Steenvoorde

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Steenvoorde
Stêenvôorde
Steenvoorde (Frankreich)
Steenvoorde (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Hauts-de-France
Département (Nr.) Nord (59)
Arrondissement Dunkerque
Gemeindeverband Cœur de Flandre Agglo
Koordinaten 50° 49′ N, 2° 35′ OKoordinaten: 50° 49′ N, 2° 35′ O
Höhe 8–67 m
Fläche 29,82 km²
Einwohner 4.324 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 145 Einw./km²
Postleitzahl 59114
INSEE-Code
Website www.mairie-steenvoorde.fr

Rathaus (Hôtel de ville)

Steenvoorde (westflämisch Stêenvôorde, Aussprache [stɛ̃vɔʁd]) ist eine französische Gemeinde mit 4.324 Einwohnern (Stand: 1. Januar 2021) im Département Nord in der Region Hauts-de-France. Sie gehört zum Arrondissement Dunkerque und ist Mitglied im Gemeindeverband Cœur de Flandre Agglo. In Steenvoorde wird auch Westflämisch gesprochen. Die Bewohner werden Steenvoordois und Steenvoordoises genannt.

Die Gemeinde erhielt 2023 erneut die Auszeichnung „Drei Blumen“, die vom Conseil national des villes et villages fleuris (CNVVF) im Rahmen des jährlichen Wettbewerbs der blumengeschmückten Städte und Dörfer verliehen wird. Im Jahre 2017 war dies zum ersten Mal der Fall.[1][2]

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage von Steenvoorde im Arrondissement Dunkerque
Bodennutzung, Hydrografie und Infrastruktur der Gemeinde (2018)

Die Kleinstadt Steenvoorde liegt in Französisch-Flandern im äußersten Norden Frankreichs, etwa 29 Kilometer südöstlich von Dünkirchen und etwa 40 Kilometer nordwestlich von Lille an der Grenze zu Belgien. Die Gemeinde befindet sich in der Région naturelle Houtland nördlich der Hügelkette der Monts de Flandre. Neben dem geschlossenen Siedlungsbild des Kernortes liegen im Gemeindegebiet von Steenvoorde die Ortsteile Le Riveld und Saint-Laurent sowie zahlreiche verstreute Einzelhöfe.

Das Gemeindegebiet wird von zahlreichen Bächen durchzogen, die über die Ey Becque (auch Heidebeek genannt) in Richtung Norden zur Yser entwässern. Das Zentrum liegt auf einer Höhe von etwa 20 m. Das Relief ist vergleichsweise eben. Es fällt im äußersten Norden bis auf m ab und steigt im Westen auf 67 m an.

Ein Teil des östlichen Gebiets von Steenvoorde gehört zur ZNIEFF-Naturzone „Bois de Beauvoorde“ (310030091).[3]

Rund 91 % der Fläche der Gemeinde werden landwirtschaftlich genutzt, der Anteil bebauter Fläche beträgt etwa 5 %, etwa 2 % sind bewaldet (Bois de Beauvoorde), rund 2 % entfallen auf industrielles oder gewerbliches Gelände (Stand: 2018).[4]

Nachbargemeinden von Steenvoorde sind Winnezeele im Norden, Poperinge (Belgien) im Nordosten, Godewaersvelde im Südosten, Eecke im Süden, Terdeghem im Südwesten, Cassel im Westen sowie Oudezeele im Nordwesten.

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name der Gemeinde leitet sich aus den germanischen staina „Stein“ und furdu „Furt“ ab. Formen waren in der Folge „Stanfort“ (1115), „Steinforth“ (1115 und um 1220), „Stenforht“ und „Stenforthe“ (1120), „Stenfort“ (1121), „Steynfort“ (1121), „Steinfort“ (1123 und 1125), „Stainfort“ (1126), „Stenford“ (1127 und 1128), „Stenforda“ (1144), „Stenvorda“ (1145), „Stenuorda“ (1175), „Stenuord“ (1187).[5]

Dieser Name erinnert daran, dass an diesem Ort, der bereits ein Durchgangsort war, die Römerstraße, die Boulogne-sur-Mer, Thérouanne, Cassel, Wervik, dann Bavay, Reims oder Köln verband, den Fluss Ey Becque durch eine Steinfurt überquerte.[6]

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2006 2013 2020
Einwohner 3663 3761 3879 4021 4010 4025 3964 4010 4341
Quellen: Cassini und INSEE

Im Jahr 1896 wurde mit 4476 Bewohnern die bisher höchste Einwohnerzahl ermittelt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kirche Saint-Pierre aus dem 17. Jahrhundert. Die Kirche birgt zahlreiche Ausstattungsgegenstände, die in der Base Palissy gelistet sind, darunter eine große Anzahl, die als Monument historique der beweglichen Objekte klassifiziert sind.
  • Ehemaliges Pfarrhaus aus dem Jahr 1664, Fassaden und Dächer, die zur Straße führen, sind seit 1943 als Monument historiqueklassifiziert[7]
  • Moulin du nord / Nordmeulen, eine aus dem 16. Jahrhundert stammende ehemalige Holländerwindmühle, seit 1977 als Monument historique eingeschrieben[8]
  • Moulin du sud / Drievenmeulen, eine aus dem 18. Jahrhundert stammende ehemalige Holländerwindmühle, seit 1977 als Monument historique eingeschrieben[9]
  • Kapelle Sainte-Rita-Saint-Joseph im Weiler le Ryveld, erbaut 1952
  • Reste einer mittelalterlichen Erdhügelburg im Weiler Hofhelot, seit 1979 als Monument historique eingeschrieben[10]

