Tellmuscheln

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Tellmuscheln

Eurytellina lineata Turton, 1819

Systematik
Unterklasse: Heterodonta
Euheterodonta
Überordnung: Imparidentia
Ordnung: Cardiida
Überfamilie: Tellinoidea
Familie: Tellmuscheln
Wissenschaftlicher Name
Tellinidae
de Blainville, 1814
Tellina radiata Linnaeus, 1758, Typusart der Gattung Tellina Linnaeus, 1758

Die Tellmuscheln (Tellinidae), auch Plattmuscheln genannt, sind eine sehr große Familie der Muscheln aus der Ordnung Cardiida, die nach Markus Huber 550 Arten enthält. Die ältesten Vertreter der Familie stammen aus dem Valanginium (Unterkreide).[1]

Die kleinen bis mittelgroßen, oft etwas ungleichklappigen und komprimierten (= flachen) Gehäuse sind im Umriss annähernd kreisrund bis länglich-elliptisch oder auch gerundet-dreieckig. Das Vorderende ist meist gerundet, das Hinterende ist oft verlängert, z. T. sogar geschnäbelt. Die linke Klappe ist meist etwas bauchiger als die rechte Klappe oder das Gehäuse ist seitwärts nach rechts gebogen. Die Gehäuse sind fast gleichseitig bis deutlich ungleichseitig. Die Wirbel sind zum Hinterende hin verschoben. Sie sind relativ klein, meist prosogyr, seltener opisthogyr eingedreht. Oft klaffen die Gehäuse an der hinteren Ventralseite ständig.

Das Ligament liegt meist extern oder auch intern in einer Ligamentgrube. Die Schlossplatte ist meist schmal mit zwei Kardinalzähnen in jeder Klappe. Sie sind meist unterschiedlich groß, der größere Lateralzahn ist oft in der Mitte gefurcht und zweispitzig. Lateralzähne können vorhanden sein oder auch fehlen. Die hinteren Lateralzähne sind, wenn vorhanden, weiter von den Kardinalzähnen entfernt als die vorderen Lateralzähne. Es sind zwei, etwa gleich große Muskeleindrücke vorhanden, oft in rechter und linker Klappe etwas unterschiedlich. Der Mantelrand ist sehr tief eingebuchtet, die Mantelbucht erreicht den vorderen Schließmuskel.

Die aragonitische Schale besteht aus einer äußeren kombiniert-prismatischen Schicht, einer mittleren aus Kreuzlamellen und einer inneren komplex-kreuzlamellaren oder homogenen Schicht. Die Oberflächen sind fast glatt oder mit feinen konzentrischen Linien und Gruben, selten auch sehr groben Rippen oder mit Dornen (Tellidora) ornamentiert. Oft verläuft eine Furche oder ein Rücken vom Wirbel zur hinteren unteren Gehäuseecke, oft auch nur auf der rechten Klappe. Viele Formen haben kräftige Farben (Rosa-, Rot- und Gelbtöne) und häufig Strahlenmuster. Das Periostracum ist meist nur sehr dünn und durchscheinend.

Die Muschel hat zwei lange, voneinander getrennte Siphonen. Der Fuß ist groß und kräftig, und seitlich eingeengt.

Geographische Verbreitung, Lebensraum und Lebensweise

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Die Familie ist weltweit verbreitet. Der Schwerpunkt der Diversität ist jedoch in den gemäßigten und wärmeren Meeren.

Die Tellmuscheln leben meist mehr oder weniger tief eingegraben in sandigen, aber auch schlammigen und schlammig-sandigen Böden. Sie stecken auf der Seite liegend oder senkrecht im Sediment und strecken nur die Siphonen an die Sedimentoberfläche. Die Siphonen saugen die Sedimentoberfläche nach Nahrungspartikeln ab. Andere Arten sind ausschließlich Filtrierer.

Die Sedimentoberfläche wird mit dem langen Einströmsipho quasi abpipettiert. Die Gehäuse stecken oft nicht senkrecht oder waagrecht im Sediment, sondern liegen seitlich auf der linken Klappe, das etwas noch rechts gebogene Hinterende zeigt nach oben.

Zur Nutzung der Tellmuscheln wird der Meeresboden mit netzartigen Geräten durchgepflügt; im Netz finden sich dann größere und kleinere Muscheln und Krebse, aber auch Steine o. ä. Die kleineren sollen zurück ins Meer gegeben werden. Die größeren können zum Verzehr zubereitet werden.[2]

Das Taxon wurde 1814 von Henri Marie Ducrotay de Blainville als tellinacées begründet.[3] Das Taxon wurde auch nach der Latinisierung de Blainville zugeschrieben, sodass de Blainville auch nach den heutigen Nomenklaturregeln als Autor des Taxons gilt. Die MolluscaBase akzeptiert das Taxon als gültig.[4]

  • S. Peter Dance, Rudo von Cosel (Bearb. der deutschen Ausgabe): Das große Buch der Meeresmuscheln. 304 S., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 1977, ISBN 3-8001-7000-0 (S. 255)
  • Markus Huber: Compendium of bivalves 2. A full-color guide to the remaining seven families. 907 S., Hackenheim, ConchBooks 2015. ISBN 978-3-939767-63-3 (S. 705)
  • Rudolf Kilias: Lexikon Marine Muscheln und Schnecken. 2. Aufl., 340 S., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1997, ISBN 3-8001-7332-8 (S. 303)
  • Raymond Cecil Moore (Hrsg.): Treatise on invertebrate paleontology. Part N. Mollusca, 6, Bivalvia 2. XXXVIII, S.N490-N951., New York, 1969 (S.N613).
  • Guido Poppe und Yoshihiro Goto: European Seashells Volume 2 (Scaphopoda, Bivalvia, Cephalopoda). 221 S., Verlag Christa Hemmen, Wiesbaden 1993 (2000 unv. Nachdruck), ISBN 3925919104 (S. 109)
  • Markus Huber: Compendium of Bivalves 2. A full-color guide to the remaining seven families. A systematic listing of 8'500 bivalve species and 10'500 synonyms. 907 S., Hackenheim, ConchBooks 2015, ISBN 978-3939767633 (S. 564–746).

Einzelnachweise

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  1. Yasuo Kondo und Shin-ichi Sano: Origination of extant heteroconch families: Ecological and environmental patterns in post-Paleozoic bivalve diversification. Palaeontological Research, 13: 39-44, Tokyo 2009 doi:10.2517/1342-8144-13.1.039
  2. wocomoTRAVEL: Carmargue, zwischen Himmel und Meer (360° - GEO Reportage) auf YouTube, 30. März 2017, abgerufen am 25. Februar 2024 (Laufzeit: 52:14 min).
  3. Henri Marie Ducrotay de Blainville; Mémoire sur la classification méthodique des animaux mollusques, et établissement d#une nouvelle considération pour y parvenir. Bulletin des Sciences par la Société Philomatique de Paris, 1: 175-180, Paris 1814 Online bei www.biodiversitylibrary.org (S. 179)
  4. MolluscaBase: Tellinidae Blainville, 1814
  5. Nomenclator Zoologicus: Sylvanus (Memento des Originals vom 28. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/uio.mbl.edu