August Pezzey der Jüngere

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August Pezzey
August Pezzey: Brennendes Schloss (1897), Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum

August Pezzey (* 2. September 1875 in Innsbruck; † 4. November 1904 ebenda) war ein österreichischer Maler.

Signatur August Pezzey

Er war der Sohn des gleichnamigen ladinischen Kirchenmalers August Pezzey des Älteren (bisweilen auch: Arthur Pezzei, 27. August 1847 in Wengen bei Bruneck, † 12. Juli 1915 in Wien)[1][Anm. 1] sowie dessen Ehefrau Agnes geb. Frech († 29. April 1901 in München; Alter: 68 [sic!]).[2] Sein Bruder Arthur Pezzey wurde am 4. Juni 1879[3] geboren, begann seine Laufbahn als Schauspieler am Schillertheater in Berlin und wirkte später am Theater an der Wien sowie unter Max Reinhardt am Deutschen Theater Berlin.

Die Jugendzeit verlebte Pezzey jun. in Innsbruck. Da sich bald seine künstlerische Veranlagung zeigte, ließen ihn die Eltern die k.k. Staatsgewerbeschule besuchen, wo hauptsächlich die Professoren Deininger, Josef Tapper (1854–1906), Heinrich Fuss (1845–1913) und Ruf seine Ausbildung leiteten. Nach dem Besuch der Gewerbeschule studierte Pezzey an der Akademie der Bildenden Künste München, wo er bei Professor Otto Seitz die ersten Proben seines Könnens ablieferte. Schon bald konnte er seinen Unterhalt mit dem Verkauf seiner Bilder finanzieren, über die ersten finanziellen Schwierigkeiten half ihm ein landschaftliches Stipendium hinweg. Nachdem er noch einige Zeit bei Franz von Defregger studiert hatte, zog er nach dem Tod seiner Mutter im April 1900 wieder nach Innsbruck, wo er eine reiche künstlerische Tätigkeit entfaltete und seine Werke der Öffentlichkeit in den Schaufenstern der Kunsthandlungen vorführte. Zu seinen Kunden zählten einflussreiche Persönlichkeiten, unter ihnen Erzherzog Eugen und Prinz Hohenlohe, für den er das Innere der Hofkirche malte.[4] Auch als Illustrator machte sich Pezzey einen Namen. Bekannt sind seine Illustrationen des Romans „Frau Hitt“[5] von Franz Dolliner (1867–1911).[6] Als Mensch war Pezzey eine nervöse, leicht reizbare Natur, daher oft aufbrausend, aber ebenso schnell wieder gutmütig und versöhnlich.[7]

Der tragische Tod Pezzeys

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In der Nacht vom 3. auf den 4. November 1904 kam es in Innsbruck als Höhepunkt der Streitigkeiten um die Eröffnung der italienischen Rechtsfakultät (und wahrscheinlich auch zufolge der geplanten Einstellung der vom Literaturhistoriker Arturo Farinelli in Italienisch gehaltenen Vorlesungen) zwischen deutschnationalen und italienischen Studenten zu bewaffneten Auseinandersetzungen, bekannt auch als Fatti di Innsbruck (dt. Die Ereignisse von Innsbruck).[8] Als um etwa zwei Uhr morgens auf Anforderung des Statthalters Erwin von Schwartzenau das Militär eingriff, wurde Pezzey von einem k.u.k. Kaiserjäger rücklings durch einen Bajonettstoß getötet. Die unmittelbare Untersuchung des Vorfalls erbrachte als Täter Luigi Minotti, einen aus Borgo gebürtigen Unterjäger der 13. Kompanie des in Innsbruck garnisonierenden Tiroler Kaiserjäger-Regiments.[9] Minotti gab gegenüber Vorgesetzten an, als Pezzey sich zu seinem Hund (Rufname: Satan) gebückt habe, hätte er dies als Widerstand aufgefasst und mit dem Bajonett zugestoßen.[10]

Pezzey war das einzige Todesopfer der Ausschreitungen, obwohl er selbst nur Zuschauer war. Dennoch wurde er danach als Märtyrer für die deutsche Sache gefeiert; zu seinem Begräbnis am 6. September am Westfriedhof kamen etwa 30.000 Menschen. Pezzey erhielt ein Ehrengrab, und der deutschfreiheitliche Bürgermeister Wilhelm Greil (1850–1928) hielt beim Begräbnis eine flammende Rede:

„August Pezzey! Wir alle, ja die gesamte Bewohnerschaft der kerndeutschen Stadt Innsbruck, weinen und trauern an Deinem Grabe. Ein herrlich schöner Tod war Dir beschieden auf dem Felde der Ehre für das deutsche Volk. Du warst stets ein freier deutscher Mann durch und durch. Im Kampfe gegen freche welsche Gewalttaten hast Du Dein Leben ausgehaucht als Märtyrer für die deutsche Sache, aber nicht nur Dein junges, blühendes Leben, auch Dein großes Talent und Dein gewaltiges künstlerisches Genie hast Du in Begeisterung hingeopfert auf dem Altare des deutschen Volkes.“

Wilhelm Greil: Begräbnisrede (Auszug)[11]

Persönlich noch vereinnahmender war die nach Greil folgende Rede des alldeutschen Abgeordneten zum Reichsrat für Böhmen Anton Schalk (1868–1951), gemäß der es aus dem Grab Pezzeys heraus rufe: Es ist eine Lüge, wenn dem Kaiser gemeldet wird, die Erregung der Tiroler sei eine künstliche, denn heilig war dem Tiroler stets der nationale Kampf, die nationale Ehre.[11]

Die Aufbahrung des durch einen Bajonettstich getöteten Malers Pezzey
Grabstätte von August Pezzey

August Pezzeys ist am städtischen Friedhof (Westfriedhof) in der 55. Arkade beigesetzt.[12] Von seiner Leiche wurde eine Totenmaske abgenommen.[13] Der akademische Maler Josef Durst zeichnete den Verstorbenen auf dem Totenbett. Die Zeichnung ist in Lebensgröße ausgeführt und wurde vom hiesigen Fotografen Dornach reproduziert.[14]

"Der Scherer" gab zu seinem Andenken eine Sondernummer heraus, die den Titel "Deutsches Blut" trug und fünf Reproduktionen von Bildern Pezzeys enthielt. Auch die "Jugend" gedachte des Verstorbenen mit einer Extranummer.[15]

Am 27. November 1904 wurde in Innsbruck eine Ausstellung eröffnet, in der gegen 200 Kunstwerke Pezzeys gezeigt wurden.[16]

Der im Mai 1905 über das Nachlassvermögen Pezzeys eröffnet Konkurs[17] wurde am 9. Jänner 1906 für beendet erklärt.[18]

Im Mordprozess Rutthofer, der im September Jahres 1906 die Gemüter der Innsbrucker erregte, wurde auch der Name des Künstlers genannt. Er soll einer der zahlreichen Liebhaber der des Gattenmordes beschuldigten Luise Rutthofer gewesen sein.[19]

August Pezzey hat in den 10 Jahren seines Schaffens eine große Zahl von Bildern hinterlassen. Sein Stil war von Arnold Böcklin und Hans Makart beeinflusst. Zeitgenossen hoben besonders zwei Eigenschaften des Künstlers hervor: seine schier unerschöpfliche Phantasie und seinen reichen, sicheren Farbsinn, der allerdings, wenn er zu ungezügelt wurde, beim Innsbrucker Publikum auch Widerspruch erregte. „Pezzey dachte in Farben“ urteilte ein Feuilletonist „seine Bilder drängten sich geradezu in seine glühenden Phantasie, sodass der Pinsel nicht rasch genug arbeiten konnte, um alles festzuhalten, was seine Einbildungskraft gebar; daher diese Menge unvollendeter Skizzen, unvollendet auf der Leinwand, aber schon ganz fertig in der Vorstellung.“ Kritiker bemängelten auch „eine gewisse Unsicherheit in der Zeichnung, besonders des Nackten, und die nachlässige Behandlung der Figuren.“

Pezzeys eigentlichstes Gebiet waren seine Märchenbilder, auch geschichtliche Themen, die ihm Gelegenheit zur phantastischen Prachtentfaltung boten, wählte er gerne. Die künstlerische Entwicklung, die er in seinem kurzen Leben genommen hat, lässt sich am besten an seinen Porträts nachverfolgen. Die große Zahl von Porträtskizzen, die er in seiner Künstlerlaufbahn anfertigte, zeigt, wie ernst er in dieser Hinsicht vorwärtsstrebte.

Als Pezzey starb, war seine Kunst nicht vollendet. Bei der Vielseitigkeit seines Talentes wäre noch Vieles möglich gewesen.[20]

Werke, die zu Lebzeiten des Künstlers in der Tagespresse besprochen wurden:

Kampf der Liebe oder der Kampf zweier Centauern; Harun al Raschid; Madonna; Porträt des Komponisten P. Hartmann v. An der Lan; Spanische Gesellschaft im Park; Schloss Lebenberg bei Meran, Im Kampfe; Da bist du nun, Gräflein; Anakreons Grab; Alpensee; An der Tränke; Das Grab; Abend am Meer; Abendstimmung; Der König von Thule; Schloss Forst bei Meran.[21]

Posthum besprochene und erwähnte Werke:

Holländische Familie beim Nachtisch (das letzte größere Werk Pezzeys); Nymphenburg; Grab des Adonis; Mythenheim; Burgbrand; Spätherbst (das der Künstler in der Stimmung des gleichnamigen Gedichtes von Adolf Pichler schuf); Der Kampf um die Liebe; Der sterbende Roland; Froschkönig; Wunderbächlein; Ekkehard; Nathan der Weise; Dekorativer Entwurf; Simeon; Triumphzug des Titus in Jerusalem; Aktstudien; Zyklus von Opernszenen (unvollendet); Nächtlicher Triumphzug mit grünem und roten Fackellicht; Drei Zinnen; Porträts eines blonden jungen Mannes, der Mutter und des Bruders Arthur; Das Mädchen am Bache; Der Schlafende Roland; Erlkönig, Ein tiefes kühles Grab; Am Busento; Triumphzug des Hannibal; Bilder im Skizzenbuch; Moses im Binsenkorb; Anmut; Nathan der Weise; Santuzza; Petrus; Herodias; Am Palmenstrand; Bei Tarent; Männliche Aktstudie; In der Kirche; Dekorationsstudie; Huldigung; Eitelkeit; Nackte Wahrheit; Entführung; Krippenlandschaft; Geisterturm; Am Krystallsee; Aus Schönna; Landschaft; Flucht aus Ägypten; Kristallgrotte; Grablegung; Semiramis; Nilfest; Die Sünde.[22]

