Benutzer:DerMaxdorfer/Ubiermonument

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Das Ubiermonument (teils auch als Hafenturm bezeichnet) ist ein antikes Bauwerk in Köln im Südosten der späteren römischen Colonia Claudia Ara Agrippinensium und gilt als ältester datierter Steinbau Deutschlands[1] beziehungsweise nördlich der Alpen.[2] Anders als der Name vermuten lässt, stammt es nicht von Angehörigen des römischen Stammes der Ubier, sondern wurde durch römische Baumeister konstruiert und errichtet.

Forschungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Ubiermonument wurde bei den Vorarbeiten für die Errichtung eines Neubaus an der Straßenecke Mühlbach / Am Malzbüchel im Frühjahr 1965 entdeckt. Bei Aushubarbeiten stieß man auf die Steinreste, die durch W. Binsfeld und J. Bracker im Auftrag von Otto Doppelfeld, des Direktors des Römisch-Germanischen Museums, freigelegt wurden. Es war bereits bekannt, dass sich ungefähr an dieser Stelle die südöstliche Ecke der Stadtmauer der Colonia Claudia Ara Agrippinensium befunden haben musste. Nun kam allerdings kein klassischer Wachturm aus römischem Beton ans Licht, sondern ein quadratischer Bau aus Tuffquadern, der aus der Zeit vor Koloniegründung stammte, also dem Oppidum Ubiorum zuzurechnen war. Obwohl klar war, dass trotzdem römische Architekten die Bauaufsicht innegehabt haben mussten, gab Doppelfeld dem Neufund den Namen „Ubiermonument“.

  • Früher Aufsatz aus den Bonner Jahrbüchern?

Lange Zeit wurde das Ubiermonument nur wenig erforscht. 1974 erschien ein Aufsatz Jörgen Brackers zur Topographie und frühen Geschichte des antiken Köln, der lange die einzige (und immer noch nur vorläufige) archäologische Publikation der Grabungsergebnisse darstellte. 1980 publizierte U. Bracker-Wester eine Untersuchung zu den beim Bau verwendeten Maßeinheiten. In den 1990er Jahren kam eine gewisse Diskussion um die Funktion des Gebäudes auf. Maureen Carroll-Spillecke[3] und Sven Schütte verwarfen die Interpretation als Hafenturm und dachten stattdessen an eine frühe Verteidigungsanlage; Stefan Neu plädierte in mehreren Aufsätzen dafür, im Ubiermonument ein antikes (und wohl unvollendet gebliebenes) Grabmal zu sehen.

Das Ubiermonument war (Stand Neu 1995) der Öffentlichkeit normalerweise nicht zugänglich und konnte nur im Rahmen von Führungen besichtigt werden. 2011 bis 2015 wurde die unmittelbare Umgebung des Bauwerks renoviert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Befund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Ubiermonument befindet sich [im Keller/unterhalb]... und ist auf dem Kiesgrund einer antiken Rheinaue angelegt. Zur Stabilisierung ruht es auf einem Rost aus je etwa zwei Meter langen Eichenpfählen, deren Durchmesser durchschnittlich 16 cm[4] (anderen Angaben zufolge 10 bis 12 cm[5]) betragen und die in einem Abstand von 40&npsp;cm nahezu regelmäßig angeordnet wurden. Auf diesem Gitter aus Baumstämmen befindet sich als eigentliches Fundament eine 22 cm dicke Platte aus betonähnlichem Opus caementitium, deren Ausmaße 10,90 m x 10,60 m betragen. Im Fundament befinden sich außerdem Bruchstücke von Grauwacken.

Der eigentliche Bau besteht aus Tuffquadern, die aus den Steinbrüchen in der Eifel stammen.[6] Während Werner Eck eine Herkunft aus dem Tal des Brohlbaches vermutet, geht Klaus Schäfer davon aus, dass die Steine des Ubiermonuments aus der besser zugänglichen und früher erschlossenen Pellenz zwischen Plaidt und Kruft stammen und vom Hafen in Andernach über den Wasserweg an den Bauplatz gelangten.[7] Er hat einen Umfang von 9,38 x 9,70 m (weist also eine fast quadratische Form auf) und ist an seiner höchsten Stelle 6,50 m hoch erhalten.


  • Das Fundament liegt etwa 6 Meter unterhalb des späteren Bodenniveaus zur Zeit der Colonia Claudia Ara Agrippinensium.[1]
  • „Auf dieser Baufläche ist ein Fundamentsockel (9,70 x 9,38 m) aus drei unterschiedlich hohen Tuffquaderlagen in der offenen Baugrube aufgeschichtet worden. Vom aufgehenden Mauerwerk sind heute noch bis zu neun Schichten aus Tuffquadern erhalten.“ (Hellenkemper, S. 463)


Um das Ubiermonument herum wurde Schlick gefunden, auch an der Nordwestseite, die innerhalb der Stadtbefestigung lag; das Bauwerk scheint also zumindest zeitweise von Rheinwasser umspült worden zu sein.[8]

Das Ubiermonument hatte keine lange Bestandsdauer. Als die Stadtmauer des römischen Köln (die allerdings nicht genau datierbar ist) in der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr.errichtet wurde, war es schon teilweise verfallen und insgesamt in einem schlechten Zustand. Daher wurde der Befund von der neuen Befestigung überbaut, blieb aber unter dieser relativ gut erhalten, da die Stelle des Baus weiterhin strategische Bedeutung hatte und daher keinen Bodenzerstörungen durch zivile Besiedlung ausgesetzt war.[9]

  • Stadtmauer „und im Norden und Westen direkt angeschlossen“ --> ist die CCAA-Stadtmauer oder eine ältere gemeint?
  • „Da dieser Hafenturm keinen Maueranschluß nach N aufweist, ist eine rheinseitige Mauersperre in der Frühzeit bisher ungesichert“ (Hellenkemper, S. 463)

Deutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Fällung der für das Fundament verwendeten Baumstämme lässt sich dendrochronologisch auf den Winter 4/5 n. Chr. datieren.[10] Da die Stämme danach ziemlich schnell verbaut wurden (sonst wäre die Baumkante nicht erhalten geblieben, welche die dendrochronologische Untersuchung erst ermöglichte), lässt sich die Entstehung des Ubiermonuments auf die Jahre 5 oder 6 n. Chr. eingrenzen.[11] Damit bestand es schon vor der Gründung der Colonia Claudia Ara Agrippinensium im Jahr 50 n. Chr. und gehörte wohl auch zur Befestigung der Vorgängersiedlung, des Oppidum Ubiorum („Oppidum der Ubier“).

Lange wurde die an das Ubiermonument anschließende Uferbefestigung auf die Jahre 23/24 n. Chr. datiert, was die Frage aufwarf, warum der Mauerturm so lange vor der restlichen Befestigung entstanden sein sollte. Dementsprechend wurden dem Ubiermonument diverse Funktionen zugeschrieben, die es vor seiner Einbindung in die Stadtbefestigung gehabt haben soll, zum Beispiel als „»Leuchtturm«, »Hafenturm«, »Molenkopf«, »Grabmal« etc.“[12] Gerade letztere Deutung ist von Stefan Neu in den 1990er Jahren wiederholt vertreten worden; er interpretiert das Ubiermonument als umgenutzten Unterbau eines monumentalen Grabdenkmals, das nicht vollendet worden sei.[13] Die dendrochronologische Neudatierung der Uferbefestigung auf das Jahr 9 n. Chr. löst die chronologischen Schwierigkeiten auf, was eine reine Nutzung als Wehranlage wieder nahelegt.[12]

Die Funktion des Gebäudes ist nicht eindeutig geklärt. Vermutlich war es der untere Teil einer Turmanlage, die an der Südostecke einer Holz-Erde-Befestigung des Oppidum Ubiorum die Siedlung schützte und auch für die Wacht über den Hafen der Stadt von Bedeutung war. Es wird vermutet, dass sich im Norden der Stadt ein zweiter, gleichartiger Turm am anderen Ende der Hafenfront befand.[14] Es richtete sich genau nach dem rasterförmigen Straßenplan des Oppidum Ubiorum bzw. der Colonia, der dem für Römerstädte typischen Hippodamischen Schema entsprach.[6]

Erforschung und moderne Präsentation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bau wurde 1965 bei Entschuttungsarbeiten im Rahmen der Errichtung eines Eckhauses an der Kreuzung der Straßen Mühlenbach und An der Malzmühle gefunden.

  • Ausgrabung; Freilegung; Konservierung
  • An der Malzmühle 1

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jörgen Bracker: Neue Entdeckungen zur Topographie und frühen Geschichte des römischen Köln. In: Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins. Band 45, 1974, S. 111–178.
  • Maureen Carroll: Neue vorkoloniezeitliche Siedlungsspuren in Köln. In: Archäologische Informationen. Band 18, Nummer 2, 1995, S. 143–152 (Digitalisat).
  • Werner Eck: Köln in römischer Zeit. Geschichte einer Stadt im Rahmen des Imperium Romanum (= Geschichte der Stadt Köln. Band 1). Greven, Köln 2004, ISBN 3-7743-0357-6, S. 80–84 und S. 171–173.
  • Marianne Gechter, Sven Schütte: Ursprung und Voraussetzungen des mittelalterlichen Rathauses und seiner Umgebung. In: Walter Geis, Ulrich Krings (Hrsg.): Köln: Das gotische Rathaus und seine historische Umgebung (= Stadtspuren – Denkmäler in Köln. Band 26). J. P. Bachem, Köln 2000, ISBN 3-7616-1391-1, S. 69–195, besonders S. 78–XXX.
  • Hansgerd Hellenkemper: Köln – CCAA. Hafenturm. In: Heinz Günter Horn (Hrsg.): Die Römer in Nordrhein-Westfalen. Konrad Theiss, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0312-1, S. 462 f. (XIV 337).
  • Stefan Neu: Zum Kölner Ubiermonument. In: Kölner MuseumsBulletin. Band 4, 1995, S. 14–22.
  • Stefan Neu: Zur Funktion des Kölner „Ubiermonuments“. In: Thetis. Band 4, 1997, S. 135 ff.
  • Stefan Neu: Zum Kölner Ubiermonument – ein Deutungsversuch. In: Margit Németh (Hrsg.): The Roman Town in a Modern City. Proceedings of the International Colloquium held on the Occasion of the 100th Anniversary of the Aquincum Museum Budapest (1994). Pro Aquinco Foundation, Budapest 1998, S. 92–99.
  • Dirk Schmitz: Unerwartete Entdeckung am Malzbüchel. Das „Ubiermonument“. In: M. Kramp/M. Trier (Hrsg.): Drunter und drüber. Der Heumarkt (= Schauplatz Kölner Geschichte. Band 3). Köln 2017, S. 22–25.
  • Sven Schütte, Marianne Gechter: Von der Ausgrabung zum Museum. Kölner Archäologie zwischen Rathaus und Praetorium. Ergebnisse und Materialien 2006–2012. 2. Auflage, Jüdisches Museum, Köln 2012, ISBN 978-3-9812541-1-2, S. 53–57.
  • Ursula Wester: Das Ubiermonument in Köln. Ein Bauwerk nach gallischem/germanischem Mass. In: Gymnasium. Band LXXXVII, 1980, S. 496–534.
  • Gerta Wolff: Das römisch-germanische Köln. Führer zu Museum und Stadt. 5. Auflage, J. P. Bachem, Köln 2000, ISBN 3-7616-1370-9, S. 168–170.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Hansgerd Hellenkemper: Köln – CCAA. Hafenturm. In: Heinz Günter Horn (Hrsg.): Die Römer in Nordrhein-Westfalen. Konrad Theiss, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0312-1, S. 462 f., hier S. 462.
  2. Ubiermonument in neuem Licht. Pressemitteilung der Stadt Köln vom 6. März 2016, abgerufen am 14. Mai 2017.
  3. Maureen Carroll-Spillecke: Neue vorkoloniezeitliche Siedlungsspuren in Köln. In: Archäologische Informationen. Band 18, Nummer 2, 1995, S. 143–152.
  4. Gerta Wolff: Das römisch-germanische Köln. Führer zu Museum und Stadt. 5. Auflage, J. P. Bachem, Köln 2000, ISBN 3-7616-1370-9, S. 168.
  5. Hansgerd Hellenkemper: Köln – CCAA. Hafenturm. In: Heinz Günter Horn (Hrsg.): Die Römer in Nordrhein-Westfalen. Konrad Theiss, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0312-1, S. 462 f., hier S. 463.
  6. a b Werner Eck: Köln in römischer Zeit. Geschichte einer Stadt im Rahmen des Imperium Romanum. Greven, Köln 2004, ISBN 3-7743-0357-6, S. 81.
  7. Klaus Schäfer: Andernach – Drehscheibe des antiken Steinhandels. In: Steinbruch und Bergwerk. Denkmäler römischer Technikgeschichte zwischen Eifel und Rhein (= Vulkanpark-Forschungen. Band 2). Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, Mainz 2000, ISBN 3-88467-048-4, S. 83–109, hier S. 87 f.
  8. Gerta Wolff: Das römisch-germanische Köln. Führer zu Museum und Stadt. 5. Auflage, J. P. Bachem, Köln 2000, ISBN 3-7616-1370-9, S. 170.
  9. Werner Eck: Köln in römischer Zeit. Geschichte einer Stadt im Rahmen des Imperium Romanum. Greven, Köln 2004, ISBN 3-7743-0357-6, S. 171.
  10. Hanns Hubert Leuschner, Barbara Leuschner: Exkurs 3: Prüfung der von Hollstein (1966) vorgenommenen dendrochronologischen Datierungen »Köln, frührömischer Hafenturm oder Quaderbau« sowie »Köln, Uferbefestigung«. In: Walter Geis, Ulrich Krings (Hrsg.): Köln: Das gotische Rathaus und seine historische Umgebung (= Stadtspuren – Denkmäler in Köln. Band 26). J. P. Bachem, Köln 2000, ISBN 3-7616-1391-1, S. 181–188.
  11. Werner Eck: Köln in römischer Zeit. Geschichte einer Stadt im Rahmen des Imperium Romanum. Greven, Köln 2004, ISBN 3-7743-0357-6, S. 81 mit Anm. 25 auf S. 749.
  12. a b Marianne Gechter, Sven Schütte: Ursprung und Voraussetzungen des mittelalterlichen Rathauses und seiner Umgebung. In: Walter Geis, Ulrich Krings (Hrsg.): Köln: Das gotische Rathaus und seine historische Umgebung. J. P. Bachem, Köln 2000, ISBN 3-7616-1391-1, S. 69–195, hier S. 79.
  13. Eck bezieht sich auf Neu 1997 und Neu 1998.
  14. Hansgerd HellenkemperKöln, II: Archäologisch. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 17, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2000, ISBN 3-11-016907-X, S. XXFehler im Ausdruck: Unerkanntes Wort „xx“, hier S. 95.Fehler bei Vorlage * Parameter ungültig (Vorlage:RGA): "3"; "2"