Benutzer:AF666/Kriegerdenkmale in der Südwestpfalz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Diese Seite ist Teil des Benutzernamensraums von AF666 und kein fester Artikelbestandteil der deutschsprachigen Wikipedia.

In der Südwestpfalz befinden sich mehrere Denkmale für Teilnehmer und Opfer der Kriege der letzten beiden Jahrhunderte (siehe auch Kriegerdenkmal).

Die Mentalitätsgeschichte des Landkreises Südwestpfalz und der Städte Pirmasens und Zweibrücken ist durch die drei letzten Kriege geprägt, durch die diese Region wegen ihrer Grenzlage in besonderem Maße betroffen war.

Früher wurde der Tod im Krieg als ein Ereignis von moralisch hohem Wert gesehen, dem die Zeitgenossen und Nachfahren mit Ehrfurcht und Dankbarkeit gegenüberzustehen hatten. Dies ist aufgrund der Tatsache, dass viele den Krieg als sie persönlich betreffendes Ereignis nicht mehr direkt wahrgenommen haben, heute schwer nachzuvollziehen. Mentalitätsgeschichte anhand dieser Denkmale zu betreiben, heißt auch, deren eigene Geschichte zum Objekt der Betrachtung zu machen.

Die Geschichte des Denkmals wird zum Zeitzeugnis: seine Pflege, seine Verlagerung, Umbau oder gar Abriss belegen das Verhältnis der Menschen zum Denkmal und seiner ursprünglichen Aussage bis zur Gegenwart. Die früher gebrauchte Bezeichnung »Krieger-Ehrenmäler« scheint in der heutigen Umgangssprache völlig abhandengekommen; heute wird „das Denkmal“ verwendet.

Behandelt werden Monumente, die von öffentlich-rechtlichen Institutionen errichtet und/oder von diesen unterhalten werden; d. h. die sich in der Obhut bzw. auf dem Gelände von Kommunen oder kirchlichen Einrichtungen befinden. Für eine umfassende Erschließung der meisten Monumente ist die Zeit bereits zu weit fortgeschritten. Dokumente (z. B. Ratsprotokolle, Zeitungsausschnitte) sind nicht mehr vorhanden, ‚Oral History’ greift nicht mehr hinreichend auf Grund der inzwischen verstrichenen Zeit. Die Relikte sind, falls vorhanden, jedoch oft ergiebig, in Bezug auf ihre bildnerische Gestaltung und in ihren Textaussagen. Dann werden oft verblüffende, manchmal auch erschreckende Zusammenhänge zwischen »Denkmal« und Mentalität derjenigen deutlich, die diese Werke gestalten ließen.

Versuch einer Typologie

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Umfang des vorliegenden Materials fordert den Versuch, die Zahl der weit über hundert Monumente aus zwei Jahrhunderten zu einer beschränkten Typologie des Kriegerdenkmals zu nutzen.

Verschiedene Kategorien bieten sich dabei an: Errichtungs- bzw. Umgestaltungszeit, historischer Bezug, Textaussagen, Symbolsprache, ideologischer Hintergrund und anderes mehr.

Sobald man jedoch näher in die Fülle des Materials eindringt, ergibt sich rasch ein durchaus logischer Zusammenhang zwischen den genannten Kategorien; eine keineswegs überraschende Tatsache, wenn man berücksichtigt, dass diese Bauwerke den Geist ihrer Entstehungszeit spiegeln.

Denkmale vor dem Ersten Weltkrieg

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Hinterweidenthal

Diese kleine und historisch gesehen erste Gruppe der Monumente lohnt es nicht weiter aufzuteilen: Es sind diejenigen, die sich auf den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 beziehen. Sie bilden sowohl in der Entstehungszeit als auch in ihrer Gestaltung eine Einheit:

Typisches Merkmal ist die Obelisken- bzw. Stelen-Form, mit einem aussagekräftigen Symbol. Dabei ist festzustellen, dass es sich üblicherweise um Denkmale handelt, die den Teilnehmern an den kriegerischen Ereignissen gewidmet sind, die deren Todesjahr festhalten und die meist von örtlichen „Krieger- & Veteranen-Vereinen“ errichtet wurden. Dabei scheint das nahe zeitliche Zusammentreffen der Denkmalserrichtung in Eppenbrunn (1908) und Niedersimten (1910) auf eine Art Wettbewerb hinzudeuten. Häufig sind diese Monumente im Laufe der Zeit in Denkmalsanlagen zusammen mit Objekten aus späterer Zeit zusammengefasst oder aber mit den Namen der in den beiden folgenden Kriegen Gefallenen ergänzt. Eine Besonderheit bildet dabei das Denkmal Hinterweidenthal – es nennt auch Teilnehmer am Schleswigschen Krieg und am Deutschen Krieg gegen Preußen – sowie einen Teilnehmer der Aktionen in China und einen Gefallenen in Afrika. Die Texte dieser Monumente sind meist knapp im Pathos des erfolgreichen „Einigungskrieges“ gehalten.

