Siegfried Jerusalem

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Siegfried Jerusalem (* 17. April 1940 in Oberhausen[1]) zeitweise auch unter dem Künstlernamen Siegfried Salem tätig, ist ein deutscher Opernsänger (Tenor).

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siegfried Jerusalem wurde als Sohn eines Elektroingenieurs in der Nähe von Düsseldorf geboren. Er erhielt im Alter von acht Jahren ersten Musikunterricht, ab 1949 Klavierstunden und ab 1950 Geigenunterricht. Jerusalem studierte von 1955 bis 1960 an der Folkwanghochschule Essen, als Hauptfächer belegte er Fagott und Klavier,[2] 1961 erhielt er ein Engagement als 1. Fagottist der Hofer Symphoniker am Städtebundtheater Hof,[3] als Nebenfach Geige. 1962 begann er Gesangsunterricht zu nehmen und wechselte, wiederum als 1. Fagottist, zum Schwäbischen Symphonie-Orchester in Reutlingen; von 1971 bis 1977 war er 2. Fagottist beim Südfunk-Sinfonieorchester Stuttgart.[4]

Im Jahr 1962 hatte er seinen ersten Liederabend gegeben. Parallel zu seiner Tätigkeit im Orchester absolvierte er in Stuttgart ab 1971[5] eine Gesangsausbildung bei Hertha Kalcher.[4] 1975 übernahm er bei der ZDF-Produktion von Der Zigeunerbaron die Partie des Barinkay als Einspringer für Franco Bonisolli[2][4] und spielte auch Fagott. Weitere Fernsehaudtritte hatte er mit Der Opernball, Die lustige Witwe und Parsifal. An der Staatsoper Stuttgart trat er in einigen kleineren Rollen auf, bevor er 1976 als Lohengrin in Darmstadt, Aachen, 1977 an der Hamburgischen Staatsoper und bei den Zürcher Opernfestspielen[4] sowie in Stuttgart debütierte. Diese Rolle sang er auch 1979 bei den Bayreuther Festspielen und entfaltete in Folge eine internationale Karriere, die ihn an zahlreiche bedeutende Opernhäuser führte, dabei machte er sich insbesondere als Wagner-Tenor einen Namen.[4]

Bei den Bayreuther Festspielen trat er von 1977 bis 1999, beginnend 1977 als Froh und als junger Seemann in Tristan und zum Beispiel 1981 als Walther von Stolzing in Die Meistersinger von Nürnberg, regelmäßig in allen Heldenpartien seines Faches auf, ausgenommen als Tannhäuser,[1] und galt dort in Zusammenarbeit mit Waltraud Meier als „Bayreuther Traumpaar“.[6] Mit ihr war er unter anderem in Parsifal (1987–1988, Regie: Götz Friedrich, Dirigent: Daniel Barenboim und James Levine), in der Götterdämmerung (1989–1992, Regie: Harry Kupfer, Dirigent: Daniel Barenboim) sowie in Tristan und Isolde (1993–1999, Regie: Heiner Müller, Dirigent: Daniel Barenboim) zu hören.[4] Ebenso war er zu Gast bei internationalen Festivals wie Tanglewood, Verbier Festival oder dem Beijing Music Festival.[7]

Im Jahr 1979 trat er in Iphigenie auf Tauris auf, 1980 debütierte er bei den Münchner Festspielen[8] und an der Metropolitan Opera in New York als Lohengrin. In New York gab er bis 2004 etwa 60 Vorstellungen in weiteren Wagner-Partien (als Parsifal, Siegfried in Siegfried und Götterdämmerung, Loge in Das Rheingold) sowie als Idomeneo, Aegisth (Elektra), Herodes (Salome) und als Eisenstein (Fledermaus) hören.[9] In New Orleans trat er 1981 als Florestan in Fidelio auf; im selben Jahr in Stuttgart als Lenzki in Eugen Onegin. Am Londoner Royal Operahouse gastierte er erstmals 1986 als Erik (Der fliegende Holländer) und in den folgenden Jahren in Siegfried, Götterdämmerung, als Tamino (Zauberflöte), den er bereits 1978 in Berlin gab, und Aegisth.[10] An der Wiener Staatsoper sang er seit seinem dortigen Debüt 1979 als Parsifal in über 130 Vorstellungen.[11] Hier trat er in weiteren Wagner-Partien (Lohengrin, Loge, Siegfried, Siegmund, Rienzi) sowie unter anderem als Max in Der Freischütz, als Tamino und Idomeneo auf. Auch an der Mailänder Scala gastierte er als Lohengrin (Debüt 1981) und Siegfried.[12]

Er hatte zudem Gastverträge in Zürich, Genf, Paris, Leipzig und Dresden. Neben seinem Wirken als Opernsänger widmet sich Jerusalem auch dem Liedgesang und der zeitgenössischer Musik.

