Diskussion:Tenkō

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Letzter Kommentar: vor 7 Jahren von Christian Weisz in Abschnitt Parallelen
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Review (26.4.–1.6.2016)[Quelltext bearbeiten]

Der Begriff tenkō (jap. 転向/Kyūjitai 轉向, deutsch wörtlich: „Richtungsänderung“) bezeichnet die politische Konversion zahlreicher japanischer Sozialisten, die sich in den Jahren 1925 bis 1945 von der linken Bewegung oder Weltanschauung lossagten und nicht selten zum Nationalismus bekannten. Eine politische Konversion konnte ohne direkte Repression des Staates vonstatten gehen, fand jedoch zumeist unter starkem Leidensdruck in Gefängnissen, Zuchthäusern oder Untersuchungshaftanstalten statt. Als Beweggründe für tenkō nannten inhaftierte Sozialisten meist das Erwachen ihres Nationalbewusstseins, familiäre Gründe oder die Entdeckung theoretischer Widersprüche im Marxismus.

Diesen Artikel stelle ich als „Mentor“ des Verfassers Benutzer:Christian Weisz – natürlich mit seinem Einverständnis – hier ein. Meines Erachtens ein Auszeichnungskandidat, der das Thema umfassend, nachvollziehbar und auf dem aktuellen Forschungsstand behandelt. -- DerMaxdorfer (Diskussion \ Bewertung) 00:51, 26. Apr. 2016 (CEST)Beantworten

Sozialistischer Internationalismus[Quelltext bearbeiten]

Abschnittsüberschrift eingefügt, da das Review bereits beendet ist. --DerMaxdorfer (Diskussion \ Bewertung) 14:17, 3. Jun. 2016 (CEST) Sozialistischer Internationalismus: "der sich nach dem Ersten Weltkrieg im Völkerbund materialisierte". Das ist m. E. nicht richtig. Der Völkerbund speiste sich nicht aus Ideen der internationalen Arbeiterbewegung. Da würde ich also nochmal überprüfen.--Allonsenfants (Diskussion) 11:03, 3. Jun. 2016 (CEST)Beantworten

