Benutzer:Phil Buchenrauch/Thilo

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Oberlausitzer Grenzurkunde

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Text der Urkunde

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der nachfolgende lateinische Text folgt der bei Richard Jecht[1] abgedruckten Fassung D. Die deutsche Übersetzung lehnt sich an die Übersetzung von Christine Klecker[2] an, weicht aber ab, wenn es die Zeilenstruktur erfordert, oder Passagen ungenau wiedergegeben waren. Die Anmerkungen sind so numeriert, dass sie den Punkten in Alfred Meiches Karten [3] entsprechen, so verweist z.  Anmerkung IV,7 auf Punkt 7 im Grenzabschnitt IV. Bei topografischen Bezeichnungen wird als Übersetzung der heutige Name angegeben, wenn die Zuordnung gebräuchlich ist.
Bei ausreichender Fensterbreite werden Original und Übersetzung nebeneinander angezeigt.

Eingangsprotokoll
† In nomine sancte et individue trinitatis. Amen
Wenzezlaus, dei gratia rex Boemorum quartus, omnibus
in perpetuum.
Cum clare memorie[Anm. 1] karissimus pater noster Otokarus
rex illustris cum venerabili domino Brunone Misnensis
ecclesie episcopo bona fide limites inter terras Zagost et Bvdissin
viris honestis Burkardo de Gnaswitz, Bernardo de
Kamentze, Reinhardo de Wichowe, Heidenrico de
Dobrvs, Friderico Wertes, Suickero de Ztraele,
Christano et Gerlaco, de Landeschrone, Rvdolfo de
Godowe, Hermanno de Lvbchowe, Florino de Gorlitz
et Heinrico de Woisitz sub debito prestiti sacramenti
commiserit distinguendos, quia idem viri burquardos terrarum
ipsarum vniformiter distinxerunt, nos factum idem gratum
habentes et ratum presentis scripti testimonio et sigilli nostri
munimine roboramus auctoritate nostra regia districte mandates,
vt eadem distinctio inuiolabiter obseruetur in cultis et colendis
et vniuersis pertinentiis subnotatis.

Eingangsprotokoll
† Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit. Amen.
Wenzeslaus von Gottes Gnaden vierter König[Anm. 2]von Böhmen, allen
für immer.
Als unser teuerster Vater Ottokar berühmten Angedenkens,
der erlauchte König, mit dem ehrwürdigen Herrn Bruno von Meißen,
Bischof der Kirche, um in gutem Vertrauen die Grenzen zwischen den Ländern Zagost und Budissin[4]
zu bestimmen, die ehrbaren Männer Burkhard von Gnaschwitz, Bernhard von
Kamenz[Anm. 3], Reinhard von Weicha, Heidenreich von
Doberschau, Friedrich Wertes, Suidger von Strehla,
Christian und Gerlach von der Landeskrone, Rudolf von
Göda, Hermann von Lubachau, Florin von Görlitz
und Heinrich von Woisitz unter der Verpflichtung des heiligen Eides
beauftragte, weil dieselben Männer die Burgwarde derselben Länder
einträchtiglich getrennt haben, halten wir diesen Sachverhalt für willkommen
und gültig durch das Zeugnis des vorliegenden Schreibens und bekräftigen es
durch die Befestigung unseres Siegels. Mit unserer königlichen Autorität weisen wir an,
dass die Festlegungen unverletzlich beachtet werden in bebauten, zu bebauenden
und allen Zugehörungen, die unten aufgeführt sind.

Grenzabschnitt Ia (Zeilen 19–24) ................................................
A Niza contra Poloniam: Per directum usque ad mon-
tem Yezwinche; abinde in cumulos Kamenikopkidua; inde in
angulum Nakuchipozkaki; inde in montem Tizowe; abinde
in Moztet; inde in sepulchrum Winichopez; inde in
riuum Qviz. Ibi distinctio est suspensa propter distinctionem
inter Zagost et Poloniam nodum factam.

Grenzabschnitt Ia (Meiche S.153–162)
Von der Neiße[Ia 1] gegen Polen: Geradewegs bis zum Berg
Yezwinche[Ia 2]; von dort zu den Hügeln Kamenikopkidua[Ia 3]; von dort zum
Winkel Nakuchipozkaki[Ia 4] von da zum Berg Tizowe[Ia 5], von da
zum Moztet[Ia 6]; von da zum Grabmal Winichopez;[Ia 7]; von da zum
Fluss Queis.[Ia 8] Dort ist die Festlegung ausgesetzt, weil die Trennung
zwischen Zagost und Polen noch nicht getroffen ist.

Grenzabschnitt Ib (Zeilen 25–31) ................................................
Item contra Boemiam: A montibus Snesnize in
Bischowe maiorem; inde in paruam Bischowe; inde in
Zvchidol; abinde in Rokitowikeren; abinde in sepulchrum
Droszowicoph; inde in riuum Koren; abinde in Nizzam;
Nizzam sursum, usque dum influit Kameniza, et usque
ad ortum eius. Omnia limitibus hiis inclusa episcopi sunt
Misnensis.

Grenzabschnitt Ib (Meiche S.162–174)
Desgleichen [d. h. von der Neiße] gegen Böhmen: Von den Bergen Snesnize[Ib 1]
zur großen Bischowe[Ib 2]; von da zur kleinen Bischowe[Ib 3]; von da
nach Zuchidol[Ib 4]; von da nach Rokitowikeren[Ib 5]; von da zum Grabmal
Droszowicoph[Ib 6]; von da zum Fluss Koren[Ib 7]; von da zur Neiße[Ib 8];
die Neiße aufwärts, bis zur Mündung der Kameniza[Ib 9], und bis
zu deren Ursprung[Ib 10]. Alles, was diese Grenzen einschließen, gehört dem Bischof
von Meißen.

Grenzabschnitt II (Zeilen 32–44) ................................................
Item de burquardo Dolgawitz: Ab eo loco, vbi influit
Lvbotna et Oztsniza, ad defluentem in Oztsnizam riuum
Peztowe et ortum eius; abinde in semitam Betozkaziza et in
montem Jelenihora; abinde in ortum Camenize et per decur-
sum eius usque ad distinctionem Zagost et Bvdissin; abinde
in riuum, qui Sprewa dicitur et defluit per Gerhartsdorf,
et decursum eius usque ad antiquam stratam contra Jawornik;
ab ipsa strata contra Bvdissin in Sprewam, que defluit per
villam Zalom, et per decursum eius in riuum Jedle et
quendam cumulum ex directo; inde in semitam, qua itur de
Glussina in vallem, et per eandem vallem in Lvbotam.
Omnis fundus terminis hiis inclusus ad Misnensem pertinet
episcopatum.

Grenzabschnitt II (Meiche S.174–181)
Desgleichen über den Burgward Dolgowitz: Von dem Ort, wo zusammenfließen
Lubotna
[II 1] und Oztsniza,[II 2] zur Mündung in die Oztsniza des Baches
Peztowe[II 3] und zu dessen Ursprung[II 4]; von dort zum Pfad Betozkaziza[II 5] und zum
Berg Jelenihora[II 6]; von dort zum Ursprung der Kemnitz[II 7] und diese abwärts
bis zur Grenze zwischen Zagost und Budissin[II 8]; von da
zum Fluss, der Sprewa genannt wird und durch Gersdorf fließt[II 9],
diesen abwärts bis zur alten Straße gegen Jauernick[II 10];
von derselben Straße gegen Budissin zur Sprewa, die fließt durch
das Dorf Sohland[II 11], und an diesem Wasserlauf bis zum Fluss Jedla[II 12] und
geradeaus zu einem gewissen Hügel[II 13]; von da zu dem Pfad, der führt von
Glossen[II 14] in das Tal[II 15], und durch dieses Tal zur Lubota[II 16].
Aller Boden, der in diesen Grenzen eingeschlossen ist, gehört dem Meißner
Bischof.

Grenzabschnitt III (Zeilen 45–56) ...............................................
De burquardo Dobrus: Ab antiquo campo trans Sprewam
Daniberowobrod; abinde in antiquam semitam, qua itur
Weletin, et sic per eam usque in Sebnizam in locum, ubi
mansit antiquitus heremita. Item ex alio latere a cumulo,
qui est inter Kossiciz et Nowozodliz, in aquam, que dicitur
Zehohzere usque Dimin; inde in maiorem stratam contra
Niwenkyrchin usque in Ratolfis siffen et per decursum eius
in Wazownizam; abinde in Tyzowe et in montem Bvcko-
wagora; abinde ad summitatem montis, unde oritur riuus
Welewiza et Zlatwina; abinde in Sebnizam et per ascensum
eius usque ad locum heremite predicti. Ad Misnensem
episcopatum pertinet, que terminis includuntur.

Grenzabschnitt III (Meiche S.171–189)
Über den Burgward Doberschau: Von dem alten Platz/Feld[III 1] über die Spree
Daniberowobrod[III 2]; von da zum alten Pfad, der führt nach
Wilthen[III 3], und so auf diesem bis zur Sebnitz[III 4] zu dem Ort, wo
von alters her ein Einsiedler lebte[III 5]. Desgleichen von der anderen Seite des Hügels[III 6],
der zwischen Katschwitz und Weißnaußlitz liegt, zum Wasser, das genannt wird
Zehohzere[III 7], bis Diehmen[III 8]; von dort auf der größeren Straße[III 9] gegen
Neukirch bis zu Ratolfis siffen[III 10] und diese abwärts
bis zur Wesenitz[III 11]; von dort zur Tyzowe[III 12] und zum Berg
Buckowagora[III 13]; von dort zum Gipfel des Berges[III 14], wo entspringt der Fluss
Welewiza[III 15] und die Zlatwina[III 16]; von dort zur Sebnitz[III 17] und aufwärts
diese bis zum Ort des vorgenannten Einsiedlers[III 18]. Zum Meißner
Bistum gehört, was die Grenzen einschließen.

Grenzabschnitt IV (Zeilen 57–69) ..............................................
Item de burquardo Sizen: Per semitam de Sizen in
Godowizam; inde in cumulum Cossowe; ab illo in cumulum
prope viam, qua itur de Bvdissin Zocowe; ab eadem
via donec prope viam Gvnthersdorf; inde in riuum
Guzk et in maiorem riuulum; de Guzk in Radel; de Radel
in Camenahora; abinde ad summitatem montis inter Poren
et Lipowahora; abinde in Belipotoch et sic usque in
Wazownizam; abinde in Isenberch; abinde vbi
Lawan et Poliza confluent, per decursum Polize, usque dum
confluat cum Lozna; a Lozna in Sabnizam et ita usque
ad locum, ubi limites Tyzowe, Bvcowahora, Wele-
wiza in Sebnizam protenduntur. Omnia limitibus hiis inclusa
ad dominum regem spectant.

Grenzabschnitt IV (Meiche S.189–202)
Desgleichen über den Burgward Seitschen: Auf dem Pfad von Seitschen[IV 1] zum
Gödaer Wasser[IV 2]; von dort zum Hügel Cossowe[IV 3]; von dort zum Hügel[IV 4]
nahe dem Weg, der von Budissin nach Zockau führt; von diesem
Wege bis nahe an den Weg [nach] Günthersdorf[IV 5], von dort zum Bach
Gaußiger Wasser[IV 6], und zum größeren Bach[IV 7]; von Gaußig nach Radel[IV 8]; von Radel
zum Camenahora[IV 9]; von dort zum Gipfel des Berges zwischen Poren[IV 10]
und Lipowahora[IV 11]; von dort nach Belipotoch[IV 12] und so bis zur
Wesenitz[IV 13]; von dort zum Isenberch[IV 14]; von dort, wo
Lawa[IV 15] und Polenz[IV 16] zusammenfließen, die Polenz abwärts, bis
sie mit der Lozna zusammenfließt[IV 17]; von der Lozna zur Sebnitz[IV 18] und so bis
zu dem Ort, wo die Grenzen von Tyzowe, Bucowahora, Wele-
wiza bis an die Sebnitz reichen. Alles, was in diesen Grenzen eingeschlossene ist,
ist Besitz des Königs.

Grenzabschnitt V (Zeilen 70–83) ...............................................
Item hii sunt limites, qui distinguunt Godowe et
terram regis: A loco, vbi a semita de Syzen per limites
Radel, Camenahora, Belipotoch et decursum Lozine in
Sabnizam peruenitur, inde in ortum Lozine; abinde in ortum
Lezsne sicce et per decursum eius, donec defluat in
Wazowenizam; per decursum Weszonize ad Rvbum
Erlinum; abinde super montem Scutkowe usque in Visch-
pach; de Vischpach usque in Rederam, que fluit per
Saelinginstat et usque ad ortum eius; abinde in riuum, qui
fluit inter Frankintal et Herte; exinde in mediam paludem,
que est inter Ramnowe et Gisilbrehtisdorf; exinde in
Album Lapidam et usque in fontem prope Tvtzik; abinde in
veram Zrebernizam. Omnia infro hos limites contenta
ad Misnensem pertinent ecclesiam.

Grenzabschnitt V (Meiche S.202–215)
Ebenso sind dies die Grenzen, die trennen Göda und
das Land des Königs: Von dem Ort, wo der Pfad von Seitschen über die Grenzen
Radel, Camenahora, Belipotoch und die Lozina abwärts zur
Sebnitz verläuft, von dort zum Ursprung der Lozina[V 1]; von dort zum Ursprung
der trockenen Lezsna[V 2] und diese abwärts bis sie mündet in
die Wesenitz[V 3]; die Wesenitz abwärts zum Wald
Erlinum[V 4]; von dort über den Berg Scutkowe[V 5] bis nach Fischbach[V 6];
von Fischbach bis zur Röder, die fließt durch
Seeligstadt[V 7] und bis zu ihrem Ursprung[V 8]; von dort zum Bach, der
zwischen Frankenthal und Großharthau fließt[V 9]; von dort mitten in den Sumpf,
der zwischen Rammenau und Geißmannsdorf[V 10] ist; von dort
zum Weißen Stein[V 11] und bis zur Quelle nahe Tutizk[V 12]; von dort zur
echten Zreberniza[V 13]. Alles innerhalb dieser Grenzen enthaltene
gehört zur Meißner Kirche.

Grenzabschnitt VI (Zeilen 84–97) ..............................................
Item inter Prisez et Camentze: Per antiquam stratam,
qua itur de Bvdissin contra Albeam, in antiquam vadum
trans Alestram et sic usque in Tiffindal; abinde in Polsnizam;
de Polsniza ad locum, vbi in eam defluit Lvsna, et
usque ad ortum Lusne; abinde in pedem montis Radebizk
et usque ad semitam Pribizlai; inde per descensum montis
et semite contra Bvdissin in maiorem Polsnizam; per
eandem semitam in minorem Polsnizam; abinde in riuum Tvssin
usque ad ortum eius; inde in Jawor et per decursum Jawor ad
agros antiquitus excultos.
In qibusdam autem locis, vbi limites contra terram
Bvdissin se extendunt, distinctionis mentio necessaria non
fuit, quia ea antiquitas obtinebat. Extremitates vero
propter noualia, que dubium generant, sunt distincte.

Grenzabschnitt VI (Meiche S.215–233)
Desgleichen zwischen Prietitz und Kamenz: Über die alte Straße[VI 1],
die von Bautzen zur Elbe führt, zur alten Furt
durch die Elster[VI 2] und so bis zum Tiefental[VI 3]; von dort zur Pulsnitz[VI 4];
von der Pulsnitz zum Ort, wo die Lusna in sie mündet[VI 5], und
bis zum Ursprung der Lusna[VI 6], von dort zum Fuße des Keulenbergs[VI 7]
und bis zum Pfad des Pribislaus[VI 8]; von dort über den Abhang des Berges
und den Weg gegen Budissin zur großen Pulsnitz[VI 9]; über
denselben Pfad zur kleinen Pulsnitz[VI 10], von dort zum Bach Tussin[VI 11]
bis zu dessen Ursprung[VI 12]; von dort zur Jauer[VI 13] und die Jauer abwärts bis
zu den seit alters kultivierten Äckern[VI 14].
Aber an bestimmten Orten, wo die Grenzen bis zum Land
Budissin reichen, war eine Erwähnung der Abgrenzung nicht notwendig,
weil diese seit alter Zeit festgelegt sind. Die Flurgrenzen aber,
die wegen der neuen Rodungen Zweifel erzeugten, sind tatsächlich entschieden.

Poenformel, Beglaubigung und Schlussprotokoll
Quia vero ad seruandam distinctionem predictam mouetur
fideliter nostra intentio et voluntas in bonis omnibus cultis
et incultis et pertinentiis vniuersis, que infra limites
prenotatos Misnensi noscuntur episcopatui pertinere, firmamus
per regium bannum pacem, sub obtentu gracie nostre distric-
tissime inhibentes, ne quis omnio Misnensem ecclesiam aut
rectores eius episcopos in posterum pertubare audeant
in eisdem, si indignationem nostram et proprii corporis et
rerum periculum voluerit euitare.
Testes huius rei sunt: Albertus illustris dux Saxonie,
Theodericus comes de Bren, Erkimbertus burch-
gruius de Strakinberch, Hogerus de Frideberch,
Heinricus de Barvth, Gvntherus et Rudolfus fratres
de Biberstein, Heinricus de Liebintal, Bernhardus de
Kamentze, Wilricus de Landischrone et alii quam plures.
Datum in Lapide Regis anno dominice incarnationis
MCCXLI. Nonas Maii, indictione quartadecima, pro-
xima die post festum beati Johannis ante portam Latinam.

Poenformel, Beglaubigung und Schlussprotokoll
Weil aber unsere Absicht und unser Wille aufrichtig bedacht sind auf die Einhaltung
der vereinbarten Grenzfestlegung in allen bebauten und
unbebaute Gütern und allem dazugehörenden, das innerhalb der
vorbenannten Grenzen zum Meißner Episkopat gehört, bekräftigen wir
mit dem königlichen Bann den Frieden, unter dem Schutz unserer Gnade
verhängen wir strengstens, dass niemand die gesamte Meißner Kirche oder
ihre leitenden Bischöfe in Zukunft zu stören wagen soll,
wenn er unserer Entrüstung und der Gefahr für Körper und
Eigentum entgehen will.
Zeugen dieser Sache sind; Albrecht, erlauchter Herzog von Sachsen,
Theodoricus Graf von Brehna[Anm. 4], Erkimbert Burg-
graf von Starkenberg, Hoyer von Friedeburg[Anm. 5],
Heinrich von Baruth, Günther und Rudolf Gebrüder
von Biberstein, Heinrich von Liebethal, Bernhard
von Kamenz, Wilrich von Landeskrone und viele mehr.
Gegeben auf dem Königstein im Jahre der Menschwerdung des Herrn
MCCXLI. Am neunten Mai, in der 14. Indiktion, am Tag nach
dem Fest des heiligen Johannes vor dem lateinischen Tor.

Das doppelseitige Wachssiegel trägt auf der Vorderseite das Bild des Königs Wenzel mit der Umschrift + PAX REGIS WENCEZLAI IN MANV SANCTI WENCEZLAI, auf der Rückseite das Bild des heiligen Wenzel mit der Umschrift + SANCTUS WENCEZLAUS BOEMORUM DUX. Die Siegel aller vier Ausfertigungen sind einheitlich.[1]:67

Anmerkungen zum Urkundentext

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Punkt Ia,1 nördlich von der Mündung der Wittig in die Neiße bei Radmeritz, Meiche S. 154, Wittigmündung
  2. Punkt Ia,2: Richter-Berg bei Ober-Rudelsdorf nordöstlich von Seidenberg, Meiche S. 159, Richter-Berg
  3. Punkt Ia,3 Doppelhügel nördlich Altseidenberg, Meiche S. 161, Kamenikopkidua
  4. Punkt Ia,4 Katzenwinkel nahe der Katzbach-Quelle, Meiche S. 156, Katzenwinkel
  5. Punkt Ia,5 Höllen-Berg nahe dem Katzenwinkel, Meiche S. 157, Höllen-Berg
  6. Punkt Ia,6 Brücke über das Rothwasser bei Nieder-Ullersdorf, Meiche S. 157, Moztech
  7. Punkt Ia,7 slawischer Begräbnisplatz am Ur-Berg südlich Ober-Linda, Meiche S. 158, Ur-Berg
  8. Punkt Ia,8 Queisbrücke in Örtmannsdorf, Meiche S. 158, Queisbrücke
  1. Punkt Ib,1 Kuppenlandschaft um den Großen Berg bei Großhennersdorf, Meiche S.163, Goßer Berg
  2. Punkt Ib,2, Petersbach südlich [[Herrnhut] als größerer Quellbach der Pließnitz, Meiche S.164–168, Petersbach
  3. Punkt Ib,3 der Strahwalder Bach, Meiche S.166 Karte
  4. Punkt Ib,4 Kemnitztal südlich des Dorfes Kemnitz, Zuchidol übersetzt Meiche als dürres Tal, der Grenzverlauf wird hier durch die Grenze von Abschnitt II mitbestimmt, Meiche S.169, Kemnitztal
  5. Punkt Ib,5 Buschbach im Nonnenwald, Meiche S.170, Wald-Bach
  6. Punkt Ib,6 Ringelberg am Scheidebach nördlich Berzdorf, Meiche S. 170, Karte
  7. Punkt Ib,7 Niechaer Bach, Meiche S.172, Niechaer Bach
  8. Punkt Ib,8 Mündung der Pließnitz in die Neiße, Meiche S.171–172, Karte
  9. Punkt Ib,9 Mündung des Steinbachs (Kameniza) in die Neiße bei Feldleuba, Meiche S.163, Steinbach-Mündung
  10. Punkt Ib,10 Quellgebiet des Steinbachs, Meiche S.163, Karte
  1. Punkt II,1 Löbauer Wasser bei Kleinradmeritz, Meiche S.174
  2. Punkt II,2 Rosenhainer Wasser, Meiche S. 174 Karte
  3. Punkt II,3 das Grundwasser mündet bei Wendisch-Paulsdorf, Meiche S.175, Karte
  4. Punkt II,4 Quelle des Grundwassers am Jäckel-Berg zwischen Ebersdorf und Herwigsdorf, Meiche S.175, Jäckel-Berg
  5. Punkt II,5 nicht mehr vorhandener Weg von Löbau am Jäckel-Berg vorbei zum Zuckmantel, Meiche S.175–176, Zuckmantel
  6. Punkt II,6 Hirsch-Berg, Meiche S.175, Hirsch-Berg
  7. Punkt II,7 Quelle der Kemnitz, Meiche S.176, Kemnitzquelle
  8. Punkt II,8 Burgberg nördlich Altbernsorf, Meiche S.176, Burgberg
  9. Punkt II,9 Weißer Schöps entspringt im Großen Nonnenwald, Meiche S.177–178, Karte
  10. Punkt II,10 Nordspitze der Sohländer Gemarkung, Meiche S.178, Karte
  11. Punkt II,11 Schwarzer Schöps
  12. Punkt II,12 Jedla ist das Bächlein, das bei Gut Goßwitz in den Schwarzen Schöps mündet, Meiche S.179, Karte
  13. Punkt II,13 Petschkenberg, Meiche S.179, Petschkenberg, Meiche S.179
  14. Punkt II,14 südöstlich Glossen, Meiche S. 179
  15. Punkt II,15 Tal des Löbauer Wassers
  16. Punkt II,16 Löbauer Wasser, Meiche S.179
  1. Punkt III,1 Meiche nennt den Flurnamen „Altes Feld“, der auf der rechten Spreeseite in der Nähe von Doberschau lag, Meiche S.182
  2. Punkt III,2 Danibor-Furt über die Spree, nahe der „Böhmischen Brücke“ in Obergurig, über die der „Withener Steig“ führte, Meiche S.182 Böhmische Brücke
  3. Punkt III,3 der alte Pfad ist der Böhmische Steig, der östlich am Dorfe Wilthen, Weifa und Steinigtwolmsdorf und am Hutberg vorbeiführte und weiter über Hilgersdorf und Lobendau, Meiche S. 182 Karte
  4. Punkt III,4 der Heimichbach mündet bei Obereinsiedel in die Sebnitz, Meiche spricht von Lobendauer Quellbach der Sebnitz, Meiche S.182
  5. Punkt III,5 am Spitzenberg bei Obereinsiedel (Horni Poustevna), Meiche S.183, Spitzenberg
  6. Punkt III,6 die Urkunde springt hier zurück zum Ausgangspunkt bei Doberschau, Meiche hält den Hügel (Höhe 261,2 m) in Weißnaußlitz für möglich, wählt in der Karte aber den Tschelentsy, Meiche S.183–184, Tschelentsy
  7. Punkt III,7 der Bach, der von Arnsdorf nach Dretschen und Diehmen fließt und ins Lange Wasser mündet, Meiche S.184
  8. Punkt III,8
  9. Punkt III,9 Straße über den Kleebusch nach Neukirch führt
  10. Punkt III,10 ein Bächlein, das zwischen Lämmerberg und Galgenberg entspringt und in Neukirch in die Wesenitz mündet (von „siefen“ mhd. für tröpfeln), Meiche S.185, Ratolfs Siefe
  11. Punkt III,11 Mündung des Baches in die Wesenitz, hier lag noch lange die Grenze zwischen den meißnischen und dem lausitzischen Teil Ober-Neukirschs, Meiche S.185
  12. Punkt III,12 Tyzowe sei der damalige Name des Ringenhainer Wassers gewesen, erst seit Ende des 16. Jahrhunderts werde es als Oberlauf der Wesenitz angesehen, Meiche S.186–187, [1]
  13. Punkt III,13 Buckowagora = Buchberg nordwestlich von Ober-Hilgersdorf, Meiche S.187, Buchberg
  14. Punkt III,14 Hoher Hahn im Hohwald, Meiche S.188–189, Hoher Hahn
  15. Punkt III,15 der an der Südostseite des Hohen Hahns entspringende Seifenbach (Bublava), Meiche S.188
  16. Punkt III,16 der an der Nordseite des Hohen Hahns entspringende Heimichbach (Luční potok), Meiche S.188–189
  17. Punkt III,17 südlich des Spitzenbergs trifft der Heimichtbach auf den Frohnbach und flieeßt in die Sebnitz, Meiche S.189, Karte
  18. siehe Punkt III,5
  1. Punkt IV,1 etwa der Weg von Kleinseitschen am Langen Wasser entlang nach Göda, Meiche S.190
  2. Punkt IV,2 Die Bezeichnung Gödaer Wasser galt für das Lange Wasser früher erst ab Göda und für den von Kleinförstchen über Preske zufließenden Bach, im Messtischblatt deuten „L.S.“ für Lausitzer Seite und „M.S.“ für Meißner Seite noch auf die Grenze hin, Meiche S.190, Gödaer Wasser
  3. Punkt IV,3 eine unscheinbare Erhebung zwischen Seitschen und Birkau, Meiche S.191–192, Karte
  4. Punkt IV,4 der etwa 558 m hohe Hügel liegt da, wo die Fluren von Zockau, Günthersdorf und Kleingaußig zusammenstoßen, Meiche S.192, Karte
  5. Punkt IV,5 der Weg von Budissin führte über Techritz, Drauschkowitz, Brösang nach Zockau, der Weg nach Günthersdorf ist entweder der von Zockau oder der von Seitschen kommende Weg, die Grenze führt nordöstliche an dem bischöflichen Günthersdorf vorbei, Meiche S.192
  6. Punkt IV,6 der kleinere bei Günthersdorf entspringende Bach, Meiche S.192
  7. Punkt IV,7 der größere bei Naundorf entspringende Quellbach des Gaußiger Wassers, Meiche S.192
  8. Punkt IV,8 die Grenze verlief über den Liskenhübel zum Radel, das Meiche im Raubschloss am Gickelsberg erkennt, Meiche S.192–193, Raubschloss
  9. Punkt IV,9 Camenohora=Steinberg, die Grenze verlief nördlich des Steinbergs und über den Fuchsstein-Rücken, Meiche S. 193, []
  10. Punkt IV,10 der Berg ist der Hohe Hahn zwischen Niederneukirch und Tröbigau, Poren deutet Meiche als Klosterberg, Meiche S.193–195, Hoher Hahn
  11. Punkt IV,11 Lipowahora=Linzberg südlich des Hohen Hahns (in Karten nicht auffindbar), Meiche S.193–195
  12. Punkt IV,12 Belipotoch ist das Rinnsal am Südhang des Hohen Hahns, das die Grenze zwischen den meißnischen Oberputzkaus und dem lausitzischen Niedrneukirch bildet, Meiche S.195
  13. Punkt IV,13 Mündung des Rinnsals vom Hohen Hahn in die Wesenitz
  14. Punkt IV,14
  15. Punkt IV,15
  16. Punkt IV,16
  17. Punkt IV,17
  18. Punkt IV,3
  1. Punkt V,1
  2. Punkt V,2
  3. Punkt V,3
  4. Punkt V,4
  5. Punkt V,5
  6. Punkt V,6
  7. Punkt V,7
  8. Punkt V,8
  9. Punkt V,9
  10. Punkt V,10
  11. Punkt V,11
  12. Punkt V,12
  13. Punkt V,13
  1. Punkt VI,1
  2. Punkt VI,2
  3. Punkt VI,3
  4. Punkt VI,4
  5. Punkt VI,5
  6. Punkt VI,6
  7. Punkt VI,7
  8. Punkt VI,8
  9. Punkt VI,9
  10. Punkt VI,10
  11. Punkt VI,11
  12. Punkt VI,12
  13. Punkt VI,13
  14. Punkt VI,14
  1. „clare memorie“ fehlt in A und B
  2. In der Reihe böhmischer Herrscher war Wenzel erst der vierte König, viele seiner Vorgänger waren Herzöge
  3. Bernhard II. von Kamenz, Vater des späteren Meißner Bischofs Bernhard III. von Kamenz
  4. Christine Klecker nennt hier Dietrich von Brehna
  5. der erste bekannte Besitzer der Burg Hoyerswerda

Die Festlegung der Grenze

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Besiegelung der Urkunde durch König Wenzel I. 1241 auf dem Königstein stellte den Abschluss eines längeren Prozesses dar, den Richard Jecht akribisch rekonstruiert hat.[1]:72-73

  1. Im Jahre 1213 führten 12 Männer eine Scheidung der Burgwarde innerhalb der Länder Zagost und Budissin durch.
  2. Im Jahre 1223 unternahmen dieselben Männer, im Auftrag des Königs Otakar und des Kronprinzen Wenzel, der damals dux Budissinensis war, sowie des Bischofs Bruno von Meißen, eine neue Berainung ähnlichen Inhalts. Sie fertigten darüber ein Protokoll an, das sich auch auf ihre frühere Arbeit von 1213 stützte und in die spätere Grenzurkunde einging. Es enthielt etwa 100 Geländemerkmale, die den Grenzverlauf bestimmten. Am häufigsten wurden Wasserläufe genannt, die die Grenzlinie über eine längere Strecke definierten, gefolgt von Bergen und Hügeln.
  3. Auf der Grundlage dieses Berainungsprotokolles von 1223 wurden 1228 durch Vermittlung des Mainzer Bischofs Siegfried II. von Eppstein zwei Urkunden zur Besiegelung durch die beiden böhmischen Könige ausgestellt, die jedoch nicht vollzogen wurden.
  4. Erst 1241 wurde die Urkunde von König Wenzel vollzogen.

Richard Jecht vermutet, dass die Urkunde 1228 nicht ratifiziert wurde, weil die böhmische Seite mit dem Ergebnis unzufrieden war. Nach der Schlacht bei Liegnitz am 7. April 1241 befürchtete König Wenzel jedoch mongolische Einfälle in Mähren und der Oberlausitz und suchte Verbündete. Deshalb unterzeichnete er am 7.Mai 1741 auf dem Königstein im Beisein des Meißner Bischofs Konrad die Urkunde. Die Tatsache, dass vier Ausfertigungen der Urkunde überliefert sind, die sich in einigen Passagen deutlich unterscheiden, erklärt Jecht folgendermaßen: Nachdem Wenzel seine Zustimmung zur Ratifikation gegeben hatte, gab Bischof Konrad seiner Kanzlei den Auftrag, zwei Ausfertigungen anzufertigen — eine für das bischöfliche und eine für das königliche Archiv. Die bischöfliche Kanzlei nahm die nicht bestätigte Urkunde von 1228 als Grundlage, ließ aber den Anfang von 1228 stehen, ersetzte jedoch den Schluß (Zeugen und Datierung) nach den geänderten Verhältnissen vom Mai 1241. Die Kanzlei Wenzels fand in diesen Urkunden, die durch ihren Anfang und ihr Ende eine Zwittergestalt hatten, keinen Fehler und versah A und B mit dem königliche Siegel. Danach aber bemerkte man, dass man zwei in sich ganz widersprüchliche Urkunden bestätigt hatte, ließ zwei neue, einwandfreie Urkunden C und D ausfertigen und mit zwei gleichen Siegeln versehen.

Oberlausitzer Grenzurkunde Karte 1 (östlicher Teil) von Alfred Meiche
Oberlausitzer Grenzurkunde Karte 2 (westlicher Teil) von Alfred Meiche

Die Grenzurkunde beschreibt sechs Gebiete, von denen vier dem Bischof von Meißen zugeordnet werden:

  1. Das Gebiet zwischen Neiße und Queis (Ia) und der Eigensche Kreis (Ib) - meißnisch.
  2. Das Gebiet um den ehemaligen Burgward Dolgowitz (II) - meißnisch.
  3. Das Gebiet um den ehemaligen Burgward Doberschau (III) - meißnisch.
  4. Das Gebiet des ehemaligen Burgward Seitschen und das Gebiet östlich einer Grenzlinie entlang der Sebnitz, Polenz und Wesenitz bis zur Elbe (IV) - böhmisch.
  5. Das Gebiet zwischen Prietitz und Kamenz (VI) - ohne Herrschaftszuordnung.

Die Frage nach dem genauen Verlauf der 1241 festgelegten Grenzen beschäftigte die Historiker seit Anfang des 19. Jahrhunderts. Im Jahre 1908 veröffentlichte Alfred Meiche eine umfassende Interpretation der Urkunde, die bis heute weitgehend anerkannt ist.[3] Die Deutung der Grenzurkunde wird vor allem dadurch erschwert, dass für die Geländemerkmale alte, längst verschwundene Namen verwendet werden. Oft sind sie nur nach dem Hörensagen aufgeschrieben wie z. B. Nakuchipozkaki im Grenzabschnitt Ia, was Meiche als eine phonetische Wiedergabe des slawischen na kuči po kački deutete und als im Winkel an der Katzbach übersetzte, da die Katzbach auch Kočka hieß. Außerdem benutzte Meiche historische Urkunden über Schenkungen und Dienst- bzw. Abgabepflichten, die für einzelne Orte darüber Auskunft geben, ob sie unter meißnischer oder böhmischer Herrschaft standen. Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, dass in der Urkunde nur die groben Eckpunkte der Grenzen angegeben sind, weshalb sich Meiche zusätzliche „auf topographische Untersuchungen [stützt], die zeigen, dass sich die alten Herrschaftsgrenzen zumeist dem Laufe heutiger Flurgrenzen anschmiegen.“[3]:155 Die nebenstehenden Karten zeigen den von Meiche rekonstruierten Grenzverlauf.


Die Grenze folgte von der Elbe kommend dem Sebnitzbach aufwärts, ging dann bei Sebnitz nach Norden Richtung Langburkersdorf, wandte sich von dort nordwestlich nach Frankenthal, wo sie ein Stück der Schwarzen Röder folgte. Die Grenze verlief dann weiter über den Keulenberg hinweg nach Pulsnitz. Von da an bildete das gleichnamige Flüsschen bis zu seiner Mündung in die Schwarze Elster die Grenzmarkierung.

Der Burgward von Doberschau mit den Dörfern Schwarznaußlitz, Singwitz, Blumenthal, Obergurig und Mönchswalde gehörte dem Bistum Meißen, war aber von böhmischem Gebiet umschlossen. Auch die meißnische Enklave Bischdorf östlich von Löbau wird in der Grenzurkunde erwähnt.

Vorgeschichte der Grenzurkunde

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus den unterschiedlichen und teils widersprüchlichen Formulierungen in den vier Exemplaren der Grenzurkunde hat Richard Jecht ihre Entstehung rekonstruiert:[1]:72-73

  1. 1213 fand durch 12 Männer eine Scheidung der Burgwarde innerhalb der Länder Zagost und Budissin statt.
  2. Darauf unternahmen 1223 dieselben Männer, offiziell von dem König Otakar und dem Kronprinzen Wenzel, der damals dux Budissinensis war, sowie von dem Bischof Bruno beauftragt, eine neue Berainung ähnlichen Inhalts. Sie fertigten darüber ein Protokoll, das sich auch auf ihre frühere Arbeit von 1213 stützt und uns in den späteren schriftlichen Niederschlägen erhalten ist.
  3. Auf Grund dieses Berainungsprotokolles von 1223 wurden 1228 durch Vermittlung des Bischofs Siegfrid von Mainz behufs Vollziehung durch die beiden böhmischen Könige zwei Urkunden ausgefertigt, sie wurden aber nicht vollzogen.
  4. Im Jahre 1241 wurde endlich die (erhaltene) Urkunde von dem König Wenzel vollzogen.

Um die Sache noch mehr zu veranschaulichen, wollen wir die einzelnen Abschnitte der Urkunde auf die in Frage kommenden Jahre verteilen. Ich betone zuvor noch einmal, daß die 4 Exemplare vom Anfang bis zum Ende 1241 niedergeschrieben sind. Von ihren Teilen aber entstammen ursprünglich den Jahren 1241 a) am Eingange nur die Worte in C und D (Nos) Wenzeslaus dei gracia rex Boemorum quartus omnibus in perpetuum. Cum clare memorie; b) der Schluß, nämlich die Zeugenreihe und die Datierung mit der Indiktion in D und A. 1228 a) Der gesamte erste Teil der Urkunde bis Zeile 18 pertinentiis subnotatis mit den wenigen Ausnahmen unter 1241. b) Wohl die Worte gegen den Schluß hin, Zeile 98—106: Quia vero bis voluerit evitare1. 1223 a) Der ganze Kern, d. h. das eigentliche Grenzprotokoll der distinctores von Zeile 19—97: A Niza bis Extremitates — sunt distincte; b) die Indiktion in C und wahrscheinlich auch in B. 1213 Teile des Kerns von 1223. Will man demnach der Grenzurkunde ein Jahr zufügen, so kann das nur 1223 sein.

Jecht vermutet, dass 1228 die böhmischen Könige die Urkunde nicht ratifizierten, weil sie mit dem Ergebnis unzufrieden waren. Aber nach der Schlacht bei Wahlstatt am 7.April 1241 König Wenzel Einfälle der Mongolen in Mähren und der Oberlausitz fürchtete, Verbündete brauchte und deshalb am 7.Mai 1741 die Urkunde auf dem Königstein unterzeichnete gemeinsam mit dem Meißner Bischof Konrad.

  • Nr. 121. 1241. 7. Mai - K[önig] Wenzel von Böhmen bestätigt zur Beseitigung fernerer Streitigkeiten die von Eingesessenen der Oberlausitz festgestellten Grenzen der bischöflichen Güter und der der böhmischen Krone. In: Ernst Gotthelf Gersdorf (Hrsg.): Codex diplomaticus Saxoniae regiae (= Hauptteil II - Die Urkunden der Städte und geistlichen Institutionen in Sachsen). Band 2 - Urkundenbuch des Hochstifts Meißen. Giesecke & Devrient, Leipzig 1864, S. 109–112 (isgv.de – Text von Original A im Hauptstaatsarchiv Dresden).
  • Krzysztof Fokt: Terrra Zagozd - Ein Beitrag zur Verfassungsgeschichte der Oberlausitz. In: Neues Archiv für Sächsische Geschichte. Band 84, 2014, S. 223–239, doi:10.52411/nasg.Bd.84.1013.S.223-239. // S.226 Eine Entscheidung, ob der Name *Zagozd einen ganzen Gau oder lediglich Besitzungen der Bischöfe bezeichnet, „ist möglich, weil der uns überlieferte Text dieser Quelle grundsätzlich aus zwei Hauptschichten besteht. Das sind nämlich die eigentliche Grenzurkunde, die Ergebnis der kommissarischen Güterumrainung war,14 und die Bestätigungsurkunde, die zur Bekräftigung der 1223 durchgeführten Grenzscheidung diente. Dieser Zweischichtigkeit der Oberlausitzer Grenzurkunde verdankt die bisherige Forschung nicht nur zwei höchst interessante Zeugenlisten,15 sondern auch zwei unterschiedliche Begriffe von *Zagozd. … Es stellt sich demnach heraus, dass die Grenzscheidung von 1223 zwischen der bischöflichen und königlichen Herrschaft im Rahmen der bereits vorhandenen Territorialeinheiten Bautzen und *Zagozd erfolgte.“ S.227-229 Fehlinterpretation Meiches bei Abschnitt Ib der Grenzurkunde. Richtig ist nach Fokts Ansicht, den Abschnitt Ib als Südgrenze gegen Böhmen zu verstehen, sie endete westlich der Neiße, um Ostritz oder südlich von Zittau. Dass die Westgrenze der Gebiete meist nicht beschrieben wird, erklärt sich daraus, dass sie nicht umstritten waren. // S. 231 Grenze zwischen Zagost und Budissin lag vor Arbeit der Berainungskommission fest, wahrscheinlich schon bei Ersterwähnung von Zagost 1144, und entsprach vermutlich dem Jauernicker Urpfarrprengel, der sich demnach an Neiße, Pließnitz und Weißem Schöps ausdehnte, von Tauchritz im Süden bis Kunnersdorf im Norden (etwa 17 km). // S.231 „Vermutung, dass es die ganze Ostoberlausitz sei, die sich in den Jahren 1144 bis 1228 unter dem Begriff *Zagozd versteckt hat, wird auch dadurch untermauert, dass nach Aussage der Urkunde Königs Konrad III. von 1144 es dort nicht nur bischöfliche Besitzungen gab, sondern auch landesherrliche.“ // S.236 „Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass der Wald (*gozd), hinter dem Gau *Zagozd lag, sich westlich von dem Altsiedelland um Görlitz, Jauernick, Nieda und Ostritz erstreckte und eine Abgrenzung des Neißegebiets (*Zagozd) von dem Spreegebiet (Bautzener Land) bildete. Einen solchen Grenzwaldstreifen hat bereits 1923 Max Jänecke auf siedlungsgeschichtlichen Grundlagen rekonstruiert. Er soll sich im Süden über die Wasserscheide von Neiße und Spree und weiter nördlich von Weißem und Schwarzem Schöps ausgebreitet haben. Überreste dieses vermuteten Grenzwaldes sind bis heute erhalten: die Wälder um Kottmar und Sonnenhübel, der Berthelsdorfer Forst, der Große Nonnenwald, die Königshainer Berge. Der Verlauf dieses Grenzstreifens entsprach vermutlich im Wesentlichen der einstigen Grenzzone zwischen *Milcane und *Bûžuncane. … Dafür sprechen wenigstens siedlungsgeschichtliche Hinweise, die auf dem Gebiet der späteren Oberlausitz zwei Siedlungsinseln, auf dem Bautzener Gefilde sowie an der Neiße und an deren Zuflüssen (um Görlitz, Nieda, Ostritz und Seidenberg), rekonstruieren lassen, zwischen welchen sich ein Waldstreifen ausbreitete.“ // S.237 „Vermutlich erst die aus den Bedürfnissen der Landesverwaltung resultierende Neuschöpfung der Pfiemysliden, die nach 1142 auf Konrad den Großen übergegangen ist, wurde unter diesem neuen Landesherrn mit Bezug auf den um Bautzen üblichen Sprachgebrauch umbenannt. Bei der Ersterwähnung von *Zagozd 1144 wurde der Restteil des Reichslehens Milska als Miltse bezeichnet.“ // S. 238 Urkunden der Bischöfe von Meißen und Herrscher von Böhmen aus dem 12. und 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts, die Gebiete der späteren Oberlausitz betreffen, können uns für diesen Landstrich nur zwei Territorialbezeichnungen übermitteln, nämlich Bautzen und *Zagozd. Erst ab 1268 treten an ihre Stelle die bei einer Erbteilung der Askanier entstandenen Länder Bautzen und Görlitz. // zweite Přemyslidenherrschaft in Bautzen und Görlitz (1158–1253)
  • Alfred Meiche: Die Oberlausitzer Grenzurkunde vom Jahre 1241 und die Burgwarde Ostrusna, Trebista und Godobi. In: Neues Lausitzisches Magazin. Band 84, 1908, S. 145–251 ([4]).
  • Albert Schiffner: Die zwischen der Krone Böhmen und dem bischöflichen Meißnischen Stuhle in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts aufgerichtete vorzüglich die Oberlausitz betreffende Grenzbestimmungsurkunde. In: Neues Lausitzisches Magazin. Jahrgang 1834 Hefte I.,II.,III. Görlitz 1834, S. 42–69, 195–226, 320–355 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 7. Mai 2024]).
  • Jecht schreibt auf S.71 „Somit ist ganz sicher als Jahr, in welchem die Berainungskommission ihr Protokoll aufnahm, das Jahr 1223 erwiesen.“ „Somit kann kein Zweifel sein, daß die Männer schon vor ihrer Berainungsarbeit von 1223, die ihnen von den zwei Parteien anvertraut wurde, die Grenzen der Burgwarde innerhalb beider Länder [Zagost und Budissin] festgestellt haben.“ S.72: „Fassen wir unsere Ergebnisse zusammen:[1]
  1. 1215 fand durch 12 Männer eine Scheidung der Burgwarde innerhalb der Länder Zagost und Budissin statt.
  2. Darauf unternahmen 1223 dieselben Männer, offiziell von dem König Otakar und dem Kronprinzen Wenzel, der damals dux Budissinensis war, sowie von dem Bischof Bruno beauftragt, eine neue Berainung ähnlichen Inhalts. Sie fertigten darüber ein Protokoll, das sich auch auf ihre frühere Arbeit von 1213 stützt und uns in den späteren schriftlichen Niederschlägen erhalten ist.
  3. Auf Grund dieses Berainungsprotokolls von 1223 wurden 1228 durch Vermittlung des Bischofs Siegfried von Mainz behufs Vollziehung durch die beiden böhmischen Könige zwei Urkunden ausgefertigt, sie wurden aber nicht vollzogen.“ Jecht vermutet, dass 1228 die böhmischen Könige die Urkunde nicht ratifizierten, weil sie mit dem Ergebnis unzufrieden waren. Aber nach der Schlacht bei Wahlstatt am 7.April 1241 König Wenzel Einfälle der Mongolen in Mähren und der Oberlausitz fürchtete, Verbündete brauchte und deshalb am 7.Mai 1741 die Urkunde auf dem Königstein unterzeichnete gemeinsam mit dem Meißner Bischof Konrad. (Zeugen der Unterzeichnung s.S.77, Namen der Scheideleute S. 78)

[Die 4 erhaltenen Exemplare der Grenzurkunde wurde alle 1241 niedergeschrieben, Teile daraus entstammen aber Niederschriften aus den Jahren 1228, 1223 und 1213.]

  1. Im Jahr 1241 wurde endlich die (erhaltenen) Urkunden von dem König Wenzel vollzogen.“
  • S.84: Aufgabe der Grenzkommission war es, die Grenzen zwischen den Ländern Zagost und Budissin sowie die bischöflich meißnischen Grenzen zu bestimmen. Nach einhelliger Auffassung ist Zagost der Queiskreis, die Herrschaft Seidenberg und Friedland und das Weichbild Zittau. Der Zagost stand zunächst ganz unter der Herrschaft des Bischofs. 3 vollständig umzirkte Gebiete: Eigen, Dolgowitz und Doberschau.
  • S.85-86 Die Urkunde lässt erkennen, dass die Grenzfeststellung durch die als Folge der zunehmenden Kolonisation neugegründenten und nue zu gründenden Dörfer veranlasst ist. Deshalb vermeidet die Urkunde Ortschaften als Grenzscheiden anzugegeben. Unter den etwa 100 angegebenen Umrainungspunkten sind am häufigsten Wasserläufe (größere Bäche, kleine Rinnsale und deren Quellen), nämlich 45, dann folgen 20 Berge und Hügel, 12 Straßen, Wege und Steige,
  • S.87 Der König von Böhmen und der Meißner Bischof standen sich damals als zwei sich gleich dünkende Oberherrschaften gegenüber.
  • S.88-94 bringt den Wortlauft der Oberlausitzer Grenzurkunde mit Anmerkungen zu den Unterschieden zwischen den 4 Fassungen.

Domstift / Domkapitel Bautzen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Domkapitel (obersorbisch Tachantski kapitl oder Domstift (obersorbisch Tachantstwo) Bautzen war die Leitungskörperschaft des Doms St. Petri zu Bautzen in administrativen und liturgischen Fragen. Es wurde zwischen 1213 und 1218 vom Meißner Bischof Bruno II. als Kollegiatstift gegründet. An der Spitze des Kapitels standen der Dompropst und sein Stellvertreter, der Domdekan. Das Domstift in Bautzen war nach dem Meißner Domstift die wichtigste Einrichtung des Bistums Meißen. Eine besondere Bedeutung erhielt es mit Einführung der Reformation als einzige weiter bestehende katholische Institution. Der letzte Bischof Johann IX. von Haugwitz ernannte vor seinem Rücktritt 1559 den Dekan des Bautzner Domstifts Johann Leisentrit zum Administrator der beiden zu Böhmen gehörenden Lausitzen und der Reste des Bistums Meißen, 1567 wurde Leisentrit durch den Papst in diesem Amt bestätigt. Bis zur Wiedereinrichtung des Bistums Meißen im Jahr 1921 hatte der Administrator seinen Sitz im Domstift Bautzen.

Das Ensemble der Domstifts-Gebäude in Bautzen wird verkürzt auch einfach als Domstift bezeichnet.

Hermann Kinne: Das Kollegiatstift St. Petri zu Bautzen von der Gründung bis 1569. In: Das (exemte) Bistum Meißen. Band 1. De Gruyter, Berlin 2014, ISBN 978-3-11-033223-0 (germania-sacra.de).

  • Die 1569 dem Bautzener Kapitel übertragene geistliche Administratur auf römisch-katholische Teile der Oberlausitz sicherte dem Stift den Fortbestand bis in die Gegenwart und zugleich die geschlossene Erhaltung seines Urkunden- und Aktenbesitzes. Der schriftlichen Überlieferung lassen sich detaillierte Informationen zum Stiftungswesen, dem Verhältnis zur Stadt, zum Landesherrn und zu anderen geistlichen Einrichtungen entnehmen. Nicht zuletzt dem Weiterbestehen des Bautzener Kollegiatstiftes unter Dekan Johannes Leisentritt verdankt die Oberlausitz ihre besondere Stellung als bikonfessionelles Nebenland der böhmischen Krone. Ein umfangreicher Besitzkatalog und die Viten der Dignitäre und Kanoniker bieten eine breite Materialbasis auch für weitergehende Fragestellungen.



Feudalwirtschaft, Geldwirtschaft im MA

  • Pfründe = Praebende, Tafelgut = Kammergut = Mensalgut
  • Abgaben: Gebühren für kirchliche Akte: z.B. Cathedraticum geht an den Bischof = Altarzins auch Gebühr für Priesterweihe, Spenden, Kollekten
  • Pachten, Feudalrente, Feudalabgaben
  • Zehnt, Zehntherrschaft: Das Recht auf Zehnterhebung wurde verpachtet, verkauft und verschenkt. Zehntherrschaft wurde ürsprünglich nur von Klöstern (Klosterzehnt), kirchlichen Stiftungen oder Domkapiteln ausgeübt. Zehnthof, Zehnscheuer, Großzehnt wird auf Großvieh erhoben, Kleinzehnt wird auf Feldfrüchte und Kleinvieh erhoben, Kreuzugszehnt zeitlich befristete Abgabe zur Finanzierung eines Kreuzzugs, Bergzehnt im Bergbau
  • Ablass, Stiftungen: Memorialwesen speziell Memorialstiftungen.
  • Kauf auf Zehnt (mit Rückkaufsrecht)
  • Zinskauf = Tausch eines Geldbetrags gegen ein jährliches Einkommen, galt eher als ein Kauf denn als ein Kredit
  • Rentenkauf, Ewiggeld
  • Steuer wurde meist vom weltlichen Landesherrn festgesetzt
  • Ämter mit Archidiakonen zur Verwaltung der Territorien des Hochstifts und der Einnahmen Amt (historisches Verwaltungsgebiet)

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d e Richard Jecht: Neues zur Oberlausitzer Grenzurkunde. In: Neues Lausitzisches Magazin. Band 95. Görlitz 1919, S. 63–94 ([2] [abgerufen am 6. Mai 2024]).
  2. Christine Klecker: Die Oberlausitzer Grenzurkunde. Landesausbau im Spannungsfeld von Landschaft und Herrschaftsbildung. In: Rainer Aurig u. a. (Hrsg.): Landesgeschichte in Sachsen. Tradition und Innovation. Studien zur Regionalgeschichte. 10. Bielefeld 1997, ISBN 3-89534-210-6, S. 29–40.
  3. a b c Alfred Meiche: Die Oberlausitzer Grenzurkunde vom Jahre 1241 und die Burgwarde Ostrusna, Trebista und Godobi. In: Neues Lausitzisches Magazin. Band 84, 1908, S. 145–251 ([3]).
  4. Tatsächlich werden Grenzen IN den Ländern Zagost und Busdissin bestimmt, nicht die Grenzen ZWISCHEN ihnen.