Knud Nierhaus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Knud Hermann Nierhaus (* 7. April 1941 in Bochum; † 7. April 2016) war ein deutscher Biochemiker. Er war Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik in Berlin-Dahlem und außerplanmäßiger Professor an der TU Berlin[1]. Er galt als ein international führender Experte für Ribosomen.

Grabstätte auf dem Waldfriedhof Dahlem

Nierhaus studierte Medizin in Tübingen und Wien und promovierte dann in Tübingen in Medizin 1967. 1970 wurde er Gruppenleiter in Berlin unter Heinz-Günter Wittmann. Nach der Habilitation (1976) wurde er 1980 an der TU Berlin zum Professor berufen. 1984 wurde er Mitglied der European Molecular Biology Organization. Nach seiner Emeritierung (2006) arbeitete er im Labor seines ehemaligen Studenten Christian Spahn. Er starb unerwartet an seinem Geburtstag an einem Herzanfall.[2] Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Waldfriedhof Dahlem (Feld 007-348).

Er war Adjunct Professor an der Lomonossow-Universität.

Nierhaus entwickelte das Alpha-Epsilon-Modell (three site model) der Ankopplung der t-RNA an die m-RNA im Ribosom bei der Translation. Danach gibt es drei Stellen, an denen die t-RNA am Ribosom ankoppelt (A, P, E).[3] Die E-Stelle fand er 1981 (die A und P Stelle war seit den 1960er Jahren bekannt).[4] Außerdem gelang ihm mit F. Dohme 1976 die Rekonstitution der 50S-Untereinheit des Ribosoms aus seinen Konstituenten in vitro[5][6]. Er untersuchte auch die Struktur und Funktion von Ribosomen-Komplexen mit Kryo-Elektronenmikroskopie und mit Röntgenstrukturanalyse. Dabei gelangen auch neue Erkenntnisse über die Antibiotika-Bindestellen im Ribosom.

Die Nierhaus-Gruppe machte außerdem wichtige Entdeckungen im Zusammenhang mit der Regulation der Translation, z. B. bei der Entdeckung des Ribosomen-Assembly-Faktors RsfS (RsfA).[7]

Nierhaus war Amateur-Pianist.

  • Knud Nierhaus in: Hans Beyer, Wolfgang Walter: Lehrbuch der organischen Chemie, Band 46, Hirzel, 1993

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Kürschner Gelehrtenkalender 2009
  2. Daniel N. Wilson, Christian M. T. Spahn: Knud Hermann Nierhaus 1941-2016. In: Nature Structural & Molecular Biology. Band 23, Nr. 6, 2016, ISSN 1545-9985, S. 503–504, doi:10.1038/nsmb.3239, PMID 27273634.
  3. N. Burkhardt, R. Jünemann, C. M. Spahn, K. H. Nierhaus: Ribosomal tRNA binding sites: three-site models of translation. In: Critical Reviews in Biochemistry and Molecular Biology. Band 33, Nummer 2, 1998, S. 95–149, doi:10.1080/10409239891204189, PMID 9598294 (Review).
  4. H. J. Rheinberger, H. Sternbach, K. H. Nierhaus: Three tRNA binding sites on Escherichia coli ribosomes, Proceedings of the National Academy of Sciences USA, Band 78, 1981, S. 5310–5314 (Entdeckung der E-site)
  5. F. Dohme, K. H. Nierhaus: Total reconstitution and assembly of 50 S subunits from Escherichia coli Ribosomes in vitro, J. Mol. Biol., Band 107, 1976, S. 585–599
  6. F. Dohme, K. Nierhaus: Total reconstitution of 50 S subunits from Escherichia coli ribosomes, Methods Enzymol., Band 59, 1979, S. 443–449
  7. Roman Häuser, Markus Pech, Jaroslaw Kijek, Hiroshi Yamamoto, Björn Titz: RsfA (YbeB) proteins are conserved ribosomal silencing factors. In: PLoS genetics. Band 8, Nr. 7, 2012, ISSN 1553-7404, S. e1002815, doi:10.1371/journal.pgen.1002815, PMID 22829778, PMC 3400551 (freier Volltext).