Benutzer:Skendix/Spielwiese

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Adelheid von Sachsen-Meiningen, Prinzessin von Preußen

Adelheid Erna Karoline Marie Elisabeth von Sachsen-Meiningen (* 16. August 1891 in Kassel; † 25. April 1971 in La Tour de Peilz) war eine Prinzessin von Sachsen-Meiningen. Durch Heirat wurde sie Prinzessin von Preußen und Mitglied der kaiserlichen Familie zur Zeit des Wilhelminismus. Dem Brauch der Zeit entsprechend wurde sie öffentlich gemeinhin als Prinzessin Adalbert (nach ihrem Ehemann) bezeichnet. Ihr Name ist mit der Entstehung der ersten Erholungsheime für Marineangehörige in Deutschland verbunden.

Adelheid (auf dem Boden sitzend) um 1896 mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern (links Georg, rechts Feodora und auf dem Schoß der Mutter Ernst (1895-1914).

Adelheid, im Familienkreis (Adi bzw. Ady)[1] genannt, war eine Tochter des Prinzen Friedrich von Sachsen-Meiningen (1861–1914) aus dessen Ehe mit Adelheid zur Lippe-Biesterfeld (1870-1948).

Als Angehörige der Herrscherfamilie des Herzogtums Sachsen-Meiningen wurde Adelheid bereits als Kind öffentliches Interesse zuteil (siehe Hofberichterstattung). Die sich Ende des 19. Jahrhunderts zum Massenmedium entwickelnde Fotografie ...

Sie heiratete am 3. August 1914 in Wilhelmshaven, kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges, Prinz Adalbert von Preußen, dritten Sohn des deutschen Kaisers Wilhelm II. Die als sehr harmonisch beschriebene Ehe[2][3] festigte erneut die Beziehungen Preußens mit Sachsen-Meiningen, welches in der Deutschen Frage noch auf Seiten Österreichs gestanden hatte (auch Adelheids Großvater Georg II. und ihr Onkel Bernhard III. waren mit preußischen Prinzessinnen verheiratet). Unter dynastischen Gesichtspunkten ist zudem bemerkenswert, dass mit Adelheid nun eine Enkelin Ernst zur Lippe-Biesterfelds in die kaiserliche Familie einheiratete, dessen Thronbesteigung im Fürstentum Lippe Wilhelm II. knapp 20 Jahre zuvor energisch (jedoch erfolglos) zu verhindern suchte.

In der ausgehenden "Kaiserzeit" waren diverse Ansichtskarten mit verschiedenen Portraits der populären Prinzessin Adalbert verbreitet. Teils handelte es sich um Wohlfahrtskarten, mit deren Verkaufserlös von Adelheid ausgewählte karitative Projekte während des 1. Weltkriegs unterstützt wurden.[4]

Das Paar lebte bis 1919 in Kiel, wo Adelheid ihre insgesamt drei Kinder zur Welt brachte. Das älteste, Prinzessin Viktoria Marina, verstarb noch am Tag der Geburt am 4. September 1915. Die 1917 geborene zweite Tochter erhielt ebenfalls den Namen Viktoria Marina. Nach dem Ende der Monarchie (siehe Novemberrevolution) und der Geburt des Sohnes Wilhelm Viktor verließ die Familie Kiel und lebte zurückgezogen in Bad Homburg vor der Höhe. Dort erwarb Adalbert eine 1910 errichtete Jugendstilvilla, die er nach der Prinzessin Villa Adelheidswert benannte.[5] Da ihre gesundheitlichen Probleme jedoch häufige Aufenthalte in der Schweiz erforderlich machten, siedelte die Familie 1928 schließlich dauerhaft dorthin über. In den ersten Jahren lebte das Paar unter dem Pseudonym „Graf und Gräfin von Lingen“.

Nach dem Tode ihres Mannes am 22. September 1948 unterhielt Adelheid außer zu ihrer Schwägerin, der Kaisertochter Viktoria Luise kaum noch Kontakte zum Haus Hohenzollern.[2] Sie verstarb am 25. April 1971 im Alter von 79 Jahren in La Tour de Peilz am Genfer See.

