Julius Gumpel

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Nur wenige Jahre nach dieser Aufnahme verfolgt, enteignet, in die Vernichtungslager deportiert, verschleppt und ermordet: „Kommerzienrat Julius Gumpel“;
Zeichnung von August Heitmüller, um 1929

Julius Gumpel (geboren 27. Dezember 1865 in Lindhorst; gestorben Ende September 1942 im Vernichtungslager Treblinka) war ein deutscher Wirtschaftsführer, Kommerzienrat, Bankier und Unternehmer in der Kaliindustrie.[1]

Julius Gumpel war Mitglied der aus Lindhorst stammenden Familie Gumpel. Er durchlief eine Ausbildung zum Kaufmann[2] in Harburg und trat dann in das 1820[3] von seinem Vater gegründete Lindhorster Handelsgeschäft[4] Z. H. Gumpel ein. 1889 wurde er Mitinhaber des Unternehmens und verlegte es in der späten Gründerzeit des Deutschen Kaiserreichs 1894[3] gemeinsam mit seinen Brüdern Max Gumpel und Hermann Gumpel nach Hannover, wo die drei das Unternehmen unter dem Namen Bankhaus Z. H. Gumpel zu einem modernen Bankhaus ausbauten.[2]

Zusammen mit seinem älteren Bruder Hermann[3] engagierte sich Julius Gumpel in den 1890er Jahren in der seinerzeit noch in den Anfängen steckenden[5] Kaliindustrie im Raum Hannover und begründete den späteren Gumpel-Kalikonzern.[3]

Julius Gumpel war Mitglied im Vorstand mehrerer Gruben und hatte zudem zahlreiche Mandate als Aufsichtsrat[2] in der Industrie. Zudem war er Mitglied im Bezirksausschuss der Reichsbankhauptstelle Hannover und Aufsichtsratsvorsitzender der Mechanischen Weberei in Linden. Neben der Führung des Gumpelkonzerns leitete der Wirtschaftsführer auch andere Kaliunternehmen. Zudem bekleidete er vielfach führende Posten in der Zucker-, Eisen- und Elektroindustrie und wirkte teilweise auf weite Gebiete des damaligen Deutschen Reiches.[3] Für diese Tätigkeiten wurde er bald mit dem Ehrentitel Kommerzienrat ausgezeichnet.[2]

1896 wurde Gumpels Sohn Kurt geboren.[6]

Noch vor dem Beginn des Ersten Weltkrieges ließ sich Gumpel in den Jahren 1913 bis 1914 durch den Architekten Fritz Torno eine Villa im hannoverschen Stadtteil Zoo errichten. Sie stand in der (heutigen) Zeppelinstraße 6 Ecke Lüerstraße. Das Bauwerk ist nicht erhalten.[7] Die Villa wurde nach der Beschlagnahme als Obergauführerinnen-Schule des Bund deutscher Mädel genutzt.[8]

Nachdem das Familienunternehmen Z. H. Gumpel zur Zeit der Weimarer Republik 1925 das Bankhaus Ephraim Meyer & Sohn übernommen hatte, wurde Julius Gumpel im Mai 1926 zunächst Mitinhaber der ehemals Meyerschen Firma,[3] trat 1928 aus der Stammfirma seiner Familie aus und übernahm stattdessen die Leitung der von dieser übernommenen Bank.[2]

Gumpel war Mitglied des Komitees verschiedener Förderer der Encyclopaedia Judaica, die ab 1928 in Berlin erschien.[2]

Nach der „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 verlor Julius Gumpel sein gesamtes Vermögen durch Verfolgung und Enteignung. 1942 wurde er zunächst in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und von dort aus nach Treblinka verschleppt, wo er bereits Ende September desselben Jahres ermordet wurde.[2]

