St. Peter ob Gratsch

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St. Peter ob Gratsch von Südosten
St. Peter ob Gratsch von Osten

St. Peter ob Gratsch (auch St. Peter bei Tirol) ist eine Kirche aus der Karolingerzeit in der Südtiroler Gemeinde Dorf Tirol.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei Grabungen wurden zwei Vorgängerbauten gefunden, der ältere stammt noch aus dem fünften Jahrhundert. Die heutige Kirche wurde im achten oder frühen neunten Jahrhundert errichtet. Der Grundriss entspricht dem eines lateinischen Kreuzes. Von der Zeit der Erbauung zeugen noch einige erhaltene Reste vorromanischer Stuckplastik. Das nördliche Seitenschiff war zunächst als Grabkapelle angelegt und vom Rest der Kirche separiert. Erst in späterer Zeit wurde die Trennmauer durchbrochen.

Zur Zeit der ersten Erwähnung 1178 war St. Peter eine Eigenkirche der Edelfreien von Burgus-Wangen; sie war Seelsorgekirche von Gratsch und Pfelders[1] sowie von einzelnen Höfen in Algund, Riffian und Tirol. 1287 erwarb Meinhard II. das Kirchenpatronat und übertrug es dem Zisterzienserkloster Stams. 1459 ist die Kirche als „sannt Peters pfarr bei Tirol“, somit als eigene Pfarre, bezeugt.[2] Erst 1787 wurde diese Pfarreinteilung geändert.

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fresken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Innere ist durch gotische Apsisfresken aus der Zeit um 1380 geprägt. In der Kalotte ist Christus in der Mandorla zu sehen. Die Darstellung ist von den Evangelistensymbolen umgeben. Darunter schließt sich ein Zyklus von unter Baldachinen stehenden Aposteln an. In den Fensterlaibungen finden sich weibliche Heilige.

Neben den gotischen sind auch Fragmente von Malereien aus den Epochen der Romanik, der Renaissance und des Barock zu sehen.

Bedeutend ist zudem das Brustbild des Apostelfürsten Paulus, welches sich im südlichen Querschiff befindet. Die Datierung dieser Freske schwankt zwischen der ottonischen Zeit und dem 13. Jahrhundert.

Mittels Raman-Mikroskopie erstellte Phasenverteilungskarte einer Farbschicht aus St. Peter mit Haupt-, Neben- und Spurenbestandteilen von Ägyptisch Blau[3]

2021 gelang der Nachweis von frühmittelalterlichem Ägyptisch Blau (5./6. Jahrhundert) an einem Wandmalereifragment aus St. Peter.

Weitere Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der heutige Volksaltar stammt mit seinen vier Säulchen aus dem frühen Mittelalter und war lange Zeit unter einem barocken Hochaltar verborgen. Davor befindet sich unter einer Marmorplatte eine Art Confessio en miniature, in der noch die ursprünglichen Altarreliquien aufbewahrt werden.

Den Eingang zum Chor flankieren barocke Figuren von Petrus und Paulus.

Aus der Spätantike stammt ein Grab im nördlichen Seitenschiff. Es ist unter einer Falltür verborgen.

Ebenfalls im Seitenschiff steht ein barocker Marienaltar.

Wandgemälde außen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Südseite[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(von links nach rechts:)

  • Christus zwischen Petrus und Paulus (Christus legem dat), um 1100
  • Heilige Katharina, um 1380
  • Erzengel Michael, Mitte 13. Jahrhundert
  • Heilige Barbara, um 1400[4]

Ostseite[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bildnis des hl. Christophorus aus dem 14. Jahrhundert, das im 15. Jahrhundert übermalt wurde

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gunther Langes: Südtiroler Landesgeschichte in Einzelbänden – Burggrafenamt. Bozen 1972, S. 180 f.
  • Josef Weingartner: Die Kunstdenkmäler Südtirols. Band 2, Bozen 1991, S. 649 ff.
  • Reimo Lunz: Ausgrabungen in St. Peter ob Gratsch. Temi: Trient 2007.
  • Sebastian Marseiler: Wege zur Kunst. Athesia: Bozen 2011.
  • Leo Andergassen: Südtirol. Kunst vor Ort. Athesia: Bozen 2014.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: St. Peter ob Gratsch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Pfelders ist (zu Fuß) sieben Stunden entfernt.
  2. Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 2. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8, S. 123–124, Nr. 1078.
  3. Petra Dariz, Thomas Schmid: Trace compounds in Early Medieval Egyptian blue carry information on provenance, manufacture, application, and ageing. In: Scientific Reports. 11. Jahrgang, Nr. 11296, 2021, doi:10.1038/s41598-021-90759-6 (nature.com).
  4. Alle Datierungen lt. Weingartner

Koordinaten: 46° 41′ 38″ N, 11° 8′ 23,6″ O