Ein Monument aus diesem Zeitraum vor dem Ersten Weltkrieg bedarf allerdings noch ganz besonderer Erwähnung: Es ist der Napoleons-Stein auf dem Hauptfriedhof in Zweibrücken, errichtet im Oktober 1837: »Die unter Napoleons Fahnen gedienten und wieder in die Heimat zurückgekehrten Krieger der Stadt und Umgegend Zweibrückens weihen ihren auf dem Felde der Ehre gefallenen Kriegskameraden dieses Denkmal«. Gekrönt wird das Monument von einem Napoleonischen Kürassierhelm, darunter der Wappenschild; an drei Seiten trägt es die Namen der vermutlichen Stifter, geordnet nach ihrem Todestag.

Denkmale in der Zwischenkriegszeit (1919–39)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gruppe der Monumente aus dieser Zeit ist zwar auf Grund ihrer zeitlichen Zuordnung als Einheit zusammenzufassen. Von Gestaltung und Aussageabsicht her sind kaum größere Gegensätze denkbar:

Es findet sich der Standard-Typus des aufrechten „Feldgrauen“ (meist in Granit oder Betonguss) mit erheblichen Unterschieden in Gestus und Attributen (nachdenklich, trauernd, betend mit Fahne oder Gewehr, ebenso aber auch der Gefallene, Niedergestreckte, Sterbende).

Ein weiterer Typus ist der Heldenhafte, der oft weit ins Mythische überhöhte Krieger, charakterisiert durch manchmal auf kriegerische Attribute (Helm, Schwert) reduzierte Kleidung, begleitet von bäumendem Ross oder sich verabschiedend von Gefährtin und bäuerlichem Leben. Varianten sind die in Pilaster integrierten „Helden“ der Nachbardenkmäler in Dietrichingen, Mauschbach und Hornbach. Diese drei Monumente sind besonders auffallend in der gemeinsamen Umsetzung der Vorstellung vom „heldischen Krieger“.

Besonders auffallend in dieser Gruppe ist das Monument von Waldfischbach: Auf einer hohen Stele steht eine Gestalt in einem leichten Gewand mit Schwert, die einen kleinen Parade-Schild empor hebt. Unter ihr windet sich ein drachenähnliches Wesen. Die Front des Monuments trägt die Jahreszahlen 1914/18 und dazwischen ein EK, jeglicher Text mit Namenslisten fehlt. Dafür sind unter der Deckplatte der Stele auf der Rückseite Architekt und Bildhauer genannt.

Burgalben

Eine andere Variante bietet das Monument von Burgalben: Auf der Namens-Stele beugt eine kleine männliche Gestalt das rechte Knie. Der Kopf ist auffällig proportioniert: das Gesichtsmittelteil ist überbetont, Kinn und Stirn dagegen nicht den üblichen Maßen entsprechend. Rechts stützt diese Figur ein Schwert mit der Spitze auf den Boden und hält sich daran gleichsam kniend aufrecht und blickt geradeaus; links hält sie den Helm des Ersten Weltkrieges.

Eine Vielzahl von Monumenten ohne Statuen, z. T. aber doch figuralem Beiwerk bildet eine weitere Gruppe. Hierbei sind häufig die Namenstafeln bzw. Textelemente dominierend. Meist handelt es sich um quaderförmige Blöcke mit aufgesetzter Flammenschale bzw. Helm oder aber Monolithe. Ein besonderes Beispiel dieses Typs findet sich in Herschberg: Ein Pilaster wird von einem detailliert ausgearbeiteten Wappenadler gekrönt und trägt in drei Zeilen umlaufend den Widmungstext.

„Unmilitärische“ Monumente

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Hauenstein vor der alten kath. Kirche
Clausen Ortsmitte sog. "Marhöfer-Denkmal"

Wenige Monumente bilden eine eigene Gruppe; ihr Charakteristikum ist, dass die dominierenden Statuen „unmilitärisch“ sind: Einerseits handelt es sich um eine klassische Pieta, überlebensgroß auf einem Sandsteinunterbau; jegliches militärisch-kriegerische Beiwerk fehlt. Ein weiteres höchst bemerkenswertes Monument dieses Typs steht in Hauenstein vor der alten kath. Kirche: Eine Christusgestalt wendet sich, das Gewand über der Brust öffnend und die Lanzenwunde präsentierend, einem am Boden liegenden, sich sterbend nach hinten beugenden Soldaten zu – eine höchst ungewöhnliche Mischung aus Religiösem und Militärischem, für die Zeitgenossen offenbar verknüpft über die Motive ‚Opfertod’ und ‚Verheißung’ – für uns heute kaum nachvollziehbar. Christliches mit Kriegerischem verbindend zeigen sich die Monumente, die einerseits das Motiv des Drachentöters hier meist in Engels(!)gestalt – reproduzieren oder aber den christlich verbrämten kriegerischen Reitersmann abbilden. Die militärischen Aspekte des Tötens und Siegens (nach 1918!) werden hier in sublimierter Form gestalterisch umgesetzt – und der heutige Betrachter fragt sich, wie groß die geistige Distanz zu den Denkmalen der braunen Zeit ist.

