Tierkinesiologie

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Tierkinesiologie (von griech. κίνησις kínēsis „Bewegung“ und λόγος logos „Lehre“) ist ein pseudowissenschaftliches Diagnose- und Therapieverfahren, das auf den Grundsätzen der angewandten Kinesiologie beim Menschen basieren soll.[1]

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Aussagen der Anbieter von Tierkinesiologie kann der kinesiologische Muskeltest nicht direkt am Tier durchgeführt werden, weshalb er an einem Menschen, der mit dem Tier in Kontakt steht, durchzuführen sei. Reaktionen des Menschen würden dabei dem Tier zugerechnet. Auch sei es möglich, anstelle des Muskeltests eine Diagnose mit Pendeln oder Wünschelruten (siehe Radiästhesie) vorzunehmen, die bei Abwesenheit des Tieres ersatzweise an Tierhaaren, Spielzeug, Fotos oder Tierkot durchgeführt würde.[1]

Einordnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kinesiologie widerspricht anerkannten naturwissenschaftlichen und medizinischen Kenntnissen. Ein Nachweis der Wirksamkeit der Kinesiologie gelang bisher nicht und gilt als unmöglich.[2][3][4][5] Der Wissenschaftsjournalist und Tierrechtler Colin Goldner beschreibt in seinem Buch Vorsicht Tierheilpraktiker neben den zweifelhaften Ausbildungsinhalten den geringen Ausbildungsaufwand von Tierkinesiologen. Ausbildungen oder Fachfortbildungen zum professionellen Tierkinesiologen werden häufig im zeitlichen Umfang von nur sechs bis acht Seminartagen angeboten.[6] Goldner gibt ein, über eine Surrogatperson geführtes, mentales Gespräch zwischen einem Esel und einer Tierkinesiologin wieder, bei dem der Esel gedanklich selbst ein Mittel aus der Bach-Blütentherapie zu seiner Gesundung ausgewählt haben soll.[6] Für die Möglichkeit einer derartigen Kommunikation fehlt jeglicher seriöser Beleg und sie liegt weit jenseits dessen, was die Verhaltensbiologie oder Physiologie als mögliche Kommunikation von und mit Tieren beschreibt. Goldner warnt unter Rückbezug auf die Stiftung Warentest vor kinesiologischen Methoden, da diese das Risiko bergen, dass Gesunde für krank und Kranke für gesund diagnostiziert werden könnten.[6][7] Generell weist Goldner darauf hin, dass „Tierheilpraktiker“ eine gänzlich ungeschützte Bezeichnung ohne jedes vorgeschriebene Prüfungsverfahren ist. Auch Tierkinesiologie könne von jedermann ohne Ausbildung und Prüfung kommerziell ausgeübt werden.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Rosina Sonnenschmidt: Tierkinesiologie: Methoden der ganzheitlichen Systemdiagnose. Sonntag Verlag, 2. Aufl. 2005, ISBN 978-3-8304-9116-3; (Anbieterliteratur)
  2. Edzard Ernst: Komplementärmedizinische Diagnoseverfahren, Deutsches Ärzteblatt 2005; 102(44): A-3034 / B-2560 / C-2410.
  3. B. Wüthrich: Unproven techniques in allergy diagnosis. In: Journal of Investigational Allergology and Clinical Immunology 2005 Vol 15(2) S. 86–90. Volltext (PDF; 47 kB).
  4. John M. James: Unproven diagnostic and therapeutic techniques. In: Current Allergy and Asthma Reports. (Current Medicine Group LLC) ISSN 1529-7322, Vol 2, 1 / Januar 2002, S. 87–91 doi:10.1007/s11882-002-0045-7
  5. Hyatt, Brain Gym (R) Building Stronger Brains or Wishful Thinking? In: Remedial and Special Education, Vol. 28 (2007), No. 2, 117–124
  6. a b c Colin Goldner: Vorsicht Tierheilpraktiker! Alibri Verlag 2006, ISBN 978-3-86569-004-3, S. 161.
  7. Stiftung Warentest zu Kinesiologie (Direkte Aussagen zu Tierkinesiologie nicht vorhanden).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Tierkinesiologie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen