufsbildenden Schulwesen. Heft 119.- Wien (PIB) 1990
  5. Promotionsurkunde Dr.rer.nat. Richard Rudolf Kiridus-Göller, Universität Salzburg, 22. Dezember 1997.
  6. Die für das Lehramt der Biologie und Warenlehre seit 1990 von der ÖGWT hergestellte Zeitschrift „bioware“ ist mit „bioskop“ in vierteljährlichen Sonderausgaben verbunden worden.
  7. Photosynthese und Atmosphäre: Zur Rolle der Grünen Pflanze für die CO2/O2-Bilanz der Atmosphäre und begrenzter Ökosysteme.
  8. Richard R. Kiridus-Göller: Die Ware aus der Sicht der Biologie: wissenschaftstheoretische Untersuchung für eine integrative Didaktik zwischen Biologie und Warenlehre. Dissertation an der Universität Salzburg, Salzburg 1997. USB AC02236060
  9. Biophysik: Nicholas Georgescu-Roegen, Ludwig von Bertalanffy, Heinz von Foerster.
  10. z. B.: FORUM WARE 28 (2000) Nr. 1-4: Die Ware aus der Sicht der Biologie S. 4-13 / Bedeutung der Bioökonomie für die Theorie der Warenlehre S. 128 f.
  11. Graphik zum Begriffsfeld „Ware“ in R. Löbbert / Deutsche Stiftung Warenlehre (Hrsg.): Der Ware Sein und Schein. Haan-Gruiten 2002, S. 194 / Fig.1.
  12. Pott, Philipp: Eberhard Seidel – Anmerkungen zu seiner Lebensarbeit. In: Festschrift zum 70. Geburtstag von Eberhard Seidel, hrsg. von Thomas Göllinger, Marburg 2006, (hier: S. 17)
  13. Der vernetzte Charakter von Ware.- In: FORUM WARE 27 (1999) Nr. 1-4, S. 136–138
  14. Die Biokratie, ein Terminus der auf den Physiologen Walter Bradford Cannon zurückgeht, ist eine Rückbesinnung auf die ärztlich-aristotelische Denkweise in der Wissenschaftsgeschichte und physiokratischen Warenlehre zum heutigen Stand der Naturwissenschaften.
  15. Djordje Pinter, in: Wirtschaft – Gesellschaft – Natur. Ansätze zu einem zukunftsfähigen Wirtschaften. Festschrift für Prof. Dr. Eberhard K. Seifert. Metropolis, Marburg 2011 (hier auf S. 30). ISBN 978-3-89518-841-1
  16. 3. Preis der UTEC für Bionomics. Grünes Management in Theorie und Praxis. - Bericht in: Weg in die Wirtschaft. Weg in die Wirtschaft, 45 (1994) 472, 5-6
  17. Die E.A.B.S wurde 1990 in Venedig von Joseph C. Dragan (1917-2008) in Kooperation mit Mihai C. Demetrescu (1919-2001) an der rumänischen Universität Oradea gegründet. Palma de Mallorca war Hauptsitz, der 2013 aufgelöst wurde.