Unpathetischer Text

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein einfacher und unpathetischer Text ist nur auf wenigen Monumenten zu finden, etwa in Form einer sachlichen Widmung: »Dem Gedächtnis unserer Gefallenen gewidmet von der Gemeinde Herschberg« oder in sachlicher Kürze »ZUM GEDENKEN | AN UNSERE | GEFALLENEN«, in einigen wenigen Fällen auch mit leichtem religiösen Bezug und einer gewissen Hoffnung auf friedliche Zukunft: »GEDENKET UNSERER TOTEN UND BETET DASS ALLES KRIEGEN ENDE«. Es muss dabei allerdings berücksichtigt werden, dass eine größere Zahl von Denkmalen des Ersten Weltkrieges im Zuge ihrer Ausweitung auf den Zweiten Weltkrieg und der dabei erfolgten Änderung der Schrifttafeln möglicherweise ihren ursprünglichen Text ‚verloren’ haben.

Häufiger dagegen trifft man auf Texte voller Pathos, meist politischer Art: »ZUM GEDENKEN 1914 1918 | IN DIESEM DENKMAL IST EINGESCHLOSSEN | HEILIGE VOM BLUT UNSERER BRÜDER | GETRÄNKTE ERDE VOM SCHLACHTFELD | BEI MÖRCHINGEN IN LOTHRINGEN«, ähnlich auch: »EHRE DEN HELDEN | DIE TREU UNS BEWACHT | FÜR UNS GELITTEN | IN MANCH HEISSER SCHLACHT | DIE GUT UND BLUT UNS- | RER HEIMAT GEWEIHT | SEGNEN DIE ENKEL | NOCH IN FERNSTER | ZEIT« - »IHR STARBET DASS | DEUTSCHLAND LEBE, DEN | HELDEN DES WELTKRIEGES | 1914-1918. DIE DANKBARE | HEIMAT. | A. D. 1935.«. - Und Contwigs Hahnberg-Denkmal verkündet in klassisch anmutender Sprache »DEUTSCHE GEDENKET MIT STOLZ | IN DER BRUST | UND MIT FROMMEN GEFÜHLEN | DER TRAUER | DER MÄNNER AUS CONTWIGS | GEMEINDE | DIE TREU IHREM SCHWUR | BIS ZUM TODE DIE HEIMAT | BESCHÜTZTEN« - Auch einfacher Reim soll das Pathos transportieren: »SIE HABEN IHREN LEIB, BLUT UND LEBEN FÜR UNS DAHIN GEGEBEN«. Kaum mehr zu übertreffen ist wohl die Aussage auf dem Sockel des Rieschweilerer Denkmals: »ICH HABE DEN SCHWERSTEN KAMPF | GEKÄMPFT | DEN JE DIE WELT GESEHEN«.

Religiöser Wortschatz

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der zuletzt zitierte Text leitet über zu den Monumenten, die völlig ungeniert den religiösen Wortschatz des Neuen Testaments benutzen: »EINE GRÖSSERE LIEBE HAT NIEMAND ALS DER, DER SEIN LEBEN HINGIBT FÜR SEINE FREUNDE | JOH. XV.13« - in damaliger Zeit wohl allgemein akzeptiert in der Tradition der Rechtfertigung des „gerechten Krieges“ durch die Kirchen; deutlich wird dies auch in der Variation »Ich habe den guten Kampf | gekämpft | 2.Tim.4,7«.

Aber es gibt auch Beispiele, die zeigen, dass Religion in diesem Zusammenhang nicht zwangsläufig propagandistisch eingesetzt wird: Wie anrührend klingt doch das »Mutter Trösterin der Betrübten | Sprich für sie ein sühnend Wort« oder der Spruch auf dem Monument in Spirkelbach: »ALLE DIE GEFALLEN IN MEER UND LAND | SIND GEFALLEN IN GOTTES HAND«. Hier ist klar erkennbar, dass Religion zwar als Trost gesehen wird – ohne aber die Gefallenen in blasphemischer Weise christusgleich zu überhöhen.

Monumente im kirchlichen Raum

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In der kath. Pfarrkirche

Eine besondere Stellung nehmen diejenigen Monumente ein, die sich – wie das oben erwähnte in Schwanheim – in oder unmittelbar an Kirchen befinden. Dabei handelt es sich meist um Namenstafeln Gefallener aus dem jeweiligen Kirchenbezirk – d. h. die Listen sind sozusagen konfessionell gefiltert. Ein gutes Beispiel dafür sind die weitgehend katholischen Nachbar-Gemeinden Kröppen und Vinningen mit der gemeinsamen protestantischen Kirchengemeinde und deren Kirche im dazwischen liegenden Luthersbrunn. Beide Gemeinden verfügen nicht über ‚alte’ Denkmäler – die ‚neuen’ sind, wie sich das für kommunale gehört, für alle Gefallenen offen. Die evangelischen Gefallenen sind auf zwei Gedenktafeln in Luthersbrunn vermerkt, die katholischen aus Kröppen auf zwei Tafeln an der Kirche in Kröppen.