  • Siegmund Kaznelson (Hrsg.): Juden im deutschen Kulturbereich. Ein Sammelwerk, 2., stark erweiterte Ausgabe, Berlin: Jüdischer Verlag, 1959, S. 755.
  • Erika Thiemann: Hermann und Julius Gumpel. In: Leben und Schicksal. Zur Einweihung der Synagoge in Hannover, mit Fotos von Hermann Friedrich u. a., Hrsg.: Landeshauptstadt Hannover, Presseamt, in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde Hannover e.V., Hannover: [Beeck in Kommission], [1963], S. 110–115.
  • John F. Oppenheimer (Chefred.), Emanuel BinGorion (Mithrsg.): Lexikon des Judentums, in der Reihe Bibliothek des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V., Gütersloh: Bertelsmann, 1967, Spalte 263
  • Ernst Gottfried Lowenthal: Juden in Preussen. Biographisches Verzeichnis. Ein repräsentativer Querschnitt, Hrsg.: Bildarchiv Preussischer Kulturbesitz, Berlin: Bildarchiv Preussischer Kulturbesitz, 1981, S. 81.
  • Joseph Walk (Hrsg.): Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. Hrsg. vom Leo Baeck Institute, Jerusalem. Saur, München 1988, ISBN 3-598-10477-4, S. 131.
  • Waldemar R. Röhrbein: Kaliwirtschaft/Kaliindustrie. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 334.
  • Ingo Köhler: Stichwort Gumpel. In: Die „Arisierung“ der Privatbanken im Dritten Reich. Verdrängung, Ausschaltung und die Frage der Wiedergutmachung (= Schriftenreihe zur Zeitschrift für Unternehmensgeschichte, Bd. 14), zugleich Dissertation 203 an der Universität Bochum, München: Beck, 2008, ISBN 978-3-406-53200-9, passim; großteils online über Google-Bücher

Einzelnachweise

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  1. Gumpel, Julius (Memento des Originals vom 31. Juli 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/gwlb.de in der Datenbank Niedersächsische Personen (Neueingabe erforderlich) der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek
  2. a b c d e f g Peter Schulze: Gumpel, (2) Julius. In: Stadtlexikon Hannover, S. 48
  3. a b c d e f N.N.: Kommerzienrat Julius Gumpel. In: August Heitmüller (Zeichnungen): Hannoversche Köpfe aus Verwaltung, Wirtschaft, Kunst und Literatur. (August Heitmüller zeichnete die Köpfe. Wilhelm Metzig entwarf die Gesamtausstattung des Werkes.), Bd. 1, Verlag H. Osterwald, Hannover 1929, ohne fortlaufende Seitennummerierung
  4. Peter Schulze: Gumpel, (2) Julius. In: Stadtlexikon Hannover, S. 242
  5. Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Die Brüder Hermann und Julius Gumpel, in dies.: Jüdische Persönlichkeiten in Hannovers Geschichte, vollständig überarbeitete, erweiterte und aktualisierte Neuauflage, Hannover: Lutherisches Verlagshaus, 2013, ISBN 978-3-7859-1163-1, S. 99f.
  6. Werner Röder, Herbert A. Strauss, Dieter Marc Schneider, Louise Forsyth, Jan Foitzik et al. Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 ( = International biographical dictionary of Central European émigrés 1933 - 1945), hrsg. vom Institut für Zeitgeschichte, München, und von der Research Foundation for Jewish Immigration, Inc., New York, Bd. 1.: Politik, Wirtschaft, öffentliches Leben, München: Saur, 1980, ISBN 0-89664-101-5, S. 253f.; online über Google-Bücher
  7. Reinhard Glaß: Torno, Fritz A auf der Seite der Datenbank Architekten und Künstler mit direktem Bezug zu Conrad Wilhelm Hase (1818–1902) in der Version vom 25. Februar 2016
  8. Obergauführerinnen-Schule: beschlagnahmtes jüdisches Eigentum. In: www.ns-zeit-hannover.de. Abgerufen am 25. Januar 2022.