Folklore und Karneval[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Festival der Riesen 2006
Blédina-Werk Steenvoorde

In Steenvoorde gibt es wie in anderen Städten Nordfrankreichs und Belgiens die Tradition der Riesen-Prozession (Géants). Die Riesen sieht man zur Karnevalszeit, am letzten Wochenende im April und bei vielen anderen regionalen Festen. 2006 fand in Steenvoorde das Europäische Festival der Riesen statt. Seit 2005 werden die Aufführungen von der UNESCO unter dem Titel Prozessionen der Riesen und Drachen aus Belgien und Frankreich als Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit geführt.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ansässige Unternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den größten Unternehmen in Steenvoorde[11] gehören

  • Blédina, ein Hersteller von Babynahrung im Konzern Danone
  • der Kühlschrank- und Kühlsystemehersteller Conhexa
  • Spinnerei Textile des Dunes
  • Druckerei Nord'Imprim

Im Gebiet der Kleinstadt sind 94 Landwirtschaftsbetriebe ansässig (Anbau von Getreide, Hülsenfrüchten, Ölsaaten, Strauchfrüchten und Gemüse, Zucht von Pferden, Rindern und Geflügel, Schweinehaltung).[12]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch das Stadtgebiet von Steenvoorde führt die Autoroute A25 von Lille nach Dünkirchen mit der Anschlussstelle 13 östlich des Ortskerns und den Autobahnraststätten Aire de Service de Saint-Eloi auf der Westseite und Aire de Service de Saint-Laurent auf der Ostseite. Die Departementsstraße D 948, die ehemalige Route nationale 348, von Cassel nach Poperinge in Belgien durchquert das Gemeindegebiet von West nach Ost, wobei sie um den Stadtkern als D 37 herumgeführt wird. Die Departementsstraße D 947, die ehemalige Route nationale 347 von Lens nach Bray-Dunes, durchquert die Gemeinde von Süd nach Nord. Die nachgeordneten Departementsstraßen D 18, D 37, D 168 und lokale Landstraßen verbinden das Stadtzentrum mit den Weilern der Gemeinde und weiteren Nachbargemeinden.

Busse von drei Linien der Transportgesellschaft Arc-en-Ciel des Départements Nord verbinden die Stadt mit Dünkirchen, Houtkerque, Boeschepe, Hazebrouck und Armentières über Bailleul.[13] Die Verkehrsgesellschaft De Lijn betreibt seit September 2023 eine grenzüberschreitende Buslinie von Hazebrouck nach Poperinge mit zwei Haltestellen in Steenvoorde.[14]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michel Spanneut (1919–2014), französischer Altkirchenhistoriker, geboren in Steenvoorde

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Le Patrimoine des Communes du Nord. Flohic Editions, Band 2, Paris 2001, ISBN 2-84234-119-8, S. 1552–1555.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Steenvoorde – Sammlung von Bildern

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Steenvoorde. Conseil national des villes et villages fleuris, abgerufen am 15. Mai 2024 (französisch).
  2. Ville fleurie. Gemeinde Steenvoorde, abgerufen am 15. Mai 2024 (französisch).
  3. Biodiversité dans les territoires - Steenvoorde. Inventaire national du patrimoine naturel (INPN), abgerufen am 15. Mai 2024 (französisch).
  4. Répartition des superficies en 15 postes d’occupation des sols (métropole). CORINE Land Cover, 2018, abgerufen am 15. Mai 2024 (französisch).
  5. Maurits Gysseling: Toponymisch Woordenboek van België, Nederland, Luxemburg, Noord-Frankrijk en West-Duitsland (vóór 1226). Koninklijke Academie voor Nederlandse Taal en Letteren (KANTL), 1960, S. 935, abgerufen am 15. Mai 2024 (niederländisch).
  6. Patrimoine. Gemeinde Steenvoorde, abgerufen am 15. Mai 2024 (französisch).
  7. Eintrag in der Base Mérimée des Kulturministeriums. Abgerufen am 15. Mai 2024 (französisch).
  8. Eintrag in der Base Mérimée des Kulturministeriums. Abgerufen am 15. Mai 2024 (französisch).
  9. Eintrag in der Base Mérimée des Kulturministeriums. Abgerufen am 15. Mai 2024 (französisch).
  10. Motte féodale in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  11. mairie-steenvoorde.fr/entreprises. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. September 2011; abgerufen am 12. Februar 2011 (französisch).
  12. Landwirtschaftsbetriebe auf annuaire-mairie.fr (französisch)
  13. Plan du périmètre Flandres - Arc en Ciel. Arc-en-Ciel, abgerufen am 15. Mai 2024 (französisch).
  14. 62 - Hazebrouck - Steenvoorde - Abele - Poperinge. De Lijn, abgerufen am 15. Mai 2024.