Weitere Beispiele sind die beiden Gedenktafeln von Großbundenbach (ev.), die Tafelgruppen von Hauenstein, Dahn und Clausen (kath.). Clausen verfügt dazu über ein ganz außergewöhnliches Dokument: ein unter der Tafel aufgestelltes »Gedenkbuch« für die Gefallenen beider Kriege. Vor allem die von unterschiedlicher Hand über Jahre hinweg gefertigten Seiten mit Einträgen zu ‚Helden’ wie Marseille oder Mölders, zu Judenverfolgung und -vernichtung, mit persönlichen Aufzeichnungen und Sterbebildchen ist ein außerordentliches Dokument: Es zeigt gerade in der höchst unterschiedlichen Art der einzelnen Produkte das Bemühen um die mentale Bewältigung der nicht fassbaren Kriegsereignisse.

Monumente aus der NS-Zeit

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Besonderheit bilden die Monumente, die heute noch – nach 1933 entstanden – nicht nur durch den Gestalttypus der Figuren und deren gigantenhafte Größe, sondern teilweise auch durch ihre Texte den Geist der braunen Zeit beschwören: »IHR STARBET DASS DEUTSCHLAND LEBE« »EVER TOD WAR VNSER LEBEN SO SEI DENN VNSER LEBEN EVRES TODES DANK«.

Das Monument in Wilgartswiesen (1938) stellt auf der dem Ort zugewandten Seite zwei Soldaten dar, einer mit Gewehr, der andere mit Handgranate, nicht statisch wie bei den drei vorher genannten Beispiele, sondern relativ dynamisch und auch stärker aus der Fläche hervortretend. Der heutige(!) Text lautet schlicht: »DIE GEMEINDE WILGARTSWIESEN IHREN GEFALLENEN SÖHNEN. 1938«.

Besonders bemerkenswert scheint darüber hinaus, dass diese Monumente nach dem Zweiten Weltkrieg wohl ohne größere Bedenken für die Opfer dieses Krieges „mitverwertet“ wurden, wenn auch das Mauschbacher Exemplar auf der Rückseite offensichtliche Löschungsspuren zeigt.

Als Sonderfall ist in diesem Abschnitt die Gedächtniskapelle auf dem Häsel bei Reifenberg zu erwähnen, das einzige Monument in Form eines Gebäudes, und dazu noch durch Ausgestaltung und Funktion eng an die Religion gebunden. Dass es durch seine exponierte Lage auf einer der höchsten Erhebungen der Sickinger Höhe ebenfalls einen besonderen Rang hat, sei nur noch beiläufig bemerkt.

Aber auch in ZW-Bubenhausen und im benachbarten ZW-Wattweiler entstanden im oder nahe dem Friedhof zwei- bzw. dreiseitig offene „Gedenkhallen“.

Denkmale nach dem Zweiten Weltkrieg

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bezüglich der Denkmale, die an die Toten des Zweiten Weltkrieges erinnern, sind zunächst einige grundlegende Feststellungen zu treffen:

Pirmasens (Alter Friedhof)

** Ein sehr großer Teil der Monumente zum Zweiten Weltkrieg beruht räumlich und gestalterisch auf Bauwerken, die der soeben abgehandelten Gruppe zuzuordnen sind, sie sind sozusagen aufgepfropft, angebaut, integriert.

    • Ein weiterer, etwa ebenso großer Teil ist zwar erst nach dem Zweiten Weltkrieg erbaut, schließt aber seinerseits die Gedenkfunktion an die Toten des Ersten Weltkrieges mit ein, während die dafür originär eingerichteten Gedenkstätten beseitigt wurden.
    • Nur ein sehr geringer Teil der nach 1945 entstandenen Monumente ist von seinem Ursprung und seiner Ausgestaltung ausschließlich auf den Zweiten Weltkrieg ausgerichtet.

So ergibt sich keineswegs eine schlüssige Typologie, wie sie bei den Denkmalen nach dem Ersten Weltkrieg möglich ist, vor allem die beiden ‚Mischformen’ verhindern jegliche Systematik. Es bleibt daher nur die Möglichkeit, zunächst die originär auf den Zweiten Weltkrieg bezogene Monumente näher zu betrachten und an ihnen den Versuch zu unternehmen, die Denkmalskultur dieser Zeit etwas näher zu beleuchten. Im Anschluss daran sollen einige Monumente herausgegriffen werden, die sozusagen ‚kriegsübergreifend’ das Gedenken in unterschiedlicher Weise darstellen.

Monumente mit Bezug nur auf den Zweiten Weltkrieg

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kennzeichnendes Merkmal aller Denkmalen dieses Typus ist, dass jegliches militärische Attribut fehlt, wenn man nicht ein Kreuz in einer Form ähnlich der des ‚Eisernen Kreuzes‘ als solches werten will. Ebenso fehlt in den meisten Fällen eine bildnerische Ausgestaltung in Gestalt von Statuen. Einen gewissen Ausgleich dafür bietet häufig das benachbarte Denkmal für den Ersten Weltkrieg, eventuell sogar in Gemeinschaft mit einem Monument für die Teilnehmer des 1870/71er Krieges.

Zum Teil sind Monumente dieser Gruppe als Namenstafeln in Kirchen gestaltet, wie z. B. Hauenstein. Bei allen anderen dominiert die Funktion: ‚Dokumentation‘ in Form von Namenstafeln und als ‚Kultstätte‘ für die früher allerorts üblichen Gedenkveranstaltungen zum Volkstrauertag. Die Texte sind extrem zurückhaltend, selbstverständlich ohne jeden ‚heldischen‘ Beigeschmack und auch nur sehr dezent in religiösen Anspielungen. Das schon genannte Hinterweidenthaler Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges mag als das typische dieser Gruppe gelten: Großes Namensfeld, darüber kurzer Text und gekrönt von einem typischen Eisernen Kreuz, daneben auf einer Art Rednerplattform drei weitere Kreuze.

Eine Ausnahme bildet die in der evangelischen Kirche von Großbundenbach hängende Gedenktafel mit einer Art stilisiertem Eisernen Kreuz, Widmung, Bibelzitat, ohne Namensliste:

»DEN GEFALLENEN | UND VERMISSTEN | DES II. WELTKRIEGES || IN DANKBARER ERINNERUNG | DIE GEMEINDE | GROSSBUNDENBACH || SEI GETREU BIS IN DEN TOD | SO WILL ICH DIR DIE KRONE | DES LEBENS GEBEN – OFFB.2.10.« Eine Sonderstellung nimmt Dahn ein: Das ‚Denkmal’ besteht in Namenstafeln innerhalb der Gedächtniskapelle auf dem Soldatenfriedhof, der vom ‚Volksbund’ mitbetreut wird. Die Tafel verzeichnet darüber hinaus die Dienstgrade der Gefallenen und Vermissten und steht unter dem Motto: »DEIN BUDER WIRD AUFERSTEHEN JOH.11.K.23.V«

Monumente, die auch auf vorangegangene Kriege hinweisen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hier seien zunächst vier Beispiele herausgegriffen, denen allen gemeinsam ist, dass sie figürliche Darstellungen unterschiedlicher Ausprägung bieten: Das völlig neu gestaltete Denkmal Vinningen mit Statuen ist auch dem Ersten Weltkrieg gewidmet, ebenso in Darstein; einen etwas anderen Darstellungstypus (als Wandtafel) repräsentieren dagegen Lug und Merzalben:

Ruppertsweiler NEU
am Volkstrauertag 2006 vorgestellt
Verschiedene Denkmale der Nachkriegszeit sind auffallend schlicht: Oft sind es Mahntafeln, deren Inhalt sich aber in wenigen Jahrzehnten vielen Betrachtern nicht mehr erschließt (Schwanheim, Ruppertsweiler, Donsieders). Die Denkmalsanlagen in Kröppen und Pirmasens fallen dadurch auf, dass sie außer dem Ersten Weltkrieg auch den Deutsch-französischen Krieg 1870/71 einbeziehen und ebenfalls keinerlei individuelle Opferhinweise in Form von Namenstafeln tragen.

Das jüngste Denkmal für die Opfer der beiden Weltkriege wurde am 19. November 2006 im Vestibül der Friedhofshalle von Ruppertsweiler der Öffentlichkeit übergeben – eine künstlerisch gestaltete Namenstafel.

Denkmale, die über den Zweiten Weltkrieg hinaus weisen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit zunehmendem Abstand von den Ereignissen der braunen Zeit keimte offensichtlich mancherorts die Erkenntnis, dass es in dieser Epoche nicht nur Kriegsopfer gab, sondern dass Mitbürgern Gewalt auch von deutscher Seite angetan worden war – und dass auch diesen Opfern ein Zeichen ehrenden Gedenkens gebührte. Beispielhaft seien dafür genannt Herschberg und Waldfischbach.

Eine andere – zunächst eher kurios anmutende „Erweiterung“ der Denkmale findet sich am Denkmal in Erfweiler und in Dahn im ‚Namenbuch’ der Gedenk-Kapelle: Der unbefangene Betrachter wundert sich in Dahn zunächst, dass der erste Name auf der Liste mit dem Todesjahr 1938 aufgeführt ist, die Reihe dann mit Gefallenen des Jahres 1940 fortgesetzt wird. In Erfweiler dagegen findet sich auf der letzten Namenstafel als letzter in der Reihe ein Name mit dem Todesdatum 9-9-38. Da es sich in beiden Fällen wohl nicht um ein Versehen handelt – Angehörige hätten sicher gegen diesen „Scherz“ protestiert und eine Korrektur durchgesetzt, kann es wohl nur eine Erklärung geben: Die beiden hier Aufgeführten sind als Soldaten der deutschen Wehrmacht im Zusammenhang mit den Bauarbeiten am Westwall zu Tode gekommen. Ebenso seltsam mutet die „Verlängerung“ des Zweiten Weltkrieges bis 1947 auf dem Denkmal in Lemberg-Glashütte an, vermutlich bezieht sie sich darauf, dass einer der Genannten erst spät an Kriegsfolgen verstorben ist.

In gewisser Weise gehören auch jene Denkmale in diese Kategorie, die eine eigene Auflistung „Heimatvertriebene“ aufweisen: Offensichtlich haben nach dem Kriege in den jeweiligen Gemeinden ansässig gewordener Heimatvertriebener aus den Gebieten östlich des „Eisernen Vorhangs“ eine Art „posthumer Einbürgerung“ ihrer Angehörigen erreicht. In ihren früheren Heimatgemeinden war schließlich ein entsprechendes Gedenken nicht mehr möglich. Ein Dokument der Nachkriegsgeschichte.

