Neubronner (Geschlecht)

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Stammwappen derer Neubronner („Newpruner“) in Johann Siebmachers Wappenbuch von 1605

Neubronner, auch Neubronn von Eisenburg ist der Name eines Ulmer Patriziergeschlechts, bzw. nach mehrfachen Nobilitierungen, eines deutschen Adelsgeschlechts.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Ulmer Patriziergeschlecht stammt aus Niederhausen bei Neu-Ulm[1] und wurde im Jahr 1281 zuerst urkundlich genannt. Johannes der Niwbronner von Husen erwarb am 21. August 1340 das Bürgerrecht der Reichsstadt Ulm.[1] Die durchgängige Stammreihe beginnt mit Peter Neubronner (1430–1484). Für den Handelsmann in Ulm, Lorenz Neubronner, erging am 23. Juli 1560 ein erbländisch-österreichischer Wappenbrief mit Lehnsartikel. Unter seinen Söhnen Daniel (1533–1605) und Tobias (1551–1620) teilte sich das Geschlecht in seine zwei Hauptlinien.

Die erste Linie Neubronn von Eisenburg auch Neubronn-Eisenburg wurde am 3. April 1606 mit Wappenmehrung (Eisenburg) in den Reichsadelstand aufgenommen. Von 1601 bis 1671 besaß die Familie die Herrschaft Eisenburg, 1608–1721 das Schlossgut Grünenfurt und bis 1718 das Schlossgut Trunkelsberg, wobei hier die hohe und niedere Gerichtsbarkeit bis 1729 bei der Familie verblieben war.[2]

Sibylla Rosina Fingerlin, geb. Neubronner von Eisenburg (1660–1716)

Eine Tochter des Marx Neubronner von Eisenburg war Sibylla Rosina Neubronner von Eisenburg (1660–1716). Sie heiratete 1683 den Ulmer Handelsherrn und Senator Johann Daniel Fingerlin (1640–1704) und betätigte sich im religiösen Bereich schriftstellerisch.[3] Die Linie Neubronn von Eisenburg erwarb mit dem Sohn des Ulmer Senators Albrecht Daniel Neubronner von Eisenburg († 1691), dem Hauptmann Marx Tobias Neubronn von Eisenburg († 1737), das Gut Kleinglattbach, welches er ab 1715 mit seiner Familie bewohnte.[4] Die Linie Neubronn von Eisenburg bediente sich in Baden und Württemberg[5] unbeanstandet des Freiherrntitels.

Marx Tobias Neubronner (1631–1703), 1669 als Reichstagsgesandter der Reichsstadt Ulm nach Regensburg, nachmals Stadtammann von Ulm

Die zweite Linie erfuhr die Hebung in den Reichsadel am 11. Dezember 1669 sowie am 2. August 1714 eine Bestätigung, sich nach den Gütern nennen zu dürfen. Als 1745 der kurz zuvor in der Reichsstadt Frankfurt gekrönte neue Kaiser Franz I. mit seiner Gemahlin Maria Theresia und großem Gefolge die Reichsstadt Ulm besuchte, wurden sie vor dem Tor der Stadt vom ganzen Magistrat auf Knien empfangen. Der Bürgermeister Franz Daniel von Neubronner (1700–1766) hielt die Anrede, während die Ratsglieder Marcus Tobias Neubronner und Johann Georg Seutter von Lötzen dem Kaiser die Stadtschlüssel überreichten.[6] Am 7. Juli 1810 wurde die Familie bei der Bayerischen Ritterschaft immatrikuliert. Um 1813 war die Familie in Ulm eine von den zehn letzten altadeligen Patriziergeschlechtern, die ihren politischen Status als solche infolge des Endes des alten Kaiserreiches eingebüßt hatten.[7] Die Familie besaß einen Anteil an der Herrschaft Balzheim, seit 1758 das Schlossgut Holzschwang, die Rittergüter Matzenbach und Harthausen mit Schloss Lichtenegg. Kurzzeitig war auch Schloss Mühlhausen an der Enz bei der Familie, Schloss Guggenberg ist es gegenwärtig.

