Alessandro Borgia

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Alessandro Borgia, Statthalter (Leutnant) des Malteserordens

Fra’ Alessandro Ponziano Borgia (* 30. Oktober 1783 in Velletri, Kirchenstaat; † 13. Januar 1872 in Rom[1]) war ein italienischer Adliger und Ritter des 1. Standes des Souveränen Malteserordens. Er wirkte 1865 bis 1872 als Ordensoberhaupt (Statthalter des Großmeisters).

Er entstammte dem berühmten, ursprünglich spanischen Adelsgeschlecht der Borgia, das den berüchtigten Papst Alexander VI. aber auch den Heiligen Franz von Borgia hervorgebracht hatte. Kardinal Stefano Borgia (1731–1804) kam aus derselben Stadt wie er und war sein Onkel;[2] Alessandro Borgia (1682–1764), Erzbischof von Fermo, Chronist der Stadt Velletri, sein Großonkel.

Borgia trat am 18. Februar 1797 in den Malteserorden ein und legte 1802 seine Profess ab. 1818 lebte er in der Kommende Catania, die damals der Hauptsitz des Ordens war. Mit der Ordensleitung zog er 1824 nach Ferrara und 1834 nach Rom um.[3] In diesen Jahren des ständigen Wechsels oblag ihm u. a. die Pflege des Ordensarchives. Zuletzt war er Komtur von Sassoferrato.

Am 27. Februar 1865 wählte man Alessandro Borgia nahezu einstimmig als Nachfolger des im Vorjahr verstorbenen Philipp von Colloredo-Mels zum Statthalter (Leutnant) des Gesamtordens, an Stelle des seit Jahrzehnten nicht mehr vorhandenen Großmeisters. Er hatte den Rang eines Großkreuz-Bailli. In seine Regierungszeit fielen der Deutsche Krieg von 1866 und der Deutsch-Französische Krieg 1870/1871, aber auch die Kämpfe um die Eroberung Roms durch italienische Truppen (1870), in denen der Orden bei der Verwundetenpflege hervortrat. Außerdem kehrten die Malteser am 18. Juni 1871 nach Jahrhunderten erstmals wieder offiziell ins Heilige Land zurück.[4][5]

Alessandro Borgia starb am 13. Januar 1872 im Palazzo Magistrale zu Rom.

Auch seine Brüder Cesare (1776–1837) und Camillo (1773–1817) waren Ritter des Malteserordens.[6][7]

Borgias Nachfolger als Ordensoberhaupt wurde Johann Baptist Ceschi a Santa Croce (1827–1905); zunächst ebenfalls als Statthalter, dann ab 1879 als Großmeister, nachdem Papst Leo XIII. mit der Bulle Inclytum antiquitate originis vom 28. März 1879 diese Würde wieder hergestellt hatte.

  • Francesco Giuseppe Terrinoni: Memorie storiche della resa di Malta ai francesi nel 1798. Tip. delle Belle Arti, Rom 1867.
  • Francesco Bonazzi: Elenco dei cavalieri del S.M.ordine di S. Giovanni di Gerusalemme. Detken & Rocholi, Neapel 1907, S. 23 (online).

Einzelnachweise

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  1. Sovrano militare ordine ospedaliero di San Giovanni di Gerusalemme di Rodi e di Malta: Ruolo generale. Rom 1872, S. 9 (online).
  2. Gerald Stourzh: Austrian presence in the Holy Land in the 19th and early 20th century. Proceedings of the symposium in the Austrian Hospice in Jerusalem on March 1-2, 1995. Österreichische Botschaft, Tel Aviv 1996, S. 103 und S. 118 (Ausschnittscan).
  3. Berthold Waldstein-Wartenberg: Rechtsgeschichte des Malteserordens. Herold, Wien/München 1969, S. 209 (Ausschnittscan).
  4. Ernst Staehle: Malteserritter. (= Geschichte der Johanniter und Malteser. Band 3). Weishaupt, Gnas 2002, ISBN 3-7059-0156-7, S. 206, (Ausschnittscan).
  5. Birgit Strimitzer: Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden in Österreich. Leykam, Graz 1999, ISBN 3-7011-7407-5, S. 178 (Ausschnittscan).
  6. Francesco Bonazzi: Elenco dei cavalieri del S.M.ordine di S. Giovanni di Gerusalemme. Detken & Rocholi, Neapel 1907, S. 23 f. (online).
  7. Daniela Novarese: Accademie e scuole: istituzioni, luoghi, personaggi, immagini della cultura e del potere. Giuffrè, Mailand 2011, ISBN 8-814-17191-2, S. 475 f. (online).