Monumente, die solche aus vorhergegangener Zeit erweitern

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Darstein zeigt Kind, Frau und Mann in Abschied nehmender Haltung und verwendet den Begriff „Opfer“, der auch auf dem Monument in Lug benutzt wird, das ebenfalls eine Abschieds-Szene abbildet. Gemeinsamkeiten sind, dass der familiäre Bezug bildnerisch herausgearbeitet wird und dass den Familienangehörigen ebenfalls der ‚Status’ von Opfern zugestanden wird. Merzalben betont auf einer Granitwand, deren Zentrum eine typische ‚Christus Resurrectus’-Figur einnimmt, den religiösen Aspekt der Verheißung, verstärkt durch den von den früheren Denkmalen hinreichend bekannten Vers Joh.15,13. Die Namenstafeln für die Opfer treten weitgehend in den Hintergrund. Der Text spricht von „VÄTERN UND SÖHNEN“.

Diese Gruppe umfasst eine erhebliche Anzahl von Beispielen, die – wie schon oben gesagt – sozusagen auf existierende Monumente aufgepfropft, an sie angebaut, in sie integriert wurden. Dabei handelt es sich meist um An- bzw. Einfügung von Namenstafeln der Opfer des Zweiten Weltkrieges. Diese in einigen Fällen höchst problematische Kombination mag hier an drastischen Beispielen aufgezeigt werden:

  • So werden in Dietrichingen die Toten des Zweiten Weltkrieges mit ihren Kameraden des Ersten unter das Motto » DENNOCH SIEG« gestellt. Gleiches geschieht bei den benachbarten Denkmalen von Hornbach und Mauschbach, wo dem Gedenken an die Toten des Zweiten Weltkrieges die Konfrontation mit »IHR STARBET DASS | DEUTSCHLAND LEBE« bzw. »EVER TOD WAR VNSER LEBEN SO SEI DENN | VNSER LEBEN EVRES TODES DANK« zugemutet wird.
  • In ZW-Oberauerbach sind die Namenslisten der im Zweiten Weltkrieg in die beiden bis dahin nur mit Schmuckelementen versehenen Seitenteile eingemeißelt – ausgerechnet unter den „alten“ Texten: »UNSER BLUT UND UNSER LEBEN | HABEN WIR FÜR EUCH GEGEBEN« und »DIE HELDEN TOT | DAS VOLK IN NOT«.

Es sei ferne, den Konstrukteuren solcher Ungeheuerlichkeiten etwa bewusstes Handeln zu unterstellen; Gedankenlosigkeit und ökonomische Interessen dürften dafür verantwortlich gewesen sein: Warum sollte man das Denkmal, das ja schon vorhanden war, nicht einfach ‚fortschreiben’.

  • Im Vergleich damit zieht sich Saalstadt geradezu bewundernswert aus der Affäre, indem der alte Text ergänzt wird »DEN HELDEN | VON 1914-18 | ZUM DANKE«-»UND IHREN | BRÜDERN UND | SÖHNEN VON | 1939-45 ZUM | GEDÄCHTNIS«.
Zweibrücken-Niederauerbach 1914/18
Zusatz in der Basis nach 1945
  • In Zweibrücken-Niederauerbach allerdings ist dem Monument des Ersten Weltkriegs nach dem zweiten Krieg etwas absolut Unübliches widerfahren: Vor der Errichtung des neuen Denkmals für die Opfer des Zweiten Weltkrieges in seine Basisplatte eingemeißelt, trägt es den Appell: »Nie wieder Krieg!«

Frauendarstellung im Wandel der Zeit

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine gesonderte Betrachtung wert ist der Aspekt der Darstellung der Frau auf „Krieger“- oder „Kriegsopfer“-Denkmalen. Zwar bietet das Material aus unserer Umgebung nicht viele Beispiele, aber die wenigen heute noch vorhandenen Monumente mit Frauendarstellungen lassen doch einen bemerkenswerten Wandel erkennen.

"Germania" auf dem Hauptfriedhof Zweibrücken

Auf den Denkmalen zum „Einigungskrieg“ 1870/71 ist die Frau nur als allegorische Figur darstellbar: entweder als Siegesgöttin mit der Waffe in der Hand – wie auf dem zerstörten Denkmal in Pirmasens – oder als eine trauernde Friedensallegorie – wie in Zweibrücken. Die wenigen Abbildungen, die von der Pirmasenser Denkmalsstatue überliefert sind, lassen eine gewisse Verwandtschaft zur Siegesgöttin des Niederwalddenkmals erkennen.

Die in Zweibrücken so genannte „Germania“ erinnert dagegen fast an eine Schutzmantel-Madonna: Sie trägt zwar einen Zinnenkranz mit Lorbeer umwunden und die Linke, knapp aus dem sich öffnenden Mantel-Umhang hervorragend, hält ein in der Scheide steckendes Schwert, mit der Spitze nach unten gerichtet. Mit leicht gesenktem Kopf fällt ihr Blick über das abwärts gestreckte Lorbeerbündel in ihrer Rechten und den darunter stehenden Sarg ins Nichts – oder zu den Gedenkkreuzen zu ihren Füßen. Dabei deckt ihr rechter Mantelsaum einen Teil des Sarges – kein Monument des Sieges, sondern tiefer Trauer.