Prinzessin-Adalbert-Marinegenesungsheime

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter den karitativen Aktivitäten Adelheids sind die Prinzessin-Adalbert-Marinegenesungsheime hervorzuheben, die unter der Schirmherrschaft und maßgeblichen Beteiligung[2] ihrer Namensgeberin in Bayern und Schleswig-Holstein entstanden, "...um den Angehörigen unserer Seestreitkräfte und des Marinekorps in Flandern nach anstrengendem Kriegsdienste die notwendige Ruhe und Erholung zu geben". Es handelte sich dabei um die ersten Erholungsheime für Marineangehörige während entsprechende Einrichtungen für das Heer "schon lange und in größerer Zahl" zur Verfügung standen.[6] Beide Heime wurden, nur wenige Monate vor Kriegsende, im Juli 1918 eröffnet.

Rückansicht des ehemaligen Marinegenesungsheims am Kellersee

Am 20. Mai 1885 eröffnete Johannes Janus in Krummsee (bei Malente) am Kellersee das Hotel „Holsteinische Schweiz“, welches sich großer Beliebtheit erfreute und der heutigen Ferienregion ihren Namen gab. Als aufgrund des 1. Weltkriegs die Gästezahlen stark zurückgingen, wurde die Hotelanlage verkauft und als Marinegenesungsheim für den Aufenthalt von etwa 120[7] Deckoffizieren, Unteroffizieren und Mannschaften hergerichtet. Daneben konnten auch 20 Offiziere untergebracht werden,[A 1] denen eine längere Abwesenheit von ihren Stützpunkten nicht möglich war. Das aus Spenden der Bevölkerung, dem Nachlass Johannes Vahldieks und Mitteln des Prinzenpaares finanzierte Heim wurde "dem Reichsmarineamt mit dem zum Unterhalt erforderlichen Kapital übergeben" und ging damit in Besitz und Verwaltung der kaiserlichen Marine über.[6] Später wurde es unter dem Namen Marinegenesungsheim »Holsteinische Schweiz« genutzt, im Zweiten Weltkrieg diente es als Reservelazarett und ging anschließend in den Besitz der Landesversicherungsanstalt über. Am 17. August 1966 wurde es nach umfangreichen Umbauarbeiten als Landesfinazschule Schleswig-Holstein feierlich eröffnet, die 2016 unter dem Namen Bildungszentrum der Steuerverwaltung (BiZ) ihr 50. Jubiläum feierte.[8] [9]

Bei Berchtesgaden

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorläufer der in ca. 1.000 Metern Höhe gelegenen Anlage auf dem Obersalzberg bei Berchtesgaden war das Hotel Antenberg, welches der Unternehmer Carl von Linde 1917 auf Betreiben Prinz Adalberts und um seine "vaterländische Gesinnung zu erweisen", an den Marine-Offiziers-Verband e.V. verkaufte.[10] Als Adalberthaus diente es zusammen mit dem (nach nach der Tochter des Prinzenpaares benannten) Haus Viktoria Marina als Erholungsheim für Offiziere und Beamte der Marine sowie deren Ehefrauen.[6] Nach dem Ende der Monarchie wurde das Prinzessin-Adalbert-Marinegenesungsheim zunächst weiter unter diesem Namen genutzt, später ist die Bezeichnung Marine-Offiziersheim Hotel »Antenberg« gebräuchlich. 1935, in der Zeit des Nationalsozialismus, wurde es durch Martin Bormann aufgekauft, dem sogenannten Führersperrgebiet Obersalzberg zugeschlagen und bald darauf im Zuge des Ausbaus von Adolf Hitlers Residenz Berghof abgerissen.[10] Ob das Arbeitslager Antenberg auf dem Gelände des ehemaligen Marineheims errichtet wurde, ist derzeit (Februar 2017) nicht belegbar.

Die Ansichtskarten mit Adelheids Portrait gelten, wie alle Ansichtskarten aus jener Zeit, als kulturhistorische Dokumente und werden von entsprechend spezialisierten Philokartisten gesammelt. In einschlägigen Onlineshops findet sich ein umfangreiches Angebot. Dabei werden Karten, die Adelheid als Prinzessin von Sachsen-Meiningen zeigen, allgemein seltener und zu höheren Preisen angeboten als die auflagestärkeren und überregional vertriebenen Karten, die nach ihrer Eheschließung entstanden.

Die Villa Adelheidswert in Bad Homburg ist als Kulturdenkmal in die Hesssische Denkmalliste eingetragen.[11] Sie beherbergt ein Architekturbüro und wird für kulturelle Veranstaltungen wie Ausstellungen und Konzerte genutzt.[12]

Der die Villa umgebende Adelheidswertpark ist ein Überrest des 1822 von der Landgräfin Elisabeth von Hessen-Homburg angelegten Englischen Gartens, der ab den 1960er Jahren größtenteils bebaut wurde. Der erhaltene gebliebene alte Baumbestand mit über 200 Exemplaren ist flächenhaft als Naturdenkmal ausgewiesen.[13]

Die Ehe Adelheids mit Adalbert von Preußen festigte erneut die Beziehungen Preußens mit Sachsen-Meiningen, welches in der Deutschen Frage noch auf Seiten Österreichs gestanden hatte (auch Adelheids Großvater Georg II.[A 2] und ihr Onkel Bernhard III. waren mit preußischen Prinzessinnen verheiratet).

Unter dynastischen Gesichtspunkten ist bemerkenswert, dass mit Adelheid eine Enkelin Ernst zur Lippe-Biesterfelds in die kaiserliche Familie einheiratete, dessen Regentschaft im Fürstentum Lippe Wilhelm II. knapp 20 Jahre zuvor im Lippischen Erbfolgestreit energisch (jedoch erfolglos) mit Verweis auf dessen angeblich nicht standesgemäße Abstammung zu verhindern suchte. Noch 1905 strafte er den lippischen Fürsten Leopold IV. (Ernsts Nachfolger und Adelheids Onkel) mit öffentlicher Mißachtung.[Beleg fehlt 1]

Ob und inwieweit Adelheid zu ihrem Einsatz für die Marinegenesungsheime durch ihrer Tante Maria Elisabeth von Sachsen-Meiningen (1853-1923) inspiriert wurde, die 191? (ebenfalls in der Nähe von Berchtesgaden) ein Erholungsheim für Postbeamtinnen, Lehrerinnen.. des Landes Sachsen-Meiningen stiftete,[Beleg fehlt 2] ist derzeit (Februar 2017) nicht belegbar.

Ahnentafel Adelheid von Sachsen-Meiningen
Ururgroßeltern

Herzog
Georg I. von Sachsen-Meiningen (1761–1803)
∞ 1782
Louise Eleonore zu Hohenlohe-Langenburg (1763–1837)

Landgraf und Kurfürst
Wilhelm II. von Hessen-Kassel (1777–1847)
∞ 1797
Auguste von Preußen (1780–1841)

Fürst
Karl Ludwig zu Hohenlohe-Langenburg (1762–1825)
∞ 1789
Amalie Henriette zu Solms-Baruth (1768–1847)

Fürst
Emich Carl zu Leiningen (1763–1814)
∞ 1803
Victoire von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1786–1861)

Graf Wilhelm Ernst zur Lippe-Biesterfeld (1777–1840)
∞ 1803
Modesta von Unruh (1781–1854)

Friedrich Ludwig zu Castell-Castell (1791–1875)
∞ 1816
Friederike Christiane Aemilia zu Hohenlohe-Langenburg (1793–1859)

Reichsgraf Caesar Alexander Scipio von Wartensleben (1785-1851)
∞ 1808
Friederike Wilhelmine von Gfug (1789-1831)

Arnold Halbach (1787–1869)
∞ 1821
Johanna Karoline Mathilde Bohlen (1800–1882)

(Stammeltern der Unternehmerdynastie Bohlen und Halbach)

Urgroßeltern

Herzog Bernhard II. von Sachsen-Meiningen (1800–1882)
∞ 1825
Marie von Hessen-Kassel (1804–1888)

Fürst Ernst I. zu Hohenlohe-Langenburg (1794–1860)
∞ 1828
Feodora zu Leiningen (1807–1872)

Graf Julius zur Lippe-Biesterfeld (1812–1884)
∞ 1839
Adelheid Klothilde zu Castell-Castell (1818–1900)

Graf Leopold Otto von Wartensleben (1818–1846)
∞ 1841
Mathilde Halbach (1822-1844)

Großeltern

Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen (1826-1914)
∞ 1858
Feodora zu Hohenlohe-Langenburg (1839–1872)

Grafregent Ernst zur Lippe-Biesterfeld (1842–1904)
∞ 1869
Karoline Gräfin von Wartensleben (1844–1905)

Eltern

Friedrich von Sachsen-Meiningen (1861–1914)
∞ 1889
Adelheid zur Lippe-Biesterfeld (1870–1948)

Adelheid von Sachsen-Meiningen (1891–1971)

Aus ihrer Ehe mit Adalbert hatte Adelheid folgende Kinder:

  • Viktoria Marina (*/† 4. September 1915)
  • Viktoria Marina (11. September 1917 – 21. Januar 1981)[14]
∞ 1946 (gesch. 1962) Kirby William Patterson (1907–1984)
  • Wilhelm Viktor (15. Februar 1919 – 07. Februar 1989)[14]
∞ 1944 Marie Antoinette Hoyos, Freiin zu Stichsenstein (1920–2004)
  1. Die Möglichkeit, 20 Offiziere "unterzubringen", ist vor dem Hintergrund des damaligen Standesdenkens zu sehen. Ein Offizier hatte Anspruch auf größeren persönlichen Komfort als ein Mannschaftsdienstgrad, Unter- oder Deckoffizier. Das Marinegenesungsheim verfügte demnach also auch über einige luxuriöser eingerichtete Zimmer.
  2. Georg II. heiratete 1850 Charlotte von Preußen. Nach ihrem Tod im Jahr 1855 heiratete er 1858 Adelheids Großmutter, Feodora zu Hohenlohe-Langenburg (1839-1872) und nach deren Tod 1873 die bürgerliche Schauspielerin Ellen Franz (1839-1923), was ihn bei Kaiser Wilhelm II. in Mißkredit brachte.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Monarchies of Europe Saxe-Meiningen Royal Family (Memento vom 30. Juni 2012 im Webarchiv archive.today)
  2. a b c Jörg Kirschstein: Adalbert Prinz von Preussen. Artikel auf der Internetpräsenz des Hauses Preussen
  3. Karin Feuerstein-Praßer: Die Deutschen Kaiserinnen 1871–1918, Piper Verlag 2002, S. 254.
  4. Ferd. Urbahns, Hofphotopraph, Kiel: Undatierte Ansichtskarte mit dem Abbild der Prinzessin sowie einem Faksimile ihrer Unterschrift und handschriftlichen Notiz: "Adelheid / Prinzessin Adalbert / Zum Besten / der Marinedivision / in Flandern"
  5. http://www.adel-unique.com/location/villa-adelheidswerd/
  6. a b c Die Prinzessin-Adalbert-Marinegenesungsheime. In: Die Woche, Nummer 29, 20. Jahrgang. Verlag von August Scherl GmbH, Berlin 1918
  7. Richard Fleischer (Hg): Deutsche Revue: Eine Monatsschrift, Band 43, Teile 3-4, Deutsche Verlags-Anstalt 1918
  8. Finanzministerin Monika Heinold: 50-jähriges Jubiläum der ehemaligen Landesfinanzschule und des heutigen Bildungszentrums der Steuerverwaltung (BiZ). Ansprache vom 9. September 2016. (als PDF)
  9. Landesfinanzschule bleibt in Krummsee. In: Ostholsteiner Anzeiger vom 23. November 2012. (Artikel online)
  10. a b Ulrich Chaussy; Christoph Püschner: Nachbar Hitler: Führerkult und Heimatzerstörung am Obersalzberg. Ch. Links Verlag, 7., aktualisierte Auflage 2012, ISBN 978-3-8615-3704-5, S. 24 bzw 137
  11. Villa Adelheitswert auf der Internetpräsenz des Landesamts für Denkmalpflege Hessen
  12. http://www.adel-unique.com/
  13. Adelheidswertpark. Archiviert vom Original am 1. März 2016; abgerufen am 27. April 2016.
  14. a b Einträge zu Viktoria Marina bzw. Viktor Wilhelm von Preußen auf geni.com
  1. :-(
  2. Die Woche, 1910er Jahre


Kategorie:Ernestiner]] Kategorie:Haus Sachsen-Meiningen]] Kategorie:Geboren 1891]] Kategorie:Gestorben 1971]] Kategorie:Frau]]

Das will ich auch irgendwann noch fertig machen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1937 wurde das Schiff auf Briefmarken und Münzen verschiedener Länder abgebildet.

1937 war die jährliche deutsche Zuschlagmarken-Serie Für die Winterhilfe dem Thema Schiffe gewidmet. Der Wert zu 8 Reichspfennig (zuzüglich eines Spendenzuschlags von 4 Pfg) zeigt die damalige Padua nach einem Entwurf von Werner und Maria von Axster-Heudtlaß. Die Marke erschien am 04. November 1937 und war bis zum 30. Juni 1938 frankaturgültig.[1]

Am 18. September 1981 erschien die 6-teilige sowjetische Briefmarkenserie Segelschiffe. Der Wert zu 20 Kopeken zeigt die Kruzenshtern und wurde in einer Auflage von 4.700.000 Stück gedruckt.[2]

Am 19. August 1995 gab die belgische Post eine von Johan Mahieu gestalte Sonderbriefmarke zu 16 Francs heraus, die die Kruzenshtern zeigt. Die Auflage beträgt 1.500.000 Stück.[3]

1996 Aserbaidschan [4]

1997 wurden der Kruzenshtern zwei russische Gedenkmünzen gewidmet; eine Silbermünze mit dem Nominalwert von 100 Rubel und eine Goldmünze mit dem Nominal von 1000 Rubel. --> Noch: 1111,0861 Gramm (32,15 Unzen) 900er Silber, Auflage von 500 Stück 155,5 Gramm 999er Gold, Auflage 250 Stück. <-- [5] <-- passt nicht!

2006: Russische Sonderbriefmarke

2016: Guinea

Belegbeispiel Literatur[6]

Belegbeispiel Internet[7]

Belegbeispiel Archiv[8] ...und gleich nochmal[8]

„Fisch könnte ebenso heute ein Zeuge für die Geschichte gewesen sein, die sie um ihn errichtet haben. Es zeigt sich nicht das Bild eines Mannes, der mit 50.000 $ Lösegeld durchs Leben stolziert, sondern das eines vom Schicksal geschlagenen, der durch seine Armut verurteilt ist, in einem ungepflegten Schlafzimmer zu leben und schließlich in Armut an Tuberkulose zu sterben.“

The Lodi News: Aus der zeitgenössischen Berichterstattung über den Prozess gegen Bruno Richard Hauptmann (Januar 1935)[9]

Isidor Srul Fisch (geb. 26. Juli 1905 in Leipzig, Deutsches Kaiserreich; gest. 29. März 1934 in Leipzig) war ein deutscher Emigrant in den USA. Bekannt wurde er postum durch den international beachteten Indizienprozess gegen Bruno Richard Hauptmann, der für die Entführung und Ermordung des Sohnes der Flugpioniere Anne und Charles Lindbergh zum Tode verurteilt wurde. Hauptmann beteuerte seine Unschuld und gab an, den bei ihm gefundenen Teil des Lösegelds von seinem Freund und Geschäftspartner Isidor Fisch erhalten zu haben. Aufgrund dieser Einlassung ist Fisch Teil der bis heute andauernden Kontroverse um die Hintergründe des als Jahrhundertverbrechen bezeichneten Kriminalfalls um das Lindbergh-Baby.[10][11].

Isidor[A 1] Fisch wurde am 26. Juli 1905 im Leipziger Stadtteil Mockau in einer jüdischen Familie als Sohn des Handelsmanns Salman Fisch geboren.[12] 1925 emigrierte er in die USA nach New York City. Er lebte in Mietwohnungen in der Bronx zusammen mit weiteren deutschen Emigranten, arbeitete im Pelzhandel als Fellschneider und war an kleinen Hehlergeschäften beteiligt.

Am 12. Mai 1932, dem Tag, als das Lindbergh-Baby tot aufgefunden wurde, beantragte Fisch einen Reisepass. 19 Monate später, am 9. Dezember 1933, fuhr er auf dem Linienschiff Manhattan mit 600 Reichsmark zurück nach Deutschland, um seine Eltern zu besuchen.[13] Er kehrte nie zurück, da er am 29. März 1934 in Leipzig an Tuberkulose verstarb. Isidor Fisch wurde 28 Jahre alt, sein Grab befindet sich auf dem Neuen Israelitischen Friedhof in Leipzig.[14]

Die "Fisch-Story"

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ein Goldzertifikat verbriefte das Recht auf Umtausch in Goldmünzen.

Am 19. September 1934 wurde Bruno Hauptmann verhaftet, nachdem er an einer Tankstelle mit einem 10 $ Goldzertifikat[A 2] bezahlt hatte, das nachweislich aus dem Lösegeld der Lindbergh-Entführung stammte.[13] Bei der darauf folgenden Hausdurchsuchung wurden in einem Versteck in Hauptmanns Garage weitere 14.000 $ (nach anderen Angaben: fast 12.000 $)[13] aus dem Lösegeld gefunden.[15] Er behauptete, dieses Geld von Isidor Fisch erhalten zu haben.

Hauptmann sagte aus, er sei Fisch erstmals im März oder April 1932 auf Hunters Island begegnet. Da sie beide Deutsche waren,[A 3] seien sie miteinander ins Gespräch und bald darauf überein gekommen, die Risiken und Gewinne aus Fischs Pelzhandel und Hauptmanns Börseninvestitionen miteinander zu teilen.[16] Am 8. Dezember 1933, dem Tag vor Fischs Abreise nach Deutschland, habe auf dessen Wunsch hin eine Abschiedsparty in Hauptmanns Haus stattgefunden. Dabei habe Fisch seinem Geschäftsfreund 2 Koffer mit Robbenfellen[16] sowie einen Schuhkarton[17][18] zur Verwahrung übergeben, Fisch habe dazu erklärt, dass sich "Papiere" darin befänden.[16] Ohne Kenntnis des tatsächlichen Inhalts habe Hauptmann die Schachtel auf einem Regal in der Küche deponiert und nicht weiter beachtet. Mitte August 1934 habe er bei der Überprüfung eines Wasserschadens den durchnässten Karton beschädigt[19][16] und Banknoten im Wert von insgesamt 14.600 $[20] darin entdeckt.[13] Da Fisch inzwischen verstorben war und ihm noch 7.000 $ geschuldet habe[21] (nach anderen Angaben: weil er herausgefunden habe, dass Fisch ihn "betrogen und ausgenommen" hatte),[22] habe er sich entschieden, das Geld zu behalten und auszugeben, ohne seiner Frau etwas davon zu erzählen.[13]

Diese, durch die Bezeichnung Fish-Story in der zeitgenössischen Berichterstattung und Teilen der Literatur als unglaubwürdig konnotierte Einlassung wurde vor Gericht durch Zeugen entkräftet, die beeideten, dass der Angeklagte ihnen bereits einen Monat vor Fischs Abreise (rund 8 Monate, bevor Hauptmann das Geld seinen Angaben zufolge entdeckte und auszugeben begann), durch Zahlungen mit den selten gewordenen Goldzertifikaten aufgefallen war.[19][11][A 4] Zudem reisten im Januar 1935 vier Angehörige von Fisch – sein Bruder, seine Schwester, seine Schwägerin und seine Krankenpflegerin – in die USA, um vor Gericht auszusagen und Hauptmanns Version zu bestreiten.[23] Sie gaben an, Fisch sei zu arm gewesen, um sich die aufgrund seiner Erkrankung benötigten Medikamente leisten zu können.[24]

Am 30. Januar 1935 beurteilte die kalifornische Tageszeitung The Lodi News, die fast täglich über den Verlauf der Gerichtsverhandlung berichtete, Fischs Rolle wie folgt: "Fisch könnte ebenso selbst Zeuge für die Geschichte sein, die sie um ihn errichtet haben. Es zeigt sich nicht das Bild eines Mannes, der mit 50.000 $ Lösegeld durchs Leben stolziert, sondern das eines vom Schicksal geschlagenen, der durch seine Armut verurteilt ist, in einem schmutzigen Schlafzimmer zu leben und schließlich in Armut an Tuberkulose zu sterben".[25]

1976 erregte das Buch Scapegoat: The Lonesome Death of Bruno Richard Hauptmann des US-amerikanischen Journalisten Anthony Scaduto Aufsehen, der Hauptmann als Opfer "einer der skandalösesten Justizverdrehungen"[10] sah. Nach seiner Darstellung wurde eine Reihe von Hauptmann entlastender Indizien unterschlagen: beispielsweise sei Isidor Fisch über ein Jahr vor der Verhaftung Hauptmanns selbst ins Visier der Ermittler geraten, da er aus dem Lösegeld stammende Banknoten bereits kurz nach dessen Übergabe in der Bronx angeboten und auch seine Überfahrt nach Deutschland damit bezahlt habe.[22] Obgleich diese Sachverhalte laut Scaduto aktenkundig waren, seien sie in der Gerichtsverhandlung gegen Hauptmann nicht berücksichtigt worden.[10]

Jim Fisher, ehemaliger FBI-Agent und Dozent für Strafuntersuchung (Criminal Investigation), Strafrecht und Forensik an der Edinboro University of Pennsylvania,[26] weist die Fish-Story und andere Hauptmann entlastende Ansätze als gegenstandslos zurück. In seinen Veröffentlichungen bezeichnet er Hauptmann als den Einzeltäter, als der er verurteilt wurde.[17][27]

