Bewegung Morgenlicht

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Unter dem Namen Bewegung Morgenlicht wurden zwischen 31. Oktober 2009 und 5. Februar 2010 sieben Brandanschläge auf Frankfurter Banken verübt, eine Bombenattrappe an den hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch geschickt und weitere Anschläge angedroht. Der Einzeltäter Thomas Richter konnte im Februar 2010 festgenommen werden, wurde im Oktober 2010 zu 4 Jahren und 10 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt und starb im Dezember 2014.

Ziele waren nicht näher definierte Reformen der Wirtschaft, die durch Anschläge (z. B. Brandanschläge) herbeigeführt werden sollten. Die Bewegung äußerte sich als Gegner der Marktwirtschaft und sagte „unsozialen Unternehmen“ den Kampf an.[1] Die Frankfurter Staatsanwaltschaft schloss Nachahmer-Effekte und Trittbrettfahrer nicht aus, das Landeskriminalamt Hessen befürchtete, es könne eine Terrorgruppe ähnlich den Revolutionären Zellen entstehen.[2]

Anschläge und Aufklärung

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Am 2. November 2009 wurden zwei Brandanschläge auf Bankfilialen in Frankfurt verübt. Etwa 1 Uhr nachts wurde die Scheibe einer Dresdner-Bank-Filiale eingeschlagen und ein mit Benzin getränkter Lappen hineingeworfen. Es entstand ein Sachschaden von 10.000 €, wegen der hohen Rauchentwicklung mussten Anwohner evakuiert werden.[3] In der Nacht darauf wurde gegen 1:20 Uhr in Frankfurt-Bockenheim eine Brandbombe, bestehend aus einer mit Butangas gefüllten Spraydose in einer Filiale der Deutschen Bank gezündet. Im Haus befindliche Wohnungen und eine Metzgerei wurden beschädigt. Es entstand ein Sachschaden von 100.000 €.[3][4] Ein Anschlag auf die Sparkasse 1822 wurde angekündigt.[5] Im Januar 2010 wurden mehrere Bekennerschreiben im Zusammenhang mit einer an den hessischen MinisterpräsidentenRoland Koch (CDU) gerichteten Bombenattrappe in Form einer nicht explosiven Rohrbombe[6] versandt. Angedroht wurde darin, eine scharfe Bombe in seinem Umfeld zu zünden, falls Koch an seinen Äußerungen zu einer stärkeren Arbeitspflicht von ALG-II-Empfängern festhalte.[7][8] Im Februar 2010 gab es ein Bekennerschreiben zu einem Brandanschlag auf eine Filiale des Zeitarbeitsunternehmens Randstad,[9] die Urheberschaft eines weiteren Anschlags auf eine Schleckerfiliale wird von den Polizeibehörden im Zusammenhang gesehen.[10]

Am 22. Februar 2010 wurde Haftbefehl gegen Thomas Richter erlassen, der durch Videoaufnahmen an zwei Tatorten und einem Internetcafé enttarnt wurde.[11][12][13] Im Juli 2010 wurde gegen ihn Anklage vor dem Landgericht Frankfurt am Main erhoben.[14] Der Prozess begann am 23. September 2010,[15][16] am 20. Oktober 2010 wurde er zu 4 Jahren und 10 Monaten Freiheitsstrafe wegen schwerer Brandstiftung und Störung des öffentlichen Friedens verurteilt.[17] Wegen seiner Krankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) wurde er früher aus der Haft entlassen.[18] Richter starb am 22. Dezember 2014 in Frankfurt am Main.[19]

Bekennerschreiben und Texte

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Die Presse verglich den Stil der Bekennerschreiben und die Kontakte mit den Medien mit denen der Rote Armee Fraktion.[20][5] Die Financial Times Deutschland zog Parallelen zur RAF und führte aus, dass nach den ersten beiden Anschlägen „nicht weniger als vier Bekennerschreiben bei diversen Frankfurter Medien eingingen“ und bezeichnete das Manifest als „wirr“.[5] Die Frankfurter Allgemeine Zeitung veröffentlichte ein DPA-Foto eines Bekennerschreibens mit RAF-typischer Kleinschreibung.[21] Der Spiegel führte außerdem das Anwachsen linksmotivierter Sachbeschädigungen in Berlin an.[22]

Einzelnachweise

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  1. Bericht auf Heute.at vom 16. November 2009 (abgerufen am 21. November 2009)
  2. Polizei ermittelt gegen „Morgenlicht“ (Memento vom 10. Februar 2010 im Internet Archive), Frankfurter Rundschau vom 6. Februar 2010
  3. a b Zwei Brandanschläge auf Bankfilialen, in: FAZ online (abgerufen am 21. November 2009)
  4. Viertes Bekennerschreiben eingegangen, in: Frankfurter Rundschau online (abgerufen am 21. November 2009) (Memento vom 16. November 2009 im Internet Archive)
  5. a b c Anschläge in Frankfurt: „wir arbeiten mit brandsätzen“, in: FTD online vom 12. November 2009 (abgerufen am 21. November 2009) (Memento vom 13. November 2009 im Internet Archive)
  6. Bombenattrappe für Ministerpräsident Koch, nach DPA vom 23. Januar 2010 Dokumentiert in: direct action news from germany (abgerufen am 24. Januar 2010)
  7. Militante bedrohen Roland Koch (Memento vom 25. Januar 2010 im Internet Archive) Frankfurter Rundschau vom 22. Januar 2010
  8. Koch-Gegner schicken Bombenattrappe Spiegel Online vom 22. Januar 2010
  9. Anschlag auf Randstad (Memento vom 4. Februar 2010 im Internet Archive), Artikel der Frankfurter Rundschau vom 1. Februar 2010
  10. Unbekannte wollen Drogerie anzünden (Memento vom 8. Februar 2010 im Internet Archive), Frankfurter Rundschau vom 5. Februar 2010
  11. Videoaufnahmen verraten 49-Jährigen (Memento vom 27. Februar 2010 im Internet Archive), Frankfurter Rundschau vom 24. Februar 2010
  12. Arbeitsloser Akademiker handelte aus Frust
  13. „Bewegung Morgenlicht“ bedrohte Roland Koch Stern.de vom 24. Februar 2010
  14. Morgenlicht-Prozess am Horizont: in fr-online vom 17. Juli 2010
  15. Gegen Banken, Autos, Koch: in fr-online vom 22. September 2010
  16. Ein ungewöhnlicher Verbrecher: in fr-online vom 23. September 2010
  17. Aus für Morgenlicht: in fr-online vom 21. Oktober 2010
  18. Den Kapitalismus bekämpft und gescheitert fr-online.de vom 15. Februar 2014
  19. Bewegung Morgenlicht: Mehr zu sein als man selbst
  20. Bild online vom 15. November 2009 (abgerufen am 21. November 2009)
  21. Brandanschlag auf Randstad-Büro in Frankfurt. In: FAZ. 1. Februar 2010, abgerufen am 10. April 2023.
  22. New Militant Group Torches Cash Machines in Frankfurt, in: Spiegel online International vom 12. November 2009 (abgerufen am 21. November 2009)