Drei Monumente nach dem Ersten Weltkrieg zeigen vollplastisch Frauengestalten: das bereits näher besprochene in Schmalenberg, ihm nahestehend PS-Erlenbrunn und dann noch Thaleischweiler.

Zwei weitere Monumente zeigen ebenfalls Frauengestalten als Reliefabbildungen und sollen wenigstens kurze Erwähnung finden:

  • In Hinterweidenthal sitzt eine Frau im klassischen Faltengewand auf einer Art Thronstuhl, den Kopf vorgeneigt in die rechte Hand gestützt. Der Rückgriff auf das antike Trauer-Motiv wird verstärkt durch eine unter dem Stuhl stehende Amphore.
  • Das Wilgartswieser Monument zeigt auf der – der Kirche zugewandten – Seite die klassische arische Bauern-Gefährtin: Mit festem Händedruck und offenem Blick verabschiedet sie ihren mit der Fahne und gerüstet (Helm, Uniform) davonziehenden Gefährten – beim Pflug zurückbleibend. Immerhin eine sehr deutliche Aussage über die den Frauen durch den Krieg aufgebürdete Last: die des „Ernährers“, üblicherweise doch dem Mann zugeordnet.

Die wenigen nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Denkmale, die figürliche Teile nichtreligiöser Bedeutung enthalten, stellen die Frau dar, nicht den dem Krieg zum Opfer gefallenen Mann.

Die anderen Monumente dagegen zeigen die Frau als den Teil der zurückgebliebenen Familie, der die Verantwortung für die folgende Generation zu tragen hat: Stets sind Kinder Teil des Motivs, meist Mädchen – die Schutzlosigkeit betonend.

Zusammenfassung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verschiedene Feststellungen lassen sich treffen, die bei der Gesamtschau deutlich hervortreten, was aber nicht bedeutet, dass diese generalisierenden Aussagen prinzipiell auf jedes einzelne Denkmal anwendbar sind:

  • Die Denkmale werden – geordnet nach ihrer Entstehungszeit – immer anonymer: Die Monumente zum Andenken an den 1870/71er Krieg verzeichnen die Namen der Teilnehmer; wenn die Gemeinde keine Gefallenen zu beklagen hatte, sogar nur diese, Hinterweidenthal nennt zusätzlich die Namen von Teilnehmern an kolonialen Militärunternehmungen. Dagegen sind eine Reihe von Monumenten, die erst relativ spät nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden völlig ohne Namenshinweise.
  • In gleicher Weise wandelt sich die Botschaft der Monumente: Zunächst dominiert der Stolz auf eine erfolgreiche kriegerische Aktion, die das hochgeschätzte Ziel der politischen Einheit Deutschlands herbeiführte.
In dieser Einfachheit war das Gedenken nach dem Ersten Weltkrieg nicht zu gestalten: Der Krieg, in den man guten Gewissens und auch mit kirchlichem Segen gezogen war, hatte nach den unvorstellbaren Verlusten des Maschinenkriegs in einer fürchterlichen, die staatliche Existenz Deutschlands gefährdenden Niederlage geendet. In irgendeiner Weise mussten die Monumente die Aufgabe übernehmen, diesen Krieg mit allen seinen Opfern auch nachträglich noch zu legitimieren. Den Hinterbliebenen vor Augen zu führen, dass der Krieg sozusagen zu Recht verloren wurde, das hätte die politisch und gesellschaftlich weiter herrschende Schicht im höchsten Maße in Misskredit gebracht – schließlich hatten alle Reichstags-Parteien des Jahres 1914 den Krieg gutgeheißen. Folglich ist das dominierende Motiv der einfache Soldat, drastisch gesagt das „Frontschwein“: trauernd, niedergedrückt, betend, sich schützend vor Zivilisten stellend, sterbend. Die heutigen Texte auf diesen Monumenten sind dagegen (von einigen Ausnahmen abgesehen) nur wenig hilfreich, um den Geist der Denkmalsstifter zu ergründen: Die Wahrscheinlichkeit, dass sie bei manchen Monumenten anlässlich der Bedeutungserweiterung nach dem Zweiten Weltkrieg verändert wurden, ist nicht grundsätzlich von der Hand zu weisen; jedenfalls überwiegt aber die Häufigkeit des Begriffs „Opfer“ die des „Helden“. Dass auch die Religion dafür herhalten musste, das Sterben in einem vorgeblichen „Verteidigungskrieg“ - in Wirklichkeit aber um einen „Platz an der Sonne“ - nachträglich zu rechtfertigen, zeigen die wiederholten Zitate von Joh.15,13 oder ein Text wie: «SEID DER | TATEN EURER | VÄTER EINGEDENK WELCHE DIESE | ZU IHRER ZEIT | VOLLBRACHTEN | I.MARK 2.51».
  • Die nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Monumente, die zum allergrößten Teil auch Gedenkstätten-Funktion für die Opfer des Ersten Krieges übernehmen mussten – auch bei den Feiern zum „Volkstrauertag“ –, sind in der Mehrheit gesichtslos – um nicht zu sagen charakterlos.
Die Botschaft lautet oft ganz einfach: ‚Da waren Kriege, in denen Menschen ums Leben kamen. Vergesst sie nicht.’ Als Steigerung scheint gerade noch zulässig: ‚Lernt daraus, damit so etwas nicht noch einmal geschieht.’ Lediglich das Monument in Kleinsteinhausen appelliert ganz eindeutig: »EUERE OPFER - UNSERE VERPFLICHTUNG - HALTET FRIEDEN«.
Viele dieser Monumente sind nicht nur ohne figurale Ausgestaltung, eine große Anzahl verzichtet auch auf Namenstafeln. Ist das Zeichen von Sparsamkeit finanzieller, emotionaler oder geistiger Art? Dennoch ist das Weglassen der Namenstafeln in gewisser Weise nachvollziehbar, wenn das Monument erst viele Jahre nach Kriegsende entstanden ist – denn wer von den Lebenden hat dann noch einen persönlichen Bezug zu den Opfern gehabt? Zu bedenken ist aber auch:
Wird nicht durch das Anonyme der Monumente das Schreckliche des Krieges entpersonalisiert und in eine unbestimmte Ferne gerückt?
  • Eine Art Sonderfall bilden diejenigen Monumente, die auf der Grundlage von vorhandenen zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg einfach gesagt „aufgestockt“ wurden. Wie oben ausgeführt, ist hier so manches höchst fragwürdige „Denkmal“ entstanden (s. S. 3–14).
Von der Mentalitätsgeschichte her sind aber gerade diese Monumente Zeugen von unschätzbarem Wert: Zeigen sie doch recht deutlich, dass zu organisierendes pflichtgemäßes „Gedenken“ zu Ergebnissen führt, die für die nachfolgenden Generationen bestenfalls sinnleer, wenn nicht sogar sinnwidrig erscheinen.
Wie einfach und effektiv aber von den Zuständigen verfahren werden kann, um nachfolgenden Generationen das Verständnis zu erleichtern, demonstriert die Stadt Speyer an ihrem vorzüglich restaurierten Denkmal für den Ersten Weltkrieg in der Fußgängerzone, das u. a. den zeittypischen Text trägt: »DEUTSCHLAND MUSS LEBEN AUCH WENN WIR STERBEN MÜSSEN«. Eine kleine stilgerechte Zusatztafel informiert: „Der Brunnen wurde 1930 als Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges errichtet. Die Inschriften und Reliefs sind Ausdruck des damaligen Zeitgeistes.“
Der Krieg von 1870/71 war ein Ereignis von hohem national-politischem Wert, ein Aufbruch in eine gemeinsame positive Zukunft, jeder Beteiligte hatte zur Entstehung dieses neuen Deutschen Reichs beigetragen und war der Verehrung würdig und durch die Gedenkfeiern an diesen Monumenten geschah Identitätsstiftung für die gerade Staat gewordene deutsche Nation.
Die Erschütterung der niemals eingestandenen Niederlage von 1918 machte die Gefallenen je nach politischer Sichtweise zu Opfern oder zu Helden von jedenfalls tragischer Größe – stets mit dem Anspruch immerwährender Erinnerung und zur Wahrung der – durch Niederlage, Besatzung, Gebietsverlust und zunehmende innere Gegensätze – traumatisierten staatliche Gemeinschaft.
Die nach 1945 nur widerwillig und längst nicht von allen eingeräumte Schuld erschwerte den Umgang mit den eigenen Opfern, die in unbestimmter Weise ja auch Täter waren, im Tode dann aber in einen seltsamen Zwischenzustand gerieten, der sich einem rationalen und emotionalen Erfassen entzog, und der ein immer mehr sinnentleertes, automatisiertes und schließlich hinfällig gewordenes ‚Gedenken’ produzierte.
Damit ist der Kreis geschlossen: Denkmale über mehr als hundert Jahre hinweg – vordergründig betrachtet immer das gleiche Ereignis betreffend – zeigen unübersehbar den Wandel, den dieses Ereignis in der Wahrnehmung durch die Zeitgenossen erfahren hat. Und auch die Denkmale selbst sind diesem Wahrnehmungswandel unterworfen.
  • Lurz, Meinhold: Kriegerdenkmäler in Deutschland. (6 Bände), Heidelberg 1985–1987
  • Koselleck, Reinhart: Kriegerdenkmale als Identitätsstiftungen der Überlebenden. In Odo Marquard, Karl-Heinz Stierle (Hrsg.): Identität. München 1979
  • Koselleck, Reinhart/Jeismann, Michael (Hrsg.): Der politische Totenkult. Kriegerdenkmäler in der Moderne. München 1994.
  • Kappenberg, Jürgen: Krieger-Ehrenmäler. Denkmale in der Westpfalz für Teilnehmer und Opfer der Kriege der letzten beiden Jahrhunderte - Ein mentalitätsgeschichtlicher Überblick. In Mitteilungen des historischen Vereins der Pfalz. 104. Band. Speyer 2006, S. 342ff.