  1. In amerikanischen Veröffentlichungen oftmals Isador, Isadore oder Isidore.
  2. Bei Goldzertifikaten handelt es sich um Banknoten, die bis 1933 in den USA als Zahlungsmittel dienten und im Zuge der Abkehr vom Goldstandard aus dem Verkehr gezogen wurden. Ab dem 1. Mai 1933 war der private Besitz von Gold (wozu auch Zertifikate zählten) oberhalb einer Freigrenze von 100 $ aufgrund der Executive Order 6102 von US-Präsident Roosevelt in den USA verboten. Ab diesem Zeitpunkt war die Verwertung des aus Goldzertifikaten bestehenden Lindbergh-Lösegelds erheblich erschwert zumal Einzelhändler dazu aufgerufen waren, Kunden zu melden, die noch über solche Mittel verfügten.
  3. Wie Fisch stammte auch Hauptmann aus Sachsen.
  4. Das auch diese Goldzertifikate tatsächlich aus dem Lösegeld stammten, wurde hierdurch freilich nicht nachgewiesen, erschien im Zusammenhang mit anderen Indizien jedoch plausibel. So war Hauptmann seit der Lösegeldübergabe nicht mehr auf seiner Arbeitsstelle erschienen und hatte seitdem, inmitten der Great Depression, einen Betrag ausgegeben, der zusammen mit den bei ihm gefundenen Banknoten in etwa der Gesamtsumme des Lösegelds von 50.000 $ entsprach. Hauptmann gab an, dieses Geld stamme aus seinen Ersparnissen und Börsengewinnen.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Michel Deutschland-Katalog 1998/1999, Schwaneberger Verlag GmbH, München 1998, ISBN 3-87858-027-4
  2. Michel Europa-Katalog Ost 1988/1989, Schwaneberger Verlag GmbH, München 1988, ISBN 3-87858-257-9
  3. http://www.allnumis.com/stamps-catalog/belgium/boat-ship-vessel/16-francs-1995-the-kruzenshtern-russian-7407
  4. http://colnect.com/de/stamps/list/country/2660-Aserbaidschan/series/96280-Sailing_Ships
  5. 2006 Standard Catalog of World Coins 1901-Present, KP Books, Iola, WI 2005, ISBN 0-87349-987-5
  6. Guido Hitze: „Es ist furchtbar, aber es geht!“ – Das Bindestrich-Land Nordrhein-Westfalen: Bemerkungen zu Geschichte, politischer Kultur und Identität. In: Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit (Hrsg.): Einsichten und Perspektiven. Bayerische Zeitschrift für Politik und Geschichte. Band 2011, Nr. 04. München (Artikel basiert auf einem Vortrag des Autors am 9. Dezember 2010 im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus).
  7. Zentrale Ergebnisse der Sinus-Studie über Migranten-Milieus in Deutschland. (PDF; 65 kB) Sinus Sociovision/Sinus-Institut, 8. Dezember 2008, abgerufen am 19. August 2010.
  8. a b Susanne Loacker: Gesund zu einem schönen, flachen Bauch. In: Tages-Anzeiger. 19. Februar 2008, archiviert vom Original am 7. Juli 2012; abgerufen am 5. Juli 2012.
  9. Bruno is trapped in Fisch tale. Isidore's Life Story is Laid Before Jury in Lindbergh Case. In: The Lodi News. 30. Januar 1935, abgerufen am 12. Oktober 2017 (englisch, im Original: Fisch might as well have been a witness today for the story they built around him pictured him, not as a man swaggering through life with 50.000 $ ransom, but as one beaten by fate, doomed by his poverty to live in a frowsy bedroom and finally die in poverty from tuberculosis).
  10. a b c Solveig Grothe: Lindbergh-Entführung. Das Jahrhundertverbrechen. In: Spiegel Online. 28. Februar 2012, abgerufen am 10. Oktober 2017.
  11. a b Jim Fisher: The Lindbergh Case: A Look Back to the Future. In: Jim Fisher. The Official Web Site. 9. Januar 2008, abgerufen am 10. Oktober 2017 (englisch, Vortrag vor den Mitgliedern der American Society of Questioned Document Examiners anläßlich deren Jahrestagung am 24. August 2003 in Baltimore, Maryland).