Commons: August Pezzey der Jüngere – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. E(rich) EggPezzey, August d. Ä. (1847-1915), Maler. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 8, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1983, ISBN 3-7001-0187-2, S. 22.
  2. Todes-Anzeige (…). In: Innsbrucker Nachrichten, Nr. 100/1901 (XLVIII. Jahrgang), 2. Mai 1901, S. 15, oben links. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ibn
  3. Verzeichniß der Geborenen im Monate Juni. In: Innsbrucker Nachrichten, Nr. 169/1879 (XXLVI. Jahrgang), 25. Juli 1879, S. 5 (unpaginiert) Mitte. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ibn
  4. Innsbrucker Nachrichten 4. August 1903, 18. November 1904
  5. Franz Dolliner, August Pezzey (Ill.): Frau Hitt. Roman mit Benützung der Sagen. Wagner, Innsbruck 1904. (Online bei ALO).
  6. Innsbrucker Nachrichten, 6. Dezember 1904
  7. Innsbrucker Nachrichten, 3. Dezember 1904
  8. Deutsches Blut geflossen!. In: Innsbrucker Nachrichten, Nr. 252/1906 (LI. Jahrgang), 4. November 1904, S. 1 ff. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ibn
  9. Die Vorgänge in Innsbruck. Das Geständnis des Unterjägers Minotti. In: Neues Wiener Tagblatt. Demokratisches Organ, Nr. 311/1904 (XXXVIII. Jahrgang), 9. November 1904, S. 3, links. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwg
  10. Die Vorgänge in Innsbruck. (…) Der Tod des Malers Pezzey. In: Mährisch-Schlesische Presse. Unabhängige politische Zeitung für die gesamten Interessen von Stadt und Land, Nr. 91/1904 (XXI. Jahrgang), 12. November 1904, S. 1, Mitte rechts. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/msp
  11. a b Die Vorgänge in Innsbruck. (…) Das Leichenbegängnis Pezzeys. In: Innsbrucker Nachrichten, Nr. 254/1906 (LI. Jahrgang), 7. November 1904, S. 4 Mitte. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ibn
  12. Innsbrucker Nachrichten, 2. November 1905
  13. Innsbrucker Nachrichten, 20. November 1904
  14. Innsbrucker Nachrichten, 8. November 1904
  15. Innsbrucker Nachrichten, 12. November 1904
  16. Pezzey-Ausstellung. In: Neues Wiener Tagblatt. Demokratisches Organ, Nr. 330/1904 (XXXVIII. Jahrgang), 28. November 1904, S. 10, Mitte rechts. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwg
  17. Innsbrucker Nachrichten, 23. Mai 1905, S. 3.
  18. Innsbrucker Nachrichten, 13. Jänner 1906, S. 20.
  19. Innsbrucker Nachrichten, 26. September 1906, S. 7, Zeuge Wazlawik.
  20. Innsbrucker Nachrichten, 3. Dezember 1904
  21. Innsbrucker Nachrichten, 31. Januar 1900, 8. August 1900, 29. August 1901 (27. Februar 1904), 5. März 1902, 3. Mai 1902, 14. Mai 1902, 9. August 1902, 9. Februar 1903, 7. Mai 1903, 18. Juni 1903, 8. Juli 1903, 17. Juni 1904
  22. Innsbrucker Nachrichten, 8. November 1904, 3. Dezember 1904, 13. Juli 1905, 18. Juli 1905, 10. Dezember 1907
  1. Sicher scheint zu sein, dass August Pezzey sen. im Kaiserin-Elisabeth-Spital, unweit seines letzten Wohnsitzes Meiselstraße 13, Wien-Rudolfsheim, nach längerer Krankheit und bei Hinterlassung eines letzten Willens verstorben ist. Die Konvokation (Gläubigeraufruf) im Amtsblatt zur Wiener Zeitung vom 20. November 1915 nennt als Sterbedatum (fälschlich) den 9. Juli 1914. Da die Salzburger Chronik am 15. Juli 1915 von Pezzeys Ableben berichtet, kommt als Sterbetag (auch) der 9. Juli 1915 infrage. Gemäß Konvokation wurde Pezzey sen. am 27. August 1850 geboren. – Siehe: Konvokationen der Gläubiger und Erben (…) August Pezzey. In: Amtsblatt zur Wiener Zeitung, Nr. 268/1915, 20. November 1915, S. 382, oben links. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz, sowie Maler August Pezzey †. In: Salzburger Chronik, Tägliche Ausgabe, Nr. 158/1915 (LI. Jahrgang), 15. Juli 1915, S. 4, Mitte links. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/sch