Nachtwächter-Brunnen (Hannover)

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Der Nachtwächter-Brunnen auf dem Lindener Marktplatz vor dem Neuen Lindener Rathaus
Der Horn blasende Nachtwächter mit Wachhund, Laterne und Hellebarde

Der Nachtwächter-Brunnen in Hannover ist eine denkmalgeschützte Brunnenanlage nach einem Modell des Bildhauers Hans Dammann im heute hannoverschen Stadtteil Linden-Mitte. Die von Bürgern der ehemals selbstständigen Industriestadt Linden im Jahr 1896 gestiftete Anlage gehört zur ursprünglichen Ausstattung des Lindener Marktplatzes – „[...] seit jenem Jahr wird hier Wochenmarkt gehalten“.[1]

Geschichte und Beschreibung

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Nachdem die Ausschreibung eines Wettbewerbs für den in der Stadt Hannover am Holzmarkt gewünschten Oskar-Winter-Brunnen beendet war, hatten die Einsender im Jahr 1895 insgesamt 35 verschiedene Brunnenmodelle vorgeschlagen, die dann im Kestner-Museum ausgestellt wurden. Dort fand sich auch das Modell „Der Thürmer“, das vermutlich an den alten Türmer der Marktkirche in der Altstadt Hannovers erinnern sollte:[2] Friedrich Schwarze hieß der letzte Türmer Hannovers, der bis 1907 seinen Dienst im Kirchturm versah und dessen Vorgänger abends von den jeweiligen Nachtwächtern abgelöst worden waren.[3]

Zwar war das Modell „Der Thürmer“ nicht auf einen der ersten Plätze nach der Ausschreibung gewählt worden, doch Hermann Heinrich Stephanus, der hannoversche Senator[2] und stellvertretende Bürgermeister des zur eigenständigen Industriestadt erhobenen Ortes Linden[4] zeigte sich begeistert. Er empfahl dem Lindener Magistrat,[2] der kurz zuvor im Jahr 1894 den neuen Lindener „Marktplatz“ anlegen ließ,[5] den Ankauf des „Thürmers“ mittels Spenden. Doch der Vorschlag stieß anfangs auf ein geteiltes Echo, da der Thürmer-Brunnen zum einen für Hannover offenbar nicht gut genug gewesen war, und zum anderen in die seinerzeit selbständige und aufstrebende Industriestadt Linden ein „Nachtwächter“ kaum als geeignetes Symbol für Fortschritt und Moderne erschien. In den hannoverschen und lindener Tageszeitungen war darüber hinaus zu lesen, dass keine Lindener Künstler beteiligt worden waren, da der Brunnenentwurf von dem Bildhauer Hans Dammann aus Berlin stammte.[2]

Doch Stephanus argumentierte geschickt mit einer eigenen Spende von 5000 Mark und führte damit die Liste der Spender aus Bürgern und Firmen an, die bereits im Winter 1895 knapp 16000 Mark zusammengebracht hatten. Kaum ein Jahr später konnte der „Nachtwächter-Brunnen“ an seinem ersten Standort gegenüber der Einmündung der Schwalenberger Straße und in Sichtweite der Villa Stephanus mit einem Festakt im September 1896 eingeweiht werden,[2][6] noch vor dem Baubeginn des Neuen Lindener Rathauses.[7]

Um 1914 wurde der Nachtwächter-Brunnen dann auf seinen endgültigen Platz versetzt.[8]

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten und dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde die Skulptur des Nachtwächters im Zuge der „Ablieferungspflicht“ für die Rohstoff-Sammlungen zur Einschmelzung und Nutzung zu militärischen Zwecke abgebaut.[2]

Erst nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland konnte der Nachtwächter und sein Hund im Jahr 1949 schließlich doch noch wieder aufgefunden werden – in Hamburg. Lediglich die ehemals am Brunnen angebrachten Symbole für die Nacht, der Kater und die Fledermäuse, blieben verschwunden. Und auch der alte Sockel war zerstört worden. Da auch der ehemalige „Gutenberg-“ beziehungsweise Ebhardt-Brunnen vor dem Neuen Rathaus der Landeshauptstadt Hannover nicht mehr benötigt wurde, wurde dessen Sockel nun am Lindener Marktplatz aufgestellt, so dass der Nachtwächter 1950 an seinen alten Standort zurückkehren konnte. Die vier heute noch sichtbaren Löcher am Sockel trugen ursprünglich ein Schild mit einer Widmung von Heinrich Ebhardt.[2]

  • Rainer Ertel: Nachtwächter-Brunnen. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 459.
  • Rainer Ertel, Ernst-Friedrich Roesener: Hannoversches Brunnenbuch. Wasserspiele und Brunnen in Hannover. Exemplarisches und Dokumentarisches, Hannover: Fackelträger-Verlag, 1988, ISBN 3-7716-1497-X.
Commons: Nachtwächterbrunnen (Hannover) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Ilse Rüttgerodt-Riechmann: Lindener Berg. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 2, Bd. 10.2, hrsg. von Hans-Herbert Möller, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1985, ISBN 3-528-06208-8, S. 118f.; hier: S. 119; sowie Linden-Mitte im Addendum: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege, S. 22f.
  2. a b c d e f g Rainer Ertel, Ernst-Friedrich Roesener: Nachtwächter-Brunnen, in dies.: Brunnen in Hannover: Wasserspiele und Brunnen in ihren Stadtteilen, mit einem Beitrag von Ludwig Zerull, gefördert durch die Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung, Hannover: Cartoon-Concept Agentur und Verlags GmbH, 1998, ISBN 3-932401-03-4, S. 64f.
  3. Hans Werner Dannowski: „Dann fahren wir nach Hannover“. Ansichten und Eindrücke aus einer Stadt, mit acht Collagen von Siegfried Neuenhausen, Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft, 2000, ISBN 3-87706-569-4; S. 67f.; großteils online über Google-Bücher
  4. Klaus Mlynek: Stephanus, (1) Hermann Heinrich. In: Stadtlexikon Hannover. S. 603
  5. Helmut Zimmermann: Lindener Marktplatz, in derselbe: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover, Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 161
  6. Vergleiche die Fotografie aus dem Jahr 1896, laut Abbildungsverzeichnis im Besitz des Historischen Museums am Hohen Ufer
  7. Helmut Knocke: Lindener Rathäuser. In: Stadtlexikon Hannover, S. 410
  8. Helmut Knocke, Hugo Thielen: Lindener Marktplatz. In: Hannover. Kunst- und Kultur-Lexikon. Handbuch und Stadtführer, Neuausgabe, 4., aktualisierte und erweiterte Auflage, Springe: zu Klampen, S. 167

Koordinaten: 52° 22′ 0,9″ N, 9° 42′ 52,2″ O