  12. Geburtsurkunde von Isidor Fisch. In: The Lindbergh Kidnapping Hoax. 7. Februar 1922, abgerufen am 11. Oktober 2017.
  13. a b c d e Gea de Jong-Lendle: Der Strafprozess des Jahrhunderts. Die Geschichte eines Piloten, eines deutschen Immigranten, einer skeptischen Wissenschaftlerin und des Beginns der forensischen Phonetik. In: Literaturkritik.de. 8. August 2016, abgerufen am 11. Oktober 2017.
  14. Siglinde Rach: Fotografie des Grabsteins von Isidor Fisch. In: The Lindbergh Kidnapping Hoax. 2001, abgerufen am 10. Oktober 2017 (englisch).
  15. Jim Fisher: The Lindbergh Case: Overview. In: Jim Fisher. The Official Web Site. 9. Januar 2008, abgerufen am 11. Oktober 2017 (englisch).
  16. a b c d Hauptmann denies all kidnaping charges. In: The Spartanburg Herald. 26. Januar 1935, abgerufen am 11. Oktober 2017 (englisch, abgedruckt ist der Wortlaut einer Vernehmung Hauptmanns vor Gericht).
  17. a b Jim Fisher: The Lindbergh Case: How Can Such a Guilty Kidnapper Be So Innocent? In: Jim Fisher. The Official Web Site. 9. Januar 2008, abgerufen am 11. Oktober 2017 (englisch, erstmals veröffentlicht in dem Magazin The Chief of Police (Nov./Dec., 1988), pp. 99, 101, 102, 105, 106, 107, 109, Herausgeber: National Association of Chiefs of Police).
  18. Jürgen S. Holm: Neues im Fall der Lindbergh-Entführung: Der Falsche auf dem elektrischen Stuhl? In: Zeit Online. 15. April 1977, abgerufen am 10. Oktober 2017.
  19. a b Hauptmann had ransom coin while Fisch was still here, swears Theater Ticket Seller. In: The Lodi News. 22. Januar 1935, abgerufen am 14. Oktober 2017 (englisch).
  20. Suspect perjury in Hauptmann defense. In: Lewiston Evening Journal. 8. Februar 1935, abgerufen am 12. Oktober 2017 (englisch).
  21. Jim Fisher: The ghosts of Hopewell: Setting the record straight in the Lindbergh case. Southern Illinois University Press, Carbondale (Illinois) 1999, ISBN 0-8093-2285-4 (englisch).
  22. a b USA: Imaginärer Knoten. In: Der Spiegel. 13. Dezember 1976, abgerufen am 10. Oktober 2017.
  23. Historischer Zeitungsausschnitt über den Besuch von Fischs Angehörigen in den USA. In: The Lindbergh Kidnapping Hoax. Abgerufen am 11. Oktober 2017 (englisch, undatiert, ca. 1935).
  24. The Lodi News, 16. Januar 1935 (Abgerufen am 7. Oktober 2017)
  25. Bruno is trapped in Fisch tale. Isidore's Life Story is Laid Before Jury in Lindbergh Case. In: The Lodi News. 30. Januar 1935, abgerufen am 12. Oktober 2017 (englisch, Originaltext: "Fisch might as well have been a witness today for the story they built around him pictured him, not as a man swaggering through life with 50.000 $ ransom, but as one beaten by fate, doomed by his poverty to live in a frowsy bedroom and finally die in poverty from tuberculosis").
  26. Jim Fisher - Biography. In: Jim Fisher. The Official Web Site. 10. Januar 2008, abgerufen am 11. Oktober 2017 (englisch).
  27. Jim Fisher: The Lindbergh Case - FAQ. In: Jim Fisher. The Official Web Site. 9. Januar 2008, abgerufen am 11. Oktober 2017 (englisch).

Achtung: Der Sortierungsschlüssel „Fisch, Isidor“ überschreibt den vorher verwendeten Schlüssel „SachsenMeiningen, Adelheid von“. Kategorie:Charles Lindbergh]] Kategorie:Kriminalfall 1932]] Kategorie:Kriminalfall in den Vereinigten Staaten]] Kategorie:Deutscher Emigrant in den Vereinigten Staaten]] Kategorie:Person (Bronx)]] Kategorie:Person (Leipzig)]] Kategorie:Deutscher]] Kategorie:Geboren 1905]] Kategorie:Gestorben 1934]] Kategorie:Mann]]