Den Begriff Arbeiterbewegung hast du in diesem Zusammenhang ins Spiel gebracht. Dass die Arbeiterbewegung nicht maßgebend bei der Gründung des Völkerbundes war, stimmt wohl. Aber es waren wohl doch vergleichbare internationalistische Ideen, die sich in der sozialistischen Bewegung einerseits und bei den Gründervätern des Völkerbundes andererseits zeigten. --DerMaxdorfer (Diskussion \ Bewertung) 14:17, 3. Jun. 2016 (CEST)Beantworten
Vielleicht wäre es in diesem Zusammenhang sinnvoll, irgendwo auf Taishō-Demokratie zu verlinken, damit der historische Kontext klarer wird. --Katakana-Peter (Diskussion) 00:14, 4. Jun. 2016 (CEST)Beantworten
Dankeschön für die Kommentare bis hierhin! DerMaxdorfer hat meine Intention ganz richtig erkannt. Es ging darum, den Internationalismus als bedeutende Idee der Zeit zu betonen, die auch japanischen Sozialisten bis Ende der 1920er Jahre als gedankliche Grundlage ihrer Operationen galt (siehe bspw. die Spenden für russische Bauern im russisch-japanischen Krieg oder die Eingliederung der KPJ in die Komintern). Den speziellen Internationalismus der Arbeiterbewegung als gedankliches Fundament des Völkerbundes darzustellen, ist, denke ich, nicht korrekt. Ich würde die Ergänzung von Allonsenfants im betreffenden Textabschnitt daher auch rückgängig machen, falls es keine Einwände gibt. Eine Erwähnung und Verlinkung der Taishô-Demokratie, wie von Katakana-Peter vorgeschlagen, baue ich gerne ein. Zwar gibt es seit einiger Zeit Kritik an der Vorstellung, man habe es in den 1920er Jahren in Japan mit einer demokratischen Bewegung nach europäischem Vorbild zu tun und Kevin Doak hat mehrfach überzeugend gezeigt, dass prominente Liberale wie Ôyama Ikuo sehr wohl Nationalisten waren, aber trotzdem ist der Verweis sicher sinnvoll. Danke noch einmal für die Kritik bisher. Ich würde gerne noch auf mehr Kommentare warten und die nötigen Änderungen dann gesammelt vornehmen. Beste Grüße,--Christian Weisz (Diskussion) 12:40, 10. Jun. 2016 (CEST)Beantworten
Artikel zur Taisho-Demokratie (bin zu faul, immer die Makrons zu suchen) ist sicher ausbaufähig. Wenn dir da gute Quellen vorliegen, kannst du dich vielleicht einmal darum kümmern. Grundsätzlich kannst du dir noch einmal alle Wikilinks im Artikel hier anschauen und dir überlegen, ob es nicht manchmal bessere Linkziele gibt. Vor kurzem hatte ich einen Link auf Ethnonationalismus gesetzt, bin mir aber nicht sicher, ob nicht völkischer Nationalismus besser gewesen wäre. Interessant finde ich auch immer den Begriff "liberal", wenn an über Ostasien spricht und sich auf amerikanische Quellen stützt. "liberal" konnotiert im amerikanischen Englisch oft "links" oder "fortschrittlich", im europäischen Denken aber nicht unbedingt.--Katakana-Peter (Diskussion) 13:16, 10. Jun. 2016 (CEST)Beantworten
Ich möchte mal kurz als Einschub darauf hinweisen, dass die Diskussion auf der Seite der Auszeichnungskandidatur vermutlich mehr Aufmerksamkeit finden würde: Wikipedia:Kandidaturen von Artikeln, Listen und Portalen#Tenkō. Und natürlich sind die Diskutanten eingeladen, auch selbst dort ihre Stimme abzugeben. Viele Grüße, DerMaxdorfer (Diskussion \ Bewertung) 13:46, 10. Jun. 2016 (CEST)Beantworten
  • "Internationalistische Ideen": "Internationalismus" wird auch vom Vatikan gepflegt, war und ist ein Merkmal der Hochadelscliquen und der nichtadligen Milliardärscliquen. Das eine wie andere und manches mehr ("Wir sind doch alle nur Menschen."/"Alle Menschen sind Brüder.") hat nichts mit dem Internationalismus der Arbeiterbewegung zu tun, der einer der Klasse ist, der Klasse der lohnabhängig tätigen Arbeitskräfte, alle ethnischen, religiösen, ideologischen, kulturellen etc. Zuschreibungen überschreitend. So lässt es sich leicht aus der Literatur belegen, wenngleich es heute aus dem Alltagsdenken vieler Menschen gelöscht ist, wie sich immer wieder bemerken lässt.
  • Und noch eine Kleinigkeit: Die Kombination aus "Sozialismus" und "Nationalismus", von der, wenn ich richtig sehe, hier die Rede ist, das ist die bekannte "Querfront"-Mixtur der 1930er Jahre ("Querfront" aus Reichswehr, Gewerkschaften und Strasser-Nazis, siehe Brüning, von Schleicher, von Papen), wie sie immer mal wieder aufgewärmt wird und zur Krisenlösung auch in Japan damals womöglich einlud. Auch an diesem Punkt also bitte die Literatur zu Rate ziehen. Die weiß einfach mehr als unser Alltagsverstand sich oft träumen lässt.--Allonsenfants (Diskussion) 18:37, 10. Jun. 2016 (CEST)Beantworten

Kandidatur vom 1. Juni bis zum 21. Juni 2016[Quelltext bearbeiten]

tenkō (jap. 転向/Kyūjitai 轉向, deutsch wörtlich: „Wendung, Umkehrung, Bekehrung, Konversion[1]“) bezeichnet die politische Konversion zahlreicher japanischer Sozialisten, die sich in den Jahren 1925 bis 1945 von der linken Bewegung oder Weltanschauung lossagten und nicht selten zum Nationalismus bekannten. Eine politische Konversion konnte ohne direkte Repression des Staates vonstatten gehen, fand jedoch zumeist unter starkem Leidensdruck in Gefängnissen, Zuchthäusern oder Untersuchungshaftanstalten statt. Als Beweggründe für tenkō nannten inhaftierte Sozialisten meist das Erwachen ihres Nationalbewusstseins, familiäre Gründe oder die Entdeckung theoretischer Widersprüche im Marxismus.