Jerusalem unterrichtete seit 2001 bis zu seiner Emeritierung[7] als Professor an der Hochschule für Musik Nürnberg, dessen Präsident er zudem bis 2009 war.[2] Von 2003 bis 2015 war er Jurymitglied des Internationalen Gesangswettbewerbs Neue Stimmen.

Siegfried Jerusalem ist evangelisch, heiratete 1980 und hat eine Tochter namens Eva. Er lebt in Nürnberg.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Opernrepertoire (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diskografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

LP / CD[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

DVD[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bedrich Smetana: Die verkaufte Braut. Dirigent: Ádám Fischer, Wiener Philharmoniker, 1982
  • Richard Wagner: Parsifal. Orchester Bayreuther Festspiele, Dirigent: Horst Stein (Deutsche Grammophon; 1979)
  • Richard Wagner: Das Rheingold. Dirigent: Pierre Boulez, Bayreuther Festspiele, 1980
  • Richard Wagner: Die Meistersinger von Nürnberg. Dirigent: Horst Stein (Deutsche Grammophon; 1985)
  • Richard Wagner: Das Rheingold. Dirigent: James Levine, Orchester der Metropolitan Opera, 1988
  • Richard Wagner: Siegfried. Dirigent: Daniel Barenboim, Bayreuther Festspiele, 1991
  • Richard Wagner: Götterdämmerung. Dirigent: Daniel Barenboim, Bayreuther Festspiele, 1991
  • Richard Wagner: Siegfried. Dirigent: James Levine, Orchester der Metropolitan Opera, 1991
  • Richard Wagner: Götterdämmerung. Dirigent: James Levine, Orchester der Metropolitan Opera, 1991
  • Richard Wagner: Parsifal. Orchester der Metropolitan Opera, Dirigent: James Levine (Deutsche Grammophon; 1993)
  • Richard Wagner: Tristan und Isolde. Orchester der Bayreuther Festspiele, Dirigent: Daniel Barenboim (Deutsche Grammophon; 1995)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jerusalem, Siegfried. In: Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 584.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Siegfried Jerusalem. In: Kutsch/Riemens: Großes Sängerlexikon. S. 2250–2251
  2. a b c d Nürnberg Competition: Prof. Siegfried Jerusalem, Präsident der Jury. Abgerufen am 30. Juli 2023.
  3. KlassikAkzente: Glaube, Liebe Hoffnung. 29. November 2002, archiviert vom Original am 8. Februar 2008; abgerufen am 30. Juli 2023.
  4. a b c d e f Aufführungsdatenbank Bayreuther Festspiele: Siegfried Jerusalem. In: Bayreuther Festspiele. Abgerufen am 30. Juli 2023.
  5. Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 1985, S. 584.
  6. Klassik Heute: Siegfried Jerusalem. Abgerufen am 30. Juli 2023.
  7. a b Siegfried Jerusalem. In: hilbert.de. Abgerufen am 1. August 2023.
  8. Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 1985, S. 584.
  9. Siegfried Jerusalem. In: Metoopera Database, Vorstellungsarchiv der Metropolistan Opera
  10. Performance Database des Royal Opera House.
  11. Spielplanarchiv der Wiener Staatsoper: Vorstellungen mit Siegfried Jerusalem. Abgerufen am 31. Juli 2023.
  12. Archivio storico des Teatro alla Scala
  13. Hochschule für Musik Nürnberg: Prof. Jerusalem erhält Maximiliansorden. 26. November 2012, abgerufen am 31. Juli 2023.
  14. Hochschule für Musik Nürnberg: Siegfried Jerusalem wird Ehrensenator der Hochschule für Musik Nürnberg. 27. April 2021, abgerufen am 31. Juli 2023.