Mia Oberländer

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Mia Sophie Oberländer (* 1995 in Ulm) ist eine deutsche Comic-Künstlerin.

Mia Oberländer wurde 1995 in Ulm geboren. Im Alter zwischen 10 und 11 Jahren entstand bei ihr der Wunsch, Manga- oder Comiczeichnerin zu werden. Auf einem Campingplatz in der Toskana mit ihren Eltern entdeckte sie in einer Ausgabe von Der Spiegel einen Beitrag über das Zeichnen von Manga und malte die Bilder des Artikels nach.[1] Seit 2015 lebt sie in Hamburg.[2] Oberländer studierte Illustration an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg bei Anke Feuchtenberger. Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit entstand ihr Comicdebüt Anna.[3] Inspiriert ist der von ihr bezeichnete „grafische Essay“ durch ihre eigene Familiengeschichte,[4] dabei gehe es um die „Körpergröße in Kombination mit Dünnsein“.[5]

Anna spielt in dem Dorf Bad Hohenheim und erzählt in zwölf nicht chronologisch angeordneten Kapiteln von drei hochgewachsenen Protagonistinnen, die alle den Namen Anna tragen. Anna 1 bringt in den 1960er Jahren ein riesiges Baby zur Welt. Die Beine überragen den Kinderwagen, auf dem Dreirad reichen Anna 2 die Knie bis an die Ohren. Während die Mutter noch sehr unmittelbar mit der Größe ihrer Tochter zurechtkommen muss, leidet Anna 2 auch Jahre später noch wegen ihrer „schrecklichen Unproportionalität“. Sie verlässt das Dorf, kehrt nach einiger Zeit allerdings wieder in ihre Heimat zurück und ist mittlerweile selber Mutter. Anna 3 kann als Jugendliche gelegentlich von ihrer Körpergröße profitieren und hat zum Beispiel kaum Probleme, ohne Ausweis in die örtliche Diskothek zu gelangen. Sie verliebt sich in den Bademeister Marco und findet endlich jemanden auf Augenhöhe.[3][4]

Aktuell studiert Oberländer in der Masterklasse von Anke Feuchtenberger, arbeitet als Multimedia-Assistentin für den Norddeutschen Rundfunk und beteiligt sich an der Organisation des Hamburger Comicfestivals.[2][6]

Häufig geht es laut Oberländer in ihren Geschichten um zwischenmenschliche Probleme, ohne dass sie sich dieses Thema explizit vornehme, sondern sie „komme da einfach immer wieder an“. Irritierende Alltagserlebnisse oder Gespräche assoziiere sie am Ende fast immer mit dem „Grundproblem“ zwischenmenschlichen Verhaltens – „[w]ie man so ist und wie man sein will und wie das mit dem Umfeld zusammenpasst“.[1]

Oberländer zeichnete ihr Erstlingswerk Anna mit Bleistift in einer klaren, schnörkellosen Bildsprache. Viele Flächen bleiben weiß, Farbe setzt Oberländer nur reduziert ein. Die verschiedenen Zeitebenen verdeutlicht sie durch unterschiedliche Farbgebung und Stile: So ist beispielsweise die Kindheit von Anna 1 in Schwarz-Weiß gehalten, die späten 1950er sind Rostbraun koloriert.[3] Strenge Konturen grenzen die kräftigen Farbflächen voneinander ab. Das Lettering gestaltet Oberländer ebenfalls unterschiedlich: Mal setzt sie die Schrift in schlanken, leicht geneigten Großbuchstaben, an anderer Stelle in altmodisch wirkender Schreibschrift.[4]

Veröffentlichungen

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Kritiken und Auszeichnungen

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Laut Eva Königshofen in die Die Tageszeitung ist Anna eine Mischung aus „Portrait gleich mehrerer Generationen, Familienaufstellung und Coming-of-Age-Story“. Die Geschichte stehe metaphorisch „fürs Nicht-ganz-Reinpassen, für ungewolltes Auffallen, aber auch vermeintliches Drüberstehen“. Sowohl die sprachliche als auch die Bildebene zeugen von „mal schrägem, mal trockenem und immer feinem Humor“.[3] Barbara Buchholz hält in Der Tagesspiegel fest, Anna erzähle mit „besonderen grafischen Mitteln von großen Frauen“ und behandelte „anhand dreier Generationen Frauen das Großsein als Zeichen für Anderssein und als Ursache für Ausgrenzung“.[4] Rezensistin Martina Knoben zeigt sich in die Süddeutsche Zeitung ebenfalls angetan von Oberländers Debüt, mit dem sie sämtliche Möglichkeiten des Mediums Comic ausschöpfe. Den teilweise „sehr humorvollen Zeichnungen“ sehe man „nicht nur das Talent, sondern auch die Freude am eigenen Handwerk an“. Dadurch gewinne die recht schwermütige Geschichte an Leichtigkeit.[7]

Als siebte Preisträgerin erhielt Oberländer aus 105 Bewerbern 2021 für Anna den mit 20.000 EUR dotierten Comicbuchpreis der Berthold Leibinger Stiftung. In der Begründung durch den Jury-Vorsitzenden Andreas Platthaus heißt es, mit Anna habe die Comickünstlerin ein „ebenso witziges wie herausforderndes Lehrstück geschrieben und gezeichnet“. Dabei erzähle sie „nicht mit erhobenem Zeigefinger [...], sondern als Groteske mit Tiefgang“. Das Werk wolle denjenigen Mut machen, die wegen Äußerlichkeiten ausgegrenzt werden.[6][8]

2022 wurde Oberländer mit dem Sonderpreis „Neue Talente“ Illustration beim Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.[9]

Einzelnachweise

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  1. a b Interview mit Mia Oberländer. In: siebenaufeinenstrich.de. Abgerufen am 5. Februar 2022.
  2. a b Le Monde diplomatique – Comics. In: monde-diplomatique.de. 7. Oktober 2021, abgerufen am 5. Februar 2022.
  3. a b c d Eva Königshofen: Vom Großsein als Frau. In: taz.de. 14. September 2021, abgerufen am 5. Februar 2022.
  4. a b c d Barbara Buchholz: Aus der Vogelperspektive. In: tagesspiegel.de. 5. November 2021, abgerufen am 5. Februar 2022.
  5. Wie eine Riesin. In: spiegel.de. 29. Dezember 2021, abgerufen am 5. Februar 2022.
  6. a b Masterstudentin erhält Leibinger Comicpreis. In: haw-hamburg.de. 12. November 2020, abgerufen am 5. Februar 2022.
  7. Martina Knoben: Mia Oberländer – Anna. In: perlentaucher.de. Abgerufen am 12. Februar 2022 (u. a. mit Notiz zur Rezension in die Süddeutsche Zeitung vom 30. November 2021).
  8. Comicbuchpreis 2021 geht an Mia Oberländer. In: reddition.de. 2021, abgerufen am 5. Februar 2022.
  9. Sonderpreis "Neue Talente" Illustration. In: jugendliteratur.org. 2022, abgerufen am 22. Oktober 2022.