Dieser Artikel stammt von Benutzer:Christian Weisz und ist meiner Meinung nach ein klarer Auszeichnungskandidat, der – Selbstzitat aus dem Review – „das Thema umfassend, nachvollziehbar und auf dem aktuellen Forschungsstand behandelt“. Besagtes Review blieb über Wochen ohne Beteiligung; die Edits vorher nicht beteiligter Benutzer in der Versionsgeschichte legen jedoch nahe, dass der Artikel in dieser Zeit mehrfach gelesen wurde. Auch andere Japanologen haben den Artikel bereits korrekturgelesen. Der Hauptautor ist mit der Kandidatur einverstanden. --DerMaxdorfer (Diskussion \ Bewertung) 22:12, 1. Jun. 2016 (CEST)Beantworten

Exzellent Klarer roter Faden, verständliche Sprache, überzeugend dargelegt und in einem Rutsch durchzulesen. So wünsch ich es mir. Danke für den Erkenntnisgewinn. VG --Jbergner (Diskussion) 15:17, 2. Jun. 2016 (CEST)Beantworten

Am Anfang des Artikels wird ein "starker Leidensdruck" in Gefängnissen erwähnt. Erfolgte das tenko durch Folterung, Erpressung oder Gehirnwäsche? Die Beweggründe für tenko werden im Artikel nicht ganz klar. Ansonsten sehr schöner Artikel. --ZdBdLaLaLa (Diskussion) 15:17, 5. Jun. 2016 (CEST)Beantworten

@ZdBdLaLaLa: Mit der Frage des starken Leidensdruckes und generell der Beweggründe für Tenkō beschäftigt sich Abschnitt 4 des Artikels („Erklärungsansätze“). Dabei werden die externen Erklärungsansätze (Abschnitt 4.1, z. B. eben Folterung, Erpressung oder Gehirnwäsche) und die internen (folgende Unterabschnitte, v. a. geistige Strömungen als Konversionsmotive) vorgestellt. Tatsächlich wird im Artikel keine eindeutige Wertung vorgenommen (WP:NPOV), welche Gründe die ausschlaggebenden waren – anscheinend ist sich da die Forschung selbst nicht so ganz einig. Viele Grüße, DerMaxdorfer (Diskussion \ Bewertung) 18:38, 5. Jun. 2016 (CEST)Beantworten
Exzellent Ok, ich hatte bei einem solchen Massenphänomen eine eindeutigere Erklärung erwartet, aber wenn das der Stand der Wissenschaft ist, scheint es diese wohl nicht zu geben. --ZdBdLaLaLa (Diskussion) 19:45, 5. Jun. 2016 (CEST)Beantworten
ZdBdLaLaLa, man kann sicher sagen, dass ohne die staatliche Repression die politische Konversion als Massenphänomen zumindest nicht in diesem Ausmaß stattgefunden hätte. Da ist sich die Forschung weitgehend einig. Externer Druck, vor allem der physische, war aber nicht der einzige Grund. Denn in den 1930er Jahren lösten sich auch viele Japaner von ihren weltanschaulichen Überzeugungen, obwohl sie nicht "direkter" Gewalt, sondern "nur" staatlicher Propaganda ausgesetzt waren. Und mehrere politische Konvertiten (Sano Manabu, Hayashi Fusao) erklärten auch nach Kriegsende, wo sie keine Strafe mehr zu fürchten hatten, dass sie freiwillig tenkô begangen hätten und untermauerten das in ihren Schriften. Mit Zwang und Freiwilligkeit ist das deshalb so eine Sache bei tenkô. Eine eindeutige Erklärung, die auf alle gleichermaßen zutrifft, wird es wohl nie geben. Der japanische Pionier in diesem Forschungsbereich ist übrigens der Meinung, dass die Gruppenorientierung der Japaner ausschlaggebend war. Man habe die oft noch sehr jungen Sozialisten nicht prügeln müssen, so Tsurumi Shunsuke, sondern ihnen lediglich eine warmes Reisgericht hinstellen und sagen, dass ihre Mütter sich um sie sorgten. Beste Grüße,--Christian Weisz (Diskussion) 13:07, 10. Jun. 2016 (CEST)Beantworten