Ein weiterer Zweig gehörte dem Kemptener Patriziat an. In Innsbruck am 27. Februar 1563 erhielten die Brüder und Vettern Peter, Matthias, Martin, Johann, Jacob, Georg und Peter Neubronner einen kaiserlichen Wappenbrief.[1] Dieser Zweig ließ im 18. Jahrhundert in Kempten das Neubronner Haus sowie das Rotschlößle erbauen. Der Handelsherr Matthäus Philipp Neubronner (1714–1785) war ab 1778 Bürgermeister der Reichsstadt Kempten.[8][9] Am 5. August 1805 erhielten die Brüder Johann Adam und Matthäus Philipp Neubronner, Großhändler in Kempten, den Reichs- und kurfürstlich pfalzbayerischen Ritterstand mit dem Prädikat „Edler“.[10] Der Erstgenannte hatte 1792 seine Verwandte Anna Euphrosina aus der Ulmer Patrizierlinie, Tochter des Rats- und Proviantherrn Marx Tobias von Neubronner, geheiratet.[11] Daher rührt auch das Neubronner-Allianzwappen am Portal des Neubronnerhauses.[12] Der Letztgenannte wurde am 18. März 1809 im Königreich Bayern bei der Ritterklasse immatrikuliert.[1]

Angehörige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Stammwappen (1560) zeigt in Rot einen laufenden Brunnen mit zwei Röhren und Quadersteinkasten. Auf dem Stechhelm mit rot-silbernen Decken ein wachsender roter Löwe.

Das Wappen (1606) ist geviert, 1 und 4 zeigt das Stammwappen, 2 und 3 in Blau auf schwarz aufgemauerten Schildfuß ein dreigezinnte silberne Burg mit zwei gezinnten Türmen darüber je ein goldenes Hufeisen (Eisenburg). Auf dem Helm mit rechts rot-silbernen und links blau-goldenen Decken der goldgekrönte rote Löwe wachsend, mit der Rechten ein goldenes Hufeisen haltend, die Stollen nach obengekehrt, dazwischen ein Pfauenspiegel.

Das Wappen (1669) zeigt das Stammwappen (auf dem Brunnen ein sitzender goldener Löwe mit erhobenen Vordertatzen). Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein goldener Löwe wachsend (auch rot dargestellt), einen grünen Palmzweig mit der Linken über sich haltend.

Das Wappen (1805) zeigt in Blau auf grünem Hügel einen rund gemauerten silbernen Ziehbrunnen mit verziertem eisernen Oberbau und Schöpfeimer an der Rolle. Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein wachsender gekrönter roter Löwe.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d GHdA, Adelslexikon, Band IX, Band 116 der Gesamtreihe, Limburg an der Lahn 1998, S. 380.
  2. Philipp Jakob Karrer: Memminger Chronik, Memmingen 1805, S. 346 f.
  3. Albrecht Weyermann: Nachrichten von Gelehrten und Künstlern, Band 2, Ulm 1829, S. 101 und 104.
  4. Friedrich Cast: Historisches und genealogisches Adelsbuch des Königreichs Württemberg, Band 1, Stuttgart 1839, S. 452 f.
  5. Neuer Nekrolog der Deutschen, Band 2, Weimar 1835, S. 829 f.
  6. Carl Reichard: Geschichte der Kriege und Bürgerbewaffnung Ulms, Ulm 1832, S. 190.
  7. Philipp Ludwig Hermann Röcker: Neueste Kunde von dem Königreiche Baiern, Prag 1813, S. 214.
  8. Lobrede auf den Herrn Bürgermeister, Matthäus Philipp Neubronner den 8 May 1785 an seinem Grab gehalten von Johann Georg Lunz (Online-Ansicht)
  9. Siegmund von Bibra: Journal von und für Deutschland, 1788, S. 77 f.
  10. Regierungsblatt für die kurpfalzbaierische Provinz in Schwaben, Ulm 1805, S. 871.
  11. Ulms Volksliste, pro 1792, S. 203.
  12. Kreisbote am 25. Januar 2016: Das Neubronnerhaus auf dem Rathausplatz (Abgerufen am 19. Juni 2019.)
  13. Taunusnachrichten am 17. Dezember 2014: Neubronners Brieftaubenfotografie wird im Stadthaus Ulm gezeigt (Abgerufen am 19. Juni 2019.)
  14. Albrecht Weyermann: Neue historisch-biographisch-artistische Nachrichten von Gelehrten und Künstlern, Ulm 1829, S. 363.