Da ich inhaltlich an dem Artikel nicht beteiligt war, stimme ich hiermit auch mal für Exzellent. --DerMaxdorfer (Diskussion \ Bewertung) 20:40, 11. Jun. 2016 (CEST)Beantworten

Zügig, kraftvoll, informativ. Sehr gut gemacht! Exzellent Nanorsuaq (Diskussion) 18:07, 13. Jun. 2016 (CEST)Beantworten

Exzellent Nicht alltägliches und wenig bekanntes Thema hervorragend erläutert. Mit großem Interesse gelesen. --Voyager (Diskussion) 20:21, 15. Jun. 2016 (CEST)Beantworten

Mit fünf zu null zu null Stimmen exzellent. Herzlichen Glückwunsch! F. d. R. Altſprachenfreund, 18:52, 21. Jun. 2016 (CEST)Beantworten

Nach Lektüre des AdT[Quelltext bearbeiten]

Ein paar Hinweis zu diesem interessanten Artikel:

  • Die Einleitung ist an einer Stelle meiner Meinung nach sprachlich unrund. Es wird von einem Ereignis gesprochen „Einer der bekanntesten Fälle von tenkō ereignete sich im Juni 1933…“. Da derartige Konversionen in aller Regel ein „Prozess“ gewesen sein dürften, sollte die Formulierung anders sein, vielleicht: „Zwei bekannte Fälle von tenkō betrafen …“. Die Formulierung „Führungsfigur“ ist ebenfalls nicht sonderlich glücklich.
  • Der Satz über das „kollektive Gedächtnis“ dürfte ebenfalls verbesserungsfähig sein, ich halte ihn in der Sache für nicht zutreffend: „Japanische Journalisten benannten ihre Kehrtwende als tenkō und verankerten diese Bezeichnung alsbald im kollektiven Gedächtnis.“ Journalisten gelingt es, diesen Begriff im Sprachgebrauch zu etablieren. Bevor etwas ins „kollektive Gedächtnis“ wandert, braucht es in aller Regel aber ganz andere Umstände.
  • Der Begriff „moralischer Idealtypus“ ist schief. Er unterstellt nur eine Moral, die „gute“. Das ist so nicht haltbar. Die Formulierung an dieser Textstelle sollte überarbeitet werden, vielleicht: „konnten sich als moralisch einwandfrei Handelnde inszenieren“.

Atomiccocktail (Diskussion) 06:52, 30. Jul. 2016 (CEST)Beantworten

Zu Punkt 2 habe ich mir etwas überlegt, bei Punkt 3 halte ich deinen Vorschlag ebenfalls für schlüssig und habe ihn in den Artikel übernommen. Bei Punkt 1 fällt mir gerade keine passende Lösung ein. --DerMaxdorfer (Diskussion \ Bewertung) 12:20, 31. Jul. 2016 (CEST)Beantworten

Parallelen[Quelltext bearbeiten]

Ich fände eventuell Parallelelen zur Situation im Deutschland der 1930er interessant, wo sich teilweise ja ähnliche Prozesse abgespielt haben, und sich frühere Kommunisten, Sozialdemokraten und bürgerliche Demokraten teilweise dem Nationalsozialismus angenähert haben, interessant. Aber das nur als kleine Meinungsäußerung ... --Furfur Diskussion 14:18, 30. Jul. 2016 (CEST)Beantworten

Ich stimme zu. Der deutsch-japanische Vergleich war auch als mögliches Thema meiner Doktorarbeit im Gespräch. Letztlich habe ich aber keine Diss geschrieben und mich deshalb auch nicht tiefergehend mit dem Thema auseinandergesetzt. Falls jemand sich dieses Aspektes annehmen möchte, wären die Nationalbolschewisten ein interessanter Ausgangspunkt. Viele Grüße,--Christian Weisz (Diskussion) 22:57, 23. Sep. 2016 (CEST)Beantworten